Rhenen
Rhenen () ist eine Gemeinde in der niederländischen Provinz Utrecht.
Flagge | Wappen |
Provinz | Utrecht |
Bürgermeister | Hans van der Pas (PvdA) |
Sitz der Gemeinde | Rhenen |
Fläche – Land – Wasser |
43,74 km2 42,03 km2 1,71 km2 |
CBS-Code | 0340 |
Einwohner | 20.203 (1. Jan. 2021[1]) |
Bevölkerungsdichte | 462 Einwohner/km2 |
Koordinaten | 51° 58′ N, 5° 34′ O |
Bedeutender Verkehrsweg | |
Vorwahl | 0317, 0318 |
Postleitzahlen | 3910–3912 |
Website | Homepage von Rhenen |
Zur Gemeinde gehören die kleine Stadt Rhenen, die Dörfer Achterberg und Elst und die Bauerschaft Laareind.
Lage und Wirtschaft
Rhenen, das am Rhein liegt und nach ihm benannt wurde, liegt im äußersten Südosten der Provinz und grenzt an Wageningen in Gelderland. Die Stadt liegt an einem Engpass zwischen den Höhen des „Utrechtse Heuvelrug“ und der Veluwe. Die „Gelderse Vallei“, ein für die Hühnerzucht bekanntes Tal zwischen diesen beiden Waldgebieten, endet hier.
Rhenen liegt sechs Kilometer nördlich der nächsten Autobahn (Arnheim – Tiel – Rotterdam, Ausfahrt Opheusden).
Seit 1981 gibt es in Rhenen wieder Eisenbahnanschluss an die Strecke von Veenendaal nach Utrecht.
Die Stadt hat viele kleine Industrie- und Handelsunternehmen. Wichtiger ist aber der Tourismus (Wald in der Nähe; der Zoo Ouwehand; Kriegsdenkmäler).
Geschichte
Innerhalb der heutigen Gemeindegrenzen befanden sich nach archäologischen Befunden schon römische und die merowingerzeitliche Siedlungen. So wurde 1938 in Achterberg ein bedeutender spätantiker Depotfund geborgen. Auf dem Donderberg in Rhenen wurde seit 1951 ein großes spätrömisch-frühmittelalterliches Gräberfeld ausgegraben.[2] Rhenen entstand im 8. Jahrhundert. Der Ort entwickelte sich zu einer Grenzstadt des Bistums Utrecht gegen das Herzogtum Geldern und erhielt vom Bischof im Jahre 1240 ein beschränktes Stadtrecht. 1346 verlieh Bischof Johann von Arkel Rhenen das Recht, eine Stadtbefestigung zu bauen. Im benachbarten Achterberg stand schon seit 1156 eine Burg, welche 1527 zerstört und abgerissen wurde, ihre Steine wurden daraufhin zur Ausbesserung der Rhener Stadtmauer genutzt. Dank der Verehrung der heiligen Cunera, siehe unten, war die Stadt bis zur Konvertierung zum Protestantismus um 1580 ein beliebter Wallfahrtsort. Im Jahr 1546 erteilte Kaiser Karl V. der Stadt eine Ordonnanz, ein Dokument, das die Rechtsregeln der Stadt enthält. Es behielt seine Gültigkeit bis 1804. Im Jahr 1629 wich der „Winterkönig“ von Böhmen, Friedrich V. von der Pfalz, nach Rhenen aus. Sein Palast wurde in der Franzosenzeit um 1800 zerstört. Inzwischen war Rhenen, das wegen seiner strategischen Lage immer schon ein Zankapfel zwischen verfeindeten Herren gewesen war und deswegen mehrmals erobert und niedergebrannt wurde, zu einem Provinznest heruntergekommen. Der Tabakanbau, durch den geeigneten Sandboden der Gegend ermöglicht, brachte vielen Einwohnern bis etwa 1920 ein karges Auskommen. Von 1885 bis 1944, als die Stadt durch Kriegshandlungen geschädigt wurde, befand es sich an einer Eisenbahnlinie nach Utrecht.
Im Mai 1940, als am Anfang des Zweiten Weltkriegs die Truppen Deutschlands in die Niederlande einfielen, stießen sie bei Rhenen auf die Grebbe-Linie. Weil die niederländische Heeresleitung diese an sich tauglichen Verteidigungswerke ungenügend gewartet und besetzt hatte, konnte die deutsche Wehrmacht sie schon nach drei Tagen blutiger Kämpfe einnehmen. Rhenen wurde dabei fast ganz verwüstet.
In der Nachkriegszeit wurde Rhenen wieder aufgebaut. Viele der Einwohner des ziemlich ruhigen Städtchens pendeln zur Arbeit, meist nach Veenendaal oder Wageningen.
Die Legende der heiligen Cunera
Quelle: Ausstellung im Museum Het Rondeel, Rhenen.
