Wohnbach
Wohnbach ist mit rund 1100 Einwohnern der kleinste Ortsteil der Gemeinde Wölfersheim im hessischen Wetteraukreis.
Wohnbach Gemeinde Wölfersheim | |
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Höhe: | 152 m ü. NHN |
Fläche: | 8,91 km²[1] |
Einwohner: | 1063 (31. Dez. 2013)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 119 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1970 |
Postleitzahl: | 61200 |
Vorwahl: | 06036 |
Ortsansicht |
Lage
Wohnbach liegt gut 2 km nördlich von Wölfersheim, dem größten Ortsteil der gleichnamigen Gemeinde. Südlich der Ortslage erhebt sich der 198 Meter hohe Windmühlskopf. Der Waschbach nördlich des Dorfes entwässert die leicht nach Osten abfallende Gemarkung über Berstadt hin zur rund fünf Kilometer entfernt vorbeifließenden Horloff. Die Gemarkungsfläche beträgt 891 Hektar, davon sind 230 Hektar bewaldet (Stand: 1961).
Geschichte
Wohnbach wurde erstmals am 12. Juni 771 im Lorscher Codex in einer Schenkung des Morico an das Kloster Lorsch als Wanabach (wanabach – leerer Bach) erwähnt.[3] Das Historische Ortslexikon für Hessen gibt für 1017 die Namensform Wanebach an.[1]
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen genehmigte die Landesregierung mit Wirkung vom 31. Dezember 1970 den Zusammenschluss der Gemeinden Wohnbach, Melbach, Södel und Wölfersheim im Landkreis Friedberg zu einer Gemeinde mit dem Namen Wölfersheim.[4]
Territorialgeschichte und Verwaltung
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Wohnbach lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][5][6]
- vor 1806: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Solms-Laubach (Anteil an der Herrschaft Münzenberg), Amt Utphe
- ab 1806: Rheinbund, Großherzogtum Hessen (durch Rheinbundakte), Oberfürstentum Hessen, Amt Utphe (der Grafschaft Solms-Laubach)[7]
- ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Utphe[8] (der Grafschaft Solms-Laubach)
- ab 1820: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Utphe (Patrimonialgericht: Standesherrliches Amt Utphe des Grafen Solms-Laubach)
- ab 1822: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Hungen (Trennung zwischen Justiz (Landgericht Laubach; 1822 gingen die Rechte des „standesherrlichen Amts Laubach“ an das Landgericht über, wo sie im Namen der Standesherren ausgeübt wurden) und Verwaltung)[9]
- ab 1837: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Grünberg
- ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Friedberg
- ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Friedberg
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Friedberg
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Friedberg
- ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Friedberg
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Friedberg
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Friedberg
- am 31. Dezember 1972 wurde Wohnbach der Gemeinde Wölfersheim eingegliedert.
- ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Wetteraukreis
Gerichte seit 1803
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Wohnbach ab 1806 das „Patrimonialgericht der Grafen Solms-Laubach“ in Wohnbach zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Die zweite Instanz für die Patrimonialgerichte waren die standesherrlichen Justizkanzleien. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.
Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821–1822 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übergingen. Ab 1822 ließen die Grafen Solms-Laubach ihre Rechte am Gericht durch das Großherzogtum Hessen in ihrem Namen ausüben. „Landgericht Laubach“ war daher die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht das für Wohnbach zuständig war. Auch auf sein Recht auf die zweite Instanz, die durch die Justizkanzlei in Hungen ausgeübt wurde verzichtete der Graf 1823.[10] Erst infolge der Märzrevolution 1848 wurden mit dem „Gesetz über die Verhältnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren“ vom 15. April 1848 die standesherrlichen Sonderrechte endgültig aufgehoben.[11] Mit dem 1. November 1848 wurden Wohnbach an den Landgerichtsbezirk Hungen abgegeben.[12]
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolgedessen die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Hungen“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[13]
Am 1. Juni 1934 wurde das Amtsgericht Hungen aufgelöst und Wohnbach dem Amtsgericht Friedberg zugeteilt.[14] Die übergeordneten Instanzen sind in der Bundesrepublik Deutschland, das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.
Einwohnerentwicklung
Belegte Einwohnerzahlen bis 1970 sind:[1]
Wohnbach: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2013 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1834 | 516 | |||
1840 | 592 | |||
1846 | 617 | |||
1852 | 652 | |||
1858 | 644 | |||
1864 | 619 | |||
1871 | 627 | |||
1875 | 613 | |||
1885 | 625 | |||
1895 | 614 | |||
1905 | 638 | |||
1910 | 631 | |||
1925 | 684 | |||
1939 | 712 | |||
1946 | 1.039 | |||
1950 | 1.033 | |||
1956 | 955 | |||
1961 | 957 | |||
1967 | 948 | |||
1970 | 960 | |||
1980 | 892 | |||
1990 | 886 | |||
1995 | 1.048 | |||
2000 | 1.095 | |||
2005 | 1.048 | |||
2010 | 1.061 | |||
2013 | 1.065 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1]; Gemeinde Wölfersheim:[2] |
Wappen
Das Wappen wurde am 9. April 1964 durch das Hessische Ministerium des Innern genehmigt.
