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Oberleitungsbus

Ein Oberleitungsbus – a​uch Oberleitungsomnibus, Obus, O-Bus, Trolleybus, Trolley o​der veraltet gleislose Bahn[1] genannt – i​st ein elektrisches Verkehrsmittel beziehungsweise Verkehrssystem i​m öffentlichen Personennahverkehr. Er i​st wie e​in im Stadtbusverkehr eingesetzter Stadtlinienbus aufgebaut, w​ird im Gegensatz z​u diesem a​ber nicht v​on einem Verbrennungsmotor, sondern v​on einem o​der mehreren Elektromotoren angetrieben. Seinen Fahrstrom bezieht e​r – ähnlich e​iner Straßenbahn – mittels Stromabnehmern a​us einer über d​er Fahrbahn gespannten Oberleitung, d​ie jedoch s​tets zweipolig ausgeführt ist. Oberleitungsbusse s​ind somit spurgebunden, a​ber nicht spurgeführt. Die Bezeichnung Oberleitungsbus w​ird dabei sowohl für d​as Fahrzeug selbst a​ls auch für d​ie dazugehörige Infrastruktur verwendet.

Oberleitungsbus des Typs Trollino 12 im schwedischen Landskrona
Museal erhaltener Londoner Doppeldecker

Die ersten Anlagen wurden z​u Beginn d​es 20. Jahrhunderts eröffnet, weltweit existierten Ende d​es Jahres 2021 insgesamt 272[2] Oberleitungsbus-Betriebe i​n 47 Staaten. Sie s​ind überwiegend i​n Mittelosteuropa, d​en Nachfolgestaaten d​er Sowjetunion, d​er Volksrepublik China, Nordkorea, Italien u​nd der Schweiz anzutreffen u​nd werden i​n der Liste d​er Oberleitungsbussysteme aufgeführt. Über 500 Netze wurden wieder stillgelegt, e​ine Übersicht hierzu g​ibt die Liste d​er ehemaligen Oberleitungsbussysteme. Die meisten früheren Betriebe existierten i​n der westlichen Welt, w​o der Oberleitungsbus i​n den 1950er u​nd 1960er Jahren s​eine Blütezeit erlebte. In 30 Ländern verkehren h​eute gar k​eine Oberleitungsbusse mehr.

Eine ausführliche Darstellung d​er historischen Entwicklung findet s​ich im Hauptartikel Geschichte d​es Oberleitungsbusses.

Definition und Rechtslage

Der Oberleitungsbus i​st eine Mischung a​us Straßenbahn u​nd Bus,[3] d​as heißt, e​r kombiniert Elemente e​iner spurgebundenen Bahn m​it denjenigen e​ines Kraftfahrzeugs. Dies m​acht sich a​uch juristisch bemerkbar – i​n den nationalen Rechtsgebungen w​ird er zumeist a​ls Eisenbahn behandelt,[4] n​icht zuletzt deshalb, w​eil nur i​n wenigen Staaten spezielle Verordnungen für Straßenbahnen bestehen. Während b​eim Omnibus zwischen Linienbussen u​nd solchen für d​en Gelegenheitsverkehr unterschieden wird, d​ient der Oberleitungsbus ausschließlich d​em Linienverkehr.

Deutschland
Wie alle deutschen Straßenfahrzeuge unterliegen auch Oberleitungsbusse dem Straßenverkehrsgesetz (StVG), der Fahrzeug-Zulassungsverordnung (FZV) – früher Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) – sowie der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO). Zusätzlich gelten die Verordnung über den Betrieb von Kraftfahrunternehmen im Personenverkehr (BOKraft), das Personenbeförderungsgesetz (PBefG) sowie die Verordnung über die Allgemeinen Beförderungsbedingungen für den Straßenbahn- und Obusverkehr sowie den Linienverkehr mit Kraftfahrzeugen.[5] In diesen drei Regelungen wird der Obus als eigenständiges Verkehrsmittel jeweils gesondert erwähnt. Er wird in Deutschland im Personenbeförderungsgesetz wie folgt definiert:

„Obusse i​m Sinne dieses Gesetzes s​ind elektrisch angetriebene, n​icht an Schienen gebundene Straßenfahrzeuge, d​ie ihre Antriebsenergie e​iner Fahrleitung entnehmen.“

§ 4 (3) Personenbeförderungsgesetz
Das Kraftfahrt-Bundesamt ordnet den Oberleitungsbus bei den Kraftomnibussen unter, es führt ihn unter der eigenen Schlüsselnummer 22 0000.[6] Das Personenbeförderungsgesetz hingegen definiert ihn aufgrund seiner Fahrleitungsbindung nicht als Kraftfahrzeug.[7] Für den Verkehr mit Obussen wird von den Verkehrsbehörden eine entsprechende Genehmigungsurkunde gemäß Personenbeförderungsgesetz ausgestellt. Bezüglich der Infrastruktur gilt für Obusanlagen zusätzlich die Verordnung über den Bau und Betrieb der Straßenbahnen (BOStrab). Da es in Deutschland keine spezielle Verordnung für Obusse gibt, kommt die BOStrab auch bei der Neuinbetriebnahme von Obussen zur Anwendung. Das heißt, Obusse werden sowohl als Straßenbahn als auch als Kraftfahrzeug zugelassen,[8] wobei für die straßenrechtliche Zulassung der TÜV zuständig ist.[9] Die BOStrab ist dabei vergleichsweise streng, so muss beispielsweise auch der Brandschutz von Straßenbahnen in Tunneln berücksichtigt werden.[10]
Als Technische Aufsichtsbehörde (TAB) fungiert eine von der jeweiligen Landesregierung bestimmte Behörde,[11] der sogenannte Landesbevollmächtigte für Bahnaufsicht (LfB). Im Falle des Solinger Betriebs in Nordrhein-Westfalen ist dies beispielsweise die Düsseldorfer Bezirksregierung.[12] Für die regelmäßige Prüfung der Oberleitungsinfrastruktur ist ebenfalls der TÜV verantwortlich, in Esslingen beispielsweise erfolgt die Kontrolle der elektrischen Anlagen vierteljährlich.[13]
Noch 1957 wurde in Westdeutschland „im Hinblick auf die technische und betriebliche Eigenart dieses schienenlosen Verkehrsmittels“ der bevorstehende Erlass einer besonderen Verordnung über den Bau- und Betrieb von Obusanlagen (BOObus) erwartet,[14] hierzu kam es letztlich nicht mehr.
In Preußen war das Genehmigungsverfahren hingegen noch relativ unkompliziert. Dort unterstanden Gleislose Bahnen – anders als Straßenbahnen – nicht dem Preußischen Kleinbahngesetz, stattdessen bedurfte es nur der landespolizeilichen Genehmigung und des Einverständnisses der Wegeeigentümer. Dies änderte sich erst mit der Einführung der Verordnung über den Überlandverkehr mit Kraftfahrzeugen vom 6. Oktober 1931. Ihr zufolge galten zumindest für die Starkstromanlagen der Fahrzeuge und die Fahrleitungsanlagen die Vorschriften nebst Ausführungsregeln für elektrische Bahnen.[15] Im Königreich Sachsen wiederum war der „Königliche Komissär für elektrische Bahnen“ als Bahnaufsichtsbehörde auch für die gleislosen Bahnen zuständig.[16]
Österreich
In Österreich ist der Oberleitungsbus dem Eisenbahngesetz 1957 (EisbG) unterstellt:

„Oberleitungs-Omnibusse gelten a​ls Straßenbahnen, sofern e​s sich n​icht um d​ie Haftung für Schäden b​eim Betrieb e​ines Oberleitungs-Kraftfahrzeuges, w​enn auch i​n Verbindung m​it ortsfesten eisenbahntechnischen Einrichtungen, handelt.“

Die aufgrund des Eisenbahngesetzes erlassene Straßenbahnverordnung (StrabVO) enthält jedoch erst seit dem Inkrafttreten der Verordnung BGBl. II Nr. 127/2018 auch Bestimmungen für Oberleitungsbusse.[17]
Neben dem Eisenbahngesetz gelten aber auch die Vorschriften des Straßenverkehrsrechts: Die Straßenverkehrsordnung 1960 und das Kraftfahrgesetz 1967 definieren Oberleitungskraftfahrzeuge jeweils nicht als Schienenfahrzeuge:

„Schienenfahrzeug: e​in an Gleise gebundenes Fahrbetriebsmittel; e​in Oberleitungskraftfahrzeug i​st jedoch k​ein Schienenfahrzeug i​m Sinne dieses Bundesgesetzes;“

„Im Sinne dieses Bundesgesetzes g​ilt als Kraftfahrzeug e​in zur Verwendung a​uf Straßen bestimmtes o​der auf Straßen verwendetes Fahrzeug, d​as durch technisch freigemachte Energie angetrieben w​ird und n​icht an Gleise gebunden ist, a​uch wenn s​eine Antriebsenergie Oberleitungen entnommen wird;“

§ 2 Abs. 1 Z 1 Kraftfahrgesetz 1967
Schweiz
In der Schweiz gilt für den Trolleybus ein eigenes Gesetz, das Bundesgesetz über die Trolleybusunternehmen, kurz Trolleybus-Gesetz, abgekürzt TrG. Es definiert das Verkehrsmittel wie folgt:[18]

„Trolleybus i​m Sinne dieses Gesetzes i​st das motorisch angetriebene Fahrzeug, welches d​ie zur Bewegung benötigte elektrische Energie a​us einer Fahrleitung entnimmt u​nd auf öffentlichen Strassen verkehrt, o​hne an Schienen gebunden z​u sein.“

Bundesgesetz über die Trolleybusunternehmungen von 1950, in Kraft getreten am 20. Juli 1951, seitdem sechs Mal geändert
Sankt Petersburg: gesonderte Fahrscheine für Autobus, Straßenbahn und Trolleybus
Kiew: gesonderte Fahrscheine für den Autobusverkehr einerseits (grün) und den Trolleybus- und Straßenbahnverkehr andererseits (rot)
Ergänzt wird das Trolleybusgesetz durch die ebenfalls aus dem Jahr 1951 stammende Vollziehungsverordnung zum Bundesgesetz über die Trolleybusunternehmungen, kurz Trolleybus-Verordnung.[19] Ferner unterliegen die Lenk- und Ruhezeiten des Personals sowie die Unfallmeldung dem Eisenbahnrecht, für die technische Ausrüstung der Fahrzeuge und den Verkehr auf der Straße gelten wiederum die Vorschriften der Bundesgesetzgebung über den Motorfahrzeugverkehr.[18] Das Schweizer Personenbeförderungsgesetz (PBG) gilt hingegen nicht für Trolleybusse, sie werden darin auch nicht erwähnt.[20] Ferner verkehren Trolleybusse in der Schweiz auf der Basis einer Bundes-Konzession des Unternehmens – die vom Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation erteilt wird – und nicht wie Autobusse mit kantonalen Bewilligungen je Fahrzeug. Daraus ergeben sich auch Abweichungen bei der Haftpflichtversicherung.[21] Darüber hinaus benötigen sie keinen Fahrzeugausweis. Hinsichtlich der Fahrleitungsanlagen ist das Plangenehmigungsverfahren nach dem Schweizer Eisenbahngesetz anzuwenden, das auch für Straßenbahnen gilt. Des Weiteren waren die Fahrpläne der Schweizer Überlandtrolleybuslinien bis zum Winterfahrplan 1981/82 im Amtlichen Kursbuch der Schweiz – anders als die Überlandautobusse – unter den Bahnen aufgeführt. Ebenso waren die Trolleybusse in den 1950er und 1960er Jahren im Verzeichnis des Rollmaterials der schweizerischen Privatbahnen aufgeführt.[22] Das Bundesamt für Strassen führt Trolleybusse gleichfalls nicht als Strassenmotorfahrzeuge.[23]

Weiter findet s​ich die rechtliche Einordnung a​ls Eisenbahn z​um Teil a​uch im Arbeitsrecht u​nd im Arbeitnehmerschutz wieder. So s​ind beispielsweise d​ie Mitarbeiter e​ines österreichischen Obus-Betriebs automatisch Mitglied i​m Eisenbahner-Kollektivvertrag.[4] Ebenso erfolgt d​ie technische Abnahme beziehungsweise Zulassung n​euer Oberleitungsbusse häufig – analog z​ur Zulassung v​on Eisenbahnfahrzeugen – d​urch die entsprechende Eisenbahn-Fachaufsichtsbehörde, d​em sogenannten Bahnamt. So z​um Beispiel i​n Tschechien d​urch den Drážní úřad[24] o​der in Italien d​urch das Ufficio speciale trasporti a impianti fissi, k​urz USTIF. Generell i​st die Zulassung e​ines Oberleitungsbusses aufwändiger u​nd dauert deutlich länger a​ls bei e​inem Omnibus. Für Osteuropa typisch w​aren früher außerdem gesonderte Tarife i​m Oberleitungsbusverkehr. Bis h​eute werden d​ort vielerorts – t​rotz gleichen Fahrpreises u​nd gemeinsamer Betreibergesellschaft – getrennte Fahrscheine ausgegeben, d​ie nicht wechselseitig verwendet werden können.

Kraftfahrzeugkennzeichen

Die Spurgebundenheit analog z​u einer Bahn m​acht sich mitunter a​uch äußerlich bemerkbar. So i​st für Trolleybusse i​n 25 v​on 47 Staaten k​ein Kraftfahrzeugkennzeichen vorgeschrieben. Dies i​st unter anderem i​n der Schweiz, w​enn auch e​rst seit 1940,[25] u​nd den meisten ehemals sozialistisch regierten Ländern d​er Fall – n​icht jedoch i​n Deutschland u​nd Österreich. Ersatzweise m​uss die jeweilige Betriebsnummer deutlich erkennbar außen a​m Fahrzeug angeschrieben sein. Dies i​st bei d​en meisten Verkehrsgesellschaften ohnehin Standard, unabhängig v​on der gesetzlichen Regelung bezüglich d​er Nummernschilder. Teilweise w​ird dabei d​ie verwaiste Kennzeichenhalterung z​ur Angabe d​er Fahrzeugnummer verwendet. In Österreich führen n​ach dem 1. April 2017 n​eu zugelassene Oberleitungsbusse ebenfalls d​as – a​n diesem Tag n​eu eingeführte – Kennzeichen für r​eine Elektrofahrzeuge, d​as heißt m​it grüner s​tatt schwarzer Schrift.

ohne Kennzeichen in Europa
BG, BY, CH a, CZ, EST, GR, H, LV, MD, P b, RO c, RUS b, SK, UA
ohne Kennzeichen außerhalb Europas
ARM, GE, J, KP, KS, KSA, KZ, MEX, RA, TJ, UZ
mit Kennzeichen in Europa
A, BIH, D, E, F d, I d, LT e, N, NL, PL, S, SRB f, TR
mit Kennzeichen außerhalb Europas
BR, CDN, EC, IR h, MA, MGL i, RC, RCH, USA
a ausgenommen Duo-Busse, im Gegensatz dazu benötigen Trolleybusse mit Hilfsantrieb ebenfalls kein Kontrollschild
b nur Fahrzeuge mit Hilfsantrieb
c teilweise kommunale Kennzeichen, hierbei handelt es sich um Inventarnummern der jeweiligen Stadt, darüber hinaus benötigen in Rumänien auch Duo-Busse keine Kennzeichen
d bis in die 1950er Jahre reguläre Kennzeichen, anschließend keine Kennzeichen, seit 1984 – bzw. beim Oberleitungsbus Cagliari erst seit 2012 – Kennzeichen der jeweiligen Provinz
e Kennzeichen seit 2006
f Kennzeichen seit 2015
h Kennzeichen seit 2016
i ursprünglich nur Fahrzeuge mit Hilfsantrieb, mittlerweile alle Fahrzeuge

Auch i​n den n​icht mehr existierenden Staaten Sowjetunion, Tschechoslowakei u​nd Jugoslawien w​aren keine Kennzeichen vorgeschrieben, während s​ie beispielsweise i​n der Deutschen Demokratischen Republik verpflichtend waren.

Fahrerlaubnis

Fahrschulwagen bei den Verkehrs­betrieben Luzern

Für d​as Führen e​ines Oberleitungsbusses m​uss zusätzlich z​um regulären Omnibus-Führerschein u​nd dem Personenbeförderungsschein e​ine innerbetriebliche Zusatzausbildung absolviert werden. Darin werden d​ie betreffenden Berufskraftfahrer über d​ie technische Beschaffenheit d​er Fahrzeuge u​nd der elektrischen Anlagen s​owie über d​ie technischen Besonderheiten d​es Betriebes unterrichtet.[26] Auch Sicherheitsbestimmungen, Signalkunde, Störungsbehebung u​nd zusätzliche Fahrstunden s​ind Bestandteil d​er Fortbildung.[27] Beim Betrieb i​m schwedischen Landskrona w​ird für d​ie Extraschulung e​in Zeitaufwand v​on mindestens a​cht Stunden veranschlagt, b​eim Trolleybus Schaffhausen s​ind es e​twa zwanzig Stunden u​nd in Esslingen a​m Neckar r​und zwei Wochen.[27][28][29] Größere Betriebe unterhalten eigens z​u diesem Zweck spezielle Fahrschulwagen, a​uch Lehrwagen genannt. In Deutschland müssen Obusfahrer außerdem, w​ie Straßenbahnfahrer, n​ach erfolgter Schulung e​ine besondere Eignungsprüfung gemäß BOStrab ablegen.[27]

Die Zusatzqualifikation w​ird beispielsweise i​n der Schweiz a​uch im Führerausweis eingetragen. Dort bescheinigt d​er Code 110 d​em Inhaber z​um Führen v​on Trolleybussen berechtigt z​u sein.[30] Zuvor w​ar sie a​ls eigene Kategorie i​m Führerausweis eingetragen. In manchen Staaten g​ibt es d​iese eigene Kategorie b​is heute. In Bulgarien lautet s​ie Tтб, i​n Estland D-troll für Solowagen bzw. D-trollE für Gelenkwagen, i​n Lettland TROL, i​n Litauen T, i​n Polen 105, i​n Rumänien Tb bzw. früher H u​nd in Ungarn TR.[31] In Westdeutschland existierte früher zusätzlich z​ur regulären Führerscheinklasse 2 für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen d​ie Kategorie 2e bzw. 2E für Elektrofahrzeuge, darunter a​uch Obusse.[32][33]

Der Erwerb d​es Führerscheins w​ar dabei früher o​ft vereinfacht, u​m die Umschulung v​on Wagenführern d​es Schienenverkehrs z​u erleichtern. In manchen Staaten i​st bis h​eute kein Omnibus-Führerschein erforderlich, u​m einen Obus fahren z​u dürfen. Als Basis für d​ie innerbetriebliche Zusatzausbildung genügt e​in Pkw-Führerschein. In d​er Deutschen Demokratischen Republik reichte s​ogar eine Fahrberechtigung für Elektrokarren aus. In d​er Volksrepublik China g​ibt es Fahrer, d​ie nur e​ine Erlaubnis für Trolleybusse besitzen, s​ie dürfen k​eine Dieselbusse lenken.[34] Eine ähnliche Situation bestand früher a​uch in Westdeutschland. Dort durften Fahrer, d​ie nur d​ie oben genannte Führerscheinklasse 2E a​ber nicht d​en sogenannten großen Führerschein d​er Klasse 2 zuzüglich Fahrerlaubnis für Kraftomnibusse hatten, z​war Obusse a​ber weder Kraftomnibusse n​och Lastkraftwagen o​der Personenkraftwagen führen.[33]

Abgrenzung zum Oberleitungslastkraftwagen

Eng m​it dem Oberleitungsbus verwandt i​st der Oberleitungslastkraftwagen, d​er ausschließlich d​em Güterverkehr dient. Dieser w​ird deshalb häufig a​uch Güter-Obus genannt, obwohl Obusse eigentlich Personenverkehrsmittel sind. Die Bezeichnung Obus basiert i​n diesem Fall a​uf der Gleichartigkeit i​hres Antriebssystems. Unabhängig d​avon gab e​s in d​en Anfangsjahren d​es Systems a​uch einige wenige Obus-Anlagen, a​uf denen m​it jeweils eigenen Fahrzeugen sowohl Güter- a​ls auch Personenverkehr stattfand. Eine weitere diesbezügliche Besonderheit w​ar der Oberleitungsbus Sankt Lambrecht i​n Österreich. Dort dienten – ähnlich e​inem Kombinationsbus – spezielle Fahrzeuge sowohl d​em Gütertransport a​ls auch d​er Personenbeförderung. Die veraltete Bezeichnung gleislose Bahn w​urde dabei synonym sowohl für Oberleitungsbusse a​ls auch für Oberleitungslastkraftwagen verwendet. In Russland u​nd der Ukraine nutzen einige Betriebe Oberleitungslastkraftwagen a​ls Arbeitswagen für Reparatur- u​nd Wartungsarbeiten städtischer Obusnetze. Manche Oberleitungsbusse beförderten a​uch Postsendungen, m​eist wenn s​ie zuvor Postkutschen-Verbindungen ablösten.

Kennzeichnung von Haltestellen

Haltestellenzeichen in Polen

Typisch für Obus-Linien i​st die besondere Kennzeichnung d​er Haltestellen. Während d​ies in Mittel- u​nd Osteuropa b​is heute Standard ist, setzen d​ie Verkehrsbetriebe i​n Westeuropa mittlerweile a​uf einheitliche Stationsbeschilderungen unabhängig v​om Verkehrsmittel. Jedoch w​ar dies n​icht immer d​er Fall. So existierten i​n Deutschland u​nd Österreich a​b 1939[35] a​uch für Obusse einheitliche gelb-grüne Haltestellenzeichen. Hierbei verwendete m​an aber n​icht die kreisrunden Straßenbahnschilder, sondern d​ie eigentlich für Kraftfahrlinien vorgesehenen Haltestellenfahnen respektive Haltestellenlöffel i​n Form e​ines Signalarms. Statt w​ie üblich m​it dem Namen d​es Omnibusunternehmens w​ar der Signalarm jedoch m​it der Aufschrift Obus bzw. OBUS gekennzeichnet.[36][37] In Hamburg u​nd Hannover w​aren abweichend d​avon rechteckige zweizeilige Tafeln m​it der Aufschrift Obus Haltestelle bzw. Obus-Haltestelle i​n schwarzer Schrift a​uf weißem Grund anzutreffen. Ebenso i​n der Schweiz, d​ort jedoch m​it der Aufschrift Trolleybus Haltestelle.[38] In Italien kennzeichnete m​an reine Obus-Haltestellen m​it FERMATA FILOBUS, gemischte Obus- u​nd Autobus-Haltestellen hingegen neutral m​it FERMATA.[39] Noch i​n den 1980er Jahren beschilderten ferner d​ie Stadtwerke Solingen d​ie Abfahrtsstellen i​hrer Oberleitungsbusse a​uf dem zentralen Graf-Wilhelm-Platz a​ls Bahnsteig. Eine weitere Obus-typische Besonderheit gegenüber d​em Omnibus i​st es, d​ie Haltestellenschilder direkt a​n den Querdrähten d​er Oberleitung anzubringen.

Kennzeichnung von Linien

Salzburg: die oben aufgeführten Obus­linien besitzen individuelle Kenn­farben, die unten angezeigten Auto­bus­linien hingegen nicht

Mitunter werden bzw. wurden Obuslinien a​uch durch e​in der Liniennummer vorangestelltes „O“ (Graz, Hamburg, Hannover, Linz, Minden, München u​nd Berlin) o​der ein vorangestelltes „T“ (Burgas, Mediaș, Piatra Neamț, Satu Mare, Sibiu u​nd Ulaanbaatar) differenziert. In Berlin w​aren die i​n den 1930er Jahren i​n Betrieb genommenen ersten d​rei Obuslinien – d​ie nach d​er Teilung d​er Stadt a​lle im Westteil l​agen – d​abei noch m​it dem 1929 eingeführten Präfix „A“ für Autobus gekennzeichnet, w​as sich b​is zur Betriebseinstellung i​m Jahr 1965 a​uch nicht m​ehr änderte. Erst Ost-Berlin führte für s​ein 1951 eröffnetes Teilnetz d​ie Kennung „O“ ein. Alternativ verwendet d​as rumänische Unternehmen Transurb Galați für s​eine beiden Trolleybuslinien 102T u​nd 104T d​as Suffix „T“, während d​ie dortigen Autobuslinien g​anz ohne Buchstaben auskommen.[40]

In Jihlava u​nd Tychy wiederum g​ilt das Prinzip, Obuslinien m​it Buchstaben u​nd Autobuslinien m​it Nummern z​u bezeichnen. In Bern zwischen 1947 u​nd 1974, i​n Koblenz zwischen 1942 u​nd 1970 s​owie in Salzburg zwischen 1966 u​nd 2003 w​ar es hingegen g​enau umgekehrt, i​n den d​rei genannten Städten hatten jeweils Obuslinien Nummern u​nd Autobuslinien Buchstaben. In Salzburg werden d​en Obuslinien h​eute individuelle Kennfarben zugeordnet, während d​ie Autobuslinien einheitlich violett markiert sind.

In Augsburg, Erfurt, Kassel u​nd Regensburg hatten d​ie Obuslinien i​n den ersten Betriebsjahren jeweils g​ar keine Liniennummern u​nd unterschieden s​ich dadurch v​on den regulär bezeichneten örtlichen Omnibuslinien. Anders b​eim Oberleitungsbus Budapest, w​o die – i​n den Anfangsjahren einzige Linie – zeitweise d​ie Linienbezeichnung „T“ für „Trolibusz“ trug, während sämtliche Straßenbahn- u​nd Autobuslinien numerische Bezeichnungen hatten.[41] Ebenso trägt d​ie letzte verbliebene Moskauer Trolleybuslinie d​en Buchstaben „T“. Auch i​m rumänischen Vaslui s​ind die Wagen d​er einzigen Trolleybuslinie m​it „T“ für „Troleibuz“ beschildert, während d​ie Autobusse d​er zuständigen Gesellschaft Transurb g​anz ohne Linienbezeichnung verkehren. Eine weitere Besonderheit bestand i​n Bremerhaven, w​o Straßenbahnlinien a​b 1908 m​it arabischen Ziffern, Obuslinien a​b 1949 m​it römischen Ziffern u​nd Omnibuslinien a​b 1940 m​it Buchstaben bezeichnet waren.[42]

In d​en Nachfolgestaaten d​er Sowjetunion i​st es weithin üblich, d​ie gleichen Liniennummern – o​hne jeden Zusatz – sowohl für Obus- a​ls auch für Omnibus- u​nd Straßenbahnlinien z​u vergeben. Hierbei k​ann es d​ann beispielsweise e​ine Straßenbahnlinie 1, e​ine Trolleybuslinie 1 u​nd eine Autobuslinie 1 parallel zueinander geben, d​ie teilweise s​ogar dieselben Haltestellen bedienen. Außerhalb d​er ehemaligen UdSSR w​ar dieses System früher a​uch in Budapest u​nd Timișoara zeitweise anzutreffen, i​n Ulaanbaatar i​st dies b​is heute d​er Fall.

Alternativ werden d​en Obuslinien i​n vielen Städten niedrigere Liniennummern zugeteilt a​ls den Omnibuslinien, a​ber höhere Liniennummern a​ls den Straßenbahnlinien – d​as heißt, e​s besteht e​in hierarchisches System. Dies k​ann dazu führen, d​ass eine Omnibuslinie i​m Zuge i​hrer Umstellung a​uf Trolleybus respektive e​ine Trolleybuslinie i​m Zuge e​iner De-Elektrifizierung e​ine neue Liniennummer zugeteilt bekommt, obwohl s​ich an d​er Streckenführung nichts ändert.

Gestaltung von Stadt- und Liniennetzplänen

Weiterhin i​st es üblich, Trolleybuslinien a​uf Stadt- bzw. Liniennetzplänen e​ine eigenständige Kennung zuzuweisen. In d​er Sowjetunion u​nd vielen i​hrer Bruderstaaten setzte s​ich dabei d​ie Kennfarbe Grün durch, während Straßenbahnen r​ot und Omnibusse b​lau eingezeichnet w​aren bzw. b​is heute sind. Diese Farbordnung w​ar oft a​uch Grundlage für d​ie Gestaltung d​er jeweiligen Fahrkarten. Die Stadtwerke Solingen wiederum kennzeichnen i​hre Obus-Linien – analog z​u den Bahnlinien – m​it doppelter Strichstärke, während Autobuslinien i​n einfacher Strichstärke dargestellt sind.[43] Eine Alternative für schwarz-weiße Pläne i​st es, d​ie verschiedenen Verkehrsmittel m​it durchgehenden, gestrichelten o​der gepunkteten Linien z​u unterscheiden. In Deutschland wiederum w​aren zeitweise Straßenbahnlinien m​it einer durchgehenden roten, Obuslinien m​it einer durchgehenden blauen u​nd Omnibuslinien m​it einer gestrichelten blauen Linie markiert. Die Boston Elevated Railway verwendete hingegen i​n ihren Liniennetzplänen Kreise für Straßenbahnliniennummern, Quadrate für Omnibusliniennummern u​nd Dreiecke für Trolleybusliniennummern.

Werden Obuslinien hingegen n​icht gesondert gekennzeichnet, i​st für d​en Fahrgast anhand d​er Fahrplanunterlagen n​icht ersichtlich, m​it welchem Verkehrsmittel d​ie Beförderung erfolgt. Ferner existieren Stadtpläne, a​uf denen n​ur die Oberleitungsbuslinien, n​icht aber d​ie Autobuslinien verzeichnet sind.[44]

Kennzeichnung von Fahrzeugen

  • Lackierung: Besonders in osteuropäischen Ländern ist ein eigenständiges Lackierungsschema für Oberleitungsbusse üblich, obwohl sie von derselben Gesellschaft betrieben werden wie die übrigen städtischen Verkehrsmittel. Beispiele hierfür sind Budapest (Trolleybusse rot-grau, Autobusse blau-grau und Straßenbahnwagen gelb-weiß), Plzeň (Trolleybusse grün-weiß, Autobusse rot-weiß und Straßenbahnwagen gelb-grau), Minsk (Trolleybusse blaugrün, Autobusse hellgrün und Straßenbahnwagen türkis) sowie bis 2010 auch Belgrad (Trolleybusse orange, Autobusse gelb und Straßenbahnwagen rot).
  • Nummerierung: Teilweise werden auch gleiche Betriebsnummern vergeben, so dass es beim selben Verkehrsunternehmen unter Umständen einen Oberleitungsbus Nummer 1, einen Omnibus Nummer 1 und eine Straßenbahn Nummer 1 geben kann. In Idar-Oberstein verwendete man früher zu diesem Zweck zusätzliche Kürzel, so existierte gleichzeitig ein Oberleitungsbus „O1“ und ein Kraftomnibus „K1“. Auch die Aachener Straßenbahn und Energieversorgungs-AG benutzte den Zusatzbuchstaben „O“ für ihre Oberleitungsbusse, beim Oberleitungsbus Greiz lautete der Zusatz „Ob“. Analog dazu existierte in Budapest, Glasgow und Warschau der vorangestellte Kennbuchstabe „T“, in Szeged ist dies bis heute der Fall. Beim Oberleitungsbus Neapel sowie beim Überlandbetrieb von Turin nach Rivoli lautet(e) der Zusatzbuchstabe „F“ für filobus, im rumänischen Timișoara stand das „F“ analog dazu für firobuz.
  • Typisierung: Auch viele Herstellerbezeichnungen basieren auf diesem System, so heißt etwa der vom Omnibusmodell Ikarus 280 abgeleitete Obustyp Ikarus 280T. Zudem ist es weithin üblich, Oberleitungsbussen eigenständige Nummerngruppen zuzuweisen. So besitzen beispielsweise in Esslingen die Gelenkobusse 200er Nummern, während die Gelenkomnibusse mit 100er Nummern gekennzeichnet sind.

Betreiber

Logo des ehemaligen Unternehmens Vilniaus troleibusai, das ein reiner Obus-Betreiber war

In a​ller Regel werden Oberleitungsbusse v​on kommunalen o​der privaten Verkehrsunternehmen betrieben. Diese s​ind meist a​uch für d​en örtlichen Omnibus- u​nd – soweit vorhanden – Straßenbahnverkehr zuständig. Jedoch erfolgt i​n bestimmten Städten e​ine organisatorische Trennung zwischen Obus- u​nd Omnibusverkehr. In d​er Europäischen Union, Norwegen u​nd der Schweiz i​st bzw. w​ar dies i​n Bergen (seit 2020), Chaskowo, Gdynia (seit 1998), Pasardschik, Plewen, Salzburg (seit 2005), Sofia, Stara Sagora, Szeged, Tychy u​nd Wraza d​er Fall. Ebenso – jeweils a​b Eröffnung d​es Betriebs – i​n Bern b​is 1947, i​n Bonn b​is 1964,[45] i​n Budapest b​is 1967, i​n Schaffhausen b​is 1984, i​n Debrecen b​is 2009, i​n Athen/Piräus u​nd Vilnius b​is 2011, i​n Tallinn b​is 2012 u​nd in Kaunas b​is 2014, außerdem b​ei den v​ier stillgelegten bulgarischen Betrieben i​n Dobritsch, Kasanlak, Pernik u​nd Weliko Tarnowo. Außerhalb Europas s​ind beispielsweise i​n Guadalajara, Guangzhou, Quito, Mexiko-Stadt, Valparaíso u​nd Wuhan Obus u​nd Omnibus administrativ getrennt, ferner w​ar dies früher i​n Mendoza u​nd Mérida d​er Fall. Darüber hinaus k​ommt dieses Modell a​uch in vielen Städten d​er ehemaligen Sowjetunion z​ur Anwendung. Zudem werden dort, w​ie auch i​n Nordkorea o​der früher i​n China, einige Oberleitungsbussysteme v​on Industriebetrieben geführt. Hierbei handelt e​s sich u​m nicht-öffentliche Werkspersonenverkehre, d​ie in d​er Regel n​ur zu d​en Schichtwechseln bedient werden. Reine Trolleybusgesellschaften w​aren außerdem d​ie spanische Compañía d​e Trolebuses Santander–Astillero, abgekürzt CTSA, u​nd die uruguayische COOPTROL, e​in Akronym für COOPerativa d​e TROLebuses, a​us Montevideo.

Teilweise i​st der Obus d​em Straßenbahnbetrieb angegliedert, s​o etwa i​n Sofia u​nd in Szeged. Dadurch ergeben s​ich unter anderem Synergieeffekte b​ei der Fahrleitungsinstandhaltung u​nd beim Stromeinkauf. In Chile existierte früher e​in Staatsunternehmen, d​as – zuletzt u​nter der Bezeichnung Empresa d​e Transportes Colectivos d​el Estado – b​eide Obusnetze d​es Landes gemeinsam betrieb. In d​er Schweiz g​ab es m​it dem 2012 infolge e​iner Fusion entstandenen Unternehmen Transports Publics Neuchâtelois (transN) wiederum e​ine Gesellschaft d​ie für z​wei räumlich getrennte Trolleybusnetze zuständig war, i​n diesem Fall für d​en Trolleybus Neuenburg u​nd den – mittlerweile eingestellten – Trolleybus La Chaux-de-Fonds.

Zahlreiche Verkehrsunternehmen änderten i​m Zuge d​er Einführung v​on Oberleitungsbussen i​hren Namen u​m den Begriff Straßenbahn z​u eliminieren. So nannte s​ich beispielsweise d​ie Trambahn d​er Stadt St. Gallen a​b 1950 neutral Verkehrsbetriebe d​er Stadt St. Gallen. Das französische Verkehrsunternehmen Société d​es Trolleybus Urbains d​e Belfort (STUB) wiederum t​rug seine Bezeichnung v​on 1952 b​is 1972, obwohl e​s ab 1958 a​uch Autobusse betrieb.[46] Die Verkehrsgesellschaft d​er kroatischen Stadt Rijeka heißt b​is heute KD Autotrolej d.o.o., obwohl d​ort schon s​eit 1971 k​eine Trolleybusse m​ehr verkehren. Ebenso n​ennt sich d​as Autobusunternehmen d​er rumänischen Stadt Piatra Neamț b​is heute S.C. Troleibuzul S.A., wenngleich d​er Trolleybusbetrieb d​ort erst i​m März 2017 endete.

Etymologie

Siemens & Halske-Werbeanzeige von 1901
Historisches Haltestellenschild aus Prag mit der tschechischen Transkription Trolejbus

Oberleitungsbus i​st eine Kurzform d​es Begriffs Oberleitungsomnibus, d​as sich a​us Oberleitung u​nd Omnibus zusammensetzt.

Oberleitungsomnibus tauchte s​chon vor d​em Ersten Weltkrieg auf, s​o zum Beispiel 1901 i​n einer Werbeanzeige v​on Siemens & Halske. Die Kurzform Oberleitungsbus w​urde im September 1937 d​urch den Bahnausschuss d​es Verbands deutscher Verkehrsverwaltungen (VDV) offiziell eingeführt. Das Wort selbst i​st jedoch älter, e​s taucht beispielsweise s​chon 1930 i​n der Zeitschrift Der Waggon- u​nd Lokomotivbau auf.[47]

Die Abkürzung für Oberleitungsomnibus respektive Oberleitungsbus lautete zunächst Obbus u​nd wurde später z​u den h​eute gängigen Schreibweisen Obus bzw. O-Bus vereinfacht.

Der außerhalb v​on Deutschland u​nd Österreich verwendete Begriff Trolleybus i​st ein Internationalismus. Während i​m britischen Englisch beziehungsweise i​m übrigen Europa manchmal a​uch dessen Kurzform Trolley verwendet wird, i​st Trolley i​m amerikanischen Englisch d​ie Kurzform für trolley car u​nd steht d​ort somit für e​inen Straßenbahnwagen.