Aurellus, Kronprinz des ehemaligen Königreichs York in England, reiste mit einer Kämpfergruppe in das Heilige Land, um dort die Heiden zu bekämpfen. Er wurde gefangen genommen und in den Kerker des Herrschers Babyloniens eingesperrt. Dessen Tochter Florencia verpflegte Aurellus und fasste Liebe auf zu ihm. Sie flohen zurück nach York, wo Florencia getauft wurde. Ein Jude weissagte ihm, dass Florenzia eine Tochter gebären würde, die vielen Menschen Glück bringen und viele Wunder bewirken sollte.
Im Jahr 337 ging die Heilige Ursula zusammen mit angeblich 11.000 Jungfrauen auf einer Wallfahrt nach Rom. Cunera war eine von ihnen. Auf der Rückreise kam die Gruppe per Schiff nach Köln, wo Heiden die Pilger überfielen und umbrachten. Der „Rheinkönig“ Rabbodus aber ließ sein Auge auf die schöne Cunera fallen, rettete sie, hatte aber kein Geschlechtsverkehr mit ihr, da er schon verheiratet war.
Er brachte sie zu seinem Hof in Rhenen, wo Cunera unter den Heiden ein frommes, christliches Leben führte. So verlässlich war sie, dass der König ihr alle Schlüssel des Hofes anvertraute. Die Königin aber wurde auf Cunera eifersüchtig. Sie fing an, gegenüber anderen Leuten Übles über sie zu erzählen.
Eines Tages, als der König mit seinem Hofstaat bei Tische saß und Cunera ihn bediente, sah die Königin, wie Cunera die Essensreste zusammenbrachte und sie in der Schürze versteckte, um sie später außerhalb des Palastes unter den Armen zu verteilen. Die böse Königin sah Cunera weggehen und meldete das ihrem Gatten. Der König rief sie zurück. Cunera bekam Angst und bat zu Gott, er möge sie retten vor dem Zorn des Königspaares. Als Cunera vor dem König ihre Schürze auftat, war das Essen in Holzsplitter verwandelt. Der König bestrafte seine Frau für ihre Lüge, deren Eifersucht dadurch zu Hass wurde. Mit ihren Mägden schmiedete sie einen Plan, um Cunera umzubringen.
Einige Zeit später, am 28. Oktober 340, ging der König mit seinen Freunden auf die Jagd. Die Königin und eine ihrer Mägde hatten freie Bahn und erwürgten Cunera mit ihrem eigenen Halstuch. Ihren Leichnam begruben sie im Pferdestall.
Als König Rabbodus heimkehrte, vermisste er Cunera und fragte, wo sie sei. Die Königin erzählte, Cuneras Eltern wären gekommen und hätten ihre Tochter mitgenommen. Inzwischen brachten die Knechte die Pferde in den Pferdestall, wo Cunera verscharrt war. Die edlen Tiere weigerten sich, den Stall zu betreten, obwohl die Knechte sie anspornten und schlugen. In einen anderen Stall gingen die Pferde jedoch ohne Probleme hinein. Am Abend ging ein Knecht zum ersten Stall zurück, und siehe! es erschienen brennende Kerzen. Der König wurde gerufen. Man fand die Leiche der Cunera, und der König bestrafte seine Frau so heftig, dass sie sich im Wahn das Leben nahm, indem sie sich von dem Grebbeberg hinabstürzte. Die Magd endete auf dem Scheiterhaufen. Der König ließ Cunera beerdigen auf einer Anhöhe, die jetzt immer noch Cunerahügel heißt.
Sehenswürdigkeiten
- Die 1492 bis 1531 erbaute und in den 1950er-Jahren restaurierte spätgotische Cunerakirche mit ihrem imposanten Lettner und ihrem Cuneraturm, dem Wahrzeichen der Stadt.
- Der im Wald des „Grebbebergs“ gelegene Zoo Ouwehands Dierenpark.
- Die Kriegsdenkmäler auf dem Grebbeberg, neben dem Zoo.
- Das Heimatmuseum „Rondeel“, u. a. mit Funden aus der Römerzeit und dem frühen Mittelalter.
- die Rheinterrassen.
- Rhenen, Kriegsdenkmäler
- Rhenen, Mühle: de Binnenmolen
Persönlichkeiten
- Roel Augusteijn (* 1948), Politiker
- Giedo van der Garde (* 1985), niederländischer Rennfahrer
- Bibiane Schoofs (* 1988), Tennisspielerin
- Diederik Bangma (* 1990), niederländischer Fußballspieler
Literatur
- Martin Zeiller: Rhenen. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Circuli Burgundici (= Topographia Germaniae. Band 16). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1654, S. 149 (Volltext [Wikisource]).
Weblinks
- Website der Gemeinde (niederländisch)
- Website von Ouwehands Zoo (deutsch, niederländisch, englisch)
Einzelnachweise
- Bevolkingsontwikkeling; regio per maand. In: StatLine. Centraal Bureau voor de Statistiek, 10. März 2021 (niederländisch).
- Annette Wagner und Jaap Ypey: Das Gräberfeld auf dem Donderberg bei Rhenen: Katalog. Leiden 2011 books.google.de