Lenkersheim
Lenkersheim (umgangssprachlich: Längeʳscha[2]) ist ein Gemeindeteil der Stadt Bad Windsheim, Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim (Mittelfranken, Bayern).
Lenkersheim Stadt Bad Windsheim | |
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Höhe: | 305 m ü. NHN |
Fläche: | 10,88 km²[1] |
Einwohner: | 402 (31. Dez. 2011) |
Bevölkerungsdichte: | 37 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Juli 1977 |
Postleitzahl: | 91438 |
Vorwahl: | 09841 |
Die Markgrafenstraße in Lenkersheim |
Geographie
Das Pfarrdorf und ehemaliger Marktort liegt in der Windsheimer Bucht am südlichen Aischufer. Im Osten befindet sich das Marterbücklein und der Rohrbuck, im Nordwesten jenseits der Aisch das Galgenfeld. Etwa einen Kilometer südwestlich liegt der Weinberg, einen Kilometer südlich die Kronach. Die Bundesstraße 470 führt nach Illesheim (6,5 km südwestlich) bzw. nach Oberndorf (2 km nordöstlich). Die Staatsstraße 2252 führt nach Mailheim (2,4 km östlich).[3]
Geschichte
Gegründet wurde der Ort wahrscheinlich während der ersten Siedlungswelle der Fränkischen Landnahme.[4] Im Jahr 1200 wurde der Ort als „Lenggirsheim“ erstmals urkundlich erwähnt. Das Bestimmungswort des Ortsnamens ist der Personenname Lankier, der als Gründer der Siedlung angesehen werden kann.[5][6] Laut der Urkunde erhielt Lenkersheim vom römisch-deutschen Stauferkönig Philipp das Königsprivileg, womit er die Freibauern des Ortes seinem Schutz unterstellte.[7] Das geschah wohl in der Absicht, dadurch eine ihm gegenüber loyal gesinnte Königsstadt im Grenzgebiet zum feindlichen Bistum Würzburg zu etablieren.[8] Die Stadtgründung hatte jedoch keinen dauerhaften Bestand[9] und Lenkersheim wurde zu einem Beispiel einer „verhinderten“ fränkischen Reichsstadt.[10]
1249 wurde in einer päpstlichen Schutzbulle bestätigt, dass das Kloster Heilsbronn u. a. in Lenkersheim begütert ist.[11] 1282 gelangte der Ort dann als Reichslehen in den Besitz der Hohenzollern und wurde damit zu einem Teil der Burggrafschaft Nürnberg, die es vom Vicedomsitz Neustadt aus verwalteten.[12][13] 1313 verkaufte Abt Heinrich von Hirschlach die Gefälle von vier Höfen in Lenkersheim an den Burggrafen Friedrich IV. von Nürnberg für 130 Pfund Heller.[14] In dem von ungefähr 1361 bis 1364 verfassten ältesten Urbar des südwestlichen Teilgebietes der Burggrafschaft wurde das Amt Lenkersheim ausdrücklich als einer von 19 Verwaltungsbezirken benannt, die dieses Territorium umfasste.[15] 1381 wurde die Burg Lenkersheim durch Truppen der Reichsstadt Windsheim wegen Raubrittertums zerstört, als sich das Volk gegen den Adel auflehnte.[4] Nach der 1486 erfolgten Aufteilung der Burggrafschaft Nürnberg gehörte Lenkersheim zum Unterland des späteren Fürstentums Bayreuth und teilte danach das weitere Schicksal dieses Territoriums.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Lenkersheim 1634 in Brand gesetzt.[16] Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Lenkersheim 69 Anwesen. Das Hochgericht übte das brandenburg-bayreuthische Vogtamt Lenkersheim aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Kastenamt Ipsheim. Grundherren waren das Kastenamt Ipsheim (56 Anwesen: Amtshaus, 2 Kirchen, Pfarrhaus, Schulhaus, 7 Höfe, 31 Güter, 3 Gütlein, 11 Häuser, 3 Häuslein, Synagoge, 1 Mühle), die Reichsstadt Windsheim (4 Häuser), das Castell’sche Amt Rüdenhausen (3 Güter), das Rittergut Obernzenn-Gutend (1 Gut), das Rittergut Neudorf (1 Zehntstadel), die Pfarrei Obernzenn (1 Gut) und die Pfarrei Lenkersheim (1 Wirtshaus, 1 Haus).[17]
Im Jahr 1810 kam Lenkersheim an das noch junge Königreich Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1811 der Steuerdistrikt Lenkersheim und 1817 die Ruralgemeinde Lenkersheim gebildet.[18][19] Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Windsheim zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Ipsheim.[20] Ab 1862 gehörte Lenkersheim zum Bezirksamt Uffenheim (1939 in Landkreis Uffenheim umbenannt) und ab 1856 zum Rentamt Windsheim (1919 in Finanzamt Windsheim umbenannt, seit 1972 Finanzamt Uffenheim). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Windsheim (1879 in Amtsgericht Windsheim umbenannt), seit 1973 ist das Amtsgericht Neustadt an der Aisch zuständig. Die Gemeinde hatte 1961 eine Gebietsfläche von 10,882 km².[1]
Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde Lenkersheim am 1. Juli 1977 nach Bad Windsheim eingemeindet.[21]
Baudenkmäler
- Dreifaltigkeitskirche, evang.-luth. Pfarrkirche
- Markgrafenplatz 13: Gasthaus zum Roten Roß
- Markgrafenstr. 13: Gasthaus zum Goldenen Hirschen
- Markgrafenstr. 24: Gasthaus zum Grünen Baum
- diverse Wohngebäude mit Nebengebäuden
Einwohnerentwicklung
Jahr | 1818 | 1840 | 1852 | 1855 | 1861 | 1867 | 1871 | 1875 | 1880 | 1885 | 1890 | 1895 | 1900 | 1905 | 1910 | 1919 | 1925 | 1933 | 1939 | 1946 | 1950 | 1952 | 1961 | 1970 | 1987 | 2011 |
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Einwohner | 579 | 633 | 622 | 588 | 594 | 596 | 583 | 560 | 571 | 549 | 535 | 509 | 498 | 472 | 478 | 445 | 468 | 469 | 422 | 754 | 678 | 611 | 497 | 492 | 451 | 402 |
Häuser[22] | 94 | 112 | 112 | 109 | 108 | 106 | 101 | 102 | 120 | |||||||||||||||||