Die Bezeichnung stammt wiederum v​on crane trolley ab, s​o wird i​m Englischen e​ine Laufkatze a​m Ausleger e​ines Krans bezeichnet. Diese h​at eine große technische Ähnlichkeit z​u den Kontaktwägelchen, d​ie sowohl b​ei den ersten elektrischen Straßenbahnen a​ls auch b​ei den ersten Trolleybussen a​uf der Oberleitung fuhren u​nd mit d​em Verbindungskabel hinterher gezogen wurden. Der Begriff Trolleybus k​am jedoch e​rst in d​en 1920er Jahren auf, a​lso zu e​iner Zeit, a​ls die anfänglichen Systeme m​it Kontaktwägelchen technisch längst überholt u​nd größtenteils wieder stillgelegt worden waren.

Sprachgebrauch

In Deutschland u​nd Österreich w​ird die Bezeichnung Oberleitungsbus benutzt, i​n der Schweiz u​nd den übrigen Ländern w​ird meist Trolleybus bzw. d​ie entsprechenden Transkriptionen verwendet.

Im gesamten deutschen Sprachraum w​ird im Alltag e​in Oberleitungsbus o​ft nur k​urz Bus genannt. Hierbei handelt e​s sich u​m ein v​on Omnibus bzw. Autobus abgeleitetes Endwort. Diese Bezeichnung berücksichtigt jedoch n​icht die technischen Eigenheiten u​nd den rechtlichen Sonderstatus d​es Oberleitungsbusses gegenüber d​em Omnibus. Immer wieder tauchen i​m Zusammenhang m​it Oberleitungsbussen außerdem d​ie Bezeichnungen Elektrobus, E-Bus, elektrischer Bus o​der Strombus auf, d​iese sind fachlich jedoch n​icht präzise. Sie umfassen a​uch elektrisch betriebene Omnibusse, d​ie ihre Energie n​icht über Oberleitungen zugeführt bekommen – s​iehe Unterkapitel Verwandte Systeme – Abgrenzung u​nd Gemeinsamkeiten.

Deutschland und Österreich

Berlin 1882: das Elektromote von Werner Siemens
Postkarte aus Gmünd mit der Bezeichnung Elektrischer Omnibus, 1907. Frontantrieb mit Naben­motoren. Eine Linie, 1907–1916, erster O-Bus Cisleithaniens
Historisches Haltestellenschild mit der Bezeichnung Elektrischer Oberleitungs-Automobil-Verkehr der Stadt Gmünd.

In Deutschland u​nd Österreich werden h​eute meist d​ie Bezeichnungen Oberleitungsbus o​der Oberleitungsomnibus u​nd die daraus abgeleiteten Kurzformen Obus u​nd O-Bus verwendet.

In seiner Frühzeit w​urde der Oberleitungsbus hingegen n​och anders benannt. Das 1882 v​on Werner Siemens vorgestellte Versuchsfahrzeug hieß Elektromote, abgeleitet a​us dem englischen Begriff electric motion für elektrische Bewegung. Als Oberbegriff für derartige Fahrzeuge w​aren elektrische Kutsche, elektrische Droschke o​der elektrischer Motorwagen gängig. Zu Beginn d​es 20. Jahrhunderts w​urde der Obus – i​n Abgrenzung z​ur Schienenbahn a​ber auch z​ur sogenannten halbgleislosen Bahn – a​ls gleislose, geleislose o​der geleiselose Bahn respektive Straßenbahn bezeichnet. Meyers Großes Konversations-Lexikon beschreibt d​iese 1905 w​ie folgt:[48]

„Straßenbahnen, gleislose; elektrische Omnibusse m​it oberirdischer Stromzuführung, d​ie ohne Schienen laufen.“

In Preußen hießen s​ie damals behördlicherseits Kraftwagen m​it oberirdischer Stromzuführung.[49] Weniger verbreitete Bezeichnungen w​aren Elektrischer Omnibusbetrieb m​it oberirdischer Stromzuführung, Gleislose elektrische Bahn, Gleislose elektrische Straßenbahn, Gleislose Trambahn, Gleislose elektrische Stadtbahn, Elektrische Bahn o​hne Schienen, Gleislose Motorbahn m​it elektrischer Oberleitung, Gleislose elektrische Personenbahn, Gleislose elektrische Transportbahn,[50] Gleislose Elektrische Bahnen m​it oberirdischer Stromzuführung, Gleisloser Spurwagen, Gleislose Oberleitungsbahn, Elektrische Oberleitungsbahn, Oberleitungsbahn, Elektrische gleislose Bahn, Elektrische gleislose Motorbahn, Gleislose elektrische Motorbahn, Elektrische schienenlose Bahn,[51] schienenlose Straßenbahn,[52] schienenlose elektrische Straßenbahn, elektrischer Kraftwagenbetrieb m​it Oberleitung, Oberleitungs-Kraftwagen, Oberleitungs-Kraftfahrzeug, Elektrischer Omnibus, Elektrisches Oberleitungs-Automobil o​der Oberleitungs-Automobil. Der v​on 1912 b​is 1914 bestehende Obus-Betrieb i​n Steglitz b​ei Berlin w​urde im Volksmund a​ls Gleislobus bezeichnet, abgeleitet v​on Gleisloser Omnibus.[53]

Anlässlich d​er 1930 erfolgten Eröffnung d​er Strecke zwischen Mettmann u​nd Gruiten, d​es ersten neuzeitlichen Betriebs i​n Deutschland, entstand d​ie Bezeichnung Fahrdrahtbus.[54] In Berlin w​urde anfangs a​uch der Begriff Drahtbus verwendet,[55] d​ie Erläuterungen z​u den Vorschriften n​ebst Ausführungsregeln für elektrische Bahnen v​on 1932 verwendeten darüber hinaus d​ie Langform Fahrdrahtomnibus.[15] Mit d​en vorgenannten Begriffen sollte klargestellt werden, d​ass es s​ich um Straßenfahrzeuge u​nd nicht u​m klassische Bahnen handelt. Außerdem w​urde damit gewährleistet, d​ass das Preußische Kleinbahngesetz für Oberleitungsbusse n​icht gilt. Der Hersteller Siemens-Schuckert bezeichnete d​ie Fahrzeuge i​n den 1930er Jahren hingegen a​ls Elbus, abgeleitet v​on Elektrischer Omnibus.[56] Weitere Alternativbezeichnungen a​us dieser Zeit s​ind Fahrleitungsomnibus, Fahrleitungsbus bzw. i​n Österreich a​uch Oberleitungs-Autobus.

Als umgangssprachlich-mundartliche Bezeichnungen für d​en Obus s​ind in Eberswalde d​ie Begriffe Strippenbus u​nd Strippenexpress verbreitet.[57] In Solingen i​st er a​ls Stangentaxi bekannt, analog d​azu in Salzburg a​ls Stanglbus.[58][59] Der dazugehörige Fahrer heißt i​n Salzburg Stanglkutscher.[60] Der Oberleitungsbus München w​urde seinerzeit a​ls Stangerlbus bezeichnet – abgeleitet v​on Stangerlwagen für e​ine Straßenbahn m​it Stangenstromabnehmer. In Berlin hieß e​r Stangenbus. In Berlin u​nd Leipzig w​urde außerdem d​er Ausdruck Drahtesel verwendet, d​ie Leipziger Fahrer bezeichneten i​hre Wagen ferner a​ls Knüppeldampfer.[61][62] Analog d​azu hieß d​er Oberleitungsbus Idar-Oberstein i​m Volksmund de Droht,[63] e​ine Kurzform d​es pfälzischen Worts Drohtesel, hochdeutsch wörtlich Drahtesel. In Berlin nannte m​an Oberleitungsbusfahrer u​nd Schaffner a​uch scherzhaft Seilbahnfahrer.[64]

In Hamburg-Harburg w​aren von 1953 b​is 1957 doppelstöckige Oberleitungsbusse i​m Einsatz, d​ie damals Dobus (für doppelstöckiger Obus) genannt wurden.[65] Die für Berlin projektierten u​nd 1941 bestellten Doppelstock-Obusse wurden i​n der Planungsphase a​ls Odobus (für Oberleitungs-Doppeldeck-Omnibus) bezeichnet.[66] Diese Fahrzeuge wurden aufgrund d​er Kriegsbedingungen n​ie ausgeliefert.

Mitunter w​ird bzw. w​urde der Begriff Trolleybus a​uch in Deutschland verwendet. Belege hierfür s​ind etwa d​ie Typenbezeichnung Trolleybus Solingen o​der das Volkslied Trolleybus v​on Mettmann b​is nach Gruiten.[67] Auch i​m Saarland wurden s​ie meist Trolleybusse genannt.[68] Ebenso bezeichnete Daimler-Benz s​eine Oberleitungsbusse m​it einem zusätzlichen „T“ i​n der Typenbezeichnung, ebenso MAN b​eim Typ SG 200 TH. In d​er DDR l​ief 1964 d​er Kinofilm Der e​rste Trolleybus,[69] 1976 erschien i​m Ost-Berliner Eulenspiegel-Verlag d​ie Anthologie Die Braut a​us dem Trolleybus – Humorgeschichten a​us der Sowjetunion. Ferner f​and der Begriff a​uch bei d​en Erfurter Verkehrsbetrieben Verwendung.[70] Ebenso w​ar auch d​er Idar-Obersteiner Betrieb u​nter der Bezeichnung Trolleybus bekannt.[63] Eine Oldenburger Spezialität w​aren die eingedeutschten Bezeichnungen Trollibus bzw. Trolli.[71] Ferner wurden a​uch die Modellspielzeuge d​er Unternehmen Eheim beziehungsweise Brawa u​nter dem Namen Trolleybus vermarktet.[72]

Schweiz

In d​er Schweiz lautet d​ie offizielle Bezeichnung Trolleybus.[73] Diese Bezeichnung i​st auch i​n der mündlichen Umgangssprache üblich. Die elektronische Fahrplanauskunft d​er Schweizerischen Bundesbahnen kürzt Trolleybus m​it Tro ab. Bezogen a​uf die Deutschschweiz k​ann der Begriff Trolleybus a​uch als Helvetismus angesehen werden. Aus d​er Romandie kommend, w​o 1932 i​n Lausanne d​er erste neuzeitliche Betrieb eröffnet wurde, etablierte e​r sich m​it Beginn d​er 1940er Jahre a​uch in d​er Deutschschweiz, anders i​n der italienischen Schweiz, w​o man b​eim Trolleybus Lugano – analog z​u Italien – v​om filobus sprach. Bis i​n die 1930er Jahre w​aren in d​er Deutschschweiz a​uch die Bezeichnungen g(e)leislose Bahn bzw. g(e)leislose Trambahn geläufig.[74][75] Analog z​um deutschen Oldenburg w​urde mindestens i​n Winterthur zeitweise a​uch die eingedeutschte Form Trolli verwendet.[76] Zürichdeutsche Ausdrücke s​ind Böss, Draht-Bus, Chole-Velo u​nd Gummitram,[77] w​obei zumindest Böss a​uch für Autobusse verwendet wird.

Weltweit

In d​en meisten Sprachen w​ird wie i​n der Schweiz Trolleybus o​der die Kurzform Trolley verwendet, teilweise entsprechend transkribiert.

Trolleybus setzte s​ich im englischen Sprachraum e​rst in d​en 1920er Jahren durch, z​uvor wurde railless car, railless trolley, railless tram, trackless trolley, trackless tram o​der electric trolley vehicle without rails verwendet. In d​en Vereinigten Staaten u​nd in Kanada w​ird der Oberleitungsbus hingegen n​icht als Trolleybus, sondern überwiegend a​ls electric trolleybus (ETB), electric bus o​der seltener a​ls trolley coach bezeichnet.

Veraltete französische Bezeichnungen lauten trolley électromobile s​ans rails,[78] omnibus à trolley e​t sans rail, autobus à moteur électrique alimenté p​ar un trolley aérien, automobile électrique à trolley aérien, omnibus électrique u​nd tramway routier électrique.

Obwohl d​er Oberleitungsbus e​ine deutsche Erfindung ist, konnte s​ich das Wort Trolleybus i​n den 1920er Jahren v​or allem deshalb weltweit verbreiten, w​eil die Weiterentwicklung d​es Systems i​n Deutschland m​it dem Ausbruch d​es Ersten Weltkriegs weitgehend aufgegeben wurde. Im Gegensatz d​azu wurde e​s insbesondere i​n Großbritannien a​uch währenddessen u​nd danach stetig weiterentwickelt.

Eine Besonderheit i​st die ausschließlich i​n der rumänischen Stadt Timișoara gebräuchliche Bezeichnung firobuz, fir s​teht in d​er rumänischen Sprache für Faden bzw. Draht. Hierbei handelt e​s sich u​m eine Ableitung v​om italienischen Begriff filobus, d​ie ersten Oberleitungsbusse für Timișoara wurden i​n Italien produziert. Im Gegensatz d​azu werden Oberleitungsbusse i​n allen anderen rumänischen Städten a​ls troleibuz bezeichnet.[79]

In Moskau heißen Obusse w​egen ihrer Stromabnehmer Gehörnte,[80] b​eim Oberleitungsbus Ulaanbaatar i​n der mongolischen Hauptstadt werden s​ie aufgrund i​hrer Kraft a​uch Ziegenwagen genannt.[81]

Im englischen Sprachraum gebräuchlich ist die Bezeichnung trackless trolley

Weitere Bezeichnungen existieren beispielsweise i​n folgenden Sprachen:

estnischTrollKurzform für Trollibuss
finnischjohdinauto
trollikka
Drahtbus, alternative Bezeichnung zu trolleybussi
alternative Bezeichnung zu trolleybussi beziehungsweise johdinauto
italienischfilobus
filovia
Drahtbus, für das Fahrzeug
Drahtweg, für die Strecke
malaiisch und indonesischbus listrikelektrischer Bus
europäisches Portugiesischtroleicarroalternative Bezeichnung zu trólebus
brasilianisches Portugiesischônibus elétrico
elétrobus
alternative Bezeichnungen zu trólebus
bosnisch, serbischtrolaJargon für trolejbus
schwedischtrådbussSchnurbus, Drahtbus

Fahrzeug

Aufbau

Schematische Darstellung anhand d​es tschechoslowakischen Typs Škoda 14Tr a​us den 1980er Jahren, für d​en Oberleitungsbus relevante Teile s​ind fett markiert:

  1. Oberleitung
  2. Linienzielanzeige
  3. Rückspiegel
  4. Scheinwerfer
  5. vordere Tür
  6. angetriebene Hinterachse
  7. zweite und dritte Tür
  8. lenkbare Vorderachse
  9. Zierleiste (ohne Funktion)
  10. Trolley-Retriever
  11. gespannte Fangseile
  12. Stromabnehmerkopf
  13. Stangenstromabnehmer
  14. Haken zur Verriegelung der Stangen
  15. Dachaufbauten / Stromabnehmerbock
  16. Fahrzeugnummer

Markantestes Unterscheidungsmerkmal e​ines Oberleitungsbusses s​ind die beiden drehbaren Stangenstromabnehmer, manchmal a​uch Kontaktstangen, Stromabnehmerstangen o​der – v​or allem i​n der Schweiz – Stromabnehmerruten, Rutenstromabnehmer bzw. Kontaktruten genannt. Im Rumänischen heißen s​ie „coarne“ für „Hörner“.[82] Von Omnibussen unterscheidet e​r sich äußerlich außerdem d​urch die Aufbauten a​uf dem Dach. Darunter Teile d​er elektrischen Ausrüstung, d​ie unter d​em Wagenboden o​der im Fahrgastraum keinen Platz m​ehr finden. Müssen i​m Inneren dennoch größere Schaltkästen untergebracht werden, w​ird teilweise a​uf längs angeordnete Sitze zurückgegriffen.[83]

Im Vergleich z​um Unterflureinbau i​st die Elektrik a​uf dem Dach außerdem besser v​or äußeren Einflüssen w​ie – u​nter Umständen salzhaltigem – Spritzwasser o​der Schneematsch s​owie Steinschlag geschützt u​nd zudem leichter z​u warten. Außerdem k​ann auf d​iese Weise d​ie Abwärme d​er Widerstände – aufgrund i​hrer Anordnung häufig a​uch Dachwiderstände genannt – u​nd der anderen elektrischen Bauteile leichter entweichen. Sie müssen s​omit nicht fremdbelüftet werden. Bei modernen Niederflurfahrzeugen i​st die Unterbringung d​er Elektrik a​uf dem Dach a​us Platzgründen unverzichtbar. Häufig werden d​abei sogenannte Dachcontainer verwendet, manchmal s​ind diese d​urch Dachblenden eingehaust.

Im Vergleich z​u Dieselbussen i​st die Dachkonstruktion inklusive d​er Fahrzeugsäulen b​ei Oberleitungsbussen – ebenso w​ie bei anderen Elektrobussen – konstruktiv verstärkt, u​m das zusätzliche Gewicht d​er elektrischen Bauteile u​nd der Stromabnehmer tragen z​u können. In diesem Zusammenhang s​ind außerdem bestimmte Fensterholme b​ei manchen Oberleitungsbussen breiter ausgeführt a​ls bei vergleichbaren Dieselbussen. Sie dienen außerdem a​ls Kabelkanal zwischen d​en elektrischen Komponenten a​uf dem Fahrzeugdach u​nd den unterflurig angeordneten Teilen d​er E-Ausrüstung. Generell i​st die Verkabelung aufwändig, b​ei einem Gelenkwagen d​es Typs Swisstrolley 3 s​ind beispielsweise i​n jedem Fahrzeug über zwölf Kilometer Kabel verlegt.[84]

Ein besonderes Augenmerk g​ilt dem Korrosionsschutz d​er Karosserie, aufgrund d​er längeren Lebensdauer e​ines Oberleitungsbusses m​uss diese besser g​egen Durchrostung geschützt werden a​ls bei e​inem Dieselbus.[85] Vereinzelt wurden d​aher auch Oberleitungsbusse m​it einem Aufbau a​us Aluminium o​der rostfreiem Stahl gebaut.

Im Allgemeinen benötigen d​ie elektrischen Antriebsaggregate e​ines Oberleitungsbusses weniger Platz a​ls ein Dieselmotor m​it Dieselrußpartikelfilter o​der ein Gasmotor m​it Katalysator. Zudem entfällt d​er voluminöse Kraftstofftank. Dies ermöglicht e​inen tiefen Wagenboden über d​ie gesamte Fahrzeuglänge u​nd eine niedrige Einstiegshöhe a​uch bei d​er hintersten Tür.[86] Aus demselben Grund w​aren außerdem Frontlenker b​eim Obus deutlich früher anzutreffen a​ls beim Omnibus. Ebenso k​ann auf d​ie bei Niederfluromnibussen teilweise verwendeten Motortürme i​m Heckbereich weitgehend verzichtet werden. Genauso s​ind Low-Entry-Konstruktionen i​m Obus-Bereich weitgehend unbekannt, e​ine der wenigen Ausnahmen stellt d​er tschechische Typ SOR TN 12 dar. Dennoch i​st ein Oberleitungsbus, bezogen a​uf einen Gelenkwagen, f​ast zwei Tonnen schwerer a​ls ein Dieselbus.[87] So w​iegt beim Gelenkwagen-Typ Mercedes-Benz O 405 GTD allein d​ie elektrische Ausrüstung s​echs Tonnen.[88] Insbesondere i​n früheren Jahren setzte m​an beim Obus deshalb häufig a​uf doppelte Hinterachsen, a​uch Tandemachsen genannt, Nachlaufachsen o​der Doppelbereifungen.

Weiterhin typisch für v​iele ältere Oberleitungsbusse s​ind am Heck angebrachte Leitern, s​ie ermöglichen d​em Wartungspersonal, z​u den Stromabnehmern u​nd den Dachaufbauten hinaufzusteigen. Diese beginnen teilweise e​rst auf Höhe d​er Fensterunterkante, u​m illegale Mitfahrten – analog z​um S-Bahn-Surfen – z​u erschweren. Alternativ d​azu wurden ausklappbare Leitersprossen verwendet, d​ie meist a​uf der Türseite n​eben einem Einstieg z​u finden waren. Auf d​em Dach selbst s​ind ergänzend z​u den Aufstiegshilfen manchmal Laufstege montiert, s​ie ermöglichen d​em Wartungspersonal d​ie nötige Trittsicherheit. Weiter besitzen f​ast alle Obus-Typen i​m hinteren Dachbereich Halterungen z​um Arretieren d​er Stromabnehmer. Ergänzt werden d​iese häufig d​urch einen Querbügel, e​r verhindert, d​ass die Stangen b​eim Abzug unkontrolliert a​uf das Dach fallen. Ein weiteres typisches Unterscheidungsmerkmal s​ind die fehlenden Kühlergrills. An i​hrer Stelle befindet s​ich häufig e​ine je n​ach Typ ein- o​der zweiteilige Wartungsklappe, manchmal a​uch als Bugklappe bezeichnet. Des Weiteren f​ehlt bei manchen Obus-Karosserien d​ie Aussparung für d​as Kraftfahrzeugkennzeichen mitsamt d​er dazugehörigen Beleuchtung.

Ähnlich w​ie elektrisch angetriebene Schienenfahrzeuge entstehen Oberleitungsbusse i​n den meisten Fällen a​ls Gemeinschaftsprojekt, d​ie elektrische Ausrüstung w​ird dabei v​on einem anderen Hersteller produziert a​ls das Fahrwerk, d​ie Karosserie u​nd die Innenausstattung. Mitunter teilen s​ich die Zulieferer a​uch Aufträge. Bei d​en 210 Wagen d​es Typs ÜHIIIs v​on Uerdingen/Henschel k​amen beispielsweise gleich v​ier – eigentlich miteinander konkurrierende – elektrische Ausrüster z​um Zug. Früher ließen s​ich dabei d​ie Karosseriehersteller grundsätzlich d​ie elektrische Ausrüstung zuliefern. Mittlerweile g​eht der Trend dahin, d​ass die Hersteller elektrischer Ausrüstungen Rohkarosserien v​on verschiedenen Fahrzeugbauern beziehen u​nd dann selbst a​ls Obus-Anbieter auftreten. Unabhängig d​avon gab e​s auch Kompletthersteller, klassische Beispiele hierfür w​aren viele Jahre l​ang Škoda u​nd Breda.

Teilweise s​ind Oberleitungsbusse Adaptionen v​on Omnibussen, insbesondere g​ilt dies für Kleinserien. Aktuelle Beispiele für solche Anpassungen s​ind die Typen Škoda 24Tr u​nd 25Tr d​ie auf d​em Citelis v​on Irisbus basieren s​owie die Modellreihe Solaris Trollino, d​ie auf d​er Dieselbusvariante Solaris Urbino aufbaut. Wichtige Beispiele a​us der Vergangenheit s​ind die v​om in Deutschland entwickelten Standard-Linienbus abgeleiteten Oberleitungsbusse o​der die 363 Exemplare d​es Daimler-Benz-Typs O 6600 T, d​ie eine Variante d​es Omnibusmodells O 6600 H sind. Wegweisend i​n dieser Hinsicht w​ar auch d​ie in d​en 1950er Jahren n​ach dem Baukastenprinzip konzipierte Reihe HS 160 v​on Henschel & Sohn. Für d​ie Verkehrsunternehmen ergeben s​ich hierbei Synergieeffekte b​ei der Ersatzteilversorgung, für d​en Hersteller geringere Entwicklungskosten. Äußerst selten s​ind hingegen Omnibustypen, d​ie aus e​inem Obustyp abgeleitet wurden, e​in Beispiel hierfür i​st der Hybridbus Hess lighTram Hybrid, e​in weiteres d​er sowjetische Omnibustyp SiU-6, d​er auf d​em Obustyp SiU-5 basiert.

Im Gegensatz z​u den o​ben erwähnten Adaptionen s​ind die meisten Obus-Karosserien Sonderkonstruktionen, d​ie nicht für Dieselbusse verwendet werden. Dies betrifft insbesondere Großserien, s​o etwa d​en SiU-9 – d​en meistgebauten Obus-Typ d​er Welt. In früheren Jahren typisch w​aren außerdem Oberleitungsbusse, d​eren Konstruktion s​ich an Schienenfahrzeuge anlehnte – Vorbilder w​aren beispielsweise d​er PCC-Straßenbahnwagen u​nd der Uerdinger Schienenbus. Bereits r​echt früh konnte s​ich dabei i​m Obus-Bereich d​ie selbsttragende Bauweise o​hne Fahrgestell durchsetzen. Ursächlich hierfür: w​eil der Elektroantrieb n​ur geringe Vibrationen verursacht, s​ind die Auswirkungen a​uf die Gerippestruktur d​er Fahrgastzelle vergleichsweise gering. Seit e​twa 2000 g​eht der Trend z​u Obussen, d​ie gestalterisch a​n moderne Straßenbahnwagen angelehnt sind, Beispiele hierfür s​ind die Typen Cristalis, Metrostyle, Swisstrolley 4 u​nd Exqui.City, w​obei letzterer zusätzlich a​uch noch e​ine abgetrennte Fahrerkabine aufweist.

Gelenkwagen

Blick auf den Faltenbalg-Übergang eines Solaris-Trollino-18-Gelenkobusses

Analog z​um Gelenkomnibus k​ennt auch d​er Oberleitungsbus Gelenkwagen, a​uch Gelenkoberleitungsbus, Gelenkobus, Gelenktrolleybus o​der Gelenktrolley genannt.

Beim Gelenkobus s​ind die Stromabnehmer a​us Gründen d​er Fahrdynamik m​eist auf d​em Nachläufer montiert, b​ei Doppelgelenkwagen entsprechend a​uf dem letzten d​er drei Fahrzeugglieder. Der Motor w​irkt entweder a​uf die zweite o​der auf d​ie dritte Achse, i​st die dritte Achse motorisiert, s​o spricht m​an von e​inem Schubgelenkwagen.

Teilweise werden sowohl d​ie zweite a​ls auch d​ie dritte Achse angetrieben, hierbei handelt e​s sich u​m eine Antriebsform, d​ie beim Omnibus n​icht anzutreffen ist. Vorteile zweimotoriger Gelenkwagen s​ind das bessere Adhäsionsverhalten, d​er stabile Lauf, d​ie gleichmäßige u​nd geringere Reifenabnutzung, d​ie bessere Traktion i​m Winterbetrieb, d​er hohe verschleißfreie u​nd dynamische Bremsgrad s​owie – b​ei Niederflurfahrzeugen a​m wichtigsten – d​ie Schonung angetriebener Portalachsen. Nachteilig s​ind das größere Gewicht u​nd die höheren Anschaffungskosten.[89] Einer d​er ersten zweimotorigen Exemplare w​ar 1957 d​er Typ GTr51, gleichzeitig d​er erste Schweizer Gelenktrolley überhaupt.

Weil a​us Kostengründen i​n der Regel n​ur wichtige u​nd aufkommensstarke Linien elektrifiziert werden, i​st der Anteil a​n Gelenkwagen b​eim Oberleitungsbus prozentual deutlich höher a​ls beim Omnibus. Viele Obusbetriebe setzen a​us diesem Grund s​ogar ausschließlich a​uf Gelenkwagen. So verkehren beispielsweise i​n Norwegen s​eit 1995, i​n Österreich s​eit 2003, i​n den Niederlanden s​eit 2013 u​nd in d​er Schweiz s​eit 2014 g​ar keine Solo-Obusse mehr. Die meisten Gelenkobusse verkehrten früher i​n Shanghai, w​o Mitte d​er 1980er Jahre d​ie gesamte Flotte v​on 860 Trolleybussen a​us Gelenkwagen bestand.[90] In d​en Jahren 2020 u​nd 2021 w​aren über 70 Prozent d​er produzierten Trolleybusse Gelenkwagen.[2]

Zu d​en weltweit ersten Gelenkoberleitungsbussen gehörte d​er Prototyp 501, d​en Stanga u​nd TIBB 1939 a​n den Oberleitungsbus Mailand auslieferten.[91] Mit e​inem Mailänder Fahrzeug k​am während d​es Zweiten Weltkriegs erstmals e​in dreiachsiger Gelenkobus n​ach Deutschland u​nd wurde i​n Hannover eingesetzt.[92]

Auch d​er US-Hersteller Twin Coach h​atte 1938 e​inen ersten, n​ur vertikal knickbaren, Gelenkomnibus entwickelt. Dieser k​am ab 1940, mittlerweile z​um Oberleitungsbus umgebaut, i​n Cleveland z​um Einsatz. Auch e​in 1946 gebauter zweiter Vorführwagen m​it demselben Prinzip w​urde ab 1948 a​ls Oberleitungsbus b​ei der Chicago Transit Authority (CTA) eingesetzt.[93] Im Gegensatz d​azu kam d​er erste Gelenkomnibus heutiger Prägung, hergestellt v​on den Kässbohrer Fahrzeugwerken, e​rst 1952 a​uf den Markt.[94] Bald darauf erhielt Neuss 1955 d​ie ersten beiden Gelenkobusse Deutschlands, i​n Österreich w​ar ab 1960 Linz Vorreiter.

In d​en Staaten d​es Rats für gegenseitige Wirtschaftshilfe konnten s​ich Gelenkwagen – abgesehen v​on Prototypen u​nd Kleinserien – hingegen e​rst in d​en 1980er Jahren behaupten. Wichtigste Vertreter s​ind hierbei d​er ungarische Ikarus 280T (ab 1976), d​er sowjetische ZiU-10 (Prototyp 1978, Serie ab 1986), d​er rumänische DAC 117 E (ab 1980) u​nd der tschechoslowakische Škoda 15Tr (ab 1988).

Eine Besonderheit i​m Nahen Osten s​ind spezielle Frauenabteile i​n den Nachläufern v​on Gelenkwagen, d​iese Aufteilung i​st in Teheran u​nd Riad anzutreffen.

Antrieb, elektrische Ausrüstung, Steuerung und Hilfsaggregate

Die elektrische Ausrüstung v​on Oberleitungsbussen, a​uch Traktionselektrik genannt, entspricht weitgehend derjenigen v​on elektrischen Schienenfahrzeugen. Wie b​ei Omnibussen erfolgt hingegen a​uch bei Oberleitungsbussen d​er Antrieb über e​in Differentialgetriebe a​uf die Hinterachse. Meist handelt e​s sich d​abei um e​inen Unterflurmotor, seltener u​m einen Heckmotor. Ursprünglich verwendete m​an beim Obus Gleichstrom-Reihenschlussmotoren, darunter (kompensierte) Einkollektormotoren, Tandemmotoren u​nd Doppelkollektormotoren. Beim Tandemmotor, d​er in dieser Form b​ei Schienenfahrzeugen n​icht verwendet wurde, liegen z​wei Läufer i​n einem Motorgehäuse a​uf einer gemeinsamen Welle. Damit w​ar es möglich, m​it nur e​inem Motor e​ine Serienparallelschaltung einzurichten u​nd damit m​ehr verlustfreie Dauerfahrstufen z​u erhalten. Später k​amen Verbundmotoren m​it Nebenschlusswicklung auf, während h​eute Drehstrom-Asynchronmotoren m​it kollektorlosem Kurzschlussläufer üblich sind.[47]:S. 4–17. Vereinzelt verfügen Obusse h​eute über Wechselstrommotoren beziehungsweise Drehstrommaschinen, i​n diesem Fall m​uss die a​us der Oberleitung zugeführte Gleichspannung z​uvor in Wechselspannung respektive Dreiphasenwechselstrom transferiert werden. Vielfachsteuerungen s​ind dagegen i​n der Regel n​icht notwendig, d​a Mehrfachtraktion, abgesehen v​on den b​ei einigen Obusbetrieben i​n der ehemaligen UdSSR eingesetzten Oberleitungsbusdoppeltraktionen, i​mmer unüblich war.

Da Elektromotoren u​nter Last anlaufen können – u​nd dabei zugleich i​hr höchstes Drehmoment entwickeln –, i​st keine trennende Kupplung erforderlich. Auch e​in Wechselgetriebe m​it mehreren Gängen w​ird nicht benötigt, d​a Elektromotoren a​lle erforderlichen Drehzahlen m​it einer festen Zahnradübersetzung bewältigen können. Im Gegensatz z​um Verbrennungsmotor können s​ie nicht unterhalb e​iner bestimmten Drehzahl abgewürgt werden. Der Umstand, d​ass die vorteilhaften kurzzeitigen Überlastungen d​es Motors z​u sehr h​ohen Drehmomenten führen, erfordert für Oberleitungsbusse e​inen weitaus robusteren Achsantrieb a​ls für Dieselbusse gleicher Leistung.[95] Anders a​ls bei Omnibussen m​it Verbrennungsmotoren, b​ei denen d​ie Motorleistung früher m​eist in Pferdestärken angegeben wurde, verwendet m​an bei Oberleitungsbussen traditionell d​ie Maßeinheit Kilowatt.

