Kilija
Kilija (ukrainisch Кілія; russisch Килия, rumänisch Chilia (Nouă)) ist eine ukrainische Stadt am nördlichen Ufer des Kilijaarmes, einem Deltamündungsarm der Donau. Sie liegt in der Nähe der rumänischen Grenze.
Kilija | |||
Кілія | |||
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Basisdaten | |||
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Oblast: | Oblast Odessa | ||
Rajon: | Rajon Kilija | ||
Höhe: | 5 m | ||
Fläche: | 195 km² | ||
Einwohner: | 22.884 (2004) | ||
Bevölkerungsdichte: | 117 Einwohner je km² | ||
Postleitzahlen: | 68309 | ||
Vorwahl: | +380 4843 | ||
Geographische Lage: | 45° 27′ N, 29° 16′ O | ||
KOATUU: | 5122310100 | ||
Verwaltungsgliederung: | 1 Stadt | ||
Bürgermeister: | Walentyn Boborowskyj | ||
Adresse: | вул. Леніна 57 68300 м. Кілія | ||
Statistische Informationen | |||
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Kilija war eine bedeutende Handelsstadt im Donaudelta, am nördlichen Mündungsarm (Kilijaarm) der Donau, einige Kilometer entfernt vom heutigen Dorf Chilia Veche, zu unterscheiden von dem stromabwärts an der Mündung gelegenen Licostomo sowie von Chilia Nouă, das am Ende des 14. Jahrhunderts auf dem linken Ufer gegründet wurde. Kilija, als byzantinische Stadt seit dem 11. Jahrhundert bekannt, erhielt seinen Namen nach einem 1324 erwähnten Getreidespeicher. Um 1352 ging die Stadt aus byzantinischem Besitz an Genua über, das hier durch einen Konsul vertreten war. 1360–1361 besaß Kilija ein Kommunalhaus, die Griechenkirche St. Johannes, ein Arsenal und Landungsstege (scale) im Strom. Die Bevölkerung umfasste Griechen, Armenier, Walachen, Tataren und Ligurer, die Ausfuhr von Getreide, Wachs und Honig, Einfuhr dagegen von Wein und Tuchen betrieben. Vor 1368 gaben die Genuesen Kilija zugunsten der Wojewoden der Moldau auf.
Die Stadt wurde als Ausgangspunkt der großen Handelswege (walachische Route nach Ungarn, moldauische Route nach Polen) im 15. Jahrhundert zum Zankapfel zwischen Ungarn, den rumänischen Fürsten, Polen und der Hohen Pforte. 1412 unter moldawische Kontrolle geraten, strebte bereits Sigismund von Luxemburg danach, Kilija für Ungarn zu gewinnen, was 1448 Johann Hunyadi gelang. 1465 eroberte Ștefan cel Mare die Stadt jedoch zurück, wodurch eine Serie von Konflikten mit Ungarn, der Walachei und dem Osmanischen Reich ausgelöst wurde. Nach einem gescheiterten Eroberungsversuch 1476 nahmen die Osmanen Kilija am 14. Juli 1484 ein. Bayezid II. siedelte hier deportierte Fischer aus Silistra an und machte die Stadt – im Rahmen der osmanischen Seeherrschaft – zum „Schlüssel der Ostländer“ mit intensiven Handelskontakten zu Syrien, Lwiw, Westeuropa und den Tatarenländern.
1790 wurde die Stadt von Russischen Truppen unter dem General Iwan Gudowitsch erobert und 1812 dem Russischen Reich einverleibt. Während des Krimkrisees wurde Kilija im Juli 1854 von der anglo-französischen Flotte beschossen, 1856 fiel die Stadt im Zuge des Friedensvertrags von Paris an Rumänien. Bereits 1878 kam der Ort zusammen mit dem Budschak zurück an Russland. 1897 lebten in Kilija 11.618 Einwohner, wobei 39,2 % Ukrainer, 21,5 % Moldauer, 18,9 % Russen und 18,5 % Juden waren. Kleinere Minderheiten stellten Bulgaren (0,75 %), Polen, (0,18 %) Deutsche (0,15 %) und Gagausen (0,04 %).
Zwischen 1918 und 1940 und 1941–1944 war die Stadt erneut Teil von Rumänien, bis sie im Zweiten Weltkrieg Teil der sowjetischen Unionsrepublik Ukrainischen SSR wurde.