Blasonierung: „Im geteilten Schild oben in Gold ein wachsender, rotbezungter und -bewehrter blauer Löwe, unten in Rot eine silberne Kirche.“[15]
Das Wappen geht auf ein Gerichtssiegel aus dem 18. Jahrhundert zurück. Der obere Teil des Wappen zeigt mit dem halben Löwen ein Detail aus dem Wappen der Grafen von Solms. Die untere Hälfte zeigt die Kirche als Hinweis auf die mittelalterliche Kirche von Wohnbach, die ein Sankt Gotthardspatrozinium war; das Attribut dieses Heiligen ist ein Kirchenmodell.
Sehenswürdigkeiten
Das Wahrzeichen des Ortes ist das alte Rathaus. Die Evangelische Kirche (Wohnbach) entstand 1621. Sehenswert sind die historischen Felsenkeller, die Reste eines römischen Signalturms im Wohnbacher Wald, die Ruine einer römischen Villa rustica im Wohnbacher Hinterwald und ein „Schanzwerk“ mit Graben im Bergheimer Wald.
- Ortsschild
- Altes Rathaus
- Ehemalige Schule
- Evangelische Kirche
- Brunnen
- Erdkeller
- Alte Postkarte
Verkehr und Infrastruktur
In Wohnbach kreuzen sich die Landesstraßen L 3354, die zur Kerngemeinde führt und die L 3136, die den Ort nach Osten mit der Anschlussstelle Wölfersheim der Bundesautobahn 45 verbindet. Der Haltepunkt Berstadt-Wohnbach lag an der Bahnstrecke Friedberg–Mücke. Der Güterverkehr endete am 31. Dezember 1997; der Personenverkehr endete am 4. April 2003. Seitdem wird die Strecke in diesem Bereich nicht mehr befahren.
Wie jeder Ortsteil der Gemeinde Wölfersheim, hat auch Wohnbach eine eigene Freiwillige Feuerwehr. Es gibt in Wohnbach einen Fun- und Bolzplatz oberhalb der Turnhalle, einen Kindergarten „Pusteblume“ und den Fußballverein 1. FC 1963 Wohnbach.
Persönlichkeiten
- Wilhelm Wagner (1848–1900), Mediziner
Weblinks
- Ortsteil Wohnbach im Internetauftritt der Gemeinde Wölfersheim.
- Wohnbach, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Wohnbach In: Hessische Bibliographie[16]
Einzelnachweise
- Wohnbach, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. November 2017). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Einwohnerzahlen HW. In: Internetauftritt. Gemeinde Wölfersheim, archiviert vom Original am 26. August 2016; abgerufen im November 2018.
- Minst, Karl Josef [Übers.]: Lorscher Codex (Band 5), Urkunde 2939, 12. Juni 771 – Reg. 644. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 31, abgerufen am 6. Mai 2019.
- Zusammenschluß der Gemeinden Melbach, Södel, Wohnbach und Wölfersheim im Landkreis Friedberg zur Gemeinde „Wölfersheim“ vom 5. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 3, S. 110, Punkt 110 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,5 MB]).
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
- Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 22, 439 (Online bei google books).
- Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 425 (online bei Google Books).
- Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 135 (online bei Google Books).
- Theodor Hartleben (Hrsg.): Allgemeine deutsche Justiz-, Kameral- und Polizeifama, Band 2, Teil 1. Johann Andreas Kranzbühler, 1832, S. 271 (online bei Google Books).
- Gesetz über die Verhältnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren vom 7. August 1848. In: Großherzog von Hessen (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1848 Nr. 40, S. 237–241 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 42,9 MB]).
- Bekanntmachung, verschiedene Veränderungen in der Bezirkseintheilung der Landgerichte Laubach, Hungen, Lich und Butzbach betreffend vom 5. Oktober 1848 (Hess. Reg.Bl. S. 366)
- Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
- Verordnung über die Umbildung von Amtsgerichtsbezirken vom 11. April 1934. In: Der Hessische Staatsminister (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1934 Nr. 10, S. 63 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 13,6 MB]).
- Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Wohnbach, Landkreis Friedberg vom 9. April 1969. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1964 Nr. 17, S. 538, Punkt 457 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,2 MB]).
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!