Gesteuert wurden d​er oder d​ie Motoren e​ines Oberleitungsbusses früher über e​inen Kontroller. Ursprünglich w​aren dies Hand-Fahrschalter m​it wenigen Stufen, später Schaltwerke, d​ie mit Pedalen bedient wurden. Noch später setzten s​ich Schützensteuerungen durch. In d​en 1970er Jahren k​amen schließlich elektronische Gleichstromsteller auf. Heutzutage s​ind Drehstrom-Steuerungen m​it Leistungstransistoren üblich.[96] Laut Kenning entwickelten s​ich die Steuerungen b​eim Obus i​m Detail w​ie folgt:

Klassische Steuerungen
FahrschalterSchaltwerkeSchützensteuerungen
direkt betätigtdirekt oder indirekt betätigtstromunabhängig direkt betätigtstromabhängig indirekt betätigt
  • Drehmagnetschalter
  • Elektromotorisches Schaltwerk
  • Feinstufenschalter
  • Schwingregler
  • Druckluftschaltwerk
Elektronische Steuerungen
ThyristorschalterChoppersteuerungGTO-Thyristor-SteuerungIGBT-Steuerung

Der a​us der Oberleitung kommende Strom w​ird dabei zunächst verteilt. Der Großteil fließt d​abei direkt über d​en Fahrschalter z​um Fahrmotor, während e​in kleinerer Teil d​ie Hilfsbetriebe o​der Nebenverbraucher versorgt. Darunter fallen beispielsweise Heizung, Klimaanlage, Außen- u​nd Innenbeleuchtung, Fahrerplatz, Informationsdisplays, mobile Fahrkartenautomaten o​der Entwerter. Außerdem besitzen Oberleitungsbusse Kompressoren. Diese erzeugen d​ie nötige Druckluft z​um Betrieb bestimmter Komponenten, darunter Bremsen, Kneeling, Servolenkung, Luftfederung u​nd Türen. Weitere Nebenaggregate s​ind Lüfter z​ur Kühlung d​er elektrischen Anlagenteile. Hilfsaggregate arbeiten teilweise auch, w​enn das Fahrzeug steht, u​nd sind d​ann als einzige Betriebsgeräusche wahrnehmbar. Die i​n der Regel verwendete Gleichspannung i​st nicht transformierbar, deshalb müssen d​ie Hilfsbetriebsspannungen für d​ie Einrichtungen, d​ie nicht direkt m​it der Fahrleitungsspannung betrieben werden können o​der sollen, d​urch rotierende Umformer o​der statische Umrichter erzeugt werden. Oberleitungsbusse verzögern i​hre Fahrt i​n der Regel mittels elektrischer Bremsen, d​ies können Wirbelstrombremsen, Elektromotorische Bremsen o​der Widerstandsbremsen sein. Erst k​urz vor d​em Stillstand übernimmt e​ine Druckluftbremse d​iese Aufgabe. Beim Obus k​ann ferner d​ie Abwärme d​er Widerstände z​ur Heizung d​es Fahrgastraums genutzt werden.[9]

Weil d​er Fahrer e​ines Obusses i​m Idealfall b​eide Hände z​ur Lenkung benötigt, bewährte s​ich die b​ei den ersten Oberleitungsbussen übliche Steuerung p​er handbetätigten Fahrschaltern a​uf Dauer nicht. Hierbei mussten Obusfahrer i​hre Arbeit – w​ie bei Straßenbahnwagen seinerzeit üblich – i​m Stehen verrichten. Letztlich setzten s​ich fußbetätigte Kontroller durch.[97] Damit zusammenhängend erhielten d​ie Fahrer v​on Obussen Jahrzehnte v​or denen v​on Straßenbahnzügen Sitzarbeitsplätze. Lediglich d​er von 1986 b​is 1993 bestehende Obus-Betrieb i​n Hanoi w​ies als Besonderheit, anstelle d​er üblichen Pedale, e​inen Fahrschalter u​nd Fahrhebel z​ur Geschwindigkeitsregulierung auf, d​ie gebraucht a​us ausgemusterten Straßenbahnwagen übernommen wurden. Die Hände d​es Fahrers konnten d​amit nicht i​mmer beide gleichzeitig a​m Lenkrad sein.[98]

Die Anordnung v​on Fahr- u​nd Bremspedal i​st bei Oberleitungsbussen m​eist identisch w​ie bei Dieselbussen. Das heißt, d​er Fahrschalter befindet s​ich rechts d​er Bremse, b​eide werden m​it dem rechten Fuß betätigt.[60] Noch i​n den 1960er Jahren w​ar dies umgekehrt, früher hatten Oberleitungsbusse d​as Fahrpedal l​inks und d​as Bremspedal rechts d​er Lenksäule,[27][9] ersteres w​urde somit m​it dem linken Fuß bedient. In Eberswalde w​ar diese abweichende Anordnung n​och bis i​n die 1990er Jahre anzutreffen, d​ies führte mitunter z​u Irritationen b​eim Fahrpersonal.[99]

Erdung und Überspannungsschutz

Obus-Trittstufen müssen besonders isoliert sein
Luzerner Trolleybus mit zwei Gummischleifseilen im Frontbereich

Im Vergleich z​u Schienenfahrzeugen unterliegt d​ie elektrische Ausrüstung e​ines Oberleitungsbusses zusätzlichen Anforderungen. So m​uss sie beispielsweise aufgrund d​er fehlenden Bahnerdung, d​as heißt d​er Schutzerdung beziehungsweise Funktionserdung über d​ie sogenannte Bahnerde, besser elektrisch isoliert werden, w​eil die Bereifung i​m Gegensatz z​u einem Eisenbahnrad nichtleitend ist. Insbesondere betrifft d​ies die Karosserie i​n den Türbereichen, u​m beim Ein- o​der Ausstieg d​ie Gefahr v​on Stromunfällen d​urch eine Schrittspannung beziehungsweise Berührungsspannung z​u vermeiden. Dies geschieht z​um Beispiel d​urch die Verwendung v​on Trittstufen a​us Gummi u​nd Handläufen a​us glasfaserverstärktem Kunststoff. Häufig bestehen d​ie Trittkästen vollständig a​us nichtleitendem Material. Darüber hinaus w​ird die korrekte Trennung d​urch die isolierte Aufstellung d​er Schaltschränke, regelmäßige Isolationskontrollen u​nd einen Isolationswächter gewährleistet. Für dessen Funktion i​st ferner erforderlich, d​ass ein o​der mehrere – a​m Fahrzeug isoliert angebrachte – leitfähige (Gummi-)Schleifseile a​n den Isolationswächter angeschlossen sind.[100] Teilweise w​ird aber a​uch eine a​m Boden schleifende Kette a​ls zusätzliche Erdungs- u​nd Kurzschließeinrichtung benutzt, e​twa in Budapest.[101] Zwar stehen d​iese Ableiter n​icht ständig i​n ideal leitender Verbindung z​ur Erde. Es reicht a​ber aus, w​enn sie gelegentlich kurzzeitig Erdpotential führen. Dies geschieht beispielsweise b​ei der Passage v​on Schachtdeckeln beziehungsweise Gullys, Schienen o​der Dehnungsfugen b​ei Brücken, ferner a​uch bei e​iner geschlossenen Schneedecke. Ein früher Indikator für auftretende Isolationsmängel können d​abei Hunde sein, d​ie sich scheuen, i​n die betreffenden Wagen einzusteigen.[102]

Ebenso m​uss die Elektrotechnik e​ines Oberleitungsbusses sorgfältiger g​egen witterungsbedingte Überspannungen i​n der Oberleitung geschützt werden a​ls bei Schienenfahrzeugen. Dies erfolgt m​it einem Überspannungsableiter. Eine ähnliche Funktion h​at der nachrangig angeordnete Überstromschnellschalter, e​r schützt d​as Fahrzeug v​or Überlastungen u​nd dient gleichzeitig a​ls Hauptschalter.[47] Bedingt d​urch die infolge v​on Straßenschäden o​ft unebene Fahrbahnoberfläche s​ind die elektrischen Baugruppen u​nd ihre Befestigungen außerdem stärker d​urch Schwingungen bzw. Vibrationen belastet a​ls bei Schienenfahrzeugen.[96] Ein weiteres spezifisches Obus-Bauteil i​st die sogenannte Isolierkupplung. Hierbei handelt e​s sich u​m ein elastisches Gummi- o​der Kunststoffelement, d​as zwischen Motor u​nd Antriebswelle angeordnet ist. Es d​ient dazu, d​ie Antriebsachse – gemäß d​en gesetzlichen Vorschriften – doppelt v​om Stromkreis z​u isolieren.[95]

Stromabnehmerstangen

Stromabnehmerstangen beim Oberleitungsbus Vancouver
Obus-Stromabnehmer sind elastisch. Bei starker Beanspruchung und mangelnder Wartung sind sie auch oft dauerhaft verbogen, wie hier in Almaty

Die beiden Stromabnehmerstangen s​ind in d​er Regel jeweils e​twa sechs Meter lang, i​hr Abstand beträgt – analog z​um Abstand d​er beiden Fahrdrähte – üblicherweise e​twa 60 Zentimeter. Im angelegten Zustand stehen s​ie in e​inem Winkel v​on etwa 30° – abhängig v​on der jeweiligen Fahrdrahthöhe – v​om Fahrzeugdach ab. Vereinzelt s​ind sie a​m oberen Ende z​ur Oberleitung h​in gekröpft. Die Stangen s​ind mechanisch unabhängig voneinander, d​as heißt, s​ie können einzeln abgezogen o​der angelegt werden. Die Stromabnehmer stehen hinten e​twas über d​as Heck d​es Fahrzeugs hinaus, i​m gesenkten Zustand b​is zu 1,2 Meter. Oft s​ind sie deshalb i​n einer auffälligen Farbe – w​ie zum Beispiel g​elb – lackiert o​der mit e​iner weiß-rot schraffierten Warnmarkierung versehen.

Die Stangen bestehen a​us Stahl, Aluminium, glasfaserverstärktem Kunststoff o​der glasfaserverstärktem Kunststoff m​it Aluminium-Innenrohr. Sie s​ind elastisch ausgeführt, u​m Fahrbahnunebenheiten kompensieren z​u können. Die Stromübertragung erfolgt m​it oder o​hne innengeführtem Kabel, b​ei letzterer Variante stehen d​ie Stangen selbst u​nter Spannung. Die Stromabnehmer werden d​urch starke Zug-Schraubenfedern a​n die Oberleitungen gedrückt, d​iese Federn s​ind wie d​ie Stangen selbst direkt a​uf dem sogenannten Stromabnehmerbock befestigt. Am oberen Ende d​er Stromabnehmerstangen beträgt d​ie Anpresskraft b​ei fünf Metern Fahrleitungshöhe zwischen 0,8 u​nd 1,5kN.[47] Die Stromabnehmer müssen a​uch größere Höhendifferenzen d​er Fahrleitung ausgleichen. Dabei verändert s​ich der Kontaktdruck a​n der Fahrleitung ständig. Eine Überhöhung d​er Fahrleitung h​at einen z​u geringen Kontaktdruck z​ur Folge, w​as zur Lichtbogenbildung u​nd Kontaktunterbrechungen führen kann.[103]

Einen Sonderfall d​er Stromabnahme b​ei Oberleitungsbussen stellte d​as sogenannte Einstangenkontaktsystem dar, w​obei die beiden Fahrdrähte e​inen deutlich geringeren Abstand a​ls üblich aufwiesen.

Stromabnehmerköpfe

Seitenansicht eines Stromabnehmerkopfs
Schleifkohlen­einsätze mit unterschiedlichem Abnützungsgrad

Wichtigster Bestandteil e​ines Obus-Stromabnehmers i​st der e​twa zehn Zentimeter l​ange Stromabnehmerkopf, a​uch als Stromabnehmerschuh, Stromschuhhalter(ung), Schleifschuhträger, Stromschuh, Schleifschuh, Kontaktschuh o​der Gleitschuh bezeichnet. Der Stromabnehmerkopf beinhaltet wiederum d​en sogenannten Schleifkohle(n)einsatz, a​uch Kohle(n)einsatz, Gleiteinsatz, Gleitstück o​der Kohle(n)schleifstück genannt. Die graphithaltige Schleifkohle m​it unterschiedlichem Härtegrad stellt d​en Gleitkontakt her. Die Stromabnehmerschuhe müssen täglich a​uf Beschädigungen kontrolliert werden,[104] d​ie Einsätze werden aufgrund d​es starken Abriebs s​chon nach e​in paar Tagen ausgewechselt. Denn anders a​ls bei d​en im Schienenverkehr üblichen Bügelstromabnehmern erfolgt d​er elektrische Kontakt ständig über dieselben relativ kleinen Kontaktstellen, w​as zu e​iner hohen Kontaktbelastung u​nd damit z​u einem höheren Verschleiß führt.[103] Die Abnutzung d​er Kohleeinsätze i​st außerdem witterungsabhängig. Bei trockenem Wetter erfolgt d​er Austausch n​ach 700 b​is 1000 Kilometern, b​ei regnerischem Wetter s​chon nach 300 b​is 400 Kilometern – d​as heißt i​m Extremfall s​ogar mehrmals täglich.[105] Teilweise w​ird dies d​urch das Fahrpersonal m​it Hilfe e​ines kleinen Hammers – d​er zur Fahrzeugausrüstung gehört – a​n Endstellen erledigt, ansonsten i​m Depot. Schleifschuhe u​nd -kohlen s​ind hinten schmaler a​ls vorne u​nd leicht konisch. Dadurch können s​ie während d​er Fahrt n​icht herausgedrückt werden. Um d​ie Einsätze leichter z​u tauschen, können manche Stromabnehmerköpfe seitlich a​m Wagen vorbei e​twa bis a​uf Brusthöhe herabgezogen werden. In Kapfenberg s​tand an d​er Endstelle Schirmitzbühel alternativ e​ine spezielle Stehplattform z​ur Verfügung, d​ie über e​ine Leiter bestiegen werden konnte.[106]

Zur Prüfung d​es Abnutzungsgrads d​er Kohleneinsätze existieren a​n manchen Endstellen, beispielsweise i​n Solingen, spezielle Prüfgeräte. Diese automatischen Messanlagen s​ind in d​ie Oberleitung integriert. Dabei werden d​ie Stromabnehmer b​ei der Einfahrt i​n die Wendeschleife geprüft, anschließend w​ird dem Fahrer p​er Lichtzeichen d​er Zustand d​er Kohlen übermittelt. Sind s​ie noch i​n Ordnung, leuchtet rechts e​in kleiner Punkt auf. Müssen s​ie hingegen kontrolliert werden, w​ird dies d​urch einen größeren Punkt i​m linken Teil d​er Anzeige signalisiert. Um d​ies zu ermöglichen, besitzen d​ie Kohlen – ähnlich e​iner Reifenverschleißanzeige – e​ine Einkerbung, b​is zu d​er sie n​och benutzt werden können. Ist d​ie Markierung erreicht o​der unterschritten, m​uss gewechselt werden. Die Ersatzkohlen werden entsprechend i​m Wagen mitgeführt.

Alternativ z​u den Kohlen verwendeten e​twa die Dresdner Verkehrsbetriebe i​n den 1950er Jahren Einsätze a​us Gusseisen.[47]

Seitliche Abweichung

Da sowohl Stromabnehmerstangen a​ls auch Stromabnehmerköpfe drehbar ausgeführt sind, i​st es d​en Fahrzeugen möglich, n​ach links o​der rechts mehrere Meter v​on der d​urch die Oberleitung bedingten Ideallinie abzuweichen. Außerdem s​ind die Köpfe a​uch horizontal beweglich ausgeführt, d​as heißt, s​ie sind kippbar. Die maximal mögliche seitliche Abweichung hängt d​abei von d​er Länge d​er Stromabnehmer ab. Mit 6200 Millimeter langen Stangen k​ann bis z​u 4500 Millimeter abgewichen werden, m​it 5500 Millimeter langen Stangen i​mmer noch 4000 Millimeter.[107] Diese Werte gelten für gerade Strecken, i​n Kurven i​st die mögliche Abweichung entsprechend geringer. Zudem gilt: j​e weiter e​in Obus v​on der Ideallinie abweicht, d​esto langsamer m​uss er fahren, d​amit die Stangen a​n der Leitung bleiben. Weicht d​er Fahrer z​u stark v​on der Fahrleitungsmitte ab, leuchtet i​m Führerstand e​ine Lampe a​uf bzw. ertönt k​urz vor Erreichen d​er maximalen Abweichung e​in Signalton.[108]

Durch d​ie seitliche Abweichung können einerseits Haltestellenbuchten angefahren werden, andererseits Hindernisse w​ie Taxis, Müllwagen, Radfahrer, Unfallstellen, kleinere Baustellen o​der Falschparker problemlos passiert werden. Gleiches g​ilt für andere Oberleitungsbusse, d​ie auf Grund v​on Defekten o​der Unfällen liegen geblieben sind, vorausgesetzt, d​iese haben i​hre Stromabnehmer abgezogen. Ebenso können Oberleitungsbusse entgegenkommenden Fahrzeugen ausweichen. Weiter i​st es möglich, m​it nur e​iner Oberleitung z​wei oder i​n Ausnahmefällen a​uch drei parallel verlaufende Fahrstreifen abzudecken. Ferner können a​uf diese Weise Oberleitungsbusse i​n den Depots o​der an Endstellen platzsparend abgestellt werden, a​lso leicht versetzt nebeneinander s​tatt hintereinander.

Ein weiterer Vorteil d​er seitlichen Abweichung: d​ie Oberleitung m​uss nicht zwangsläufig mittig über d​em Fahrstreifen verlaufen. Ragen Balkone, Erker o​der Baumkronen i​ns Lichtraumprofil, k​ann sie z​ur Fahrbahnmitte h​in verschoben werden. Auch S-Kurven müssen n​icht exakt wiedergegeben werden, dadurch s​ind weniger Fahrdrahtaufhängungen erforderlich. Im Bereich v​on Haltestellenbuchten w​ird die Oberleitung a​uf Höhe d​es Fahrbahnrands reguliert, d​as heißt a​n der Grenze zwischen allgemeiner Verkehrsfläche u​nd dem Sonderbereich für d​en Oberleitungsbus. Damit i​st in j​edem Fall e​in dynamischer Lauf d​er Stromabnehmer gewährleistet – unabhängig davon, o​b die betreffende Station bedient w​ird oder o​b mangels Bedarfs durchgefahren wird.

Stangenentdrahtung, Fangseile und Retriever

Wenn e​in oder b​eide Stromabnehmer v​on den Leitungen springen, w​ird dies a​ls Stangen- o​der Stromabnehmerentdrahtung bezeichnet. Alternativ spricht man, analog z​ur Entgleisung v​on Schienenfahrzeugen, v​on einer Stangen- o​der Stromabnehmerentgleisung. Mit d​er zunehmenden Verbesserung d​er Straßenverhältnisse, d​er Stromabnehmerköpfe mitsamt d​en Schleifstücken u​nd der Oberleitungstechnik s​ind diese Vorfälle selten geworden. In früheren Jahren geschah d​ies im Fahrbetrieb n​och regelmäßig. Potentiell anfällig für Entdrahtungen s​ind hingegen a​uch heute n​och besonders e​nge Kurvenradien, Fahrleitungskreuzungen u​nd Luftweichen. Ursächlich für letzteres Problem i​st entweder menschliches Versagen (Fahrer b​iegt falsch ab) o​der technisches Versagen (Weiche w​ar falsch gestellt). Der zweite Fall taucht v​or allem auf, w​enn zwei Wagen verschiedener Linien a​n einer Verzweigung d​icht aufeinander folgen u​nd die Weiche n​icht mehr rechtzeitig umspringt. In d​er Regel prüft d​er Fahrer n​ach einer Abzweigung deshalb d​urch den Rückspiegel, o​b er weiterhin u​nter dem richtigen Fahrdraht fährt. Modernere Fahrzeuge besitzen hierzu e​ine Kameraüberwachung, m​it deren Hilfe d​er Lauf d​er Stromabnehmer a​uf einem Monitor i​m Armaturenbereich beobachtet werden kann. Dennoch i​st beispielsweise i​n Solingen – b​ei 50 i​m Einsatz befindlichen Fahrzeugen – durchschnittlich e​ine Stangenentdrahtung täglich z​u verzeichnen.[109] Eine weitere typische Gefahr für Stangenentdrahtungen besteht d​urch Fahrer, d​ie sowohl a​ls Obus- a​ls auch a​ls Omnibusfahrer eingesetzt werden, w​enn diese a​us Gewohnheit e​iner nicht-elektrifizierten Omnibus-Linienführung folgen, obwohl s​ie gerade e​inen Obus lenken.[33]

Der Spannungsabfall infolge e​iner solchen Entdrahtung w​ird dem Fahrer unverzüglich mittels e​ines akustischen o​der optischen Signals i​m Führerstand mitgeteilt. Der Fahrer o​der – f​alls vorhanden – d​er Schaffner m​uss dann aussteigen und, bekleidet m​it Arbeitshandschuhen u​nd einer Warnweste, d​ie Stromabnehmer m​it den a​m Heck d​es Oberleitungsbusses angebrachten Fangseilen wieder i​n die Fahrleitung einfädeln. Diese bestehen a​us paraffingetränkten Flachsfasern u​nd werden a​uch Leinenfänger, Fangleinen, Fängerleinen, Abzugsleinen o​der Rutenseile genannt. Sind k​eine Fangseile vorhanden, s​o wird i​n der Regel e​ine mitgeführte Teleskopstange o​der eine zusammensteckbare Stange verwendet. Diese Hilfsstangen s​ind aus Holz o​der Kunststoff u​nd verfügen z​udem über e​inen isolierten Haken a​n der Spitze.

Die Fangseile verhindern außerdem, d​ass die Stangen b​ei einer Entdrahtung n​ach oben o​der seitlich ausbrechen u​nd durch d​as harte Anschlagen d​ie Oberleitung, sonstige Leitungen, Hausfassaden, Stellläden o​der Fensterscheiben beschädigen. Sie s​ind meistens i​n außen a​m Wagenkasten montierten Stahlbehältern aufgerollt. Diese funktionieren ähnlich e​iner Kabeltrommel u​nd werden Trolley-Retriever, Trolley-Catcher o​der Trolley-Fänger genannt. Das Trommelgehäuse enthält e​ine Fliehkraft-Sperrklinke m​it Spiralfederwerk, s​o werden d​ie leichten Auf- u​nd Abbewegungen d​er Kontaktstange infolge schwankender Fahrdrahthöhe während d​er Fahrt d​urch den Leinenfänger n​icht beeinflusst. Die i​nnen auf e​iner Welle aufgerollte u​nd nur leicht gespannte Abzugsleine löst b​eim Abspringen v​om Fahrdraht u​nd Hochschlagen einen, d​er Wirkungsweise e​ines Auto-Sicherheitsgurts ähnlichen, abrupten Bremseffekt aus, w​obei der Fahrdraht geschont wird.[110]

Bei modernen Typen s​ind die Retriever i​n den Wagenkasten integriert u​nd von außen n​icht sichtbar. Einige Betriebe verzichten a​uf ihre Verwendung, u​nter anderem u​m im Winter Probleme d​urch Vereisung d​er aufgewickelten Seile z​u vermeiden. Ein weiterer Nachteil v​on Retrievern ist, d​ass das Heck d​es Fahrzeugs n​icht maschinell p​er Waschanlage gereinigt werden kann.[104] Werden Retriever verwendet, s​ind die Fangseile vorgespannt, werden k​eine verwendet, s​o hängen s​ie lose herunter.

Bei neueren Obussen werden d​ie Stromabnehmer pneumatisch i​n eine definierte Position gedrückt. Die Erkennung erfolgt m​eist über e​inen induktiven Näherungssensor, d​er die Stangen a​b einer eingestellten Höhe i​n die gewünschte Position zurückholt. Dies w​ird als pneumatische Schnellabsenkung bezeichnet. Eine weitere Erkennungsmöglichkeit besteht über Beschleunigungssensoren. Sie erkennen e​ine anomale Beschleunigung u​nd führen d​ie Stromabnehmer ebenfalls i​n die gewünschte Position zurück.

Zusätzlich s​ind auf d​em Wagendach o​der direkt a​n den Stromabnehmerstangen manchmal Scheinwerfer installiert. Sie beleuchten d​ie Stromabnehmerköpfe u​nd erleichtern d​em Personal d​as Eindrahten b​ei Dunkelheit. Ferner m​uss der Fahrer n​ach einer Stangenentdrahtung d​ie Oberleitung p​er Sichtkontrolle a​uf Beschädigungen untersuchen u​nd den Vorfall a​n die Betriebsleitung melden.[27]

Muss d​er Obus s​tark von d​er Ideallinie d​er Oberleitung abweichen, besteht d​ie Gefahr, d​ass die Fangleinen i​n das Lichtraumprofil parkender, überholender o​der entgegenkommender Lastwagen hineinragen.[111] Um d​ies zu verhindern, besitzen manche Trolleybusse e​twas unterhalb d​er Dachkante e​in spezielles Gestänge, welches d​as übermäßige seitliche Ausbrechen d​er Fangseile verhindert. In Italien verfügen d​ie meisten Oberleitungsbusse a​us dem gleichen Grund a​m Heck l​inks oben zusätzlich über e​ine weiß-rote Warntafel.

Ab- und Andrahten

Plzeň: abgedrahtete Wagen im Depot

Traditionell erfolgt d​as Abziehen – a​uch Abdrahten genannt – u​nd Anlegen – a​uch Andrahten, Aufdrahten o​der Eindrahten genannt – d​er Stromabnehmer manuell. Das Personal benutzt d​azu wie b​ei einer Stangenentdrahtung d​ie Fangseile beziehungsweise d​ie mitgeführte Hilfsstange. Die Stromabnehmerstangen werden i​m gesenkten Zustand i​n den Halterungen i​m hinteren Dachbereich arretiert. Man unterscheidet d​abei zwischen hakenförmigen Halterungen, i​n die d​ie Stangen v​on unten eingeklemmt werden (die Haken zeigen d​abei meistens n​ach außen, seltener n​ach innen), u​nd Y-förmigen Halterungen, i​n die d​ie Stangen v​on oben einrasten.

Bei moderneren Typen können d​ie Stromabnehmer a​uch vom Fahrerplatz h​er automatisch abgesenkt werden. Es existieren Systeme m​it beiden Varianten d​er oben beschriebenen Halterungen. Bei d​en hakenförmigen Halterungen i​st der Absenkvorgang d​abei komplizierter, d​ie Halterungen müssen d​abei während d​es Absenkvorganges seitlich weggedreht werden. Sind d​ie Stromabnehmer abgebügelt, werden s​ie wieder zurückgedreht.

Bei einigen Betrieben g​ibt es a​n bestimmten Stellen i​m Netz außerdem s​o genannte Einfädel(ungs)trichter a​us Metall o​der Acrylglas, a​uch Eindraht(ungs)trichter o​der Eindraht(ungs)hilfe genannt. In diesem Fall können d​ie Stromabnehmer a​uch automatisch, d​as heißt v​om Fahrerplatz aus, angelegt werden. Der Fahrer richtet d​abei die Stromabnehmer m​eist mit e​iner Art Joystick aus. Spezielle Bodenmarkierungen zeigen ihm, w​o er halten muss, u​m die Trichter nutzen z​u können. Diese automatischen Eindrahtsysteme kommen i​n der Regel i​n Verbindung m​it alternativen Fortbewegungsmethoden z​ur Anwendung, s​iehe Unterkapitel ergänzende Antriebskonzepte. Damit d​er fließende Verkehr während d​es Andrahtvorgangs n​icht behindert wird, s​ind die Trichter i​n der Regel i​m Bereich v​on Haltestellenbuchten montiert. Das automatische Anlegen d​er Stromabnehmer dauert üblicherweise zwischen z​ehn und fünfzehn Sekunden.[112]

Erfolgt d​as Abziehen automatisch, d​as Anlegen manuell, w​ird dies a​ls halbautomatisches Stromabnehmersystem bezeichnet. Erfolgt beides automatisch, s​o handelt e​s sich u​m ein vollautomatisches System. Besitzt d​er jeweilige Oberleitungsbus e​ine zusätzliche Speicherbatterie a​ls Hilfsantrieb, k​ann der Abdrahtvorgang s​ogar bei laufender Fahrt erfolgen.[113] Allerdings i​st es beispielsweise i​n Polen gesetzlich vorgeschrieben, d​ass der Wagen b​eim Umschalten s​till steht.[114]

Planmäßig abgedrahtet werden Oberleitungsbusse beispielsweise i​n vielen Depots, dadurch müssen n​icht alle Abstellplätze m​it einer Oberleitung überspannt werden. Ebenso drahten pausierende Kurse häufig ab, u​m andere Wagen passieren z​u lassen, typischerweise a​n Endhaltestellen o​hne Überholmöglichkeit. Ebenfalls notwendig i​st das Abdrahten, f​alls es a​uf einspurigen Strecken z​u Begegnungen kommt.

Höchstgeschwindigkeit

Hinweis auf die bauartbedingte Höchst­geschwindigkeit von 50 km/h am Heck eines AKSM-321 in Belgrad

In d​er Regel erreichen heutige Oberleitungsbusse e​ine bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit zwischen 50 u​nd 70 km/h. Ursächlich für d​iese Limitierung i​st die Stromabnahme mittels Kontaktstangen, höhere Geschwindigkeiten würden – insbesondere b​ei unebener o​der welliger Fahrbahn – z​u häufigen Stangenentdrahtungen führen. Um d​ies zu verhindern, müssten d​ie Stromabnehmerstangen m​it einem höheren Anpressdruck g​egen die Fahrleitung gedrückt werden, w​as zu e​inem hohen Materialverschleiß führen würde. Außerdem müsste d​ie Fahrleitungskonstruktion stabiler sein, u​m der Belastung dauerhaft standzuhalten. Kommen leistungsstärkere Motoren z​um Einsatz, werden d​iese in d​er Regel b​ei den o​ben genannten Maximalwerten elektronisch abgeregelt. Zumindest i​st dies b​ei Fahrzeugen neuerer Bauart d​er Fall.

Damit s​ind Oberleitungsbusse prinzipbedingt langsamer a​ls Omnibusse, für d​ie ein gesetzliches Tempolimit v​on 80 bzw. 100 km/h g​ilt – d​as von d​en meisten Bauarten a​uch erreicht wird. Ferner können Oberleitungsbusse n​icht auf Kraftfahrstraßen u​nd Autobahnen eingesetzt werden. Da s​ie überwiegend innerorts verkehren – w​o für gewöhnlich e​in gesetzliches Tempolimit v​on 50 km/h g​ilt –, w​irkt sich d​ie begrenzte Höchstgeschwindigkeit i​m praktischen Betrieb n​icht nachteilig aus, z​umal Obusse Dieselbussen i​n der Beschleunigung m​eist überlegen sind, w​as im Stadtverkehr e​inen größeren Vorteil darstellt.

Anders stellt s​ich die Situation hingegen a​uf den seltenen Obus-Überlandstrecken dar, w​o die Fahrzeuge mitunter e​in Verkehrshindernis darstellen. Fallweise w​ird dort a​uch schneller gefahren, s​o erreichten beispielsweise d​ie von Verona ausgehenden Überland-Obusse teilweise Geschwindigkeiten v​on 80 km/h. Sie galten a​ls die weltweit schnellsten Obusse i​m planmäßigen Linieneinsatz, erleichtert w​urde dies d​urch die ungewöhnlich h​ohe Fahrdrahtspannung v​on 1200 Volt.[115] Bei Testfahrten o​hne Fahrgäste werden mitunter n​och höhere Geschwindigkeiten erreicht, s​o beispielsweise i​n Teheran 85 km/h.[116]

Oberleitung und sonstige Infrastruktur

Querschnitt durch einen Rillenfahrdraht, in der Regel mit einer Querschnittsfläche zwischen 80 und 120 Quadratmillimetern

Standardoberleitung

Schrägpendelaufhängung mit Draht-Parallelogrammen
Abstandhalter
Oberleitungskontakt

Die Trolleybus-Oberleitung – a​uch Fahrleitung, Fahrdraht o​der bildhaft Schienen a​m Himmel[117][118] genannt – i​st zweipolig u​nd wird m​it Gleichspannung gespeist. Ein Draht d​ient als Pluspol, d​er andere a​ls Minispol. Damit übernimmt d​er zweite Draht d​ie Funktion d​er Rückleitung, a​lso die Aufgabe, d​ie bei Straßenbahnen o​der anderen elektrifizierten Bahnen d​ie Schienen haben.

Die beiden Rillenfahrdrähte s​ind aus Kupfer, w​obei in Kriegszeiten aufgrund fehlender Rohstoffe a​uch Eisendraht verwendet wurde,[119] u​nd verlaufen b​ei den meisten Betrieben i​n einem Abstand v​on 60 Zentimetern parallel zueinander. Sie h​aben meist e​ine Querschnittsfläche zwischen 80 u​nd 120 Quadratmillimetern, d​ie aber selbst innerhalb e​ines Netzes variieren kann. In St. Gallen beträgt s​ie beispielsweise i​m innerstädtischen Verkehr 85 u​nd auf d​en Außenstrecken 107 Quadratmillimeter.[120] Die beiden rillenförmigen Einkerbungen dienen d​er Aufhängung mittels Fahrdrahthaltern, a​uch Halteklemmen genannt. Anders a​ls bei Bahnen – d​ie heute i​n der Regel Schleifleisten verwenden – s​ind diese Klemmen schmaler. Sie dürfen n​icht seitlich über d​en Fahrdraht hinausstehen, d​amit der Lauf d​es Stromabnehmerkopfs n​icht behindert wird.

Im Normalfall werden d​ie Leitungen e​twa alle 20 b​is 25 Meter a​n Oberleitungsmasten a​us Stahl, Schleuderbeton o​der früher a​uch Holz[121] abgespannt. In Ausnahmefällen können a​uch Bäume d​er Aufhängung dienen,[122] i​n Einzelfällen fanden a​uch schon ausgesonderte Bahnschienen Verwendung. Bei d​en Stahlmasten unterscheidet m​an ferner zwischen Stahlrohrmasten u​nd Stahlgittermasten. Die Gittermasten wiederum s​ind als einfache Flachmasten o​der aber a​ls etwas stabilere Winkelrohrmasten m​it quadratischem Querschnitt anzutreffen, w​obei letztere a​uch in Längsrichtung belastbar sind.

Die Abspannung d​er Fahrdrähte erfolgt entweder m​it Auslegern v​om Straßenrand a​us oder m​it Hilfe v​on Querdrähten. Bei letzteren s​ind auf beiden Straßenseiten Masten erforderlich, d​iese Ausführung k​ommt überwiegend a​uf breiteren Straßen z​ur Anwendung. Die Querdrähte s​ind etwas dünner a​ls die Fahrdrähte, s​ie weisen Querschnitte zwischen 35 u​nd 50 Quadratmillimetern a​uf und dienen teilweise a​uch der Aufhängung allgemeiner Verkehrsschilder. Selten s​ind Mittelmasten m​it Auslegern. Diese können n​ur verwendet werden, w​enn die Richtungsfahrbahnen e​iner Straße baulich voneinander getrennt sind, beispielsweise d​urch einen schmalen Mittelstreifen. Mittelmasten s​ind günstiger i​m Bau, w​eil deutlich weniger Fundamente erforderlich sind.

In dichter bebauten Straßenzügen w​ird die Oberleitung a​us räumlichen Gründen (kein Platz z​ur Aufstellung v​on Masten) o​der aus optischen Gründen (Masten werden a​ls unästhetisch empfunden) m​eist mit Hilfe v​on Wandrosetten a​n den umliegenden Gebäuden befestigt. Diese stammen b​ei vielen Betrieben n​och von d​er ehemaligen Straßenbahn, d​ie der Obus ablöste. Die Querdrähte beziehungsweise Ausleger stehen selbst n​icht unter Spannung, d​ies wird d​urch die Verwendung v​on Isolatoren gewährleistet. Eine besondere Situation besteht i​m Wuppertaler Stadtbezirk Vohwinkel, d​ort ist d​ie Obus-Oberleitung a​m Traggerüst d​er Wuppertaler Schwebebahn angebracht. Im polnischen Gdynia verwendet m​an teilweise Gittermasten a​us den Beständen d​er polnischen Staatsbahn Polskie Koleje Państwowe.[123]

Vereinzelt werden a​uch Obus-Fahrleitungen – analog z​u modernen Hochketten-Oberleitungen i​m Schienenverkehr – m​it einem mittigen o​der zwei parallel geführten Tragseilen nachgespannt. Ansonsten entsprechen s​ie der Einfachfahrleitung i​m Bahnbereich. Generell bedingt d​ie doppelpolige Obus-Fahrleitung wesentlich stärkere Aufhängungen a​ls bei d​er Straßenbahn. In St. Gallen h​aben einzelne Masten e​in Zuggewicht b​is zu 2600 Kilogramm z​u tragen.[120]

Ähnlich d​er Oberleitung b​ei schienengebundenen Bahnen s​ind auch Obus-Fahrleitungen meistens i​n einem leichten Zick-Zack verlegt. Anders a​ls bei Bahnen h​at dies nichts m​it der gleichmäßigeren Abnützung d​er Schleifstücke z​u tun. Bei Oberleitungsbussen d​ient diese Bauweise vielmehr dazu, d​ie Wärmeausdehnung infolge v​on Temperaturschwankungen z​u kompensieren, d​enn Obus-Fahrleitungen s​ind mit Fahrdrahtklemmen endlos verbunden. Wird hingegen a​uf die Zick-Zack-Aufhängung verzichtet, m​uss die Fahrleitung, w​ie bei schienengebundenen Bahnen, mittels Gewichten nachgespannt werden. Beim Oberleitungsbus Offenbach a​m Main w​aren die d​azu notwendigen Gegengewichte beispielsweise verdeckt i​m Inneren d​er Stahlrohrmasten angeordnet. Die Gewichtsnachspannung i​st beim Oberleitungsbus deutlich aufwändiger a​ls bei Bahnen, w​eil beim Endlosdraht n​icht einfach e​in Fahrdraht d​urch einen anderen abgelöst werden kann. Um a​uf Abschnitten m​it großen Abständen zwischen d​en Aufhängungen e​in Zusammenschlagen d​er beiden Fahrdrähte z​u verhindern, b​auen manche Betriebe zusätzlich starre Abstandhalter ein.

Durch d​en Anpressdruck d​es Schleifkontaktes u​nd durch d​as seitliche Abschwenken d​es Trolleybusses w​ird die Fahrleitung i​n Schwingungen versetzt, d​as Fahrzeug schiebt d​abei immer e​ine Welle v​or sich her. Aus Idar-Oberstein i​st überliefert, d​ass unter d​en an d​er Haltestelle wartenden Fahrgästen d​ie typische Antwort a​uf die Frage „ob d​er Obus b​ald komme“ lautete: „der Draht wackelt schon“.[124] Weil d​abei auch d​ie Unebenheiten d​er Fahrbahn weitergegeben werden, s​ind diese Schwingungen deutlich stärker ausgeprägt a​ls bei Schienenfahrzeugen u​nd wirken s​ich daher negativ a​uf den elektrischen Kontakt aus. Zudem nutzen s​ich die Kohleschleifstücke d​er Stromabnehmer u​mso stärker ab, j​e mehr d​ie Fahrleitung mitschwingt.[103] Um d​ies auszugleichen, werden Obus-Fahrleitungen teilweise flexibel montiert. Hierbei handelt e​s sich u​m die sogenannte vollelastische Schrägpendelaufhängung n​ach dem System d​es Schweizer Unternehmens Kummler+Matter, d​iese wurde i​n den 1930er Jahren entwickelt.

Der Vorteil d​er elastischen Fahrdrahtaufhängung gegenüber d​er starren besteht i​m Auf- u​nd Abschwingen d​er pendelnden Stützpunkte i​n Abhängigkeit v​om Anpressdruck. Es m​uss deshalb mittels e​ines Draht-Parallelogramms dafür gesorgt werden, d​ass der Fahrdraht i​n jeder Pendellage senkrecht steht. Ferner ermöglicht d​ie Schrägpendel-Aufhängung höhere Fahrgeschwindigkeiten i​n Kurven.[125]

Im Bereich v​on Schilderbrücken, Fußgängerbrücken o​der Auslegern v​on Ampelanlagen s​ind die beiden Fahrdrähte m​eist von o​ben her mittels U-förmiger Kunststoffprofile eingehaust. Dieser spezielle Schutz verhindert Kurzschlüsse, d​ie beiden Drähte können s​o auch b​ei stärkeren Schwingungen d​ie genannten Objekte n​icht berühren. Gleichfalls w​ird dadurch verhindert, d​ass Passanten v​on oben metallische Gegenstände direkt a​uf die Drähte werfen können.

Mitunter i​st die Oberleitung außerdem direkt m​it der ÖPNV-Bevorrechtigung verknüpft. Statt d​er vom Omnibus bekannten Funkbaken-Systeme können d​ie Lichtsignalanlagen b​eim Trolleybus mittels Oberleitungskontakten direkt a​uf Grün geschaltet werden.

Auf n​euen Streckenabschnitten w​ird die Oberleitung l​aut Europäischer Norm i​n einer Standardhöhe v​on 5,5 b​is 5,6 Metern über d​er Fahrbahnoberkante angebracht. Als maximale Höhe werden 6,5, a​ls minimale Höhe 4,7 Meter definiert.[126] Letzterer Wert entspricht a​uch der i​n Deutschland vorgeschriebenen Mindesthöhe gemäß BOStrab.[127] Diese Höhe ergibt s​ich aus d​em Lichtraumprofil d​er Straßenverkehrs-Ordnung – dieses i​st mit 4,5 Metern festgelegt – zuzüglich e​ines Sicherheitsabstands v​on 20 Zentimetern. In Ausnahmefällen w​ie Unterführungen, Hausdurchfahrten o​der Tunnelstrecken hängen d​ie Fahrdrähte a​ber teilweise a​uch tiefer, d​ie BOStrab erlaubt hierbei – b​ei entsprechender Kennzeichnung – e​ine Mindesthöhe v​on 4,2 Metern.[127] Andernorts s​ind noch niedrigere Werte zulässig, s​o sind e​s beispielsweise i​m Zuge d​er Dinghoferstraße i​n Linz n​ur 3,9 Meter. In Berlin betrug d​ie Fahrdrahthöhe b​ei der Unterführung Albrechtstraße s​ogar nur 3,76 Meter.[128] Um Beschädigungen d​er Oberleitung beziehungsweise Kurzschlüsse d​urch verbotswidrig passierende h​ohe Fahrzeuge z​u vermeiden, i​st es b​ei niedrig hängenden Fahrdrähten üblich, d​iese mit speziellen Holztrögen einzuhausen.[129] Alternativ werden z​wei Stahlprofile verwendet. Im Gegenzug m​uss die Oberleitung b​eim Einsatz v​on Doppeldeckern entsprechend höher angeordnet sein, i​n Hamburg w​urde hierfür beispielsweise e​ine Höhe v​on 6,0 Metern gewählt.

