Schwarzach bei Schwabach
Schwarzach bei Schwabach (umgangssprachlich: Schwoʳdsa[1]) ist ein Gemeindeteil der kreisfreien Stadt Schwabach (Mittelfranken, Bayern).
Schwarzach bei Schwabach Kreisfreie Stadt Schwabach | |
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Höhe: | 315 (312–320) m ü. NHN |
Einwohner: | 27 (31. Jul. 2014) |
Postleitzahl: | 90126 |
Vorwahl: | 09122 |
Wasserrad in Schwarzach, Blick von Norden (2010) |
Geographische Lage
Das Dorf Schwarzach liegt etwa zwölf Kilometer südlich von Nürnberg, zwei Kilometer östlich von Schwabach und direkt am Zusammenfluss von Rednitz und Schwarzach. Die Staatsstraße 2239 tangiert den Ort südlich. Sie führt zu einer Anschlussstelle der Bundesstraße 2 (0,1 km südwestlich) bzw. nach Neuses (1,1 km nordöstlich).[2]
Geschichte
Frühgeschichte
Das Schwarzachtal wurde bereits in der Steinzeit regelmäßig von Menschen begangen, aber nicht dauerhaft besiedelt, wie mehrere Bodendenkmäler von Freilandstationen belegen. Erste frühe Siedlungsspuren und einige bronzezeitliche Gräber befinden sich nur wenige Kilometer flussaufwärts und datieren auf circa 1600 bis 1300 v. Chr. Es sind bisher etwa 20 Bodendenkmäler aus mesolithischer, neolithischer, sowie aus der Latènezeit qualifiziert.[3]
Zur Zeitenwende galt das gesamte Flusssystem der Regnitz als das Ausbreitungsgebiet der Narisker (siehe Karte 1). Um das Jahr 650 stießen boirische Siedler aus Südosten in das Schwarzachtal vor, diese wurden allerdings etwa 725 von den aus Westen kommenden Franken wieder zurückgedrängt. Urkundlich erstmals erwähnt werden die Nachbarorte Schwabach 1117, und Königshammer um 1200.
Neuzeit
Im Jahr 1793 wurde vom Schwabacher Nadelfabrikant Jakobi auf der Gemarkung von Schaftnach eine Mühle errichtet, die zur Herstellung von Nadeln genutzt wurde. Daneben gab es ein Arbeiterwohnhaus.[4][5] Bis 1840 hieß die Mühle „Nadelfabrik“, 1861 „Schwarzacher Nadelfabrik“, von 1871 bis 1900 „Schwarzach“ und ab 1925 schließlich „Schwarzach bei Schwabach“. Der Ortsname leitet sich vom gleichnamigen Gewässernamen ab, der „Schwarze Ache“ bedeutet.
Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1808 Schwarzach dem Steuerdistrikt Großschwarzenlohe (I. Sektion) und der 1818 gebildeten Ruralgemeinde Großschwarzenlohe zugeordnet.[6]
Im Zweiten Weltkrieg gab es in Schwarzach eine Flakstellung mit Munitionsbunker in tiefen Felsenkellern. Eine völlige Zerstörung des Ortes und die bereits befohlene Sprengung der nahegelegenen Rednitzbrücke konnten trotz der am 18. April 1945,[7] tobenden Schlacht um Nürnberg und der Bombardierung Schwabachs durch die bedingungslose Kapitulation am 19. April 1945 gerade noch abgewendet werden.