Quelle | [23] | [24] | [25] | [25] | [26] | [25] | [27] | [25] | [25] | [28] | [25] | [25] | [29] | [25] | [25] | [25] | [30] | [25] | [25] | [25] | [31] | [25] | [1] | [32] | [33] |
Persönlichkeiten
- Johann Nicolaus Esper (* 17. Dezember 1670 in Lenkersheim; † 12. März 1717 in Windsheim), Pfarrer in Lenkersheim und Schriftsteller
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Lenkersheim. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 3: I–Ne. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753092, Sp. 328–329 (Digitalisat).
- Elisabeth Fuchshuber: Uffenheim (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 6). Michael Laßleben, Kallmünz 1982, ISBN 3-7696-9927-0, S. 126–128.
- Reinhold Hoeppner (Hrsg.): Landkreis Uffenheim. Verl. f. Behörden u. Wirtschaft Hoeppner, Aßling-Pörsdorf/Obb. 1972, DNB 730115267, S. 77.
- Hanns Hubert Hofmann: Neustadt-Windsheim (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 2). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1953, DNB 452071216, S. 109–110 (Digitalisat). Ebd. S. 214 (Digitalisat).
- Georg Paul Hönn: Lenckersheim. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, S. 269 (Digitalisat).
- Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit. Band 2. Verl. für Kunstreprod. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1993, ISBN 3-923006-90-X, S. 383–384 (Digitalisat – Erstausgabe: Beck, Nördlingen 1879).
- Hans Karlmann Ramisch: Landkreis Uffenheim (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 22). Deutscher Kunstverlag, München 1966, DNB 457879262, S. 137–140.
- Wolf-Armin von Reitzenstein: Lexikon fränkischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59131-0, S. 130.
- Max Spindler, Andreas Kraus (Hrsg.): Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts (= Handbuch der bayerischen Geschichte. III, 1). 3. Auflage. C. H. Beck, München 1997, ISBN 3-406-39451-5.
- Pleikard Joseph Stumpf: Lenkersheim. In: Bayern: ein geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches; für das bayerische Volk. Zweiter Theil. München 1853, S. 772 (Digitalisat).
Weblinks
- Lenkersheim auf der Website mgoesswein.de
- Lenkersheim in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 7. September 2021.
- Lenkersheim in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 19. September 2019.
- Lenkersheim im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Einzelnachweise
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 830 (Digitalisat).
- E. Fuchshuber: Uffenheim, S. 126. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: lęŋgɘšɒ.
- Lenkersheim im BayernAtlas. Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
- Siehe Website mgoesswein.de
- W.-A. v. Reitzenstein: Lexikon fränkischer Ortsnamen, S. 130.
- E. Fuchshuber: Uffenheim, S. 126 ff. Hiernach Personenname Lantgir.
- M. Spindler, A. Kraus: Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, S. 658.
- M. Spindler, A. Kraus: Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, S. 196 und 673.
- M. Spindler, A. Kraus: Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, S. 325.
- M. Spindler, A. Kraus: Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, S. 642.
- G. Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit, Bd. 1, S. 65.
- M. Spindler, A. Kraus: Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, S. 584.
- J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 3, Sp. 328.
- G. Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit, Bd. 1, S. 91.
- M. Spindler, A. Kraus: Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, S. 589.
- Max Döllner: Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933. 2., unveränderte Auflage. Ph. C. W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1978, ISBN 3-87707-013-2, S. 243 (Erstausgabe: 1950).
- H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim, S. 109 f.
- Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, S. 73 (Digitalisat).
- H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim, S. 227.
- H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim, S. 214.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 723.
- Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahr 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
- Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 54 (Digitalisat).
- Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 262 (Digitalisat). Laut Historischem Gemeindeverzeichnis hatte die Gemeinde 620 Einwohner.
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 185, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1096, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat). Lenkersheim: 583 Einwohner; Lenkersheimer Mühle: 11 E.
- Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1263, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat). Lenkersheim: 574 Einwohner; Lenkersheimer Mühle: 9 E.
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1198 (Digitalisat). Lenkersheim: 539 Einwohner, 108 Wohngebäude; Lenkersheimer Mühle: 10 E., 1 Wgb.
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1271 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1309 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1133 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 176 (Digitalisat).
- Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 338 (Digitalisat).