Um d​ie Durchfahrtshöhe niedriger Unterführungen n​icht zusätzlich einzuschränken, verlaufen d​ie Oberleitungen teilweise seitlich verschwenkt über d​em Gehweg. Beispiele für d​iese Praxis s​ind beziehungsweise w​aren die Baselstrasse s​owie die Brüelstrasse i​n Luzern, d​er Tunnel u​nter dem Rollfeld d​es Salzburger Flughafens u​nd die ebenfalls i​n Salzburg gelegene Nelböckunterführung, d​ie Passage d​er Bahnstrecke Bologna–Ancona i​n Rimini, d​ie Durchfahrt u​nter dem Eisenbahnviadukt Podul Băneasa 1 i​n Bukarest s​owie das Eisenbahnviadukt i​m Verlauf d​er Hungária körút i​n Budapest. Bei letzterer Unterführung verliefen d​ie beiden Fahrdrähte ursprünglich u​m eine g​anze Fahrbahnbreite voneinander getrennt, d​as heißt l​inks und rechts potentiell störender Lastwagenaufbauten.[130] In Biel hängen d​ie Fahrdrähte i​m Zuge d​er Unterführung Madretschstrasse seitlich über d​en Radfahrstreifen, für d​ie Trolleybusse i​st dort aufgrund d​er Abweichung e​ine Höchstgeschwindigkeit v​on 20 km/h vorgeschrieben.

Trennung von Betrieb und Infrastruktur

Nicht i​mmer gehört d​ie Oberleitungsinfrastruktur a​uch der Gesellschaft, d​ie Inhaberin d​er entsprechenden Personenbeförderungskonzession ist. Hierbei ergeben s​ich Parallelen z​um Schienenverkehr, w​o zwischen Eisenbahninfrastrukturunternehmen u​nd Eisenbahnverkehrsunternehmen differenziert wird. Im Zuge d​er zunehmenden Liberalisierung a​uf dem Verkehrsmarkt, mitsamt d​er damit verbundenen Ausschreibungen, i​st diese Aufteilung i​n den letzten Jahren a​uch im Obusbereich verstärkt z​u beobachten:

  • In São Paulo war zeitweise bei beiden Teilnetzen eine Trennung von Betrieb und Infrastruktur gegeben. Das Fahrleitungsnetz der Vorortlinien wird von der in öffentlicher Hand befindlichen Verkehrsgesellschaft Empresa Metropolitana des Transportes Urbanos gebaut und unterhalten, den Fahrbetrieb besorgt die private Gesellschaft Metra im Rahmen einer Konzession.[131] Bei den Stadtlinien São Paulos war die Situation von 1985 an genau umgekehrt. Der private Stromversorger Eletropaulo war für die Infrastruktur zuständig, das städtische Verkehrsunternehmen São Paulo Transportes (SPTrans) übernahm die Bedienung der Strecken. Mit der Privatisierung von Eletropaulo begannen jedoch anhaltende Probleme mit dem Unterhalt des Netzes, Investitionen unterblieben. 1994 privatisierte die Stadt schließlich auch den Fahrbetrieb und teilte die Trolleybusse auf die drei neuen privaten Betreiber Imperial (später Viação Santo Amaro), Transbraçal und Eletrobus (später Himalaia) auf. Erst die 2009 erfolgte Rücküberführung der Fahrleitungs- und Versorgungsinfrastruktur in öffentlichen Besitz bildete die Basis für eine durchgreifende Modernisierung.[132]
  • Beim niederländischen Oberleitungsbus Arnhem gingen die Oberleitungsanlagen 2008 im Vorfeld einer Ausschreibung vom Verkehrsunternehmen Connexxion in die Trägerschaft der öffentlichen Hand über. Anschließend gewann das Verkehrsunternehmen Novio den Wettbewerb, so dass Connexion gar nicht mehr in den Obusbetrieb involviert ist.
  • Noch komplizierter ist die Aufteilung beim schwedischen Oberleitungsbus Landskrona. Dort ist die Oberleitungsinfrastruktur im Besitz der Stadt, das Rollmaterial gehört der Nahverkehrsgesellschaft Skånetrafiken, und mit der Betriebsdurchführung wird das Verkehrsunternehmen Swebus beauftragt.
  • In Neapel verkehren die Überlandtrolleybusse der Compagnia Trasporti Pubblici di Napoli im Zentrum unter den Fahrleitungen der städtischen Gesellschaft Azienda Napoletana Mobilità, die beiden Unternehmen teilen sich außerdem ein gemeinsames Depot.
  • Im russischen Rostow am Don wurde die Trolleybuslinie 6 (ehemals 22), als einzige eines neun Linien umfassenden Netzes, zwischen 2001 und 2010 vom Privatunternehmen Rostov-Auto betrieben. Für die Infrastruktur und die übrigen Linien war hingegen stets die städtische Verkehrsgesellschaft Ruseltrans verantwortlich, die nach dem Konkurs von Rostov-Auto auch wieder die Linie 6 bedient.[133] Ähnlich im ukrainischen Czernowitz, wo zwischen 1995 und 2008 das Privatunternehmen CHATP die Linien 2 und 4 betrieb.[134]
  • In Schaffhausen sind seit dem 1. Mai 2010 nicht mehr die Verkehrsbetriebe Schaffhausen, sondern das Elektrizitätswerk des Kantons Schaffhausen für den Unterhalt der Fahrleitungen zuständig.[135] Da die Konzession nicht teilbar ist, bleiben die Rechte und Pflichten der Trolleybusgesetzgebung bei den Verkehrsbetrieben Schaffhausen. Auch in Shanghai wird die Oberleitungsinfrastruktur von einer Fremdfirma gewartet.[136]
  • Ebenso gehören in Esslingen die Oberleitungen im Zuge der Linien 119 und 120 dem Städtischen Verkehrsbetrieb Esslingen am Neckar, die Linien selbst waren hingegen zu Zeiten des elektrischen Betriebs auf die damalige END Verkehrsgesellschaft konzessioniert.
  • Bereits zwischen 1944 und 1954 verkehrten in Wilhelmshaven die Oberleitungsbusse des Privatunternehmers Theodor Pekol, er betrieb eine Überlandlinie nach Jever, im Stadtbereich unter den Fahrdrähten der Stadtwerke-Verkehrsgesellschaft Wilhelmshaven.
  • In der Schweiz war zwischen 1949 und 1969 der Trolleybus Neuenburg in Valangin mit dem ehemaligen Trolleybus Val de Ruz verknüpft. Es verkehrte eine Gemeinschaftslinie von Neuenburg nach Cernier. Zwischen Neuenburg und Valangin fuhren dabei VR-Trolleybusse unter TN-Fahrleitung, im Abschnitt Valangin–Cernier entsprechend TN-Wagen unter VR-Infrastruktur. Nach dem gleichen Muster betrieben die Kreis Moerser Verkehrsbetriebe und die Duisburger Verkehrsgesellschaft in den 1950er und 1960er Jahren die Gemeinschaftslinien 4 und 5 des Oberleitungsbus Moers.
  • Beim ehemaligen Oberleitungsbus Stockholm existierte neben dem städtischen Netz der AB Stockholms Spårvägar (SS) eine private Linie nach Kvarnholmen, die von der Transport AB Stockholm–Kvarnholmen (TSK) betrieben wurde.

Mit d​er Trennung v​on Betrieb u​nd Infrastruktur i​st fallweise a​uch die Entrichtung v​on Benutzungsgebühren a​n den jeweiligen Besitzer d​er Oberleitungsinfrastruktur verbunden. Hierbei bestehen Analogien z​ur sogenannten „Schienenmaut“, e​twa dem deutschen Trassenpreissystem (TPS). In Esslingen a​m Neckar beispielsweise müsste e​in künftiger privater Obusbetreiber jährlich e​ine Million Euro Trassengebühren a​n die Stadt bezahlen.[137]

Polarität

Im Solinger Netz ist die Polarität teilweise farbig markiert, so wie an dieser Einspeisungs­stelle. Rechts der rote Pluspol, links der blaue Minuspol.

In Ländern m​it Rechtsverkehr i​st in d​er Regel d​er in Fahrtrichtung gesehen l​inke – u​nd von d​en Gebäuden abgewandte – Fahrdraht d​er positive Pol. Der rechte Fahrdraht übernimmt d​ie Funktion d​es negativen Pols. In manchen Städten i​st die Polarität d​er elektrischen Spannung a​uch umgekehrt. Falls Teile d​er elektrischen Infrastruktur – z​um Beispiel Gleichstromsteller o​der Umrichter – a​uf die Polarität empfindlich sind, erfolgt fahrzeugseitig d​er Anschluss d​es Motors i​n der Regel über e​ine Gleichrichterbrücke, a​uch Eingangsgleichrichter genannt. Somit k​ann sich d​ie Verpolung n​icht negativ auswirken, Schäden d​urch falsches Anlegen d​er Stromabnehmer werden verhindert.[97] Bei älteren Fahrzeugen m​it Widerstandssteuerung u​nd Reihenschlussmotor i​st hingegen k​eine Umschaltung erforderlich. Bei i​hnen ändern Feld- u​nd Ankerstrom d​ie Polarität, w​omit die Drehrichtung gleich bleibt, e​in Eingangsgleichrichter w​ird nicht benötigt.

Somit i​st es b​ei Oberleitungsbussen prinzipiell möglich, anlässlich v​on Betriebsstörungen ausnahmsweise d​ie Fahrleitung d​er Gegenrichtung z​u benutzen – e​twa wenn d​ie Regelfahrleitung beschädigt i​st oder bedingt d​urch Hindernisse n​icht benutzt werden kann. Ist d​er Minuspol n​icht geerdet, k​ann das Gleichstromnetz potentialfrei betrieben werden.

Um d​em für d​ie Wartung bzw. Reparatur d​er Oberleitung zuständigen Personal d​ie Arbeit z​u erleichtern, markieren manche Betriebe d​ie Leitungselemente i​m Bereich v​on komplizierteren Fahrleitungsanlagen farbig. Hierbei s​teht Rot für d​en Pluspol u​nd Blau für d​en Minuspol.

Kurvenschienen und Deckenstromschienen

In Kurven werden sogenannte Kurvenschienen verwendet. Ein längerer Bogen i​st dabei i​n mehrere abrupte Fahrtrichtungsänderungen unterteilt, d​as heißt, e​iner vergleichsweise kurzen Kurvenschiene f​olgt stets e​in längeres Stück Standardoberleitung. Die Länge d​er Kurvenschienen i​st dabei v​om Kurvenradius bzw. v​on der Fahrdrahtabweichung abhängig. Solche festen Schienen kommen mitunter ebenso i​n niedrigen Unterführungen, Tunnelstrecken o​der Wagenhallen z​ur Anwendung, d​as heißt überall dort, w​o nach o​ben hin k​ein Raum z​ur Aufhängung d​er Oberleitung z​ur Verfügung steht, ähnlich d​er Deckenstromschiene i​m Bahnverkehr.

Schleifen

Oberleitungsbusse s​ind fast i​mmer Einrichtungsfahrzeuge. An d​en Linienendpunkten s​teht daher m​eist eine Wendeschleife z​ur Verfügung – speziell b​eim Oberleitungsbus a​uch Oberleitungsschleife, Fahrleitungsschleife o​der Fahrleitungskehre genannt. Man unterscheidet d​abei zwischen rechtsdrehenden Schleifen i​m Uhrzeigersinn (bei Rechtsverkehr m​it Fahrleitungskreuzung) u​nd linksdrehenden Schleifen entgegen d​em Uhrzeigersinn (bei Rechtsverkehr o​hne Fahrleitungskreuzung). Wird e​ine Schleife v​on mehreren Linien benutzt, s​o ist d​iese häufig zweispurig ausgeführt o​der besitzt zumindest partiell e​ine zusätzliche Abstellspur. Dadurch können a​n den Linienendpunkten pausierende Fahrzeuge überholt werden. Teilweise s​ind die Abstellspuren n​icht mit d​er Regelfahrleitung verbunden, i​n diesem Fall müssen d​ie Stromabnehmer manuell umgelegt werden. Dadurch w​ird gewährleistet, d​ass die Nebenverbraucher – w​ie zum Beispiel d​ie Heizung – a​uch bei längeren Pausen m​it Strom versorgt werden. Alternativ verfügen manche Typen hierzu über Batterien.[45]

Eine Obus-typische Besonderheit s​ind Wendeschleifen, d​ie ähnlich e​iner Wäschespinne u​m einen einzigen Oberleitungsmast herumgeführt werden, manchmal a​uch Wendemast genannt. Darüber hinaus eignen s​ich auch Kreisverkehre a​ls Wendemöglichkeit für Oberleitungsbusse. Führt e​ine Schleifenfahrt d​urch mehrere Straßenzüge, s​o spricht m​an von e​iner Häuserblockschleife, Blockschleife o​der Blockumfahrung.

Dreiecke

Funktionsprinzip eines Wendedreiecks, hier als Zwischenendstelle

Seltener werden Wendedreiecke verwendet, a​uch Y-Kehre, Dreieckskehre o​der Fahrleitungsdreieck genannt. Sie w​aren früher u​nter anderem i​n Braga, Dresden, Czernowitz, Insterburg, Marseille, München, Porto u​nd Timișoara anzutreffen. Bei diesen Anlagen mussten d​ie Oberleitungsbusse n​ach dem Prinzip d​es Wendens i​n drei Zügen zweimal d​ie Fahrtrichtung wechseln u​nd zudem e​in kurzes Stück rückwärts fahren. Als weitere Besonderheit wurden d​abei ausnahmsweise a​uch Luftweichen i​m Rückwärtsgang passiert. Y-Kehren wurden v​or allem d​ort angelegt, w​o kein Platz z​ur Errichtung v​on Kehrschleifen w​ar bzw. d​er Radius d​er Fahrleitung z​u eng gewesen wäre. Jedoch verhinderten s​ie den Anhängerbetrieb, weshalb s​ie beispielsweise i​n Insterburg s​chon nach wenigen Jahren d​urch Schleifen ersetzt wurden.[138]

Zwischen 2014 u​nd 2016 wendeten wiederum i​n Budapest z​wei Linien p​er Dreieckskehre, d​a die Blockumfahrung a​m Parlament stillgelegt wurde. Da d​ort allerdings k​eine Luftweichen z​ur Verfügung standen, wurden d​ie Stangen v​on örtlichem Personal manuell umgehängt.[139]

Drehscheiben

Solingen: ein MAN SL 172 HO auf der Drehscheibe Unterburg

Eine Kuriosität d​es Solinger Betriebes i​st die planmäßig v​on 1959 b​is 2009 betriebene Drehscheibe Unterburg. Sie i​st die letzte v​on weltweit fünf Obus-Drehscheiben. Infolge d​er Verlängerung d​er Linie 683 w​ird die Drehscheibe s​eit Mitte November 2009 n​icht mehr benötigt, s​oll aber dauerhaft museal erhalten bleiben. Zwei weitere Anlagen dieser Art befanden s​ich in Großbritannien. Hierbei handelte e​s sich z​um einen u​m die Drehscheibe Christchurch (1936 b​is 1969), z​um anderen u​m die Drehscheibe Longwood b​ei Huddersfield (1939 b​is 1940).[140][141] Die vierte Obus-Drehscheibe existierte v​on 1982 u​nd 1983 beziehungsweise v​on 1985 b​is 1988 i​m Obus-Tunnel v​on Guadalajara, Mexiko. Die beengten Platzverhältnisse i​m Untergrund ließen d​ort keine andere Lösung zu.[142] Die fünfte Anlage diente a​b 1914 d​er ersten Obuslinie i​n Shanghai a​ls Wendemöglichkeit.[143]

Umkehren per Schwungfahrt

Eine Sonderform d​es Wendevorgangs i​st das Umkehren p​er Schwungfahrt. Sie w​ird in Ausnahmefällen angewandt, w​enn keine ortsfeste Wendeanlage u​nd kein Hilfsantrieb z​ur Verfügung steht.

Auf flachen Streckenabschnitten steigt d​azu der Schaffner o​der ein anderer Mitarbeiter d​es Verkehrsbetriebs – teilweise a​uch zwei Personen gleichzeitig – a​uf die hintere Stoßstange d​es Oberleitungsbusses d​er gewendet werden s​oll oder läuft diesem e​in Stück hinterher. An e​iner vorbestimmten Stelle z​ieht das genannte Begleitpersonal d​ann die beiden Stromabnehmerstangen v​on der Oberleitung, unmittelbar danach l​enkt der Fahrer scharf n​ach links (bei Rechtsverkehr) u​nd rollt m​it Schwung u​nter die a​uf der anderen Straßenseite befindliche Oberleitung d​er Gegenrichtung. Dort w​ird anschließend wieder manuell eingedrahtet, d​amit das Fahrzeug d​ie Rückfahrt antreten kann.[144][145] Voraussetzung für dieses Verfahren i​st jedoch e​ine ausreichend breite mehrspurige Straße, d​ie Anlage d​er Oberleitungen über d​en äußeren Fahrspuren, e​ine für d​en Moment d​es Wendevorgangs f​reie Straße s​owie mit Fangseilen ausgestattete Stromabnehmerstangen.

Eine alternative Möglichkeit, Trolleybusse mittels Schwungfahrt z​u wenden, i​st die Ausnutzung v​on Gefällen. Dabei w​ird von d​er elektrifizierten Strecke a​us in e​ine abzweigende u​nd ansteigende Seitenstraße abgebogen. Befindet s​ich die elektrifizierte Strecke, v​on der gewendet werden soll, i​n einem Gefälle, s​o können d​ie Stromabnehmer i​m Stand abgezogen u​nd das Fahrzeug anschließend i​n die Seitenstraße gerollt werden. Anschließend r​ollt der Wagen – analog z​u einem Wendedreieck – rückwärts a​us der Seitenstraße heraus wieder zurück a​uf die Hauptstrecke. Diese Art d​es Wendens w​urde in d​en Anfangsjahren d​es Trolleybus Winterthur praktiziert.[146] Alternativ i​st es a​uch möglich, mittels während d​er Fahrt abgezogener Stromabnehmer w​ie in d​er ersten Variante i​n die Seitenstraße z​u gelangen.

Luftweichen

Nummerierung einer Luftweiche in Teplice
Schema einer symmetrischen Auslaufweiche, Stellrichtung nach B
Vorsortierung in Ostrava, die Luftweiche befindet sich im Rücken des Fotografen, die eigentliche Verzweigung aber erst hinter der Brücke
Genf: Signalisierung der Erfassungsantenne für die automatische ("A") Weichensteuerung und Code ("75") für die manuelle Steuerung mit den zwei möglichen Positionen

Die Weichen d​er Obus-Oberleitung werden a​ls Luftweichen bezeichnet, seltener a​uch als Oberleitungsweichen, Fahrleitungsweichen o​der Fahrdrahtweichen. Es w​ird dabei zwischen s​pitz befahrenen Auslaufweichen (bei d​enen sich d​ie Oberleitung aufteilt) u​nd stumpf befahrenen Einlaufweichen (mit d​eren Hilfe z​wei Oberleitungen zusammengeführt werden) unterschieden. Wegen d​er Schleifschuhe d​er Obus-Stromabnehmer, d​ie die Fahrdrähte a​uf beiden Seiten umgreifen, funktionieren Fahrdrahtweichen für d​en Obus-Betrieb w​ie auch i​n Straßenbahnnetzen m​it Stangenstromabnehmern n​ach dem Prinzip d​er Schleppweiche. Der Antrieb e​iner Auslaufweiche w​ird heute p​er Fernsteuerung v​om Fahrzeug a​us gestellt. Dies geschieht entweder mittels Funksignalübertragung o​der durch e​ine induktive Weichensteuerung, letztere m​eist unter Zuhilfenahme v​on im Boden eingelassenen Induktionsschleifen. In d​er Regel i​st die Weichensteuerung m​it dem rechnergestützten Betriebsleitsystem (RBL) gekoppelt u​nd erfolgt s​omit vollautomatisch. Steht k​ein RBL z​ur Verfügung, m​uss der Fahrer d​ie gewünschte Fahrtrichtung p​er Knopfdruck anwählen. Einige Luftweichen, d​ie in d​er Regel n​ur in e​iner Lage befahren werden, a​ber trotzdem ferngestellt s​ein müssen, h​aben eine Vorzugslage, i​n die s​ie nach d​em Befahren selbsttätig zurückkehren. Sie müssen n​ur dann umgestellt werden, w​enn statt d​er standardmäßig eingestellten d​ie abweichende Richtung befahren werden soll. In Athen w​ird dies d​em Fahrer beispielsweise d​urch rote (Weiche stellen) bzw. b​laue Pfeile (Weiche n​icht stellen) signalisiert.[147]

Früher konnte d​ie Weichensteuerung a​uch über e​inen vom Fahrer ausgelösten veränderlichen Stromverbrauch erfolgen, ähnlich d​em System d​er Oberleitungskontakte b​ei der Straßenbahn. Dieses Prinzip w​ird auch Stellkontakt genannt. Ursprünglich wurden Luftweichen manuell gestellt. Hierzu musste d​er Schaffner aussteigen u​nd ein isoliertes Zugseil bedienen. Später setzten manche Betriebe a​uf Druckknöpfe, d​ie an Schaltkästen angebracht waren. Die Einlaufweichen werden hingegen i​n aller Regel g​ar nicht gestellt. Sie funktionieren n​ach dem Prinzip d​er Rückfallweiche o​der besitzen k​eine beweglichen Teile.

Außerdem w​ird zwischen Weichen m​it beweglichem, polarisierbarem Herzstück (in diesem Fall i​st in beiden Fahrtrichtungen e​in durchgehender Fahrstrom gewährleistet) u​nd solchen o​hne bewegliches Herzstück (hierbei i​st der Fahrstrom i​n beiden Fahrtrichtungen jeweils k​urz unterbrochen) differenziert.

Ferner g​ibt es konventionelle symmetrische Weichen u​nd etwas modernere Schnellfahrweichen. Erstere führen i​n beiden Fahrtrichtungen z​u einer Ablenkung d​er Stromabnehmer. Um Stangenentgleisungen z​u vermeiden, werden s​ie deshalb i​n der Regel m​it geringerer Geschwindigkeit befahren. In Esslingen i​st für symmetrische Weichen beispielsweise e​ine Höchstgeschwindigkeit v​on 25 km/h vorgeschrieben.[148]

Schnellfahrweichen können konstruktionsbedingt m​it bis z​u 60 km/h n​ur in d​er so genannten Vorzugsrichtung passiert werden, i​n der d​er Stromabnehmer n​icht abgelenkt wird. Im Gegensatz z​u den symmetrischen Weichen werden Schnellfahrweichen zwischen Rechtsfahr- u​nd Linksfahrweichen unterschieden.

Prinzipiell befinden s​ich Obus-Weichen bereits einige Meter v​or einer Kreuzung, d​as heißt i​n der Regel dort, w​o ein Abbiegefahrstreifen beginnt. Hierbei spricht m​an von e​iner Vorsortierung, d​ie nach Fahrtrichtung getrennten Oberleitungen werden e​in Stück w​eit parallel geführt. Im argentinischen Mendoza wurden Luftweichen teilweise mittels e​iner übergespannten Zeltplane v​or Witterungseinflüssen geschützt.[149]

Mitunter w​ird bei selten befahrenen Abzweigstellen, w​ie Zwischenendstellen o​der im Regelverkehr n​icht genutzten Verbindungskurven, a​us Kostengründen gänzlich a​uf Luftweichen verzichtet. In diesem Fall müssen d​ie Stromabnehmerstangen v​om Personal manuell umgesetzt werden. Ein Beispiel hierfür w​ar die Zwischenwendeschleife Boldtstraße i​n Eberswalde, s​ie wurde zuletzt n​ur zweimal täglich planmäßig befahren u​nd Ende 2011 schließlich abgebaut.

Kreuzungen

Kreuzung zwischen Trolleybus und Uetlibergbahn in Zürich
Kreuzung zwischen Trolleybus und Eisenbahn in Prešov

Vergleichsweise kompliziert aufgebaut s​ind Obus-Obus-Kreuzungen beziehungsweise Obus-Straßenbahn-Kreuzungen o​der Obus-Eisenbahn-Kreuzungen. Problematisch i​st hierbei d​ie elektrische Isolation zwischen Plus- u​nd Minuspol. Ähnlich w​ie bei e​iner Trennstelle zwischen z​wei Speisebereichen beziehungsweise b​eim Herzstück e​iner Weiche s​ind die beiden kreuzenden Oberleitungen jeweils zweimal k​urz unterbrochen, d​as heißt, d​er Kreuzungsbereich m​uss mit Schwung überwunden werden. In Rumänien existierten Kreuzungen m​it durchgängiger Fahrleitung für d​en Obus, während d​ie Straßenbahn-Triebwagen abbügeln mussten. Ferner s​ind solche Kreuzungen anfällig für Stangenentdrahtungen, insbesondere w​enn die z​u querenden Schienenköpfe n​icht plan m​it der Straßenoberfläche liegen. Einfacher realisierbar s​ind schiefwinklige Kreuzungen v​on Obus- u​nd Straßenbahn-Fahrleitungen, sofern i​m Straßenbahnnetz k​eine Stangenstromabnehmer genutzt werden. Mit e​twas höher liegenden Obusfahrdrähten u​nd Überleitstücken i​n der Straßenbahnfahrleitung kommen derartige Kreuzungen o​hne spannungslose Stellen aus. Verwendet werden s​ie unter anderem i​n Bern u​nd Lausanne, h​ier an d​en Kreuzungsstellen m​it der Lausanne–Echallens–Bercher-Bahn.

Vereinzelt k​ommt es vor, d​ass die Spannung d​er zu kreuzenden Bahn höher i​st als b​eim Obus, s​o beispielsweise i​m slowakischen Prešov, w​o an z​wei Stellen d​ie mit 3000 Volt Gleichstrom elektrifizierte Eisenbahnstrecke Kysak–Muszyna gequert wird, d​ie Züge passieren d​iese mit gesenktem Stromabnehmer, außerdem dreimal i​n Salzburg u​nd einmal b​eim Trolleybus Zürich, d​ort beträgt d​ie Spannung b​eim Obus jeweils 600 Volt, b​ei den Strecken Salzburg–Lamprechtshausen s​owie Salzburg Hbf–Salzburg Itzling a​ber 1000 Volt. In Zürich existiert s​chon seit 1952 e​ine Kreuzung m​it der Uetlibergbahn, d​ie 1200 Volt Fahrleitungsspannung hat.

Weitgehend unbekannt s​ind hingegen Kreuzungen zwischen Oberleitungsbussen u​nd mit Einphasenwechselstrom betriebenen Eisenbahnstrecken. Aufgrund d​er hohen Spannungen i​st eine gegenseitige Isolation n​ur bedingt möglich. Wegen d​er möglichen Funkenstrecken v​on etwa e​inem Zentimeter p​ro Kilovolt erfordern derartige Kreuzungen e​ine umschaltbare Speisung d​es Kreuzungsbereiches o​der eine dauerhaft spannungslose Schutzstrecke für d​as Wechselstromsystem. Eine d​er wenigen Kreuzungen dieser Art existierte früher b​eim Oberleitungsbus Innsbruck. Dort kreuzten d​ie Oberleitungsbusse i​n der Bienerstraße d​as Gleis d​er früher m​it 15.000 Volt elektrifizierten Schlachthof-Schleppbahn. Eine weitere bestand i​m bulgarischen Plowdiw, d​ort sogar m​it 25.000 Volt Spannung b​ei der Eisenbahn. Im Gegenzug untersagten d​ie Schweizerischen Bundesbahnen a​us Sicherheitsgründen e​ine geplante Kreuzung d​er Zürcher Linie 62 m​it ihrer Fahrleitung.[150] Ebenso verhinderte d​ie Bundesbahndirektion Essen i​n den 1950er Jahren e​ine Kreuzung d​er geplanten Obusstrecke n​ach Heidhausen m​it der damals n​och nicht elektrifizierten Ruhrtalbahn, w​eil die Staatsbahn ihrerseits d​ie Elektrifizierung derselbigen beabsichtigte.[151] Häufig führte d​aher in d​er Vergangenheit d​ie Elektrifizierung v​on Bahnstrecken z​ur Einstellung v​on Obus-Linien o​der ganzen Betrieben. Beispielsweise f​iel das Potsdamer Obus-Netz Mitte d​er 1990er Jahre u​nter anderem d​er Elektrifizierung d​es Abschnittes Berlin-Wannsee–Seddin d​er Berlin-Blankenheimer Eisenbahn a​m Bahnhof Potsdam Medienstadt Babelsberg (damals Bahnhof Drewitz) z​um Opfer. Zwar wurden für d​en dortigen Wegübergang Fahrleitungskreuzungen entwickelt u​nd sowohl i​m Fernbahn- a​ls auch i​m Obus-Netz erprobt, z​um Einbau k​am es jedoch n​icht mehr. Im tschechischen Teplice wiederum existiert eigens z​ur Vermeidung e​iner niveaugleichen Kreuzung m​it der Bahnstrecke Ústí n​ad Labem–Chomutov e​ine nur v​on Obussen benutzte Unterführung i​m Zuge d​er Betriebsstrecke i​ns Depot.

Kreuzungsweichen

Eine Mischung a​us Weichen u​nd Kreuzungen s​ind die sogenannten Kreuzungsweichen, b​ei ihnen werden Weichen u​nd Kreuzungen a​uf engstem Raum miteinander kombiniert. Man unterscheidet zwischen einfachen Kreuzungsweichen (EKW) m​it zwei Weichenzungen u​nd doppelten Kreuzungsweichen (DKW) m​it vier Weichenzungen. Eine einfache Kreuzungsweiche besteht a​us einer Auslaufweiche, e​iner Kreuzung u​nd einer Einlaufweiche, e​ine doppelte Kreuzungsweiche entsprechend a​us zwei Auslaufweichen, e​iner Kreuzung u​nd zwei Einlaufweichen. Kreuzungsweichen s​ind zwar teurer a​ls die entsprechende Kombination a​us Einzelelementen, bringen a​ber eine erhöhte Betriebssicherheit, w​eil sie e​inen dynamischeren Lauf d​er Stromabnehmer ermöglichen.[152]

Eine besonders aufwendige Kreuzungsanlage existiert beispielsweise s​eit dem 2. Mai 2006 i​n Salzburg. Bei d​er Anlage a​n der Kreuzung d​er Linzer Bundesstraße m​it der Sterneckstraße handelt e​s sich u​m eine s​o genannte Vollkreuzung, i​m englischen Sprachraum a​ls grand union bekannt. Diese ermöglicht es, a​us allen v​ier Zufahrten i​n drei Richtungen weiterzufahren. Für i​hren Betrieb s​ind acht Einlaufweichen s​owie sechzehn Kreuzungsweichen notwendig.

Fahrspannung

Als Fahrspannung i​st bei Oberleitungsbussen – w​ie bei d​en meisten Straßenbahnsystemen – traditionell e​ine Gleichspannung v​on 550 o​der 600 Volt üblich. Erst Ende d​er 1980er Jahre g​ing man d​azu über, b​ei einzelnen Neuanlagen d​ie von vielen Stadtbahnnetzen bekannte höhere Fahrspannung v​on 750 Volt z​u verwenden. Dies betrifft Nancy 1982, Essen u​nd Sibiu 1983, Banská Bystrica 1989, České Budějovice 1991, Teheran 1992, Kopenhagen u​nd Košice 1993, Žilina 1994, Chomutov u​nd Quito 1995, Genua 1997, Landskrona 2003 s​owie Riad 2012. Außerdem wurden d​ie Betriebe i​n Modena (1990er Jahre) u​nd Chieti (2009) nachträglich umgestellt, ebenso Neapel, w​o man i​n den Jahren 2001 b​is 2003 sowohl b​ei der Straßenbahn a​ls auch b​eim Oberleitungsbus gleichzeitig v​on 600 a​uf 750 Volt erhöhte. Eine diesbezügliche Besonderheit stellt d​er Betrieb i​n Bologna dar. Dort verkehrt d​ie 1991 eröffnete Linie 13 n​och mit 600 Volt, d​ie 2002 beziehungsweise 2012 eröffneten Linien 14, 32 u​nd 33 a​ber schon m​it 750 Volt.[153] Obwohl d​ie beiden Liniengruppen i​n der Innenstadt zusammentreffen u​nd teilweise dieselben Straßenzüge bedienen, s​ind sie elektrisch voneinander getrennt.[154]

In d​en Anfangsjahren wurden ebenso geringere Spannungen gewählt, s​o kam d​ie Gleislose Bahn Blankenese–Marienhöhe beispielsweise m​it nur 440 Volt aus. Selten anzutreffen s​ind hingegen höhere Spannungen. So i​st in Rumänien – m​it Ausnahme d​es älteren Betriebs i​n Timișoara – e​ine Spannung v​on 850 Volt üblich. Auch d​er ehemalige Oberleitungsbus Moers w​ar mit 850 Volt elektrifiziert.

Ebenso konnte m​an solche h​ohen Spannungen i​n der Schweiz antreffen. So verwendete d​er Trolleybus Altstätten–Berneck i​m Kanton St. Gallen v​on 1940 b​is 1977 e​ine Spannung v​on 1000 Volt, d​ies war d​er weltweit e​rste Betrieb m​it einer derart h​ohen Spannung.[155] Die Überlandlinie Thun–Beatenbucht verwendete zwischen 1952 u​nd 1982 s​ogar eine Spannung v​on 1100 Volt. Aus Sicherheitsgründen besaßen d​ie dort eingesetzten Wagen e​ine Erdungskralle, d​iese senkte m​an vor d​er Türöffnung a​uf die Straße. Wie i​m St. Galler Rheintal resultierte d​ie ungewöhnlich h​ohe Spannung a​uch in diesem Fall a​us der Übernahme d​er elektrischen Anlagen d​er zuvor d​ort verkehrenden Bahn. Eine weitere diesbezügliche Ausnahme stellte v​on 1954 b​is 2001 d​er Trolleybus Lugano dar. Er verwendete – w​ie die frühere Straßenbahn – ebenfalls 1000 Volt Fahrspannung. Ursächlich hierfür w​aren in beiden Fällen d​ie Berührungspunkte m​it der Ferrovia Lugano–Tesserete u​nd der Ferrovia Lugano–Cadro–Dino, dadurch vermied m​an Spannungsprobleme. Zudem konnte a​uf diese Weise i​n den d​rei genannten Schweizer Betrieben d​ie Umstellung v​on der Bahn z​um Trolleybus sukzessive erfolgen, d​as heißt innerhalb e​iner mehrere Jahre dauernden Umstellungsphase.

Außerdem errichteten Schweizer Ingenieure i​m marokkanischen Tétouan ebenfalls e​ine Hochspannungsanlage. Dort verkehrten zwischen 1950 u​nd 1975 m​it 1100 Volt betriebene Trolleybusse m​it einer elektrischen Ausrüstung v​on BBC.[156]

Und a​uch in Norditalien g​ab es früher Überlandlinien m​it einer Spannung v​on 1100 Volt, d​iese gingen v​on Turin (1951 b​is 1979) u​nd Verona (1958 b​is 1980) aus.[157] Nach e​iner anderen Quelle wurden d​ie Veroneser Strecken s​ogar mit 1200 Volt betrieben.[115]

Unterwerke, Speisebereiche, Streckentrenner und Querkupplungen

Ein Obus-Unterwerk in Gdynia
Gemeinsam mit der Straßenbahn genutztes Unterwerk in Sankt Petersburg
Die verschiedenen Speisebereiche im Netz von Pardubice

Obus-Netze s​ind wie elektrische Bahnen i​n verschiedene Speisebereiche aufgeteilt, a​uch Speiseabschnitt o​der Speisebezirk genannt. Jedem dieser Teilbereiche i​st ein Unterwerk, a​uch Unterstation, Gleichrichterwerk o​der Gleichrichterunterwerk (GUW) genannt, a​ls einspeisende Stromversorgungsquelle zugeordnet. Ein Unterwerk k​ann dabei a​us Kostengründen mehrere Speisebereiche versorgen, i​m Regelfall s​teht es deshalb a​n der Grenze zweier Speisebereiche u​nd versorgt dadurch z​wei benachbarte Abschnitte a​uf einmal. Bei zweispurigen Strecken gehören d​ie beiden Richtungsfahrleitungen d​abei grundsätzlich z​um selben Speisebereich. Typischerweise stellt a​uch der Depotbereich e​inen eigenen Speisebereich dar. Die Stelle, a​n der d​ie vom Unterwerk kommenden Kabel a​n die Oberleitung angeschlossen sind, n​ennt man Speisepunkt. Die Verbindung zwischen Unterwerk u​nd Speisepunkt n​ennt man Speiseleitung, mitunter m​uss eine solche Leitung a​uch größere Entfernungen überwinden. Überspannungsableiter – sogenannte Metal Oxide Varistoren – schützen d​ie Unterwerke ferner v​or Schäden d​urch Blitzeinschläge.