Am 1. Mai 1978 wurde Schwarzach bei Schwabach im Zuge der Gebietsreform in Bayern nach Schwabach eingegliedert.[6]
Jüngste Geschichte
Schwarzach wurde im ausgehenden 20. Jahrhundert eingekesselt zwischen der autobahnähnlich ausgebauten Bundesstraße 2, der Bundesautobahn 6, der Staatsstraße 2239, dem Main-Donau-Kanal, einer Mülldeponie und einem flächenintensiven neu gebauten Industriegelände. Die hohe Verkehrsbelastung der umliegenden Verkehrsadern und die allgegenwärtige Licht- und Lärmverschmutzung haben den Ort inzwischen trotz der landschaftlich reizvollen Lage unattraktiv werden lassen. Hinzu kommt die immer wiederkehrende Geruchsbelästigung von den unmittelbar nördlich angrenzenden Mülldeponien die zu Neuses gehören. Aktuell werden am Ort noch ein Immobilienbüro und ein Elektro-Installationsunternehmen betrieben; vier baureife Grundstücke und die ehemalige Mühle sind zum Verkauf ausgeschrieben. Auf den Dächern sind solarelektrische Anlagen mit einer Gesamtleistung von etwa 18 Kilowatt errichtet. Ein ehemaliges Freizeitheim der evangelischen Kirche am südlichen Ortseingang wurde nach massiven Protesten der Einwohner, ernsthaften Bedenken der Grünen und einigen Schmierereien von Sympathisanten des Freien Netz Süd 2013 zu einer kleinen Heimstätte für Asylanten umgewidmet.[8]
Baudenkmal
- drei Wasserräder von 1897
Einwohnerentwicklung
Die Einwohnerzahl von Schwarzach ist seit einigen Jahren stark rückläufig. Die Restbevölkerung ist deutlich überaltert. Während im Bundesdurchschnitt die einwohnerstärkste Gruppe jene der 37- bis 47-Jährigen ist, so sind es in Schwarzach die über 65- bis 75-Jährigen. Mehr als ein Drittel der Einwohner sind über 55 Jahre alt.
Jahr | 1840 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 | 2010 | 2012 | 2013 | 2014 |
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Einwohner | 39 | 52 | 67 | 42 | 51 | 31 | 33 | 54 | 51 | 45 | 35 | 33 | 40 | 27 |
Häuser[9] | 4 | 2 | 2 | 3 | 2 | 8 | 15 | |||||||
Quelle | [10] | [11] | [12] | [13] | [14] | [15] | [16] | [17] | [18] | [19] |
Religion
Der Ort ist evangelisch-lutherisch geprägt. Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession sind in die Stadtkirche St. Johannes und St. Martin (Schwabach) gepfarrt.
Verkehr
Wochentags wird Schwarzach tagsüber von der VGN-Linie 678 bedient. Es bestehen regelmäßige Verbindungen nach Schwabach und Feucht. Nachts, samstagnachmittags sowie an Sonn- und Feiertagen findet keine Abfertigung im ÖPNV statt.
Literatur
- Friedrich Eigler: Schwabach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 28). Michael Laßleben, Kallmünz 1990, ISBN 3-7696-9941-6, S. 472–473.
- Willi Ulsamer (Hrsg.): 100 Jahre Landkreis Schwabach (1862–1962). Ein Heimatbuch. Schwabach 1964, DNB 984880232, S. 300.
- Eberhard Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 4). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1969, DNB 457000937, S. 72.
Weblinks
- Schwarzach b.Schwabach in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 21. November 2021.
- Schwarzach b.Schwabach in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 25. September 2019.
- Schwarzach b.Schwabach im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Einzelnachweise
- E. Wagner: Stadt und Landkreis Schwabach, S. 72. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: šwǫɘdsɒ.
- Schwarzach b.Schwabach im BayernAtlas. Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
- Denkmalsliste Wendelstein Seiten 20–22.
- W. Ulsamer (Hrsg.): 100 Jahre Landkreis Schwabach, S. 300.
- E. Wagner: Stadt und Landkreis Schwabach, S. 72.
- F. Eigler: Schwabach, S. 472 f.
- Pfarrer Pleschs Kriegstagebuch, Abgerufen am 9. Januar 2015
- Flüchtlingsunterkunft Schwarzach Seite 4
- Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahr 1840 wurden diese als Häuser bezeichnet, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
- Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 234 (Digitalisat).
- Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1086, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1251, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1187 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1259 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1297 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1124 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 823 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 179 (Digitalisat).
- Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 324 (Digitalisat).