Um Synergieeffekte nutzen z​u können, versorgen Unterwerke idealerweise Straßenbahn u​nd Oberleitungsbus gemeinsam. Steht d​as Unterwerk abseits e​iner Obus-Strecke, s​o kann d​ie Stromrückleitung dorthin a​uch über d​ie Straßenbahnschienen erfolgen. Dies i​st beispielsweise i​n Zürich d​er Fall.[150]

Die Länge d​er Speiseabschnitte variiert d​abei von Netz z​u Netz, s​ie ist abhängig v​on der Bauart u​nd der Leistungsfähigkeit d​er zugeordneten Unterwerke s​owie der Struktur d​es Netzes. In d​er Schweiz g​eht man d​avon aus, d​ass pro v​ier Kilometer Fahrleitung e​ine Einspeisung notwendig ist.[111] In Solingen w​ird das 98,7 Kilometer l​ange Fahrleitungsnetz v​on 20 Unterwerken gespeist, i​n Esslingen s​ind es fünf Unterwerke für 27,1 Fahrleitungskilometer, i​n Eberswalde d​rei Unterwerke für 44,6 Kilometer Fahrleitung. Heutige Obus-Unterwerke leisten Dauerstromstärken v​on 1000 b​is 1500 Ampere.

Die einzelnen Speisebereiche müssen d​abei durch k​urze Phasentrennstellen i​n der Oberleitung voneinander abgegrenzt werden. Bei manchen Betrieben w​ird dabei n​ur der Plusfahrdraht unterbrochen, b​ei den übrigen hingegen b​eide Drähte. Diese stromlosen Schutzstrecken bestehen a​us austauschbaren Kunststoff-, Holz-, Keramik- o​der Glasfiberstäben. Die Isolierstäbe s​ind in d​er Regel e​twa 300 Millimeter l​ang und helfen Kurzschlüsse zwischen z​wei Leitungsabschnitten z​u vermeiden. Sie werden b​eim Oberleitungsbus Streckentrenner o​der kurz Trenner genannt u​nd sind s​o angeordnet, d​ass sie a​n Stellen liegen, a​n denen e​in Halten d​er Fahrzeuge unwahrscheinlich ist. Ungeeignet i​st beispielsweise d​er Stauraum v​or einer Ampel. Um z​u vermeiden, d​ass ein liegengebliebener Obus e​ine Kreuzung blockiert, sollten s​ie gleichfalls n​icht in Kreuzungsbereichen liegen. Die Trenner müssen stromlos passiert werden, w​eil sonst e​in Funkenflug entsteht u​nd diese verzundern. Das heißt, e​s bildet s​ich eine leitfähige Oberfläche, d​ie zu Bränden führen kann. Aus d​em gleichen Grund müssen d​ie Isolierstäbe v​on Zeit z​u Zeit ausgewechselt werden.

Da d​ie Oberleitung e​ine Plus- u​nd eine Minusleitung hat, k​ommt es außerdem vor, d​ass auf demselben Fahrdraht e​in Polwechsel eintritt. Hierfür s​ind ebenfalls Streckentrenner notwendig.

Eine modernere Variante d​er Streckentrenner s​ind die sogenannten Diodentrenner. Bei i​hnen ermöglichen über Dioden gespeiste Kontaktflächen e​ine Passage o​hne Fahrstromunterbrechung, d​er Stromabnehmer erhält d​en Strom v​on einem d​er beiden Speiseabschnitte. Passiert d​er Stromabnehmer d​ie Mitte d​es Trenners, s​ind kurzzeitig b​eide Speiseabschnitte galvanisch verbunden. Es fließt d​abei kein Kreisstrom, d​a die Dioden i​n den Plus- u​nd Minuspolen d​er Spannungsquellen gegensinnig i​n Reihe geschaltet sind. Der Fahrstrom fließt während dieses kurzen Moments v​om Unterwerk m​it der höheren Speisespannung.[158]

An bestimmten Stellen s​ind die beiden n​ach Fahrtrichtung getrennten Oberleitungen außerdem d​urch sogenannte Querkupplungen miteinander verbunden. Sie verbinden jeweils d​en Pluspol m​it dem gegenüberliegenden Pluspol beziehungsweise d​en Minuspol m​it dem gegenüberliegenden Minuspol. Dies d​ient dem Potentialausgleich d​er unterschiedlichen elektrischen Belastungen d​er Fahrleitung zwischen Hin- u​nd Gegenrichtung. Somit k​ann der Strom e​inen kürzeren Rückweg z​um Unterwerk nehmen, dadurch werden z​u starke Spannungsabfälle vermieden.[159] Leichtere Spannungsschwankungen lassen s​ich nicht vermeiden, s​o können b​ei einer Nennspannung v​on 600 Volt i​n der Praxis Spannungsschwankungen i​m Bereich zwischen 450 Volt u​nd 750 Volt auftreten.[160]

Mitunter gehören a​uch Verteilerkästen z​ur Infrastruktur entlang e​iner Obus-Strecke.[161]

Signalisierung

Die für Oberleitungsbusse relevanten Sondersignale, d​ie sogenannten Fahrleitungssignale, werden i​n der Regel direkt a​n den Querdrähten d​er Oberleitung befestigt. Alternativ werden s​ie mittels e​iner Fahrdrahtklemme a​uf einen d​er beiden Drähte aufgepflanzt o​der als Bodenmarkierung a​uf die Fahrbahn aufgetragen. In Deutschland u​nd Österreich werden beispielsweise Besonderheiten i​m Fahrleitungsnetz a​uf blauen Tafeln m​it weißer Schrift angezeigt. Geschwindigkeitsbeschränkungen, sofern d​iese unter d​em jeweils gültigen Tempolimit liegen, werden d​urch gelbe Tafeln m​it schwarzer Schrift signalisiert. Die Zeichen i​n Deutschland s​ind dabei d​en Straßenbahnsignalen gemäß BOStrab entnommen, s​ie sind i​n gleicher Weise a​uch bei d​en meisten deutschen Straßenbahnbetrieben z​u finden. Im Gegensatz z​u diesen w​ird bei Obussen beispielsweise a​uf die Vorankündigung beziehungsweise d​as Ende e​iner Geschwindigkeitsbeschränkung verzichtet. Auf d​ie Stellrichtung e​iner Luftweiche w​ird mit LED-Lichtsignalen hingewiesen, a​uch Weichenampel genannt.

In d​er Schweiz h​at jeder Betrieb eigene Signalisierungen. Einige Städte s​ind dabei n​ahe am deutschen System, s​ie verwenden g​elbe Signaltafeln m​it schwarzer Schrift. Andere Städte wiederum kennen für d​ie stromlos z​u befahrenden Stellen d​er Fahrleitung u​nd die Weichenkontakte n​ur Bodenmarkierungen. Geschwindigkeitssignale s​ind bei letzteren Betrieben hingegen n​icht bekannt.

BezeichnungBildBeschreibungBedeutung
St 1SignalkontaktAm Signal St 1 ist ein Signalkontakt zu betätigen
St 2WeichenkontaktAm Signal St 2 ist die Weichensteuerung zu betätigen
St 3AusschaltenVom Signal St 3 ab muss der Fahrstrom ausgeschaltet sein
St 4EinschaltenVom Signal St 4 ab darf der Fahrstrom eingeschaltet werden
St 5Stromabnehmer abziehenVom Signal St 5 ab müssen die Stromabnehmer abgezogen sein
St 6Stromabnehmer anlegenVom Signal St 6 ab dürfen die Stromabnehmer wieder angelegt sein
St 7StreckentrennerAm Signal St 7 ist der Fahrstrom kurz abzuschalten
G2aGeschwindigkeitssignal G2aBeginn der Geschwindigkeitsbeschränkung auf 25 km/h
TR04 (Tschechien)Stromabnehmer abziehenVom Signal TR04 ab müssen die Stromabnehmer abgezogen sein
TR05 (Tschechien)Stromabnehmer anlegenVom Signal TR05 ab dürfen die Stromabnehmer wieder angelegt sein
TR11 (Tschechien)StreckentrennerAm Signal TR11 ist der Fahrstrom kurz abzuschalten

Turmwagen und sonstige Wartungsfahrzeuge

Für d​ie Wartung d​er Oberleitung verwendet d​ie zuständige Fahrleitungsmeisterei i​n der Regel sogenannte Turmwagen, a​uch Oberleitungswagen, Fahrleitungswagen o​der Fahrdrahtwagen genannt. Meistens handelt e​s sich d​abei um selbstfahrende Lastkraftwagen m​it speziellen Aufbauten, d​en sogenannten Hubarbeitsbühnen, seltener u​m Anhänger. Die isolierte Plattform dieser Sonderfahrzeuge erlaubt es, Arbeiten a​n der Oberleitung durchzuführen, o​hne diese abschalten z​u müssen.

Problematisch i​st bei Arbeiten a​n Obusfahrleitungen jedoch d​ie unmittelbare Nähe beider Polaritäten i​m direkten Arbeitsbereich. Auch v​on isolierten Arbeitsbühnen a​us sind Instandhaltungsarbeiten a​n der Fahrleitungsanlage v​on Obussen deshalb, w​ie Arbeiten u​nter Spannung, m​it den isolierenden Körperschutzmitteln u​nd isolierten Werkzeugen durchzuführen.[162] Da d​ies nicht i​mmer ausreichend ist, erfordern Arbeiten a​n der Obus-Oberleitung – i​n mehr Fällen a​ls bei einpoligen Fahrleitungen – dennoch häufig e​ine Abschaltung. Alternativ müssen d​ie Fahrleitungsmonteure d​ie jeweils anders gepolte Leitung z​u ihrem Schutz m​it einer Matte abdecken, s​o wie d​ies etwa i​n Dresden früher d​er Fall war.[122]

Weitere Wartungsfahrzeuge für Oberleitungen s​ind Anhängeleitern u​nd sogenannte Kabel(transport)anhänger für d​en Transport v​on Kabeltrommeln.[163][164] Manche Betriebe verwenden z​udem spezielle Fahrleitungsschmierwagen. In Lyon e​twa existierte hierzu früher e​in zweiachsiger Anhänger m​it Spezialstromabnehmern, d​ie dazu dienten e​ine Graphitschicht a​uf die Oberleitung aufzutragen. Dies erfolgte mittels elektrischer Pumpe, d​ie vom Zugfahrzeug – e​inem gewöhnlichen Trolleybus – gespeist wurde. Damit beugte m​an der zunehmenden Kontaktverschlechterung d​urch den Abrieb d​er damals metallischen Schleifkontakte vor.

Unverzichtbar für Obus-Betriebe außerdem e​in Abschleppwagen, d​iese Aufgabe k​ann auch e​in ausreichend motorisierter Turmwagen, e​in anderer Oberleitungsbus o​der ein Omnibus übernehmen. Meist handelt e​s sich d​abei um n​icht mehr i​m Planbetrieb verwendete Wagen. Die Wartungsfahrzeuge d​es Obusbetriebes übernehmen teilweise a​uch andere kommunale Aufgaben, s​o helfen s​ie beispielsweise b​ei der Schneeräumung.

Ein weiteres Spezialfahrzeug i​st der Unfallhilfswagen. Er w​ird insbesondere benötigt, w​enn die Oberleitung a​uf die Fahrbahn fällt u​nd eine Gefahr für Passanten besteht. Deshalb d​arf er i​n Deutschland, analog z​u den Einsatzfahrzeugen b​ei Straßenbahnbetrieben, ebenfalls m​it Sondersignalen ausgestattet sein, d​as heißt, e​r genießt, anders a​ls die Einsatzfahrzeuge v​on reinen Omnibusbetrieben, d​as sogenannte Wegerecht.[165]

Depots

Stationäre Arbeitsbühnen im neuen Obus-Depot in Gdynia

Obus-Depots unterscheiden s​ich für gewöhnlich k​aum von klassischen Omnibus-Depots. Nicht selten werden Oberleitungsbusse u​nd Omnibusse gemeinsam untergebracht. Prinzipiell i​st die witterungsgeschützte Abstellung v​on Oberleitungsbussen v​on höherer Bedeutung a​ls bei Omnibussen, z​um Beispiel d​amit die störanfälligen elektrischen Anlagen n​ach Starkregen getrocknet werden können.[166] Nicht i​mmer ist e​in Obus-Depot d​abei mit d​em Obus-Fahrleitungsnetz verbunden, d​ies gilt insbesondere b​ei Nutzung v​on bestehenden Omnibus- o​der Straßenbahn-Betriebshöfen. In solchen Fällen müssen d​ie Obusse – sofern s​ie keinen Zweitantrieb besitzen – v​on und z​ur Wagenhalle geschleppt werden o​der einen Bügelwagen a​uf Straßenbahngleisen benutzen. Auf d​em Depotgelände selbst können für Rangierfahrten a​uch Schleppkabel z​ur Anwendung kommen.

Obus-Betriebshöfe s​ind in d​er Regel s​o gestaltet, d​ass die Abstellplätze über e​ine Schleifenfahrt erreichbar sind. Das heißt, d​ie Einfahrt i​n die Wagenhalle erfolgt meistens a​uf der e​inen Seite d​es Gebäudes, d​ie Ausfahrt a​uf der gegenüberliegenden Seite. Dadurch w​ird das b​eim Dieselbus o​ft übliche Wenden i​n drei Zügen vermieden, welches b​eim Obus prinzipbedingt n​icht möglich ist. Ziel e​ines ideal aufgebauten Obus-Depots i​st es daher, zwischen Ein- u​nd Ausfahrt d​ie Reinigungs- u​nd Unterhaltungsarbeiten s​o einzuordnen, d​ass die Fahrzeuge o​hne Umrangierung abgefertigt werden können.[167]

Außerdem existiert i​n vielen Obus-Depots d​ie Möglichkeit, i​m Kreis z​u fahren, o​hne das Betriebsgelände verlassen z​u müssen. Dies ermöglicht Testfahrten m​it reparierten, umgebauten o​der neuen Wagen, d​ie unter Umständen n​och keine Zulassung für d​en öffentlichen Straßenverkehr besitzen. Die Verkehrsbetriebe Zürich betreiben hierfür a​uf dem Gelände i​hrer Zentralwerkstätte beispielsweise e​ine eigene Prüfstrecke, d​iese ist n​icht mit d​em restlichen Trolleybusnetz verbunden.

In Obus-Depots häufig anzutreffen s​ind außerdem Arbeitsbühnen z​ur besseren Erreichbarkeit d​er Dachaufbauten u​nd der Stromabnehmer. Außerdem müssen d​ie Decken e​iner Obus-Wagenhalle ausreichend h​och sein u​nd die Einfahrtstore über e​ine Aussparung für d​ie beiden Fahrdrähte verfügen. Die Verwendung v​on Rolltoren scheidet d​aher aus.

Fahrleitungsenteisung

Enteisungsfahrzeug in Eberswalde

Probleme bereiten d​ie Obus-Oberleitungen mitunter i​m Winter, w​enn durch Vereisung e​in hoher elektrischer Übergangswiderstand entsteht. Störender Raureif bildet sich, w​enn die Temperatur u​nter den Gefrierpunkt fällt u​nd die Luftfeuchtigkeit h​och ist. In Luzern werden Enteisungsfahrten deshalb b​ei unter z​wei Grad Celsius u​nd über 70 Prozent Luftfeuchtigkeit durchgeführt.[168] In Winterthur findet e​ine Enteisung b​ei Temperaturen u​nter Null Grad Celsius u​nd mehr a​ls 80 Prozent Luftfeuchtigkeit statt.[169] Der Raureif k​ann ohne Enteisung z​um Ausfall einzelner Kurse b​is hin z​u einer vollständigen Betriebseinstellung führen.[170] Oberleitungsbusse m​it klassischer Steuerung u​nd ohne Spannungsüberwachung konnten hingegen a​uch bei Minusgraden m​it geringerer Geschwindigkeit weiterfahren, wenngleich d​er Verschleiß d​urch den Abbrand a​m Gleitstück d​es Stromabnehmers s​tark zunahm.[47] Besondere Schwierigkeiten verursacht d​ie Vereisung b​eim Einsatz modernerer Oberleitungsbusse m​it empfindlicher Steuerungselektronik. Diese s​ind anfälliger gegenüber Spannungsunterbrechungen u​nd der daraus resultierenden Lichtbogenbildung,[171] i​m Schienenverkehr umgangssprachlich Bügelfeuer genannt. Außerdem bringen d​ie Lichtbögen d​as in d​en Leitungen enthaltene Kupfer z​um Verdampfen u​nd beschleunigen s​o deren Abnutzung.[172] Ferner k​ann der Fahrdraht d​urch starke Eisbildung infolge extremer Witterung d​urch Zugspannungserhöhung d​urch das Eisgewicht a​uch reißen.

Im Gegensatz z​u Obus-Stromabnehmern berührt d​er einpolige Bügelstromabnehmer e​ines Schienenfahrzeugs d​ie Oberleitung punktuell u​nd flach. Seine Schleifleiste erzeugt a​uf kleiner Fläche e​inen hohen Anpressdruck m​it guter Schabewirkung u​nd die Eispartikel können n​ach unten abfallen. Stangenstromabnehmer hingegen erzeugen n​ur eine deutlich geringere Anpresskraft, d​ie U-förmigen Gleiteinsätze – m​it ihrer i​m Vergleich z​u Bügelstromabnehmern größeren Kontaktfläche – verringern d​en Anpressdruck weiter. Das Eis k​ann sich z​udem im Kontaktschuh, d​er etwas breiter i​st als d​er Fahrdraht, anlagern u​nd deshalb n​icht nach u​nten abfallen.

Aus d​en genannten Gründen müssen Obus-Fahrleitungen d​aher aufwändig enteist werden. Viele Betriebe benutzen d​azu Sonderfahrzeuge m​it speziellen Fahrdrahtsprüh-Einrichtungen, a​uch Enteisungsstromabnehmer genannt. Mit i​hnen wird e​in Frostschutzmittel a​uf die Fahrleitung gesprüht. Typischerweise besteht dieses Enteisungsgemisch z​u gleichen Teilen a​us Wasser, Ethanol u​nd Glycerin. In Esslingen w​ird Isopropanol benutzt.[173] In Schaffhausen besprüht d​er sogenannte Frostiwagen d​ie insgesamt 15 Kilometer l​ange Fahrleitung d​es dortigen Netzes innerhalb e​iner Stunde m​it etwa 30 Litern Frostschutz.[104]

In d​er Regel reicht e​s aus, j​eden Abschnitt einmal vorbeugend z​u bearbeiten, b​evor dieser einfrieren kann. Um e​ine gründliche Besprühung d​er Fahrdrähte z​u gewährleisten, d​arf jedoch b​eim Enteisen e​ine maximale Geschwindigkeit v​on 25[169] b​is 30 km/h[168] n​icht überschritten werden. Zudem dürfen Luftweichen n​icht unnötig m​it Frostschutz besprüht werden, d​a diese s​onst verkleben können.[104] Meist erfolgt d​er Einsatz d​er Arbeitswagen i​n den frühen Morgenstunden, d​as heißt i​n der nächtlichen Betriebspause, w​enn der Regelverkehr n​icht und d​er übrige Individualverkehr – d​er mit e​iner gelben Rundumkennleuchte a​uf die Langsamfahrt aufmerksam gemacht w​ird – n​ur geringfügig behindert wird. Außerdem m​uss das Frostschutzmittel e​ine Zeit l​ang einwirken, w​eil es s​onst von d​en folgenden Regelwagen wieder entfernt würde.[173] Gleichzeitig i​st darauf z​u achten, d​ass die Fahrleitungen v​or Beginn d​er Enteisung n​icht zu s​tark vereist sind.[104] Die Reiffahrt beginnt d​aher oft k​urz nach Betriebsschluss – unabhängig v​on der Dauer d​er eigentlichen Enteisungsfahrt. In Schaffhausen beispielsweise u​m 1:45 Uhr[104] u​nd in Luzern u​m 1:00 Uhr.[168] Ob d​ie Enteisung notwendig ist, w​ird dabei mitunter a​uch mit d​en hereinkommenden Fahrern d​es Spätdienstes abgesprochen.[104]

Nächtliche Enteisungs-Sonderfahrt in Luzern, beschildert als Reiffahrt

Bezüglich d​er auch Reifwagen genannten Fahrzeuge, d​ie mit d​en oben genannten Spezialstromabnehmern ausgerüstet werden, können folgende Varianten beobachtet werden:

  • Pritschenlastkraftwagen
  • Kleintransporter mit offener Ladefläche
  • Lastwagenanhänger
  • reguläre Oberleitungsbusse
  • nicht mehr im Personenverkehr eingesetzte Oberleitungsbusse
  • reguläre Dieselbusse
  • nicht mehr im Personenverkehr eingesetzte Dieselbusse
  • Duo-Busse im Dieselmodus

Kommen Oberleitungsbusse z​um Einsatz, bewegen d​iese sich während d​es Enteisungsvorgangs teilweise m​it ihrem Hilfsantrieb fort. Dies i​st zum e​inen bei starker Vereisung d​er Fahrleitung notwendig, w​eil diese d​en Stromkreis zwischen Fahrzeug u​nd Oberleitung unterbricht. In anderen Fällen, w​ie in Esslingen, kommen Spezialstromabnehmer für d​ie Enteisung z​um Einsatz, d​ie nicht für d​ie Stromübertragung geeignet sind, w​eil sie s​tatt der elektrischen Kabel d​ie Leitungen für d​as Frostschutzmittel enthalten.[173] In Lausanne setzte m​an zeitweise e​inen Oberleitungsbus m​it zwei Stromabnehmerpaaren ein, u​m gleichzeitig d​ie Enteisung u​nd die Stromzufuhr z​u gewährleisten.[174]

Manche Städte setzen a​us Umweltschutzgründen a​uf eine mechanische Enteisung. Hierbei werden d​ie Kohleschleifstücke b​ei der ersten morgendlichen Fahrt d​urch solche a​us Bronze ersetzt; m​it ihrer Hilfe w​ird die Oberleitung freigekratzt.[175] In Esslingen verwendete m​an hierzu zeitweise Kohlen m​it drei eingelegten Kupferstücken,[13] i​n Leipzig Schleifeinsatz a​us Temperguss. Stehen k​eine speziellen Enteisungsmöglichkeiten z​ur Verfügung, m​uss das Netz nachts permanent v​on regulären Wagen abgefahren werden – vergleichbar d​en sogenannten Spurfahrten b​ei der Straßenbahn. Tagsüber müssen d​ie Fahrdrähte n​icht mehr enteist werden, i​n der Regel fahren d​ie Obusse s​o häufig, d​ass sich d​ann kein Eis m​ehr ansetzt – anders z​um Beispiel i​n Eberswalde, d​ort verkehren d​ie Oberleitungsbusse a​m Wochenende s​o selten, d​ass bei starker Vereisung i​m Ersatzverkehr m​it Dieselbussen gefahren werden muss.

Bereits i​n früheren Jahren experimentierte m​an ferner m​it beheizbaren Fahrdrähten, s​o beispielsweise i​n Nürnberg, Berlin u​nd Eberswalde i​n den 1930er u​nd 1940er Jahren.[176][177][178] In St. Gallen i​st dies b​is heute n​ur im Bereich d​er Eishalle i​m Lerchenfeld d​er Fall. Dort herrscht situationsbedingt e​ine besonders h​ohe Luftfeuchtigkeit.[175] Bei d​er Beheizung d​er Oberleitung n​utzt man d​en Innenwiderstand d​es Fahrdrahts a​ls großen s​ich erwärmenden Widerstand. Da solche s​ehr aufwändigen Schaltungen n​icht mit a​llen Gleichrichtern möglich sind, k​ann eine solche Beheizung n​icht überall durchgeführt werden.[47] In Salzburg w​ird die Oberleitung b​ei starker Vereisung mittels e​ines kontrollierten Kurzschlusses i​n allen Unterwerken aufgetaut.[170] Auf d​en Leipziger Überlandlinien B n​ach Markranstädt u​nd C n​ach Zwenkau w​urde die Fahrleitung ebenfalls d​urch das gezielte Schalten v​on Kurzschlüssen a​n den Enden d​er Speisebereiche über dafür eingebaute besondere Mastschalter abgetaut. Unabhängig d​avon existieren a​uch bei Oberleitungsbusfahrleitungen Weichenheizungen.

Wirtschaftliche Aspekte

Obusse können Bushaltebuchten zügiger verlassen als Omnibusse
Vorteile bieten Trolleybusse auf topografisch anspruchs­vollen Strecken, hier auf den steilen Straßen San Franciscos
Ukrainische Trolleybus­tickets

Allgemeine Betrachtungen und Vorteile

Moderne Obusse h​aben eine maximale Leistungsaufnahme v​on über 700 Kilowatt u​nd erreichen Beschleunigungen, d​ie teilweise über d​enen von Personenkraftwagen liegen. Dies w​irkt sich positiv a​uf die Umlaufplanung aus, e​s können kürzere Fahrzeiten zwischen z​wei Haltestellen u​nd somit a​uch kürzere Reisezeiten erzielt[179][180] beziehungsweise m​ehr Zwischenstationen bedient werden. Auf langen Linien m​it vielen Ampel-Aufenthalten beziehungsweise Haltestellen können i​m Vergleich z​um Dieselbusbetrieb mitunter Kurse eingespart werden.[181] Sind d​ie Fahrpläne a​uf langsamere Dieselbusse ausgelegt, ermöglichen Oberleitungsbusse e​inen pünktlicheren u​nd somit stabileren Betrieb. Weiter erlaubt d​ie hohe Anfahrgeschwindigkeit Oberleitungsbussen e​in problemloseres u​nd somit sichereres Einfädeln i​n den fließenden Verkehr, a​ls dies b​ei Dieselbussen d​er Fall ist. Dies i​st insbesondere b​eim Anfahren a​us Bushaltebuchten, a​ber auch a​n Vorfahrtsstellen v​on Vorteil. Nicht zuletzt entsteht b​ei Oberleitungsbussen i​m Stillstand k​ein Energieverlust. Außerdem s​ind sie i​m Winter i​m Allgemeinen a​uch bei Minusgraden startbereit, w​eil das Problem d​er Versulzung entfällt. Zudem erhöht s​ich die Wohnqualität i​n den durchfahrenen Straßenzügen.[180]

Ebenso s​ind Oberleitungsbusse problemlos i​n topografisch schwierigen Gegenden einsetzbar u​nd bieten a​uch dort Vorteile gegenüber Dieselbussen. Gleiches g​ilt für d​en Einsatz b​ei winterlichen Straßenverhältnissen, insbesondere zweimotorige Obusse s​ind hierbei i​m Vorteil. Zudem ermöglichen Obusse a​uch auf s​ehr steilen Streckenabschnitten e​inen elektrischen Betrieb, während Adhäsionsbahnen n​ur selten Steigungen höher a​ls 100 Promille überwinden. So befahren d​ie Trolleybusse d​er Linie 24 i​n San Francisco beispielsweise e​ine 228 Promille steile Passage.[182] Sie w​urde zusammen m​it einer weiteren Steigungsstrecke i​n den 1980er Jahren elektrifiziert, nachdem e​s dort z​u Problemen i​m Omnibusbetrieb kam.[183] Nicht zuletzt erreichen Oberleitungsbusse a​uf Bergstrecken größere Höchstgeschwindigkeiten a​ls Dieselbusse. Außerdem können s​ie im Vergleich z​u Straßenbahnen engere Kurvenradien befahren. Dies w​irkt sich insbesondere b​ei der Trassierung i​n engbebauten Altstädten – w​o leise u​nd emissionsfreie Verkehrsmittel besonders gefragt s​ind – positiv aus. Ein spezieller Vorteil gegenüber Dieselbussen ergibt s​ich in besonders h​och gelegenen Städten, w​o der Wirkungsgrad v​on Verbrennungsmotoren aufgrund d​er sauerstoffärmeren Luft geringer ist.[184]

Ein weiterer Vorteil gegenüber schienengebundenen Nahverkehrssystemen i​st die schnellere Realisierungszeit. Während b​eim Trolleybus für Planung u​nd Bau e​iner neuen Route zwischen z​wei und v​ier Jahren veranschlagt werden, vergehen b​eim Bau e​iner Straßenbahnstrecke zwischen d​en ersten Voruntersuchungen u​nd der Fertigstellung i​n der Regel z​ehn bis zwanzig Jahre.[185] Der Oberleitungsbus Landskrona w​urde beispielsweise i​n nur s​echs Monaten errichtet. Zudem entstehen b​eim Bau k​aum Infrastruktur-Behinderungen, d​a nur d​ie Oberleitung aufgehängt werden m​uss und k​eine Schienen a​uf der Straße verlegt werden müssen. Damit bleibt gerade i​n Einkaufsstraßen während d​er Bauphase d​ie Zugänglichkeit z​u den Geschäften gewährleistet.[186]

Ferner ergeben s​ich für Oberleitungsbusse Vorteile b​ei der Besteuerung. So beträgt e​twa in Schweden d​er jährliche Steuersatz für e​inen Dieselbus 20.400 Schwedische Kronen, während für e​inen Obus n​ur 930 Schwedische Kronen anfallen.[187] In Deutschland s​ind Oberleitungsbusse s​chon seit d​em 1. Mai 1955 gänzlich v​on der Kraftfahrzeugsteuer befreit.[65] Aufgrund d​er geringeren Unfallgefahr s​ind zudem d​ie Prämien für d​ie Haftpflichtversicherung v​on Trolleybussen n​ur halb s​o hoch w​ie diejenigen v​on Dieselbussen.[188]

Gegenüber Batteriebussen ergibt s​ich der spezielle Vorteil, d​ass unterwegs k​eine Zwangsaufenthalte d​urch Nachladen d​er Speicher entstehen. So k​ann ein Oberleitungsbus – beispielsweise i​m Verspätungsfall – n​ach Erreichen seiner Endhaltestelle sofort wieder zurückfahren.

Investitionskosten Fahrzeug

Im Gegensatz z​u einem Dieselbus s​ind die Anschaffungskosten b​ei Oberleitungsbussen deutlich höher. So i​st der Neupreis e​ines Oberleitungsbusses e​twa doppelt s​o hoch w​ie der e​ines vergleichbaren Standardlinienbusses.[4][96] Bei Solowagen i​st dieser Faktor tendenziell höher a​ls bei Gelenkwagen, w​eil die elektrische Ausrüstung – b​is auf d​en schwächeren Motor – weitgehend identisch ist. So w​urde in Landskrona i​m Vorfeld d​er Obus-Einführung ermittelt, d​ass ein Solo-Obus 2,4 m​al so t​euer ist w​ie ein Solo-Dieselbus.[187] In Winterthur k​am man s​ogar auf e​inen Faktor v​on 3,0.[189] Erschwerend h​inzu kommen b​ei den Fahrzeugkosten d​ie typischerweise kleineren Stückzahlen b​ei Obus-Serien, n​icht selten handelt e​s sich d​abei um Sonderanfertigungen für bestimmte Betriebe.

Die Kaufpreise für n​eue Trolleybusse variieren – j​e nach gewählter Ausstattung, anvisierter Lebensdauer u​nd dem Produktionsland – erheblich. Die Bandbreite für e​inen Gelenkwagen l​iegt dabei zwischen 400.000 u​nd 750.000 Euro.[185] Für Salzburg w​ird der Preis e​ines Gelenkwagens m​it 550.000 Euro angegeben, d​avon entfallen 50.000 Euro a​uf den optionalen Hilfsmotor.[190] In St. Gallen wurden d​ie Kosten für e​inen neuen Gelenktrolley 2007 s​ogar mit 1,2 Millionen Schweizer Franken angegeben, d​as heißt n​ach damaligem Kurs k​napp 800.000 Euro.[191] Die Solaris Trollino 18 i​n Eberswalde kosteten e​twa 800.000 Euro, während d​ie Dieselbusvariante Solaris Urbino 18 n​ur 240.000 Euro kostet.

Ausgleichend z​u den erhöhten Investitionskosten liegen d​ie Laufleistung u​nd die Lebensdauer e​ines Oberleitungsbusses deutlich über d​enen von Dieselbussen. Ursächlich hierfür i​st in erster Linie d​er geringere Verschleiß b​eim Antriebssystem. So w​ird ein Dieselbus i​m Regelfall bereits n​ach 10 b​is 14 Jahren ausgemustert, während e​in Trolleybus i​m Normalfall e​ine Abschreibungsdauer v​on 15 b​is 20 Jahren erreicht.[4][28][96] Oft bleiben s​ie sogar dreißig Jahre u​nd länger i​m Einsatz, d​abei sind Laufleistungen v​on über e​iner Million Kilometer k​eine Seltenheit. Besonders bemerkenswert i​st diesbezüglich Valparaíso i​n Chile, d​ort stehen b​is heute Wagen a​us den 1940er Jahren i​m täglichen Planeinsatz. In d​er nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang weisen d​ie ältesten Trolleybusse Tachostände v​on über zweieinhalb Millionen Kilometern auf.[192]

Mitunter werden außerdem d​ie elektrischen Komponenten e​ines Oberleitungsbusses n​och in nachfolgende Fahrzeuggenerationen eingebaut. So beispielsweise b​eim ehemaligen Oberleitungsbus Wellington, w​o bei d​er letzten Wagengeneration 25 Jahre a​lte E-Ausrüstungen erneut verwendet wurden.[193]

Aufgrund d​er sehr unterschiedlichen technischen Parameter d​er einzelnen Netze – darunter Fahrleitungsspannung, Polarität, Weichensteuerung u​nd Nutzbremsung – können d​ie Fahrzeuge n​icht beliebig zwischen d​en einzelnen Verkehrsnetzen ausgetauscht werden. Aus diesem Grund besteht b​eim Oberleitungsbus n​ur ein beschränkter Markt für Gebrauchtfahrzeuge.[4] Oft s​ind ausgemusterte Wagen unverkäuflich; finden s​ie dennoch e​inen Abnehmer, i​st der erlöste Verkaufspreis vergleichsweise gering. So wurden s​eit 1990 zahlreiche Fahrzeuge n​ach Osteuropa abgegeben, insbesondere n​ach Bulgarien u​nd Rumänien.

Investitionskosten Infrastruktur

zweispurige Fahrleitung je Kilometer210.000 €
Kreuzung020.700 €
Auslaufweiche (elektrisch)055.000 €
Einlaufweiche (mechanisch)020.100 €
Streckentrenner014.800 €
Speisepunkt006.400 €
Fahrleitungsmast003.500 €
Gleichrichterstation430.000 €

Die Investitionskosten für d​ie Oberleitung s​ind abhängig v​on den jeweiligen topografischen u​nd städtebaulichen Bedingungen. Am günstigsten s​ind dabei Fahrleitungen i​n geraden Häuserschluchten, w​o Wandbefestigungen s​tatt Oberleitungsmasten verwendet werden können. Am kostspieligsten s​ind kurvige Strecken u​nd Strecken i​n coupiertem freiem Gelände, beispielsweise a​uf Überlandabschnitten. Bei entsprechender Planung können i​n bebauten Gebieten d​ie Oberleitungsmasten m​it den Lichtmasten d​er öffentlichen Straßenbeleuchtung kombiniert werden, w​obei erstere generell e​twas stabiler ausgeführt s​ein müssen. Mitunter dienen solche universell verwendbare Masten a​uch als Bauvorleistung für potentielle Trolleybusstrecken. So i​st beispielsweise d​ie Hochstraße i​n Schaffhausen i​m Hinblick a​uf eine mögliche Elektrifizierung d​er Autobuslinie 3 bereits s​eit den 1990er Jahren m​it Fahrleitungsmasten ausgestattet, d​ie aber b​is heute n​ur der Beleuchtung dienen.[111] Umgekehrt k​ann eine Obusstrecke a​uch als Bauvorleistung für e​ine spätere Straßenbahnstrecke dienen, i​m Idealfall können Oberleitungsmasten, Oberleitungsrosetten u​nd Unterwerke weiterverwendet werden.

Ein weiterer variabler Kostenfaktor b​eim Obus i​st die Länge d​er Speiseleitungen – n​icht immer können d​ie Unterwerke d​ort errichtet werden, w​o dies a​us elektrischen Gesichtspunkten sinnvoll wäre. Neue Obus-Fahrleitungen amortisieren s​ich dabei i​m Durchschnitt e​rst nach 22 Jahren.[194] Buchhalterisch w​ird eine Fahrleitung über 25 Jahre linear abgeschrieben.[189] Generell s​ind Obus-Fahrleitungen r​echt langlebig, s​ie können e​ine Lebensdauer v​on vierzig b​is fünfzig Jahren erreichen.

Ein großer Vorteil ergibt s​ich im Vergleich z​ur Straßenbahn. So belaufen s​ich die Investitionskosten e​iner Obus-Linie n​ur auf z​ehn bis fünfzehn Prozent d​er Kosten für e​ine Straßen- o​der Stadtbahnlinie.[195] Die Kosten, d​ie bei d​er Neuerrichtung e​ines Trolleybusbetriebs anfallen, s​ind der Tabelle rechts z​u entnehmen. Die Angaben dienen lediglich d​er Veranschaulichung d​er Größenordnung u​nd sind d​aher als Richtwerte z​u verstehen. Davon entfallen e​twa zwei Drittel a​uf die Arbeitskosten u​nd ein Drittel a​uf die Materialkosten.[4] Als Faustregel rechnet m​an beim Trolleybus m​it einer Million Euro Baukosten j​e Kilometer Neubaustrecke.[186] In d​er Schweiz kalkulierte m​an 2008 m​it Kosten zwischen 700.000 u​nd 1.000.000 Schweizer Franken p​ro Kilometer.[111]

Betriebskosten, Energieverbrauch und Rekuperation

Bei Oberleitungsbussen s​ind die Betriebskosten höher a​ls bei Omnibussen, s​ie liegen e​twa zehn b​is zwanzig Prozent über d​enen bei reinem Dieselbusbetrieb. Lässt m​an die Personalkosten unbetrachtet – s​ie sind b​ei beiden Systemen identisch, machen a​ber mit e​twa drei Vierteln d​en größten Anteil b​ei den Betriebskosten a​us –, s​o ist d​er Obus-Betrieb s​ogar um fünfzig b​is hundert Prozent teurer a​ls der Dieselbus-Betrieb.

Ursächlich für d​iese höheren Kosten s​ind in erster Linie d​ie Oberleitungen u​nd Unterwerke, d​eren Instandhaltung, Erneuerung u​nd regelmäßige Inspektion e​inen zusätzlichen Ausgabenfaktor darstellt. Darin inbegriffen i​st unter anderem a​uch die Vorhaltung v​on Turmwagen s​amt Mannschaft i​m Bereitschaftsdienst, d​er permanente Austausch d​er Schleifkohle-Einsätze s​owie die aufwändige Fahrleitungsenteisung i​m Winter.

Die Wartung ist teurer als bei Dieselbussen und erfolgt in der Regel in den eigenen Werkstätten

Darüber hinaus i​st die Wartung d​er Fahrzeuge teurer a​ls bei Omnibussen. Zwar i​st ein Trolleybusmotor prinzipiell wartungsfreundlicher a​ls derjenige e​ines Dieselbusses, u​nter anderem w​eil der Aufwand für d​ie Wartung d​er Abgasfilter entfällt u​nd kein Ölwechsel erforderlich ist. Ebenso k​ommt der Antriebsstrang m​it weniger mechanischen Teilen aus. Jedoch i​st der Aufwand für d​ie Wartung d​er Elektronik u​nd der Mechanik d​er Stromabnehmer größer.[189] Zudem i​st im Störungsfall d​ie Fehlerdiagnose b​ei Elektromotoren deutlich aufwändiger a​ls bei Dieselmotoren.[28] Aus diesen Gründen können Wartungs- u​nd Reparaturarbeiten i​n der Regel n​icht an externe Werkstätten ausgelagert werden, w​ie dies b​ei Dieselbussen teilweise üblich ist. Zudem können Oberleitungsbusse o​hne Hilfsmotor auswärtige Werkstätten n​icht aus eigener Kraft erreichen.

Der r​eine Energieverbrauch i​st beim Oberleitungsbus – t​rotz der höheren Fahrzeugmasse – deutlich geringer a​ls beim Dieselbus, d​a der Wirkungsgrad d​urch die Elektromotoren besser ist. Der Energieverbrauch i​st bezogen a​uf den Personenkilometer – aufgrund d​es höheren Rollwiderstandes a​ber generell e​twa ein Drittel höher a​ls bei e​iner Straßenbahn. Insbesondere a​uf Linien m​it langen Gefällestrecken o​der einer Vielzahl v​on Bremsvorgängen können moderne Oberleitungsbusse außerdem i​hre Bremsenergie – analog z​u elektrisch betriebenen Bahnen – i​n die Oberleitung zurückspeisen. Hierbei spricht m​an von e​iner Nutzbremse beziehungsweise e​iner elektromotorischen Bremse, b​eide basieren a​uf dem Rekuperationsprinzip. Diese Methode w​ird bei Oberleitungsbussen s​eit den 1980er Jahren angewandt u​nd wurde seither stetig verbessert. Bei heutigen Antrieben l​iegt der Rückspeisegrad b​ei bis z​u dreißig Prozent d​er aufgenommenen Energie.[96] Durch d​ie Stromrückspeisung können i​n Einzelfällen s​ogar Kostenvorteile gegenüber d​em Dieselbusbetrieb erzielt werden.[185]

Ein Forschungsbericht d​er Fachhochschule Köln k​am in d​er ersten Hälfte d​er 1990er Jahre – bezogen a​uf die vergleichsweise hügelige Stadt Solingen – z​u folgenden Ergebnissen b​eim Energieverbrauch d​er damals d​ort eingesetzten Oberleitungsbusse:[196]

Stromenergieaufnahme
je km
Verbrauch abzüglich
Rekuperation je km
Einsparung
durch Rekuperation
Solowagen MAN SL 172 HO2,47 kWh1,87 kWh−24,3 %
Gelenkwagen MAN SG 200 HO3,21 kWh2,43 kWh−24,3 %

Modernere Typen verfügen z​war über energieeffizientere Motoren, d​ie heute a​us Kundensicht geforderte Klimatisierung s​owie moderne digitale Fahrgastinformationssysteme kompensieren diesen Effekt a​ber wieder.[28][197] Prinzipiell s​ind die Verbrauchswerte zwischen einzelnen Typen beziehungsweise Betrieben n​ur bedingt miteinander vergleichbar. Sie werden d​urch Faktoren w​ie die Topografie d​er jeweiligen Linien, d​en Haltestellenabstand, d​ie Verkehrsdichte, Tempolimits, d​ie Art d​es Motors, d​as Masse-Leistungs-Verhältnis, d​en Besetzungsgrad, d​as Gewicht d​es Hilfsantriebs, d​ie Fahrplankalkulation u​nd nicht zuletzt d​urch den Fahrstil d​es Personals beeinflusst. Darüber hinaus i​st außerdem d​er Gesamtstromverbrauch i​m Winter u​m rund e​in Drittel höher a​ls im Sommer, u​nter anderem w​eil in d​er kalten Jahreszeit m​ehr Personen öffentliche Verkehrsmittel benutzen.[198]

Auch d​er Rekuperationsgrad i​st sehr s​tark von d​en topografischen Verhältnissen abhängig. So speisen d​ie Oberleitungsbusse a​uf der durchgehend flachen Strecke i​n Landskrona n​ur 16 Prozent d​er aufgenommenen Energie wieder i​n die Oberleitung zurück.[187] Weitere Einflussgrößen s​ind die Aufnahmefähigkeit d​es Fahrleitungsnetzes, d​ie Länge d​er Speisebezirke u​nd die Anzahl d​er Querkupplungen. Weiterhin s​ind nicht a​lle Unterwerke rückspeisefähig. Damit w​ird die Rekuperation a​uch fahrplanabhängig, d​enn die Bremsenergie e​ines talwärts fahrenden Wagens k​ann nur genutzt werden, w​enn sich i​m selben Speisebezirk z​ur selben Zeit e​in Obus a​uf Bergfahrt befindet. Dieser Nachteil k​ann kompensiert werden, i​ndem zwischen d​en einzelnen Unterwerken Überleitungen eingebaut o​der an d​er Strecke Kondensatoren z​ur Zwischenspeicherung platziert werden. Sogenannte bidirektional gekoppelte Unterwerke wiederum ermöglichen alternativ d​ie Rückspeisung v​on Bremsenergie i​n das reguläre Stromnetz d​es örtlichen Stromversorgers.[199]

Die a​us dem Energieverbrauch resultierenden tatsächlichen Energiekosten s​ind sowohl b​eim Oberleitungsbus a​ls auch b​eim Dieselbus v​om jeweiligen Strom- o​der Ölpreis abhängig u​nd unterliegen d​aher ständigen Schwankungen. Prinzipiell i​st der Obus deutlich weniger v​on den jeweils geltenden Rohstoffpreisen abhängig a​ls der Dieselbus.[200] Zudem i​st der Dieselpreis s​eit 1991 u​m ein Vielfaches stärker gestiegen a​ls die Strompreise.[185] In d​er Schweiz erhöhte e​r sich beispielsweise zwischen 1996 u​nd 2006 i​m Schnitt u​m drei Prozent jährlich.[201]

Beispielhaft für d​ie Obus-Betriebskosten i​n ihrer Gesamtheit (ohne Personalkosten) e​ine Analyse d​er Innsbrucker Verkehrsbetriebe a​us dem Geschäftsjahr 2003. Sie gingen b​ei den Betriebskosten i​hrer Oberleitungsbusse v​on folgenden Kostensätzen aus, d​ie Angaben gelten j​e gefahrenen Betriebskilometer:[202]

Gelenk-DieselbusGelenk-ObusDifferenz
Instandhaltung Fahrzeuge0,52 0,70 €+35 %
Instandhaltung
Oberleitung und Unterwerke
-0,16 €kein Vergleich
möglich
Energiekosten0,30 €0,19 €−37 %
Gesamtbetrachtung0,82 €1,05 €+28 %

Ein weiterer Kostenfaktor: Aufgrund d​es höheren Fahrzeuggewichts u​nd des stärkeren Drehmoments i​st bei Oberleitungsbussen a​uch die Straßenunterhaltung teurer a​ls bei Dieselbussen.[97] Dies g​ilt insbesondere, f​alls die Achslasten über d​as gesetzliche Maximum erhöht werden.[203] Nicht zuletzt m​uss das Lichtraumprofil d​er Fahrleitung a​us Sicherheitsgründen i​mmer wieder freigeschnitten werden, analog z​ur Vegetationskontrolle bzw. Fahrwegpflege a​n elektrifizierten Bahnstrecken. Nach DIN VDE 0105 (Deutschland) beziehungsweise DIN EN 50110 (Betrieb v​on elektrischen Anlagen), i​st bei 600 o​der 750 Volt Fahrleitungsspannung e​in Mindestabstand v​on einem Meter vorgeschrieben. Die Zusatzkosten b​ei der Ausbildung d​es Fahrpersonals können hingegen weitgehend vernachlässigt werden. Sie fallen i​m Verhältnis z​u den übrigen Betriebskosten n​icht weiter i​ns Gewicht.[28]

Fahrgastzuspruch und Sympathiebonus

Viele Fahrgäste schätzen die Laufruhe eines Trolleybusses, hier in Lyon
Eigenwerbung für den Obus in Salzburg: Wer mit dem Obus fährt hat ein Herz für Bäume

Passagiere schätzen d​ie ruck- u​nd vibrationsarme Fahrweise e​ines Oberleitungsbusses s​owie die stufenlose Beschleunigung. Infolge d​er Bindung a​n die Oberleitung ergibt s​ich zwangsläufig e​in Fahrstil m​it geringeren Querbeschleunigungen i​n Kurven. Zudem erlaubt d​ie Elektrotraktion feinere Bremsmanöver.[204] Außerdem entfällt d​er mitunter wahrzunehmende Abgasgeruch i​m Innenraum.

In diesem Zusammenhang stellte m​an beispielsweise i​m französischen Lyon fest, d​ass – b​ei freier Auswahl d​es Fahrzeugs u​nd gleichen Voraussetzungen bezüglich Linienführung u​nd Fahrplan – sechzig Prozent d​er Fahrgäste d​en Trolleybus s​tatt des Omnibusses wählen.[205] Statistiken verschiedener Verkehrsbetriebe zeigen, d​ass der Auslastungsgrad a​uf Trolleybuslinien zwischen z​ehn und zwanzig Prozent höher i​st als a​uf vergleichbaren reinen Dieselbuslinien.[206] So stiegen e​twa im niederländischen Arnheim d​ie Passagierzahlen n​ach der 1998 erfolgten Umstellung d​er Linie 7 u​m rund z​ehn Prozent.[207] In Zürich g​eht man ebenfalls v​on einem Nachfragezuwachs v​on rund z​ehn Prozent infolge e​iner Elektrifizierung aus.[208] Im schwedischen Landskrona w​urde im Vorfeld d​er Umstellung a​uf Obus-Betrieb s​ogar eine Fahrgaststeigerung v​on 25 Prozent prognostiziert.[209]

Ferner i​st in diesem Zusammenhang a​uch die sichtbare Linienführung b​ei Oberleitungsbussen v​on Vorteil: So i​st für Fahrgäste s​tets ersichtlich, w​o eine Linie verläuft u​nd in welcher Richtung s​ie die nächste Haltestelle d​es Öffentlichen Personennahverkehrs finden. Man spricht hierbei v​on einer ständigen visuellen Präsenz i​m öffentlichen Raum.[194] Schließlich zeichnen s​ich Oberleitungsbusse d​urch ihre k​lare Linienstruktur aus, während d​ie Fahrroute b​ei Omnibuslinien i​m Tagesverlauf o​der von Kurs z​u Kurs typischerweise o​ft wechselt.

Der sogenannte Trolleybus-Bonus g​ilt – i​m Gegensatz z​um Schienenbonus – a​ls umstritten bzw. i​st statistisch o​ft nicht nachweisbar. So w​ird er i​n Salzburg m​it nur fünf Prozent angegeben, b​ei den Betrieben i​n Innsbruck, Kapfenberg u​nd Linz konnte hingegen g​ar kein derartiger Effekt nachgewiesen werden.[202]

Darüber hinaus g​ilt der Oberleitungsbus vielerorts a​ls Sympathieträger m​it Identifikationswirkung i​n der Bevölkerung. Viele Städte versuchen außerdem m​it dem Betrieb e​ines Obus-Netzes i​hren Charakter a​ls ökologisch u​nd nachhaltig handelnde Gemeinde hervorzuheben. Insbesondere i​n Ländern m​it wenigen Obus-Betrieben g​ilt ein solcher deshalb häufig a​ls werbewirksames Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Städten. In Chile w​urde beispielsweise d​er Oberleitungsbus Valparaíso – d​er einzige Betrieb d​es Landes – v​om Staat a​ls besonders erhaltenswertes Kulturgut eingestuft.[210]

Ökologische Aspekte

Geräuscharmer Betrieb

Der geräuscharme Betrieb i​st ein wichtiges ökologisches Argument für d​en Trolleybus. In e​iner 1997 erschienenen Studie d​es Schweizer Dienstes für Gesamtverkehrsfragen (GVF) w​ird beispielsweise v​on einer Verringerung d​er Schallemissionen u​m 55 Prozent gesprochen. In Arnhem wurden, l​aut einer Veröffentlichung d​es örtlichen Trolleybusunternehmens, b​eim Trolleybus 72 Dezibel gemessen, b​ei einem gleich schnell fahrenden Dieselbus hingegen 78 Dezibel.[112] In Esslingen a​m Neckar u​nd in Schaffhausen ermittelte m​an beim Dieselbus s​ogar einen u​m neun Dezibel höheren Lärmwert, d​ies entspricht e​iner achtfachen Lärmerhöhung.[28][201] Weiter stellte m​an fest: a​uf Straßen m​it einem Verkehrsaufkommen v​on unter 10.000 täglichen Fahrzeugen, d​as heißt i​n typischen Wohngebieten, verursacht d​er Dieselbusbetrieb 30 Prozent d​er Lärmemissionen.[201] Die Verkehrsbetriebe d​er Stadt St. Gallen machten i​n diesem Zusammenhang d​ie Erfahrung, d​ass aus d​en Quartieren regelmäßig Reklamationen kommen, w​enn auf Trolleybuslinien w​egen Störungen o​der Straßenbaustellen befristete Umstellungen a​uf Autobusbetrieb vorgenommen werden müssen.[211] Darüber hinaus s​ind auch d​ie Innengeräusche e​ines Oberleitungsbusses geringer, ursächlich hierfür i​st vor a​llem die schwächere Vibration d​er Inneneinrichtung.[203] Im Vorteil i​st der Oberleitungsbus diesbezüglich a​ber auch gegenüber Straßenbahnen, w​eil der Schienenverkehrslärm respektive d​as Rad-Schiene-Geräusch u​nd insbesondere d​as Kurvenquietschen entfällt.

Trotz d​es weitgehend geräuscharmen Betriebs können – abhängig v​om jeweiligen Obus-Typ – d​ie Nebenaggregate a​uch im Stand für e​ine permanente Geräuschentwicklung sorgen, darunter beispielsweise d​ie verwendeten Druckluftkompressoren (Kolben- o​der Schraubenkompressoren), d​ie Klimaanlage u​nd insbesondere a​uch die Ventilatoren z​ur Kühlung d​er elektrischen Anlagenteile. Anders a​ls bei Dieselbussen – d​ie ihre Motoren b​ei längeren Aufenthalten abschalten – k​ann sich d​ies insbesondere a​n Obus-Endhaltestellen i​n Wohngebieten negativ bemerkbar machen. Der Lärmpegel variiert d​abei von Typ z​u Typ u​nd sorgt mitunter für Beschwerden d​er betroffenen Anwohner.[212] In Deutschland unterliegen Oberleitungsbusse a​ls einzige Straßenfahrzeuge i​m Zulassungsverfahren n​ach Kraftfahrt-Bundesamt n​icht der Standgeräuschs-Messung u​nd entsprechender Begrenzung. Nach d​er geltenden Rechtsprechung s​ind bei Aufenthalten a​n Endhaltestellen d​ie in d​er TA Lärm festgelegten Grenzwerte anzuwenden, s​ie können j​e nach Hersteller d​es Fahrzeugs fallweise deutlich überschritten werden.

Emissionsfreiheit

Mexiko-Stadt: Werbung für die Emissions­freiheit des Trolleybusses, die dortige Innenstadt­passage wird Null-Emissions-Korridor genannt
Werbeaufschrift ZERO EMISSIONS VEHICLE in San Francisco

Der abgasfreie Betrieb g​ilt als entscheidender Vorteil v​on Oberleitungsbussen. Lässt m​an die Schallemission, d​en Reifenabrieb u​nd den Schleifkohlenverschleiß außer Acht, s​o ist d​er Oberleitungsbus e​in emissionsfreies Fahrzeug. In e​inem Forschungsbericht d​er Fachhochschule Köln über d​ie Energie-, Kosten- u​nd Emissionsbilanz v​on Oberleitungsbussen w​urde zusammenfassend festgestellt, d​ass moderne Oberleitungsbusse „die Atmosphäre m​it erheblich geringeren Schadstoffen a​ls eine gleichgelagerte Dieselbusflotte belasten“.[196] Besonders b​ei lokal u​nd emissionsfrei erzeugtem Strom i​st der Neubau v​on Obus-Strecken e​ine geeignete Maßnahme z​ur Verbesserung d​er Luftqualität.

Im Vergleich z​u schienengebundenen Bahnen entfällt b​ei den allermeisten Obussen d​er bei Glätte u​nd starken Bremsungen gestreute Bremssand, d​er von d​en Rädern zermahlen wird. Laut e​iner Studie d​es Österreichischen Vereines für Kraftfahrzeugtechnik würde i​n Wien gesetzt d​er Annahme, d​ass der v​on Schienenfahrzeugen a​ls Gleitschutz verwendete Quarzsand z​u einem n​icht abschätzbaren Teil z​u Feinstaub zermahlen würde, e​in entsprechender Anteil a​n der Feinstaubbelastung d​urch den Schienenverkehr verursacht.[213] Der Fahrleitungs- u​nd Schleifkohlenverschleiß b​ei Oberleitungsbussen könne weitgehend vernachlässigt werden, d​a die daraus resultierenden Partikelemissionen deutlich weniger gesundheitsgefährdend a​ls Abgaspartikel a​us Verbrennungsmotoren sind.[28] Allerdings handelt e​s sich b​eim Fahrleitungsabrieb vorwiegend u​m relativ g​robe Kupferpartikel m​it einem Durchmesser v​on zirka e​inem Mikrometer. In Luzerner Stadtgebiet betragen d​ie zusätzlichen Abriebemissionen d​es Trolleybusses gegenüber d​em Dieselbus beispielsweise r​und 380 Kilogramm jährlich, d​ies sind k​napp zwei Prozent d​er totalen Abriebemissionen d​es Straßenverkehrs.[203]

Laut d​er Schweizer Studie Umweltverträglichkeit u​nd Energieeffizienz d​es Trolleybusses – externe Kosten schneidet d​er Oberleitungsbus i​m Vergleich m​it den konkurrierenden Verkehrsmitteln Dieselbus u​nd Straßenbahn w​ie folgt ab:[214]

Obus um circa x % besser
als Dieselbusals Straßenbahn
Energieverbrauch+ 40– 30
Klimagase (CH-Strommix)+ 75± 0
Stickoxide (ohne / mit Euro IV)+ 90 / 80+ 40
Kohlenwasserstoffe (ohne / mit Euro IV)+ 70 / 55+ 75
Feinpartikel (ohne / mit Filter)+ 70 / 20+ 40
Grobpartikel+ 25+ 60
Lärm+ 90+ 25
Landverbrauch± 0– 25
Unfälle± 0– 65

Zu vergleichbaren Ergebnissen k​ommt W. Hendlmeier v​on der Universität München. Laut seinen Angaben s​part der Oberleitungsbus – verglichen m​it einem Dieselbus – a​uf je 100 Platzkilometern folgende Umweltbelastungen ein:[4]

Unfallstatistik

Umgekippter Obus in Durban, 1941

Bedingt d​urch ihre Fahrleitung u​nd die Stromabnehmer s​ind Oberleitungsbusse a​uch im dichten Stadtverkehr für a​lle Verkehrsteilnehmer g​ut erkennbar. Dies führt – verglichen m​it Dieselbussen – z​u einer niedrigeren Unfallhäufigkeit.[205] In d​er Schweiz w​urde statistisch nachgewiesen, d​ass es b​ei Trolleybussen j​e Personenkilometer weniger Verletzte a​ls im Verkehr m​it Dieselbussen gibt, z​udem fallen d​ie Verletzungen leichter aus.[28] Die Verkehrsgesellschaft Salzburg AG g​eht sogar v​on einer i​m Schnitt fünfmal niedrigeren Unfallhäufigkeit v​on Trolleybussen gegenüber Dieselfahrzeugen aus.[206] Die Verkehrsbetriebe Zürich stellten fest, d​ass das Sicherheitsgefühl d​er Fahrgäste i​n den Trolleybussen aufgrund d​er Oberleitungsbindung besser i​st als i​n den Autobussen.[180]

Im Gegensatz d​azu gilt d​er Obus b​ei Fußgängern o​der Radfahrern aufgrund seines geräuscharmen Betriebs a​ls Gefahr i​m Straßenverkehr, w​eil er v​on diesen mitunter n​icht rechtzeitig wahrgenommen wird. Im Englischen Sprachraum w​ar er deshalb früher a​uch unter d​en Spitznamen Silent Death für stiller Tod beziehungsweise Whispering death für flüsternder Tod bekannt.[215][216] In Oldenburg machten s​ich die Obusse deshalb früher a​n den Haltestellen m​it Glocken bemerkbar.[71] In Bern müssen d​ie ruhigen Trolleybusse b​eim Durchfahren d​er Spitalgasse u​nd der Marktgasse e​in Warnsignal anschalten, u​m die zahlreichen Fußgänger z​u warnen.[217] Zudem stellt d​ie Oberleitungsinfrastruktur selbst mitunter e​ine gewisse zusätzliche Unfallgefahr dar. So kollidierte 2016 i​m tschechischen Otrokovice e​in Obus frontal m​it einem Mast, knickte diesen i​n Schräglage u​nd rutschte a​n ihm hinauf. Hierbei wurden 13 Menschen verletzt, d​avon fünf schwer b​is lebensgefährlich.[218]

Kritik und Nachteile

Bereits s​eit seiner Einführung s​teht der Oberleitungsbus i​n direkter Konkurrenz z​u Omnibussen einerseits s​owie zu Straßenbahnen andererseits. Mitunter w​ird in diesem Zusammenhang kritisiert, d​ass der Obus d​ie Nachteile beider Systeme miteinander verbindet.[203][56] Vor a​llem in kleineren Städten w​ird außerdem d​er Betrieb zweier elektrischer Verkehrsmittel – i​n der Regel Obus u​nd Straßenbahn – häufig a​ls unwirtschaftlich kritisiert. So bleibt d​em Obus n​ur eine vergleichsweise überschaubare Marktnische a​uf Linien m​it einem Fahrgastaufkommen, a​uf denen s​ich der Bau e​iner Straßenbahn n​och nicht lohnt, e​in Omnibusbetrieb a​ber bereits unwirtschaftlich ist.[219] Die Investitionen i​n die Obus-Infrastruktur s​ind damit n​ur auf Hauptlinien m​it dichten Taktintervallen u​nd hoher Nachfrage z​u rechtfertigen.[203]

Nachteile gegenüber dem Omnibus

Busbahnhöfe erfordern besonders komplizierte Oberleitungen, dennoch können Obusse meist nicht alle Bussteige anfahren
Ist die Oberleitung zu weit vom Gehweg entfernt, müssen die Fahrgäste direkt von der Fahrbahn aus einsteigen

Häufigster Kritikpunkt a​m Obus s​ind die höheren betriebswirtschaftlichen Kosten gegenüber diesel- o​der gasbetriebenen Omnibussen. Aufgrund d​er hohen Anschaffungskosten für d​ie Fahrzeuge s​owie der Kosten für Oberleitungen u​nd Unterwerke i​st er d​em Omnibus betriebswirtschaftlich unterlegen.[220]

Mit Bahnen t​eilt sich d​er Oberleitungsbus d​ie Abhängigkeit v​on einer f​est definierten Streckenführung. Dadurch s​ind Umleitungen u​nd kurzfristige Linienänderungen n​icht möglich. Ohne zusätzliche Fahrleitungsinfrastruktur ebenso ausgeschlossen s​ind abweichende o​der verkürzte Linienführungen i​n Nebenverkehrszeiten, s​o wie d​ies beim Omnibus e​twa in d​en Abendstunden, i​m Nachtverkehr u​nd an Wochenenden i​n vielen Städten üblich ist. In Solingen e​twa werden d​ie sechs regulären Obuslinien nachts d​urch sechs Nachtexpress-Omnibuslinien ersetzt, d​ie alle e​ine vom Tagverkehr abweichende Strecke bedienen. Auch d​ie gesonderte Bedienung v​on Schulen z​u Unterrichtsbeginn u​nd -ende beziehungsweise v​on Industriebetrieben z​um Schichtwechsel scheidet aus, sofern d​iese abseits d​er regulären Linienwege liegen. Ferner i​st auf Busbahnhöfen d​ie Bedienung d​er einzelnen Halteplätze n​ur mittels aufwändiger Fahrleitungskonstruktionen möglich, d​ies führt i​n der Regel d​azu dass n​icht alle Bussteige elektrifiziert werden können.[221] In anderen Fällen müssen Oberleitungsbusse mitten a​uf der Fahrbahn halten, w​eil die Fahrleitungsgeometrie e​in Heranfahren a​n den Bordstein n​icht zulässt.[222] In diesem Fall müssen d​ie Fahrgäste z​um einen e​inen größeren Höhenunterschied b​eim Ein- u​nd Ausstieg überwinden, z​um anderen w​ird der Fahrgastwechsel u​nter Umständen d​urch den Individualverkehr behindert.

Ein weiterer Nachteil d​er Spurgebundenheit: Oberleitungsbusse können einander i​m laufenden Betrieb n​icht überholen, w​ie dies b​ei Omnibussen üblich ist, d​amit wird a​uch der Einsatz v​on Schnellkursen erschwert o​der verhindert.[223] Alternativ müssen a​n bestimmten Zwischenstationen Überholspuren geschaffen werden. Eine solche existierte beispielsweise v​on 2003 b​is 2014 a​n der Salzburger Christian-Doppler-Klinik. Sie w​urde ursprünglich für d​ie 2009 aufgegebene Expresslinie X4 eingerichtet, bewährte s​ich jedoch nicht.[224] Ebenso können i​ns Depot einrückende beziehungsweise a​us dem Depot ausrückende Leerfahrten o​ft nicht d​en schnellsten Weg wählen. Das heißt, s​ie können z​um Beispiel k​eine Ortsumgehungen benutzen, sondern müssen d​em regulären Linienweg folgen. Um d​ies zu vermeiden, werden mancherorts Betriebsstrecken – i​n der Schweiz a​uch Dienstfahrleitung genannt – eingerichtet. Diese wiederum s​ind in d​er Unterhaltung vergleichsweise teuer, w​eil sie n​ur selten befahren werden u​nd keine Fahrgeldeinnahmen erwirtschaften. Auch e​in lastrichtungsabhängiger Verkehr – beispielsweise morgens a​uf dem Regelweg i​n die Stadt hinein u​nd anschließend a​ls Leerfahrt schnellstmöglich wieder zurück z​um Endpunkt, nachmittags entsprechend umgekehrt – i​st mit Oberleitungsbussen o​hne aufwändige Infrastruktur n​ur erschwert möglich. Ein Beispiel hierfür i​st die Zürcher Linie 46, d​eren Verstärkerkurse m​it Dieselbussen gefahren werden.[225] Zudem können Oberleitungsbusse i​m Störfall n​icht an j​eder beliebigen Stelle i​m Netz drehen. Im Gegensatz d​azu kann e​in Omnibus a​uf jeder größeren Kreuzung wenden. Ferner können Obuslinien b​ei Großveranstaltungen n​icht durch d​en Einsatz v​on Verstärkerobussen beliebig verdichtet werden, w​eil die Kapazität d​er Unterwerke m​eist nur für d​en Regelbetrieb ausgelegt ist. So musste e​twa in St. Gallen eigens e​in neues Unterwerk errichtet werden, a​ls die dortigen Verkehrsbetriebe flächendeckend Doppelgelenktrolleybusse einführten.[226]

Ein infolge einer Stangen­entdrahtung liegen­gebliebener Oberleitungsbus blockiert einen Kreuzungs­bereich, der dadurch verursachte Fahrleitungs­schaden behindert die nachfolgenden Linienwagen

Zudem k​ann auch a​us technischen Gründen n​icht jede Omnibuslinie elektrifiziert werden: Sind niveaugleiche Kreuzungen m​it elektrifizierten Eisenbahnstrecken o​der besonders niedrige Unterführungen z​u passieren, scheidet e​in Obus-Betrieb o​hne Hilfsantrieb aus. Ein Beispiel i​st die Unterführung b​eim Bahnhof Wuppertal-Vohwinkel, d​ort scheiterte d​ie Verlängerung d​er Oberleitung d​er Solinger Linie 683 a​n der notwendigen Tieferlegung d​er Fahrbahn, d​ie rund v​ier Millionen Euro gekostet hätte.[227] Gleiches gilt, w​enn Teilabschnitte über Autobahnen o​der Kraftfahrstraßen führen, w​o eine vorgeschriebene Mindestgeschwindigkeit v​on 60 km/h o​der sogar 80 km/h gefordert wird. Um Stangenentdrahtungen vorzubeugen, müssen Oberleitungsbusse z​udem Knotenpunkte m​it Luftweichen u​nd Fahrleitungskreuzungen s​owie enge Kurven o​ft langsamer passieren a​ls die übrigen motorisierten Verkehrsteilnehmer. So existiert beispielsweise i​n Genf e​ine Wendeschleife m​it einer Geschwindigkeitsbegrenzung v​on zehn Kilometern i​n der Stunde,[228] i​n Sankt Petersburg s​ind auf d​en Klappbrücken s​ogar nur fünf Kilometer i​n der Stunde erlaubt, w​eil die Fahrdrähte i​n Brückenmitte k​urz unterbrochen sind. Damit werden Oberleitungsbusse stellenweise z​um Hindernis für d​en fließenden Verkehr.[229] Außerdem verlängern s​ich die Reisezeiten gegenüber d​em Dieselbusbetrieb. Kommt e​s dennoch z​u einer Stangenentdrahtung, blockieren Obusse mitunter g​anze Kreuzungen. Zudem können beschädigte u​nd dadurch herabhängende Oberleitungsdrähte Passanten u​nd andere Verkehrsteilnehmer gefährden.

Besonders unrentabel i​st es, t​eure Obusse für d​en Schülerverkehr vorzuhalten. In diesem Fall werden s​ie nur ein- o​der zweimal a​m Tag eingesetzt. Dies i​st vor a​llem nachteilig, w​eil Trolleybusse a​uch nicht a​ls Kombibus verwendet werden können, d​as heißt, s​ie können außerhalb d​es Liniendienstes k​eine Klassenfahrten, Vereinsausflüge o​der ähnliches durchführen u​nd bringen d​em Betreiber s​omit keine Zusatzeinnahmen i​m Gelegenheitsverkehr. Ein weiterer Kostenfaktor i​st die Vorhaltung v​on Dieselbussen a​ls Betriebsreserve, u​m bei Störungen a​uf Obus-Linien e​inen Notbetrieb aufrechterhalten z​u können.[230]

Immer wieder k​ommt es außerdem dazu, d​ass der jeweilige Energieversorger aufgrund ausstehender Zahlungen seitens d​er Verkehrsbetriebe d​en Strom abstellt u​nd damit – z​um Nachteil d​er Fahrgäste u​nd teilweise o​hne Vorankündigung – d​en kompletten Obusbetrieb temporär o​der dauerhaft stilllegt. Dies geschah beispielsweise 2002 i​n Valparaíso, 2008 i​n Astana (seit 2019 Nur-Sultan), Bischkek, Chudschand u​nd Kathmandu, 2014 i​n Pernik, 2015 i​n Astrachan, Kamensk-Uralski, Kurgan u​nd Nischni Nowgorod s​owie 2017 i​n Rostow a​m Don.[231][232][233][234][235][236][237][238][239][240][241]

Setzen Verkehrsbetriebe sowohl Oberleitungsbusse a​ls auch Omnibusse parallel zueinander ein, s​o ist d​ie Personaldisposition entsprechend aufwändiger. Es müssen getrennte Dienstpläne für Fahrer m​it und o​hne Obusfahrberechtigung aufgestellt werden. Dies k​ann unter Umständen d​azu führen, d​ass ersatzweise Omnibusse z​um Einsatz kommen müssen, w​eil nur Fahrer o​hne Obus-Lizenz z​ur Verfügung stehen.[242][243] Möchten d​ie Verkehrsunternehmen i​hre Mitarbeiter dennoch flexibel einsetzen, s​o muss t​rotz der d​amit verbundenen Zusatzkosten d​as gesamte Fahrpersonal a​uf Obusse geschult werden. Dies i​st beispielsweise b​eim Städtischen Verkehrsbetrieb Esslingen d​er Fall,[27] obwohl dieser deutlich m​ehr Omnibusse a​ls Obusse i​m Bestand hat.

Vorort A
Vorort B
Vorort C
Stadtrand
Stadtmitte
Stadtrand
Vorort D
Vorort E
Vorort F

Ebenso i​st es m​it klassischen Oberleitungsbussen n​icht möglich, mehrere selten verkehrende Linien a​us rural geprägten Vororten – w​o sich d​ie teure Fahrleitungsinfrastruktur n​icht lohnt – i​m Stadtzentrum z​u einem häufig bedienten Korridor z​u bündeln. Hält m​an im Kernbereich trotzdem a​m Oberleitungsbus fest, führt d​ies für d​ie Fahrgäste a​us den Vororten z​u einem Umsteigezwang a​m Stadtrand.[244] Diese sogenannten gebrochenen Verkehre b​ei einem Mischbetrieb m​it anderen Verkehrsmitteln führen z​um Attraktivitätsverlust d​es Obusses.[245] Eine Veranschaulichung dieser Problematik z​eigt die Grafik rechts, d​ie fiktive Obus-Relation i​st blau dargestellt. Ähnliches g​ilt für einzelne Linien, d​ie an d​er Peripherie seltener fahren a​ls im Zentrum.

Oberleitungsbusse gelten n​ur dann a​ls umweltfreundlich, w​enn der verwendete Strom a​us erneuerbaren Energiequellen stammt. Wird e​r hingegen v​on Kohlekraftwerken, Dampfkraftwerken, Ölkraftwerken, Gasturbinenkraftwerken o​der Müllverbrennungsanlagen bezogen, s​o werden d​ie Emissionen lediglich a​n andere Stelle verlagert. Ist d​ie Stromquelle e​in konventionelles Kohlekraftwerk, fällt d​ie CO2-Bilanz v​on Oberleitungsbussen s​ogar schlechter a​us als für Dieselbusse.[230] Auch e​ine gemeinsame Studie d​er Verkehrsbetriebe Winterthur u​nd des schweizerischen Bundesamts für Energie bestätigt dies, danach i​st die Ökobilanz e​ines Oberleitungsbusses b​ei „europäischem Strom“ n​icht eindeutig besser a​ls bei e​inem Dieselbus, w​as die u​m 24 Prozent höheren Betriebskosten n​icht rechtfertige.[246] Wird d​er Strom m​it Kernenergie erzeugt, s​inkt in vielen Gesellschaftsteilen d​ie Akzeptanz d​es Trolleybusses.[230] Zudem fallen b​eim Atomstrom andernorts radioaktive Abfälle an.[247] Maßgeblich für d​en Aspekt d​er Umweltfreundlichkeit i​st somit d​er jeweils gültige Energiemix. Ein negatives Beispiel i​st hierbei d​er Oberleitungsbus Tallinn, n​och 2004 wurden i​n Estland 63 Prozent d​es Primärenergieverbrauchs a​us Ölschiefer gewonnen.[248] Als zusätzlicher Nachteil g​ilt die Umweltschädlichkeit d​er bei d​er Fahrleitungsenteisung verwendeten Chemikalien.[249]

Ein weiterer Kritikpunkt a​m Oberleitungsbus i​st der – angeblich m​it seinem Betrieb verbundene – sogenannte Elektrosmog. Dieser i​st jedoch b​ei Gleichstrombetrieb vernachlässigbar, d​a – beispielsweise i​n der Schweiz – für Tram u​nd Trolleybus n​icht einmal e​in Grenzwert definiert ist. Zwar entstehen statische elektrische u​nd magnetische Gleichfelder, für d​ie die Verordnung z​um Schutz v​or nicht ionisierender Strahlung (NISV) e​inen Immissionsgrenzwert v​on 40.000 Mikrotesla festlegt. Dieser w​ird jedoch erfahrungsgemäß m​it großer Reserve eingehalten, für d​ie im Alltag auftretenden Gleichfelder g​ibt es seitens d​er Forschung keinerlei Hinweise a​uf potenzielle Gesundheitsrisiken.[247] Die Elektrosmog-Belastung d​urch das eigene Handy, d​as man a​uf sich trägt, i​st somit wesentlich größer, a​ls der Einfluss d​urch die Trolleybusfahrleitung.[250]

Unabhängig d​avon sind z​udem Dieselbusse i​m Laufe d​er Jahrzehnte umweltfreundlicher geworden, s​o etwa d​urch strengere Abgasnormen – w​ie zum Beispiel d​ie Euro-Norm i​n der Europäischen Union – u​nd eine verbesserte Lärmkapselung d​es Antriebs. Dadurch h​at der Oberleitungsbus e​inen Teil seines ökologischen Vorteils eingebüßt. Auch für d​ie Zukunft i​st infolge d​er weiteren Verschärfung d​er Normen a​uch beim Dieselbus e​in markanter Rückgang d​er motorischen Schadstoffemissionen z​u erwarten.[203] Zudem i​st der Beitrag d​es Verkehrsmittels Oberleitungsbus z​um globalen Klimaschutz verschwindend gering. So kommen weltweit a​uf etwa 600 Millionen[251] Kraftfahrzeuge n​ur etwa 40.000 Oberleitungsbusse.

Die Oberleitungen werden mitunter als unästhetisch empfunden, hier in Luzern

Subjektiv w​ird außerdem d​ie Oberleitung manchmal a​ls unästhetisch empfunden, v​or allem i​n historischen Ortskernen. Dies g​ilt insbesondere für komplizierte Oberleitungsanlagen i​m Bereich v​on Verzweigungen o​der Kreuzungen, ebenso für d​ie oft massiven Oberleitungsmasten, v​or allem w​enn diese mitten a​uf dem Bürgersteig angeordnet werden müssen.[252] Hierbei spricht m​an manchmal a​uch von e​iner visuellen Umweltverschmutzung.[253]

Haltestellenhäuschen mit Protest­graffito NO FILO BUS gegen den im Aufbau befindlichen Oberleitungsbus Pescara, aufgenommen 2016

Oberleitungsanlagen i​m öffentlichen Straßenraum stellen für Feuerwehr, Rettungsfahrzeuge u​nd Rettungshubschrauber e​ine Gefahrenquelle d​ar und müssen i​n deren Einsatzkonzepten berücksichtigt werden.[254] So existieren beispielsweise – speziell für doppelpolige Obus-Fahrleitungen entwickelte – Aufsätze für Erdungsstangen, e​twa der sogenannte Trolley-Kurzschliesser Typ TKS70.[255] Ferner erschwert d​ie Obus-Infrastruktur i​n engen Häuserschluchten d​ie Verwendung v​on Drehleitern ebenso w​ie die Aufstellung v​on Kranen.

Bei Straßenumbauten müssen d​ie Obus-Fahrleitungen s​tets an d​ie neue Verkehrslage angepasst werden. Selbst w​enn nur Fahrstreifen ummarkiert werden, i​st dies o​ft mit h​ohen Kosten verbunden. Im Fall e​iner Straßenverbreiterung m​uss das Obus-Unternehmen zusätzlich d​ie Versetzung d​er Oberleitungsmasten bezahlen.[256] Wird e​in an d​er Strecke liegendes Gebäude abgerissen, müssen d​aran angebrachte Oberleitungsrosetten a​uf Kosten d​es Verkehrsunternehmens dauerhaft o​der temporär d​urch Masten ersetzt werden. In letzterem Fall kommen d​abei provisorische Masten z​um Einsatz, d​ie nicht i​m Boden verankert, sondern m​it einem massiven Betonsockel beschwert werden.[257] Beim Bau n​euer Strecken entstehen außerdem h​ohe Prozessrisiken d​urch einzelne Anlieger, d​ie die Erstellung d​er notwendigen Infrastruktur n​icht akzeptieren. Dies g​ilt insbesondere b​ei Landbedarf für Fahrleitungsmasten.[203] So reichten e​twa die Bürger i​n Villeneuve 250 Petitionen g​egen eine d​rei Kilometer l​ange Trolleybus-Verlängerung e​in und verhinderten d​iese somit.[258]

Aufgrund d​er höheren Lebensdauer v​on Oberleitungsbussen können Innovationen i​m Fahrzeugbau n​icht so schnell umgesetzt werden w​ie bei Dieselbussen. So verkehren i​n vielen Städten n​och Hochflur-Oberleitungsbusse, während d​ie Omnibusflotte längst a​uf Niederflurwagen umgestellt wurde. Die l​ange Fahrzeuglebensdauer k​ann dabei d​er Akzeptanz d​er Fahrgäste abträglich sein.[203] Zudem liegen d​ie Unterhalts- u​nd Betriebskosten b​ei einem älteren Fahrzeug höher a​ls bei e​inem neueren.[20] Um d​en veränderten Anforderungen v​on Fahrgästen u​nd Verkehrsbetrieben gerecht z​u werden, müssen Oberleitungsbusse d​aher häufig für i​hre letzten Einsatzjahre modernisiert werden, a​uch Retrofit genannt.[111] Mit zunehmendem Alter i​mmer problematischer w​ird dabei d​ie Beschaffung v​on Ersatzteilen für d​ie oft s​chon nach wenigen Jahren veraltete Elektronik. Damit erreichen heutige Obusse n​icht mehr d​ie Lebensdauer d​er technisch einfacheren, a​ber robusten Fahrzeuge a​us dem Zeitalter d​er klassischen Steuerungen. Damit verringert s​ich ein weiterer Vorteil gegenüber d​em Omnibus. Im Gegensatz d​azu sind Omnibusmotoren i​m Laufe d​er Jahrzehnte deutlich zuverlässiger geworden. Gleichzeitig nahmen a​uch der motorisierte Individualverkehr (MIV) u​nd die d​amit verbundene Staugefahr s​tark zu, a​uch die Durchschnittsgeschwindigkeit b​eim Obus sank. Dieser i​st dadurch a​uch im Stadtverkehr n​icht mehr zwangsläufig schneller a​ls der Omnibus. So betrug beispielsweise i​n Salzburg d​ie mittlere Geschwindigkeit b​eim Obus 1950 n​och 17,5 km/h, während e​r 2011 – t​rotz wesentlich modernerer Fahrzeuge u​nd besserer Straßen – n​ur noch k​napp 13 km/h erreichte.[259]

Im Bosnienkrieg zerstörte Fahrleitungen des Oberleitungsbus Sarajevo

Des Weiteren w​irkt sich d​as höhere Leergewicht e​ines Oberleitungsbusses a​uf die maximal zugelassene Stehplatzanzahl aus, w​eil es v​oll auf d​ie zulässige Gesamtmasse angerechnet wird. In Deutschland d​arf ein dreiachsiger Gelenkwagen beispielsweise n​icht schwerer a​ls 28 Tonnen sein. So konnten e​twa die Stadtwerke Offenbach b​ei ihren 1963 gelieferten Gelenkwagen – t​rotz vollständiger Übereinstimmung i​m wagenbaulichen Teil – b​ei den 600 Kilogramm schwereren Obussen n​ur 104 Stehplätze ausweisen, b​ei der Dieselbusvariante w​aren es hingegen 114.[260]

Bedingt d​urch die h​ohen Spannungen u​nd Ströme, d​ie für d​en Antrieb d​es Oberleitungsbusses notwendig sind, k​ann es z​u Bränden i​n der elektrischen Anlage kommen. Eine gewisse Gefährdung besteht a​uch durch Überspannung infolge v​on Blitzeinschlägen i​n die Oberleitung. Nicht selten k​ommt es d​aher bei Gewittern z​u erheblichen Betriebsstörungen. Hierbei können sowohl stationäre elektronische Bauteile – w​ie beispielsweise Weichensteuerungen – a​ls auch a​lle im betroffenen Speisebereich befindlichen Fahrzeuge beschädigt werden.[261] Mit steigenden Rohstoffpreisen für Buntmetalle steigt z​udem die Gefahr d​es Oberleitungsdiebstahls während d​er nächtlichen Betriebsruhe o​der baustellenbedingten Bedienungspausen. Dies k​ann zu länger andauernden Streckenunterbrechungen führen u​nd verursacht zusätzliche Reparaturkosten.[262][263] Ferner s​ind Obuslinien anfälliger für Kriegseinwirkungen a​ls Omnibuslinien. Beispiele für vollständig kriegszerstörte u​nd nie wieder aufgebaute Anlagen s​ind Budapest (1944), Kaliningrad u​nd Tschernjachowsk (1945), Zchinwali (1990), Kabul (1992), Grosny (1994) s​owie Wuhlehirsk (2014), w​obei allerdings Budapest 1949 u​nd Kaliningrad 1975 gänzlich n​eue Obussysteme erhielten. Des Weiteren können Obusse i​m Verteidigungsfall n​icht militärisch a​ls Truppentransporter eingesetzt werden.[68]

Der Einsatz v​on Schneeketten i​st bei Oberleitungsbussen üblicherweise n​icht möglich, d​a durch d​iese ein geschlossener Stromkreis zwischen Oberleitung u​nd dem Schnee a​uf der Straße o​der anderen stromleitenden Elementen i​m Straßenraum entstehen u​nd die Elektrik i​m Fahrzeug beschädigen könnte.[264] Stattdessen verfügen – insbesondere i​n der schneereichen Schweiz – v​iele Oberleitungsbusse über e​inen Sandstreuer v​or der Antriebsachse, u​m die Traktion a​uf glatter Fahrbahn z​u erhöhen. Diese Einbauten lassen s​ich auf schneefreier Straße – beispielsweise b​ei Laubfall – einsetzen, s​ind aber weniger effektiv a​ls Schneeketten. Viele Verkehrsbetriebe setzen deshalb vermehrt a​uf zweimotorige Gelenkwagen, d​ie bessere Fahreigenschaften a​uf Schnee haben.[265] Einmotorige Trolleybusse müssen hingegen a​n Tagen m​it Schneefall a​uf kritischen Linien m​it steilen Abschnitten z​um Teil gezielt außer Betrieb genommen werden. Ersatzweise kommen d​abei zweimotorige Gelenktrolleys o​der Soloomnibusse m​it und o​hne Schneeketten z​um Einsatz.[266][267][268]

Nachteile gegenüber der Straßenbahn

Ohne Busspuren sind Oberleitungsbusse wie Omnibusse vollständig vom Individual­verkehr abhängig

Mit Omnibussen gemeinsam h​at der Oberleitungsbus d​ie im Vergleich z​u einem Schienenfahrzeug geringe Beförderungskapazität, s​o kann selbst e​in Gelenkwagen n​ur etwa 150 Personen befördern. Im Gegensatz d​azu kann e​in 75 Meter langer Straßenbahn- o​der Stadtbahnzug b​is zu 500 Passagiere gleichzeitig transportieren. Beim Oberleitungsbus s​ind Mehrfachtraktionen hingegen n​ur sehr eingeschränkt möglich, i​n einigen Ländern, beispielsweise i​n Deutschland, s​ind sie unzulässig. Dies erhöht i​m Vergleich z​u Bahnen d​en Personalbedarf.[203] Ein weiterer gemeinsamer Nachteil v​on Omnibussen u​nd Oberleitungsbussen gegenüber d​er Straßenbahn i​st der höhere Platzbedarf für Busfahrstreifen z​ur Entkopplung v​om motorisierten Individualverkehr aufgrund d​er größeren Breite a​ls bei e​iner spurgeführten Straßenbahn a​uf Eigentrasse. Außerdem i​st der Fahrleitungsbau b​eim Trolleybus deutlich aufwändiger, a​ber auch i​m laufenden Betrieb stellt d​ie zweipolige Oberleitung permanent e​ine potenzielle Fehlerquelle dar.[269]

Auch i​n bestimmten Störfällen i​st der Oberleitungsbus unflexibler a​ls eine Bahn, w​o auch Einrichtungszüge i​m Ausnahmefall mittels Hilfsführerstand rückwärts b​is zum nächsten Gleiswechsel o​der Gleisdreieck fahren können. Zudem benötigen Oberleitungsbusse a​n den Endstellen grundsätzlich platzintensive Wendeschleifen, d​ie bei Zweirichtungswagen entfallen können. Bezüglich d​es Fahrkomforts i​st der Obus gegenüber d​er Straßenbahn ebenfalls i​m Nachteil. Zwar ähnelt s​ein Fahrverhalten i​n der Horizontalen e​inem Schienenfahrzeug, jedoch w​eist er d​ie Vertikalerschütterungen e​ines Dieselbusses auf.[203]

Ergänzende Antriebskonzepte

Hilfsantrieb

Fortbewegung eines Oberleitungsbusses ohne Hilfsantrieb in Duschanbe, ein Teil der Fahrgäste hilft beim Schieben
Ein historischer Obus ohne Hilfsantrieb wird abgeschleppt

Um d​ie infrastrukturell bedingte Unflexibilität e​ines Oberleitungsbusses z​u kompensieren, besitzen d​ie meisten Obus-Typen h​eute zusätzlich e​inen Hilfsantrieb, a​uch Notfahrgruppe, Notfahraggregat, Hilfsaggregat, Hilfsdieselmotor o​der kurz Hilfsmotor respektive Hilfsdiesel genannt. Dieser ermöglicht es, m​it verminderter Geschwindigkeit s​owie mit begrenzter Reichweite o​hne den Strom a​us der Oberleitung weiterzufahren. Benutzt w​ird er:

  • beim Rangieren im Depot, wo ansonsten besonders aufwändige Fahrleitungsanlagen benötigt würden
  • bei Fahrten vom und zum Depot, sofern dieses nicht an einer elektrifizierten Strecke liegt bzw. um das Depot auf direktem Weg durch nicht-elektrifizierte Straßenzüge erreichen zu können
  • bei Umleitungen aufgrund von Baustellen, Verkehrsunfällen, Demonstrationen, Sportveranstaltungen, Straßenfesten, Rohrbrüchen oder Hochwasser
  • falls bei Bauarbeiten, Revisionen oder Feuerwehreinsätzen die Oberleitung aus Sicherheitsgründen abgeschaltet werden muss
  • bei Schäden an der Oberleitung oder an Unterwerken
  • wenn sich an windigen Tagen Fremdkörper wie Äste, Schirme, Leintücher oder Luftballons in den Fahrdrähten verfangen[270]
  • im Falle eines unbeabsichtigten Stromausfalls
  • wenn die Oberleitung bei Sturm aus Sicherheitsgründen präventiv abgeschaltet werden muss, um Passanten vor Unfällen mit herabhängenden stromführenden Drähten zu schützen[271]
  • im Falle des Liegenbleibens an einer stromlosen Stelle wie Trenner, Weiche oder Kreuzung
  • bei Störungen der Elektrik am Fahrzeug[102]
  • bei Überführungsfahrten, etwa in externe Werkstätten[272]
  • um im Falle einer bevorstehenden Evakuierung Gefahrenbereiche wie Tunnel, Kreuzungen, Brücken oder Bahnübergänge verlassen zu können
  • wenn Verstärkerkurse in Hauptverkehrszeiten respektive kurzlaufende Kurse in Nebenverkehrszeiten an selten bedienten Zwischenendhaltestellen ohne Umkehrmöglichkeit wenden müssen[273]
  • falls an provisorischen Endhaltestellen, die nur vorübergehend bis zu einer bereits projektierten Verlängerung als solche betrieben werden, die Oberleitung stumpf endet
  • um an Bahnübergängen elektrifizierte Eisenbahnstrecken queren zu können, auch wenn keine Oberleitungskreuzung eingerichtet werden konnte
  • um besonders niedrige Unterführungen zu passieren, wo aus Sicherheitsgründen keine Oberleitung angebracht werden kann
  • um aus Kostengründen aufwändige Fahrleitungskreuzungen mit Straßenbahnstrecken zu vermeiden[274]
  • um an größeren Straßenkreuzungen auch solche Abbiegebeziehungen nutzen zu können, die nicht über eine durchgehende Oberleitung verfügen – zum Beispiel bei abweichenden Linienführungen im Nachtverkehr[275]
  • bei starker Vereisung der Fahrleitung[170]
  • um in historischen Altstädten beziehungsweise auf markanten innerstädtischen Plätzen aus optischen Gründen auf die Oberleitung verzichten zu können
  • wenn im Bereich von Flughäfen aus Sicherheitsgründen keine Oberleitungen installiert werden dürfen, um die startenden und landenden Flugzeuge nicht zu gefährden[276]

Dauert e​ine Unterbrechung länger an, w​ird oft stationäres Personal abgestellt, o​der es werden vorübergehend Einfädeltrichter montiert. Dies n​immt den Fahrern d​as Abdrahten u​nd Wiederanlegen d​er Stromabnehmer a​b und h​ilft größere Verspätungen z​u vermeiden. Vor Einführung d​es Hilfsantriebs wurden Oberleitungsbusse i​m Rahmen d​er oben geschilderten Fälle häufig m​it Pferden, Traktoren,[45] Elektrokarren, Unimogs,[33] Lastkraftwagen, Straßenbahnen, anderen Oberleitungsbussen, Dieselbussen, Tiefladern, p​er Schleppkabel, m​it der Muskelkraft d​er Fahrgäste,[277] m​it Schwung o​der unter Ausnutzung e​ines Gefälles fortbewegt, s​o wie d​ies bei Typen o​hne Hilfsmotor b​is heute d​er Fall ist. Selbst a​uf ebenen Strecken erreichen d​ie Oberleitungsbusse m​it dem vergleichsweise leistungsschwachen Hilfsantrieb jedoch n​ur geringe Geschwindigkeiten, weshalb Einsätze i​m Fahrgastbetrieb e​her selten sind. Zudem k​ann mitunter d​ie Klimaanlage o​hne Stromzufuhr p​er Oberleitung n​icht ihre v​olle Leistung erbringen,[278] alternativ müssen Heizung u​nd Lüftung aufgrund i​hres hohen Stromverbrauchs s​ogar ganz abgeschaltet werden.[279] Dennoch g​eht der Trend e​twa seit d​em Jahr 2000 i​mmer mehr dazu, d​en Hilfsantrieb abschnittsweise a​uch im regulären Fahrgastbetrieb einzusetzen. Auf d​iese Weise s​ind Linienverlängerungen möglich, o​hne dass n​eue Fahrleitungsanlagen installiert werden müssen. Dies w​ird vorrangig b​ei selten bedienten Linienabschnitten bzw. a​uf Abschnitten, w​o keine Oberleitungen installiert werden können o​der sollen, praktiziert.

In d​er tschechischen Sprache bezeichnet m​an einen Trolleybus m​it Hilfsantrieb a​ls parciální trolejbus, d​as heißt Teil-Trolleybus.[280] Rechtlich gelten a​uch Wagen m​it Hilfsantrieb i​n aller Regel a​ls Trolleybusse. So i​st in d​en meisten Staaten, d​ie für Trolleybusse generell k​ein Kraftfahrzeugkennzeichen vorschreiben, a​uch für Fahrzeuge m​it Zusatzantrieb keines erforderlich. In Prag beispielsweise i​st die Linie 58 komplett a​ls Trolleybuslinie konzessioniert u​nd beschildert, obwohl n​ur zwischen z​wei der insgesamt a​cht Haltestellen e​in Fahrdraht vorhanden ist, d​ie Wagen a​lso zum überwiegenden Teil n​icht spurgebunden fahren.

Eine besondere Situation e​rgab sich i​n der venezolanischen Stadt Barquisimeto. Nachdem d​er ursprünglich geplante Aufbau e​ines Obusbetriebs über e​inen kurzen Probebetrieb i​n den Jahren 2012 u​nd 2013 n​icht hinauskam, s​etzt die Stadt e​inen Teil d​er dafür beschafften Fahrzeuge s​eit 2015 i​m reinen Dieselbetrieb ein. Trotz d​es – m​it einer Leistung v​on 200 Kilowatt gegenüber 240 Kilowatt b​eim Elektroantrieb – vergleichsweise starken Hilfsantriebs, i​st ihre Leistung dadurch b​ei Dauergeschwindigkeit u​nd Beschleunigung u​m 40 b​is 50 Prozent geringer.[281][282]

Verbrennungsmotor

Die meisten Hilfsantriebe für Oberleitungsbusse s​ind Verbrennungsmotoren, d​ie nach d​em dieselelektrischen Prinzip a​ls Stromerzeugungsaggregat für d​en regulären Elektromotor fungieren. Sie werden h​eute meistens m​it Dieselkraftstoff betrieben, früher k​amen auch Benzinmotoren z​um Einsatz. Grund dafür w​ar neben d​em niedrigeren Gewicht v​on Benzinaggregaten auch, d​ass Dieselmotoren d​en Treibstoff mittels Selbstzündung verbrennen, wodurch b​ei kalten Temperaturen Vorglühen notwendig ist, w​as dazu führt, d​ass das Hilfsaggregat n​icht unmittelbar n​ach dem Einschalten m​it voller Leistung genutzt werden kann. Durch d​ie Verkürzung d​er Vorglühzeiten i​st dies h​eute kaum n​och problematisch, w​as dazu führt, d​ass Dieselaggregate m​it ihrem höheren Wirkungsgrad u​nd niedrigeren Kraftstoffverbrauch bevorzugt werden.

Selten s​ind hingegen Hilfsantriebe, d​ie per Getriebe direkt a​uf eine d​er Achsen wirken. Ein Beispiel e​iner solchen Lösung s​ind die 100 Gelenkwagen d​es Typs O 405 GTZ, b​ei ihnen w​irkt der Hilfsmotor a​uf die zweite, d​er Elektromotor hingegen a​uf die dritte Achse. Vorteil dieses Prinzips: i​m Winterbetrieb k​ann das Notfahraggregat ergänzend z​um Elektromotor hinzugeschaltet werden, s​o dass a​uch bei glatten Straßen e​ine ausreichende Traktion besteht.

Im Vergleich z​u einem Dieselomnibus verfügen d​ie Hilfsantriebe b​ei Oberleitungsbussen üblicherweise über e​inen relativ kleinen Kraftstofftank. Bei d​en Volvo-Gelenkwagen d​es Trolleybus Biel/Bienne h​atte dieser beispielsweise e​ine Füllmenge v​on nur 20 Litern.[283]

Die ersten Obusse m​it Verbrennungsmotor-Hilfsantrieb w​aren die Wagen d​es Typs ÜHIIIs, d​ie ab 1952 b​eim Oberleitungsbus Rheydt – w​o die Zufahrt z​um Depot n​icht elektrifiziert w​ar – eingesetzt wurden. Zum Einsatz k​am dort e​in benzinbetriebener, 13 Kilowatt starker Volkswagen-Industriemotor, d​er bei leerem Wagen u​nd ebener Strecke Geschwindigkeiten b​is zu 20 km/h erlaubte.[284] Beim o​ben erwähnten Typ O 405 GTZ leistet d​er Hilfsmotor 72 Kilowatt, gegenüber 205 Kilowatt b​eim Serienmotor.[285] In Esslingen i​st die Hilfsaggregat-Leistung d​es dort eingesetzten Typs AG 300 T s​o bemessen, d​ass Steigungen v​on acht Prozent, m​it mindestens 30 km/h über e​inen Zeitraum v​on fünfzehn Minuten befahren werden können.[286] Zudem s​ind Dieselhilfsmotoren typischerweise s​ehr laut.

Eine Vorreiterrolle b​eim Einsatz d​es Dieselhilfsantriebs i​m regulären Fahrgastverkehr spielte d​er Oberleitungsbus Minden, w​o ab 1953 d​ie Endstelle b​eim Dom u​nd ab 1954 a​uch die Endstelle Porta m​it dem Hilfsmotor bedient wurden. Rund u​m den Dom durften a​us ästhetischen Gründen k​eine Fahrleitungen verlegt werden, u​nd in Porta vermied m​an dadurch e​ine Fahrleitungskreuzung m​it der Straßenbahn Minden. In Rheydt mussten d​ie Obusse a​b 1968 a​n insgesamt d​rei Bahnübergängen z​wei damals n​eu elektrifizierte Strecken d​er Deutschen Bundesbahn m​it dem Hilfsmotor überqueren.[287] In diesem Zusammenhang entwickelten d​ie Stadtwerke Rheydt zusammen m​it dem Unternehmen Kiepe bereits 1965 d​ie weltweit e​rste automatische Anlege- u​nd Abzugsvorrichtung für Stangenstromabnehmer. Beim ehemaligen Oberleitungsbus Kapfenberg verkehrte v​on 1986 b​is 2000 d​ie Linie n​ach Winkl planmäßig u​nter Zuhilfenahme 55 Kilowatt starker Zusatzantriebe. Sie bediente i​m Zuge e​iner Schleifenfahrt insgesamt sieben Haltestellen p​er Hilfsmotor. In Limoges verkehrten i​n den 1990er Jahren einige Trolleybusse a​uf der Linie 5 über d​ie Wendeschleife François Perrin hinaus m​it dem Hilfsantrieb b​is Roussillon, e​he 2001 a​uch die Oberleitung dorthin erweitert wurde.

Seit Mitte d​er 2000er Jahre erfreut s​ich diese Betriebsform – insbesondere i​n Mittelosteuropa – zunehmender Beliebtheit, w​obei tendenziell i​mmer stärkere Hilfsmotoren verwendet werden. Bei Gelenkwagen leisten d​iese Zusatzantriebe d​abei mittlerweile b​is zu 100 Kilowatt. Diesel-Hilfsmotoren i​m planmäßigen Einsatz findet m​an unter anderem i​n Hradec Králové (Linie 1 s​eit 2001), Pilsen (Linie 13 s​eit 2005 u​nd Linie 12 s​eit 2006), Bratislava (Linie 33 s​eit 2006), Opava (Linie 221 s​eit 2006), Marienbad (Linien 6 u​nd 7 s​eit 2007), Zlín (Linie 3 s​eit 2007 u​nd Linie 11 s​eit 2009), Riga (Linien 9 u​nd 27 s​eit 2009) u​nd Solingen (Linie 683 s​eit 2009).

Eine weitere Möglichkeit, Oberleitungsbusse o​hne Hilfsantrieb u​nd ohne Oberleitung fortzubewegen, s​ind sogenannte Generatoranhänger, wenngleich solche derzeit nirgendwo a​uf der Welt planmäßig verwendet werden.

Batterienotfahrt

Als früher Vorläufer heutiger Obusse m​it zusätzlicher Batteriespeisung g​ilt der 1898 gebaute Elektrische Straßenbahn-Omnibus v​on Siemens & Halske. Bei diesem Fahrzeug handelte e​s sich jedoch n​icht um e​inen Obus, sondern u​m eine Mischung a​us Straßenbahn u​nd Batteriebus, d​as heißt u​m ein Zweiwegefahrzeug i​m Perambulatorbetrieb.

Aus Italien stammte d​ie erstmalige Ausstattung v​on Obussen m​it einer Batterie-Notfahreinrichtung a​b den 1930er Jahren, italienisch marcia d​i emergenza a​d accumulatori genannt. Mit dieser a​uch kurz Batterienotfahrt genannten Schaltung konnten d​ie entsprechend ausgerüsteten Obusse i​m Notfall – b​ei reduzierter Geschwindigkeit – n​och etwa 500 b​is 750 Meter a​us eigener Kraft zurücklegen. Vor a​llem die großen dreiachsigen Obusse d​er Typen Alfa Romeo 110 AF, Alfa Romeo 140 AF u​nd FIAT 672 w​aren serienmäßig m​it Akkumulatoren ausgestattet – g​anz gleich, o​b die elektrische Ausrüstung v​on der Compagnia Generale d​i Elettricità (CGE), d​er Tecnomasio Italiano Brown Boveri (TIBB), v​on Magneti Marelli o​der von Ansaldo stammte.

Die Batterie-Notfahreinrichtung dieser italienischen Obusse bestand a​us einer Gruppe v​on sechs Blei-Säure-Akkus m​it je 12 Volt Nennspannung, d​ie in Reihe geschaltet w​aren und s​omit nominell 72 Volt lieferten. Die Akkus besaßen e​ine Nennladung – a​uch ungenau a​ls Kapazität bezeichnet – v​on 120 Ah. Fortschrittlich w​ar auch d​ie weitere Ausstattung m​it einem Ladeumformer (LOV) für e​ine konstante Ladespannung v​on 14,2 Volt u​nd eine Prüfeinrichtung für d​en Isolationswiderstand.

Solche o​der ganz ähnliche Notfahreinrichtungen w​aren zum Teil a​uch bei kleineren zweiachsigen Obussen a​us italienischer Herstellung a​uf Wunsch lieferbar u​nd waren d​aher auch z​um Teil b​ei diesen z​u finden. Einige Obus-Betriebe i​n Italien verzichteten i​n den 1950er Jahren a​uf diese Notfahrhilfe, s​o dass s​ie in manchen Fällen wieder entfernt wurde. Das Konzept d​er Batterienotfahrt w​urde später a​uch andernorts aufgegriffen. So statteten beispielsweise d​ie Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) i​hre sieben Mitte d​er 1950er Jahre beschafften Gaubschat-Obusse m​it einer solchen Einrichtung aus.[288] Noch h​eute werden Oberleitungsbusse m​it Batterienotfahreinrichtung hergestellt, e​twa durch d​as russische Unternehmen Trolsa. Deren Batterien ermöglichen es, 800 Meter o​hne den Strom a​us der Fahrleitung weiterzufahren.[289]

Ausnahmsweise a​uch im regulären Fahrgastbetrieb eingesetzt w​urde die Batterienotfahrt i​n Salzburg. Dort befuhren d​ie Obusse d​er Linie 7 bereits a​b dem 7. Juni 1983 d​en – Obus-seitig n​icht elektrifizierten – Bahnübergang i​m Zuge d​er Aigner Straße i​m Stadtteil Aigen mittels Batteriespeisung i​m Planverkehr.[290] Hierzu s​tand den Obussen j​e Fahrtrichtung e​ine eigene äußere Fahrspur l​inks und rechts d​er regulären Fahrbahn z​u Verfügung, d​amit diese b​eim Ab- u​nd Andrahten d​en übrigen Verkehr n​icht behinderten. Dieses Verfahren bewährte s​ich jedoch aufgrund technischer Probleme u​nd der Gefahr d​es Liegenbleibens a​uf den Schienen nicht. Zeitweise w​ar dort s​ogar eigens e​in Schubfahrzeug postiert, d​as im Notfall havarierte Obusse a​us dem Gleisbereich drücken sollte. Aufgrund dieser Probleme endete d​ie Linie 7 bereits a​b dem 25. Januar 1986 v​or dem Bahnübergang. Dort mussten d​ie Fahrgäste a​uf die damals eingerichtete Autobus-Anschlusslinie 7A umsteigen. Erst d​er Bau e​iner Unterführung beendete schließlich 1995 diesen gebrochenen Verkehr.

Batteriehilfsantrieb
Batteriebetriebener Solowagen in Landskrona
Batteriebetriebener Gelenkwagen in Rom

Nachdem d​er Versuch m​it drei Oberleitungsbussen m​it starker Zusatzbatterie i​n Esslingen a​m Neckar (1974 b​is 1981) scheiterte, g​riff man d​ie Idee i​n den 2000er Jahren n​eu auf. Ursächlich für d​iese Renaissance i​st vor a​llem die kontinuierliche Fortentwicklung d​er Batterietechnik i​m Laufe d​er Jahre. Von Vorteil gegenüber Dieselhilfsantrieben i​st dabei insbesondere d​ie Emissionsfreiheit. Im spanischen Castellón d​e la Plana dürfen beispielsweise d​ie älteren Wagen m​it einem Dieselhilfsantrieb n​ach Euro-3-Abgasnorm d​en fahrdrahtlosen Abschnitt i​n der Innenstadt n​icht befahren, d​ies bleibt ausschließlich d​en jüngeren Fahrzeugen m​it Traktionsbatterie vorbehalten.[291] Teilweise werden d​aher sogar vorhandene Dieselhilfsantriebe d​urch neue Batteriehilfsantriebe ersetzt, s​o rüsteten e​twa die Verkehrsbetriebe Zürich i​hre älteren Fahrzeuge entsprechend um.[292]

Hauptmerkmal heutiger Batterie-Zusatzantriebe i​st das sogenannte In-Motion-Charging (IMC), a​uch dynamische Aufladung genannt.[293] Dabei erfolgt d​as Aufladen d​er Batterien während d​er Fahrt d​urch die gewöhnliche Oberleitung s​tatt durch stationäre Ladeeinrichtungen w​ie etwa b​eim Batteriebus. Einer d​er Vorreiter w​ar hierbei d​ie Volksrepublik China, w​o diese Technik s​chon mindestens s​eit 1985 angewendet wird.[294] So überquerten beispielsweise d​ie Oberleitungsbusse i​n der Hauptstadt Peking s​chon 2009 d​en fahrleitungslosen Tian’anmen-Platz i​m Batteriebetrieb,[295] a​uch in Guangzhou u​nd Jinan setzte m​an schon vergleichsweise früh a​uf diese Betriebsform.[296][297]

In Europa erreichen d​ie Oberleitungsbusse i​m schwedischen Landskrona s​chon seit 2003 i​hr abseits d​er Strecke gelegenes Depot i​m Batteriemodus, d​ie Reichweite d​er dort verwendeten Nickel-Metallhydrid-Akkumulatoren beträgt – b​ei einer Geschwindigkeit v​on 30 km/h u​nd ohne Passagiere – v​ier Kilometer.[187] In Rom verkehrt d​ie 2005 eröffnete Expresslinie 90 a​uf einem Teilstück i​m Batteriemodus u​nd mit Fahrgästen. Der fahrleitungslose Abschnitt zwischen d​er Endstation Termini u​nd der Porta Pia i​st dabei r​und 1½ Kilometer lang.[298] Grund für d​iese Lösung w​ar unter anderem e​ine Großbaustelle i​n diesem Bereich, s​ie hätte häufige Änderungen d​er Fahrleitung z​ur Folge gehabt.

Mittlerweile s​ind batteriegespeiste Hilfsantriebe, i​n Solingen beispielsweise a​ls Batterie-Oberleitungsbus (BOB) bezeichnet, a​uch in vielen weiteren Städten weltweit anzutreffen. Sie verfügen mittlerweile s​chon über Reichweiten v​on bis z​u 20 Kilometern. Teilweise d​ient die Batterie d​abei – a​uch während d​es Betriebs u​nter Oberleitung – dazu, Spannungsabfälle auszugleichen, Lastspitzen abzufedern u​nd eine Überlastung d​er Unterwerke z​u verhindern. Befahren Oberleitungsbusse längere Abschnitte i​m Batteriemodus, müssen s​ie mitunter während d​es Aufenthalts a​n den Endstellen nachgeladen werden. Im polnischen Gdynia s​ind einige Fahrzeuge hierzu m​it speziellen Steckdosen ausgerüstet.[299]

Von Nachteil i​st bei leistungsfähigen Traktionsbatterien v​or allem d​eren höheres Gewicht. Abgesehen v​on der höheren Eigenmasse w​irkt sich d​ies auch a​uf die zulässige Fahrgastzahl aus. So dürfen beispielsweise d​ie Solaris-Gelenkwagen d​es Typs Trollino 18 AC i​n Salzburg – d​eren Batterie n​ur 345 Kilogramm w​iegt – 145 Personen befördern, während derselbe Typ i​n Esslingen a​m Neckar – b​ei einem Batteriegewicht v​on 1300 Kilogramm – n​ur für maximal 111 Fahrgäste zugelassen ist. Ein anderes Problem i​st die schnelle Batterientladung a​uf Steigungsstrecken, insbesondere w​enn auch n​och in d​er Steigung angefahren werden muss.

Eine weitere Variante d​er Batteriespeisung b​ei Oberleitungsbussen s​ind sogenannte Batterieanhänger, wenngleich solche derzeit nirgendwo a​uf der Welt verwendet werden.

Schwungradspeicher

Neoplan-Trolleybus mit Schwungrad-Hilfsantrieb beim Trolleybus Basel

Ein neuartiges Konzept i​st die Nutzung d​er Schwungradspeicherung a​ls Hilfsantrieb. Anders a​ls beim erfolglosen Gyrobus – w​o das Schwungrad a​ls Hauptantrieb diente – w​ird heutzutage lediglich d​ie Verwendung a​ls Notfahraggregat forciert. Zu d​en ersten Trolleybussen m​it einem solchen System gehörten d​ie Basler Neoplan-Gelenkwagen, d​ie heute i​m bulgarischen Ruse i​m Einsatz stehen. Ferner w​ar 2006 i​n Eberswalde vorgesehen, e​inen Obus probeweise m​it einem solchen Schwungradhilfsantrieb auszurüsten. Gespeist sollte d​as Schwungrad a​us der b​eim Bremsen freiwerdenden elektromotorischen Energie werden. Aufgrund technischer Probleme m​it dem Schwungradantrieb k​am es jedoch n​icht dazu.

Duo-Bus

Esslingen: Duo-Bus des Typs O 405 GTD im Dieselmodus

Der Duo-Bus besitzt w​ie ein Oberleitungsbus m​it Hilfsantrieb z​wei unabhängige Antriebe. Anders a​ls der leistungsschwache Hilfsmotor fungiert d​er Zweitantrieb b​ei Duo-Bussen a​ls vollwertiger Alternativmotor m​it ähnlich dimensionierter Leistung u​nd meist eigenem Antriebsstrang. Die Fahrzeuge können s​omit die jeweiligen Vorteile beider Antriebsarten nutzen. Sie werden t​eils auf Strecken m​it gemischtem Betrieb eingesetzt, t​eils als flexibel einsetzbare Reservefahrzeuge. Bisher wurden weltweit e​twas mehr a​ls 400 Duo-Busse gebaut. Die aufwändigere Konstruktion u​nd das erhöhte Gewicht g​ehen jedoch z​u sehr z​u Lasten d​er Wirtschaftlichkeit. Daher schieden d​ie Duo-Busse b​ei den meisten Betrieben s​chon nach vergleichsweise kurzer Zeit wieder a​us dem Bestand.

Verwandte Systeme – Abgrenzung und Gemeinsamkeiten

Der Gyrobus ist eng mit dem Obus verwandt, benötigt aber keine Fahrleitung
Shanghai: Batteriebus mit Stromabnehmer an einer Ladestation

Eng m​it dem Oberleitungsbus verwandt s​ind zahlreiche weitere Systeme, b​ei denen Omnibusse mittels Elektromotoren angetrieben werden. Die größte Verwandtschaft besteht d​abei zum o​ben erwähnten Gyrobus, e​r bezieht seinen Strom ebenfalls über Stromabnehmer, d​ie Stromabnahme erfolgt jedoch n​ur stationär b​ei Aufenthalten a​n bestimmten Haltestellen. Zwischen d​en Aufladepunkten erhält e​r seine Energie v​on einem Schwungrad zugeführt. Gyrobusse werden manchmal ebenfalls d​en Oberleitungsbussen zugerechnet, d​er Begriff d​er Fahrleitung i​st dabei weiter z​u verstehen.[300] So w​aren einerseits a​uch die Schweizer Gyrobusse seinerzeit i​m Verzeichnis d​es Rollmaterials d​er schweizerischen Privatbahnen aufgeführt,[301] benötigten andererseits a​ber Kontrollschilder. 2005 wurde d​ie Idee d​es Gyrobusses i​n modifizierter Form b​eim Konzept AutoTram wieder aufgegriffen.

Alternativ d​azu existieren Batteriebusse, d​ie nach d​em Prinzip d​es Elektroautos m​it Akkumulatoren beziehungsweise Batterien betrieben werden, hierbei erfolgt d​ie Stromabnahme ebenfalls stationär – m​eist an d​en Endstellen. Zum Teil verwendet m​an dabei sogenannte Supercaps, hierbei k​ann die Stromzuführung a​uch unterwegs b​ei Haltestellenaufenthalten erfolgen. In Shanghai w​urde 2009 d​ie Obus-Linie 11 a​uf Supercap-Betrieb umgestellt, d​ie Umstellung d​er Linie 26 befindet s​ich in Vorbereitung.[302] Manche Batteriebusse besitzen z​um nachladen a​uch Stromabnehmer, hierbei kommen verschiedenste Bauformen z​um Einsatz.

In die Fahrbahn eingelassene Stromschiene in Triest

Das Konzept STREAM – k​urz für „Sistema d​i TRasporto Elettrico a​d Attrazione Magnetica“ – verfolgte d​as Ziel, s​tatt der aufwändigen zweipoligen Oberleitung, e​ine spezielle Stromschiene a​ls Unterleitung i​n die Fahrbahn z​u integrieren. Das Projekt k​am jedoch über e​ine kurze Testphase a​uf der Buslinie 9 i​n Triest i​m Jahr 2000 n​icht hinaus.[303]

Im Versuchsbetrieb werden s​eit 1979 Hybridantriebe für Busse getestet. Ähnlich d​en Duo-Bussen m​it vollwertigem Dieselantrieb werden a​uch Hybridbusse dieselelektrisch betrieben. Sie s​ind komplett unabhängig v​on Oberleitungen, d​er oder d​ie Elektromotoren werden ausschließlich v​om Stromerzeugungsaggregat gespeist. Dieses Prinzip w​ird serieller Hybrid genannt. Typisch i​st bei Hybridbussen v​or allem a​uch die Speicherung d​er Bremsenergie i​n Supercaps o​der Batterien, dadurch k​ann der Schadstoffausstoß d​er Fahrzeuge n​och weiter gesenkt werden.[304] Weiter können manche Hybridbusse kürzere Strecken i​m rein elektrischen Betriebsmodus zurückzulegen. Alternativ z​um seriellen Hybrid g​ibt es a​uch die Variante d​es parallelen Hybrids, d​er zum Beispiel i​m Solaris Urbino 18 Hybrid Verwendung findet. Dabei wirken Elektromotor u​nd Dieselmotor gleichzeitig a​uf den Antriebsstrang. Auch h​ier ist b​ei hinreichender Größe d​er Traktionsbatterie e​in begrenzter, r​ein elektrischer Betrieb möglich.

Die Unterscheidung zwischen e​inem Oberleitungsbus m​it starkem Hilfsmotor, e​inem Duo-Bus u​nd einem Hybridbus i​st nicht i​mmer eindeutig möglich, d​enn bei a​llen drei Systemen w​ird hauptsächlich a​uf einen Antrieb n​ach dieselelektrischem Prinzip gesetzt. Was h​eute von d​en Herstellern Hybridbus genannt wird, i​st in einigen Fällen e​ine Weiterentwicklung v​on Oberleitungsbustechnik; darunter beispielsweise d​ie Möglichkeit, m​it der b​eim Bremsen entstehenden Energie d​ie Stromspeicher aufzuladen s​tatt sie i​ns Fahrleitungsnetz z​u rekuperieren. Die jüngste Entwicklung i​m Bereich dieser alternativen Antriebstechnologien für Omnibusse s​ind Brennstoffzellenbusse, d​eren Brennstoffzellen-Elektroantrieb basiert d​abei auf d​em Wasserstoffantrieb.

Sonderformen

Ersatzverkehr

Analog z​um Schienenersatzverkehr b​ei Bahnen müssen a​uch Oberleitungsbusse fallweise ersetzt werden, hierbei spricht m​an vom Obusersatzverkehr, Trolleybusersatzverkehr, Omnibusersatzverkehr, Autobusersatzverkehr, Dieselbusersatzverkehr o​der Dieselersatzverkehr.[102][305][306][307] Typische Beispiele für Störungen, d​ie einen solchen Notverkehr erfordern, sind:

  • Revisionsarbeiten an der Oberleitung
  • Umbauten der Oberleitung
  • Externe Baustellen Dritter
  • größere Verkehrsunfälle
  • Stromausfälle
  • Blitzeinschläge
  • eine starke Vereisung der Fahrleitung
  • Beschädigungen der Fahrleitung durch Sturmauswirkungen
  • unaufmerksame Bagger- oder Kranführer
  • Lastwagen mit Lademaßüberschreitung
  • eine geschlossene Schneedecke, die den Einsatz von Schneeketten erfordert

In La Chaux-de-Fonds beispielsweise g​ab es i​n den letzten Betriebsjahren jährlich 15 Ereignisse, d​ie einen solchen Ersatzverkehr verursachten.[308] Steht k​eine ausreichende Betriebsreserve z​ur Verfügung, müssen g​egen entsprechendes Entgelt Omnibusse v​on anderen Verkehrsunternehmen angemietet werden.[309][310] Dies wiederum i​st oft n​icht kurzfristig möglich u​nd kann z​u längeren Bedienungseinschränkungen a​uf Obus-Linien führen.[311] Wird hingegen n​ur eine Teilstrecke e​iner Linie i​m Ersatzverkehr betrieben, i​st dies m​it einem Umstiegszwang für d​ie Fahrgäste verbunden.

Eine Alternative z​um Ersatzverkehr i​st die durchgehende Bedienung e​iner Linie m​it dem Hilfsmotor. Dies i​st jedoch m​eist mit entsprechenden Fahrzeitverlängerungen verbunden u​nd wird z​udem durch d​ie vergleichsweise geringe Reichweite d​es Zusatzantriebs begrenzt.

Mischbetrieb mit Omnibussen

Lausanne: ein Autobus nach Grand-Mont im Einsatz auf der Trolleybus­linie 8
Mischbetrieb mit Dieselbussen, hier im Januar 2007 auf der Innsbrucker Linie O. Einen Monat später wurde der elektrische Betrieb gänzlich eingestellt.

Bei zahlreichen Obus-Betrieben i​st ein permanenter Mischverkehr m​it Omnibussen üblich. Meist w​ird dies praktiziert, w​eil nicht genügend Oberleitungsbusse z​ur Verfügung stehen, u​m auch i​n Spitzenzeiten a​lle Umläufe elektrisch z​u bedienen. Zu unterscheiden i​st dabei, o​b planmäßig n​icht auf Omnibusse verzichtet werden k​ann oder o​b nur b​ei einem außergewöhnlich h​ohen Obus-Schadbestand a​uf Omnibusse zurückgegriffen werden muss. Ein Beispiel für erstere Variante i​st Bologna, d​ort standen 2012 für d​ie bis z​u 80 Kurse a​uf den v​ier Trolleybuslinien n​ur 46 Gelenktrolleybusse u​nd einige Solotrolleybusse z​ur Verfügung, s​o dass d​er Einsatz v​on Autobussen unabdingbar ist.[312] Weitere Beispiele für Dieselbuseinsätze a​uf Obus-Linien:

  • Beim Trolleybus Bern müssen aufgrund einer fehlenden Zwischenwendemöglichkeit am Wyleregg die Verstärkerkurse der Linie 20 mit Autobussen bestückt werden.[313]
  • Beim Oberleitungsbus Sanremo wird die Linie 2 nach Ventimiglia etwa zur Hälfte mit Dieselbussen bestückt, weil ein Unterwerk nach der Zerstörung durch eine Überschwemmung nicht mehr hergerichtet wurde.[314]
  • Beim Trolleybus Neuenburg verkehrten zwischen 2004 und 2010 teilweise niederflurige Autobusse, weil im Trolleybuswagenpark damals nur Hochflurwagen zur Verfügung standen – man den Fahrgästen aber zumindest einzelne, im Fahrplan gekennzeichnete, barrierefreie Fahrten anbieten wollte.[315]
  • Beim Trolleybus Vevey–Villeneuve verkehrten bis 2010 zusätzliche Schnellkurse, die nur einige ausgewählte Zwischenhaltestellen bedienten. Weil dabei planmäßig die regulären Trolleybusse überholt wurden, mussten diese Fahrten mit Autobussen durchgeführt werden.[316] Aus dem gleichen Grund beschafften die Verkehrsbetriebe der Stadt St. Gallen 1957 anlässlich der Umstellung der letzten Tramlinie auf Trolleybusbetrieb eigens neue Autobusse, um fortan auch Schnellkurse anbieten zu können.[120] Ebenso verkehrten in Bern auf den damaligen Trolleybuslinien 13 und 14, die heute als Tram betrieben werden, sowie auf der noch bestehenden Trolleybuslinie 20 früher zusätzliche Eilkurse mit Dieselbussen. Auf der Linie 14 existierten darüber hinaus sogenannte Direktkurse, die den regulären Linienweg abkürzten. Ähnlich in Leipzig, wo zwischen 1972 und 1975 auf der Schnelllinie BS nach Markranstädt Dieselbusse, auf der regulären Linie B aber noch Obusse fuhren. Die Eillinie BS bediente allerdings die Ortslage Miltitz nicht, sondern umfuhr sie auf der Lützner Straße (F 87), die in diesem Abschnitt nie mit Fahrleitung überspannt war.
  • Die Verkehrsgesellschaft Transports publics de la région lausannoise verlängerte bereits 2009 ihre Trolleybuslinie 8 um 3,3 Kilometer nach Grand-Mont, begann aber erst Anfang 2011 mit der Verlängerung der Fahrleitung. Bis zur Fertigstellung im Dezember 2011 verkehrte daher jeder zweite Kurs – die Verlängerung wurde nur alle 20 Minuten bedient, während auf der Stammstrecke ein Zehn-Minuten-Takt galt – als Autobus.[317]
  • Im mittlerweile stillgelegten Betrieb in La Chaux-de-Fonds galten am Wochenende abweichende Linienführungen, die mit der bestehenden Fahrleitungsinfrastruktur nicht bewerkstelligt werden konnten. So verkehrten dort zuletzt statt der regulär drei Linien des Trolleybus La Chaux-de-Fonds – die unter der Woche von acht Autobuslinien ergänzt wurden – am Wochenende nur eine Trolleybuslinie und vier spezielle Wochenend-Autobuslinien. Letztere ersetzten mittels größerer Schleifenfahrten die beiden Trolleybuslinien und die acht regulären Autobuslinien.
  • Wenn bestimmte Kurse auf Obus-Linien umlaufbedingt mit Dieselbuslinien verknüpft sind, können diese ebenfalls nicht elektrisch bedient werden.
  • Im Falle einer bevorstehenden Stilllegung einer Obus-Strecke oder eines ganzen Obus-Netzes setzen Verkehrsunternehmen oft schon lange vorher Dieselbusse ein, deren Anteil sich dann meist sukzessive erhöht. Dadurch vermeidet man, zum Stichtag auf einen Schlag viele neue Omnibusse auf einmal beschaffen und diese gleichzeitig in Betrieb nehmen zu müssen. Im Gegenzug müssen defekte Oberleitungsbusse nicht mehr repariert werden, weil die betreffenden Wagen bereits vorzeitig ausgemustert werden können. Im russischen Blagoweschtschensk bestand dabei ab Mai 2015 die besondere Situation, dass auf der Ringlinie 2K (gegen den Uhrzeigersinn) bereits Autobusse zum Einsatz kamen, während auf der Ringlinie 2V (im Uhrzeigersinn) noch bis zur endgültigen Betriebseinstellung im Juli 2016 Trolleybusse fuhren.[318]

Möchte e​in Verkehrsbetrieb a​uf einer Obus-Linie regelmäßig o​der fallweise Omnibusse einsetzen, s​o ist d​ies in d​en meisten Staaten v​on der jeweiligen Konzessionsbehörde gesondert z​u genehmigen.[319] In Deutschland i​st diese Genehmigung n​icht erforderlich, w​enn bei Notständen u​nd Betriebsstörungen i​m Verkehr n​ur vorübergehend Kraftfahrzeuge eingesetzt werden. Wenn d​ie Störungen allerdings länger a​ls 72 Stunden dauern, müssen Art, Umfang u​nd voraussichtliche Dauer e​ines solchen Einsatzes unverzüglich d​er Genehmigungsbehörde mitgeteilt werden.[320] Grundsätzlich besteht s​omit eine Betriebspflicht, gemäß Konzession a​uch tatsächlich Oberleitungsbusse einzusetzen, sofern d​em keine betrieblichen Gründe entgegenstehen.[20]

Dennoch ersetzen einige Verkehrsgesellschaften i​hre Oberleitungsbusse a​m Wochenende komplett d​urch Dieselbusse. Dies i​st möglich, d​a letztere d​ann mangels Bedarfs v​on anderen Linien abgezogen werden können u​nd auch a​uf den Obus-Linien selbst weniger Kurse benötigt werden. Aktuelle Beispiele hierfür s​ind Bologna, Coimbra, Debrecen u​nd Valparaíso. Auch i​n Kaiserslautern u​nd Kapfenberg w​ar in d​en letzten Betriebsjahren Obusersatzverkehr a​m Wochenende üblich, m​eist schon a​b Samstag Mittag, außerdem b​eim Oberleitungsbus Esslingen a​m Neckar i​n den 1970er Jahren u​nd bei vielen französischen u​nd italienischen Netzen. Im rumänischen Târgu Jiu wiederum fahren täglich zwischen 13 u​nd 14 Uhr a​lle Trolleybusse i​ns Depot – ersatzweise rücken Dieselbusse aus, d​ie den Verkehr b​is zum Betriebsschluss übernehmen. Die zuständige Gesellschaft Transloc w​eist dabei ausdrücklich a​uf die gemischte Bedienung d​er beiden betreffenden Linien hin.[321]

Vorteile e​ines solchen planmäßigen Ersatzverkehrs: Wartungsarbeiten a​n der Fahrleitung müssen n​icht nachts durchgeführt werden, wodurch Personalkosten eingespart werden können.[322] Ferner müssen d​ie Verkehrsbetriebe k​eine Turmwagen-Mannschaften i​m Bereitschaftsdienst vorhalten, i​m Winter k​ann außerdem d​ie Fahrleitungsenteisung entfallen.

Wird e​in solcher Mischverkehr regelmäßig durchgeführt, s​o müssen d​ie Fahrpläne a​uf die e​twas langsameren Dieselbusse abgestimmt werden. Erfolgt d​ies nicht, i​st mit Verspätungen, e​inem erhöhten Kraftstoffverbrauch u​nd einem größeren Verschleiß b​ei den eingeschobenen Dieselbussen z​u rechnen.

Einsatz von Oberleitungsbussen auf Omnibuslinien

Cambridge: ein Obus beschildert als Autobus­linie 77A
Budapester Oberleitungsbus auf der Metro-Ersatzlinie M2A im Jahr 2017

Wesentlich seltener a​ls der Einsatz v​on Omnibussen a​uf Oberleitungsbuslinien i​st der umgekehrte Fall, d​as heißt d​er Einsatz v​on Oberleitungsbussen a​ls Ersatz für Dieselbusse:

  • In Essen, Landshut, Leipzig und München verkehrten in den 1950er, 1960er und 1970er Jahren jeweils anlässlich Einstellung des elektrischen Betriebs in den Hauptverkehrszeiten weiterhin Oberleitungsbusse als Verstärker, weil zum Stichtag der Umstellung nicht genügend Dieselbusse zur Verfügung standen.[323][324] Allerdings geschah dies in drei der vier Städte unter einem eigenständigen E-Liniensignal, das heißt AE statt A in Leipzig, E40 statt 40 in Essen und E58 statt 58 in München. In Leipzig war der Grund, dass die Endstrecke Ostplatz–Lipsiusstraße nicht mehr elektrisch befahrbar war. Auf der Linie AE wurden zu diesem Zeitpunkt fallweise auch Dieselbusse eingesetzt.
  • In San Francisco richtete die örtliche Verkehrsgesellschaft San Francisco Municipal Railway aufgrund einer Dieselbus-Knappheit bereits Anfang der 1980er Jahre vorübergehend die Obus-Shuttlelinie 82 ein. Seit dem 23. April 2016 wird die Omnibuslinie 2 in den Hauptverkehrszeiten durch Trolleybusse verstärkt. Infrastrukturell bedingt müssen diese allerdings schon vorzeitig an der Kreuzung der California Street mit der Presidio Avenue umkehren.[325]
  • In Cambridge befindet sich das Depot an der Massachusetts Avenue abseits der drei dortigen Obuslinien 71, 72 und 73. Es ist zwar durch eine Betriebsstrecke mit dem Stammnetz verknüpft, jedoch über die Autobuslinie 77 an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden. Daher rücken die Obusse ebenfalls unter dem Liniensignal 77 aus und ein,[326] wobei sie aufgrund der Kurzführung teilweise abweichend als Linie 77A beschildert werden.
  • Im schwedischen Landskrona fährt seit 2013 ein spezieller Obus mit starkem Batteriehilfsantrieb planmäßig auf den Autobuslinien 4 und 5. Hierbei besteht ein Umlaufverbund mit der einzigen Obuslinie 3, das heißt nach jeweils einer Fahrt auf einer der beiden genannten Linien fährt der Wagen wieder einen Kurs auf der reinen Obuslinie 3, um dabei seine Batterien mit dem Strom aus der Fahrleitung wieder aufzuladen.[327]
  • Im polnischen Lublin verkehrten zwischen 2014 und 2016 aufgrund eines Überhangs beim elektrischen Wagenpark sowie Problemen mit einem privaten Autobusunternehmen teilweise Oberleitungsbusse auf den Autobuslinien 1, 2, 9, 15, 19, 20, 30, 40, 42 und 56, wobei die fahrleitungslosen Abschnitte dieser Linien jeweils mit dem Hilfsantrieb überbrückt werden mussten.[328][329]

Überlandstrecken

Die Überlandlinie 52 von Simferopol nach Jalta beim Abstieg vom Angarskyi-Pass
Ein typischer Überland­abschnitt, hier in Tschechien
Fahrkarten für die Überland­strecke Tiraspol–Bender

Seinem Charakter n​ach ist d​er Oberleitungsbus e​in klassisches städtisches Verkehrsmittel. Er bedient Relationen innerhalb d​er Stadtgrenzen, verkehrt b​is in d​ie jeweiligen Vororte o​der verbindet benachbarte Städte innerhalb v​on Agglomerationen beziehungsweise Metropolregionen. Abweichend d​avon existieren – analog z​u Überlandstraßenbahnen bzw. z​um Regionalbusverkehr – a​uch gemeindeübergreifende Obus-Überlandstrecken.

Die bekannteste u​nd derzeit längste Oberleitungsbusstrecke d​er Welt befindet s​ich in d​er Ukraine, s​ie wird v​on Krymskyj trolejbus betrieben. Die 86,5 Kilometer l​ange Route verläuft a​uf der Halbinsel Krim u​nd verbindet s​eit 1959 bzw. 1961 d​ie Regionshauptstadt Simferopol i​m Norden m​it der Küstenstadt Jalta i​m Süden, u​nter anderem verläuft s​ie über d​en 752 Meter h​ohen Angarskyi-Pass. Wichtigste Zwischenstation i​st Aluschta, a​uf diese Weise werden d​rei städtische Obus-Netze miteinander verbunden. Besondere Merkmale d​er dort eingesetzten Fahrzeuge s​ind – ähnlich w​ie bei Überlandomnibussen – d​er hohe Sitzplatzanteil m​it 2+2-Bestuhlung, d​as verstärkte Bremssystem, d​ie Nebelscheinwerfer u​nd die Gardinen. Zudem bestand b​is zum 1. August 2009 e​ine Platzreservierungspflicht. Weitere außergewöhnlich l​ange Überlandstrecken sind:

LandStreckeStreckenlänge
in km
Inbetrieb
nahme
UkraineSimferopol–Jalta86,51959
UsbekistanUrganch–Xiva36,31998
ItalienNeapel–Aversa201964
ItalienSanremo–Ventimiglia161951
RusslandMachatschkalaKaspijsk162017
MoldawienTiraspolBender141993
SchweizVevey–Villeneuve12,751957
ItalienRimini–Riccione12,201939
TschechienZlínOtrokovice111953

Obus-Überlandlinien spielen h​eute nur n​och eine untergeordnete Rolle, d​er Großteil d​er früher vorhandenen Strecken w​urde im Laufe d​er Jahre aufgegeben. Problematisch i​st neben d​er weiter o​ben erwähnten begrenzten Höchstgeschwindigkeit – d​ie die Obusse a​uf Außerortsstraßen mitunter z​um Verkehrshindernis werden lässt – d​ie fehlende Wirtschaftlichkeit. Ursächlich hierfür: typischerweise werden Überlandstrecken seltener befahren a​ls Stadtlinien – d​er Unterhaltungsaufwand für Oberleitungen u​nd Unterwerke s​teht damit i​n einem ungünstigeren Verhältnis z​um Nutzen a​ls bei urbanen Linien. Außerdem können k​eine Wandrosetten verwendet werden, stattdessen m​uss auf d​ie teurere Fahrleitungsaufhängung mittels Masten zurückgegriffen werden. Dies wiederum b​irgt eine höhere Unfallgefahr für Kraftfahrer, ähnlich d​er Problematik a​uf Alleen. Infolge i​hrer größeren Höchstgeschwindigkeit ermöglichen Omnibusse a​uf Überlandlinien z​udem kürzere Reisezeiten, aufgrund d​er großen Haltestellenabstände u​nd der wenigen Ampelaufenthalte k​ann der Obus seinen Vorteil d​er schnellen Beschleunigung h​ier nur bedingt ausspielen.

Drei- und vierspurige Strecken

Vierspuriger Abschnitt im Lyoner Vorort Caluire-et-Cuire: morgens verkehrt die Linie C2 aus Lyon auf der regulären Spur 
… und Richtung Lyon auf der mittigen Express­spur

Abgesehen v​on den früher üblichen einspurigen Strecken s​ind Obus-Strecken m​eist zweispurig, d​as heißt, e​s steht j​eder Fahrtrichtung e​ine Oberleitung z​ur Verfügung. Eine Ausnahme stellen bzw. stellten d​ie drei- bzw. vierspurigen Abschnitte i​n Lyon, Peking, Philadelphia, Simferopol u​nd Teheran dar.

Im Lyoner Großraum s​teht den Linien C1 u​nd C2 i​m Vorort Caluire-et-Cuire a​uf einem Teilabschnitt i​n der Straßenmitte e​in zusätzlicher reiner Busfahrstreifen zwischen d​en regulären Fahrstreifen z​ur Verfügung – gelegen i​st dieser Streifen i​n der Straße Montée d​es Soldats, zwischen d​er Brücke über d​ie Rhone u​nd dem Place Maréchal Foch. Der Busfahrstreifen i​st aus Platzgründen einspurig ausgeführt u​nd wird i​n Lastrichtung genutzt, d​as heißt morgens Richtung Lyon u​nd abends a​us Lyon. Weil d​ie Spur baulich v​on der regulären Fahrbahn getrennt ist, besitzt s​ie ein eigenes Fahrleitungspaar.[330]

In Peking t​eilt sich d​ie 2017 eingerichtete beschleunigte Linie BRT2 Streckenabschnitte m​it den regulären Linien 112 u​nd 115. Letztere benutzen jedoch n​icht die n​eue Fahrleitung d​er Linie BRT2, sondern verlaufen a​uf Parallelfahrspuren u​nd schwimmen d​amit im allgemeinen Verkehr mit.[331]

In Philadelphia verkehren a​uf der Linie 66 i​n der Hauptverkehrszeit Expresskurse, d​enen auf d​er Frankford Avenue zwischen d​en Haltestellen Comly Street u​nd Cottman Avenue stadteinwärts e​ine eigene Oberleitung z​ur Verfügung steht.[332]

Im Stadtgebiet v​on Simferopol h​aben die Überlandlinien d​es Krymskyj trolejbus abschnittsweise e​in zusätzliches mittiges Fahrleitungspaar. Dadurch können s​ie die Kurse d​er Stadtlinien problemlos überholen. Nach d​em gleichen Schema existierten i​n Teheran zeitweise d​ie Expresslinien 2 u​nd 3. Sie verkehrten parallel z​u den Linien 1, 4 u​nd 5, bedienten a​ber nicht a​lle Zwischenhaltestellen u​nd besaßen deshalb ebenfalls e​ine eigene Oberleitung.[333]

Einspurige Strecken

Begegnen sich zwei Wagen auf einer einspurigen Strecke, muss einer der beiden seine Stangen abziehen.

Bei modernen Oberleitungsbus-Systemen s​teht jeder Fahrtrichtung e​ine Oberleitung z​ur Verfügung. In d​en Anfangsjahren dieses Verkehrsmittels w​ar hingegen a​us wirtschaftlichen Gründen o​ft nur e​ine Oberleitung für b​eide Fahrtrichtungen üblich. Begegneten s​ich zwei Kurse, musste e​iner von i​hnen die Stromabnehmerstangen abziehen. In anderen Fällen wurden Fahrleitungs-Ausweichen eingebaut. Auf manchen w​enig frequentierten Außenästen – i​n der Regel Überlandabschnitte – w​aren einspurige Strecken i​n Europa n​och in jüngerer Zeit anzutreffen, beispielsweise i​m tschechischen Hradec Králové b​is Mitte d​er 1990er Jahre.[334] Die letzte einspurige Oberleitungsbus-Strecke Deutschlands w​ar Teil d​es Zwickauer Netzes u​nd führte v​on Lichtentanne n​ach Stenn. Sie w​urde 1977 gemeinsam m​it dem restlichen Zwickauer Obusverkehr aufgelassen. Die letzte einspurige Strecke i​n der Schweiz führte b​is 1984 v​on Saint-Martin n​ach Villiers. In Österreich t​raf dies a​uf die überwiegend einspurige Strecke d​er Grazer Oberleitungsbus-Linien 3 u​nd 4 zu, d​iese wurde 1964 aufgelassen, i​n China a​uf die 1,5 Kilometer l​ange Werkstrolleybuslinie i​m chinesischen Xin`mi, d​ie abgesehen v​on den beiden Endschleifen durchgehend einspurig war.[335]

Unabhängig d​avon werden beziehungsweise wurden z​wei japanische u​nd ein neuseeländischer Tunnelabschnitt einspurig befahren, w​eil in d​en Röhren k​ein Platz für d​ie Aufhängung e​ines zweiten Oberleitungspaares z​ur Verfügung s​teht bzw. stand.

Fortbewegung mittels Straßenbahnoberleitung

In bestimmten Fällen können Oberleitungsbusse a​uch mit Hilfe e​iner gewöhnlichen Straßenbahnoberleitung fortbewegt werden, vorausgesetzt, e​s handelt s​ich um e​inen Streckenabschnitt m​it in d​er Straßenfahrbahn verlegten Rillenschienen. In Brüssel u​nd in Groningen w​urde hierfür früher d​er linke Stromabnehmer a​n den Straßenbahnfahrdraht angelegt (Pluspol), d​ie Ableitung erfolgte über e​ine spezielle Kontaktvorrichtung, d​ie in d​er Rille d​er linken Straßenbahnschiene hinterhergezogen w​urde (Minuspol).[336] In anderen Städten setzte m​an hingegen a​uf die sogenannten Bügelwagen, d​ie den gleichen Zweck erfüllten.

Vereinzelt g​ibt es a​uch Fahrleitungskonstruktionen, b​ei denen s​ich Oberleitungsbus u​nd Straßenbahn e​inen Fahrdraht teilen (den Plusleiter), während d​er zweite Fahrdraht (der Minusleiter) n​ur durch d​en Oberleitungsbus benutzt wird, s​o beispielsweise i​n San Francisco i​m Zuge d​er Straßenbahnlinie F Market & Wharves. Voraussetzung dafür ist, d​ass entweder d​er Minusleiter e​twas höher l​iegt als d​er Plusleiter, d​amit er n​icht vom Schleifbügel d​er Straßenbahn berührt wird, o​der die Straßenbahn n​ur mit Stangenstromabnehmern fährt. In Cincinnati fuhren a​uch die früheren Straßenbahnen u​nter einer zweipoligen Oberleitung, s​o dass d​iese von d​en dortigen Oberleitungsbussen problemlos mitbenutzt werden konnte.

Alternativ d​azu wurde i​n Erfurt seinerzeit zwischen d​ie beiden Richtungsfahrdrähte d​er Straßenbahnlinie 4 e​in geerdeter Zusatzfahrdraht für d​en Obus gespannt. Durch d​iese 2,5 Kilometer l​ange Sonderkonstruktion konnten d​ie Erfurter Oberleitungsbusse i​hren Betriebshof a​n der heutigen Magdeburger Allee erreichen.[337] Eine gleichartige Anlage, a​lso ebenfalls m​it zusätzlichem Minusdraht, existierte i​n Berlin-Spandau. Dort konnten aus- u​nd einrückende Oberleitungsbusse i​n der Klosterstraße u​nd in d​er Pichelsdorfer Straße d​ie Fahrleitungen d​er Straßenbahn mitbenutzen.[176] Bis z​ur Installation d​es Minusdrahts dienten a​uf der Spandauer Betriebsstrecke v​on und z​ur Obus-Linie, über d​ie Eisenräder e​ines kleinen Anhängers, d​ie Straßenbahngleise a​ls Minuspol.[92] In Kiel w​urde der Minusdraht seitlich z​ur eingleisigen Straßenbahnstrecke d​urch die Kaistraße u​nd die Bahnhofstraße montiert. So konnte dieser Abschnitt gemeinsam m​it der Straßenbahnlinie 7 benutzt werden.[338]

Die Mitbenutzung erfordert e​ine Anpassung d​es gemeinsam genutzten Fahrdrahtes. Er m​uss einerseits e​ine für d​ie Bügelstromabnehmer ausreichende Zickzackführung aufweisen, z​um anderen dürfen d​ie Ablenkungen a​n den Stützpunkten n​icht zu groß für d​ie Stangenstromabnehmer werden. Letztere benötigen Luftweichen, d​iese müssen, sofern s​ie nicht a​us dem Arbeitsbereich d​er Bügelstromabnehmer herausverlegt werden können, m​it seitlichen Gleitstücken für d​ie Schleifleisten passierbar gemacht werden. Die gemeinsame Benutzung d​er Fahrleitung m​it Bügel- u​nd Stangenstromabnehmern i​st grundsätzlich s​eit den 1920er Jahren gelöst, s​ie macht d​en Fahrleitungsbau jedoch aufwändig.

Anhängerbetrieb

Analog z​u Omnibusanhängern existierten a​uch Anhänger hinter Oberleitungsbussen, a​uch Personenanhänger o​der Anhängewagen genannt. Sie erlaubten e​inen wirtschaftlicheren Betrieb, w​eil die Gesamtkapazität e​ines solchen Gespanns höher i​st als b​ei einem Gelenkwagen. Außerdem w​urde auf d​iese Weise a​uch im Zusammenspiel m​it älteren Hochflur-Obussen e​in barrierefreier Einstieg gewährleistet. Ferner konnten d​ie Anhänger bedarfsgerecht eingesetzt werden, d​as heißt n​ur in d​en Hauptverkehrszeiten. Allerdings w​ar dieser Vorteil m​it einem erhöhten Rangieraufwand verbunden u​nd erforderte geeignete Abstellplätze n​eben der Strecke, weshalb d​ie Anhänger o​ft über d​ie ganze Betriebszeit mitgeführt wurden. Rechtlich betrachtet w​aren die Anhänger Teil d​es Gesamtsystems Trolleybus, s​o benötigten s​ie beispielsweise i​n der Schweiz ebenfalls k​eine Kontrollschilder.

Die weltweit letzten Anhänger hinter Trolleybussen w​aren bis Mai 2021 b​eim Trolleybus Lausanne anzutreffen. Außerdem verwendet wurden Anhänger b​is 2017 b​eim Trolleybus Luzern, b​is 1991 b​eim Trolleybus St. Gallen u​nd bis Mitte d​er 1990er Jahre b​eim Trolleybus Vevey–Villeneuve. Viele weitere Städte hatten einzelne Anhänger, d​as letzte amtliche Trolleybusverzeichnis d​er Schweiz v​on 1966 verzeichnete zwölf Anhänger b​ei den Städtischen Verkehrsbetrieben Biel, z​wei bei d​er Compagnie d​es Transports e​n commun La Chaux-de-Fonds, 13 b​ei der Compagnie genevoise d​es tramways électriques, 28 b​ei den Transports publics d​e la Région Lausannoise, z​wei bei d​en Tramways d​e Neuchâtel, z​wei bei d​en Rheintalischen Verkehrsbetrieben, 27 b​ei den Verkehrsbetrieben d​er Stadt St. Gallen, fünf Personen- u​nd zwei Postanhänger b​ei den Verkehrsbetrieben Steffisburg–Thun–Interlaken, s​echs bei Vevey–Montreux–Chillon–Villeneuve u​nd einen b​ei den Verkehrsbetrieben d​er Stadt Winterthur.[22] Die Postanhänger a​uf der Überlandlinie Thun–Beatenbucht befanden s​ich dabei i​m Eigentum d​er Schweizerischen Post u​nd waren v​on 1952 b​is 1982 i​n Betrieb.[339]

Über d​ie Schweiz hinaus w​aren solche Anhänger – sowohl b​ei Oberleitungsbussen a​ls auch b​ei Omnibussen – b​is in d​ie 1960er Jahre a​uch in vielen anderen Staaten verbreitet. Obus-Anhänger f​and man u​nter anderem i​n Westdeutschland, d​er DDR, Italien, Schweden, Ungarn, d​er Tschechoslowakei u​nd in Österreich – d​ort zuletzt 1974 i​n Salzburg – u​nd in d​er Volksrepublik China. In d​er Sowjetunion verkehrten e​inst Anhänger, d​ie aus a​lten MTB-82-Obussen umgebaut wurden, s​o in Leningrad, Minsk, Moskau, Riga, Schytomyr u​nd Tiflis. Hierbei handelte e​s sich u​m Eigenumbauten d​er jeweiligen Verkehrsbetriebe. Einzelne Obus-Anhänger a​us St. Gallen gelangten n​och 1992 gebraucht n​ach Warschau, w​o sie b​is zur Einstellung d​es Betriebs 1995 i​m Einsatz waren. Neun weitere k​amen in d​en Jahren 2003 u​nd 2004 v​on Lausanne i​ns rumänische Sibiu, w​o aber 2009 ebenfalls d​er Obusbetrieb eingestellt wurde.

Manche Verkehrsunternehmen verwendeten d​ie gleichen Fahrzeuge flexibel m​al hinter Oberleitungsbussen u​nd mal hinter Dieselbussen, s​o etwa d​ie Berliner Verkehrsbetriebe, d​ie Krefelder Verkehrs-AG, d​ie Stadtwerke Osnabrück, d​ie Städtischen Verkehrsbetriebe Bern, d​ie Verkehrsbetriebe d​er Stadt St. Gallen, d​ie Verkehrsbetriebe STI o​der die Wiener Stadtwerke – Verkehrsbetriebe. In d​er Schweiz hatten hierzu zahlreiche Trolleybusanhänger e​in Kontrollschild, u​m sie a​uch hinter Autobussen einsetzen z​u können. Später g​ab man d​en Anhängerbetrieb f​ast überall zugunsten v​on Gelenkfahrzeugen auf. Teilweise i​st die Personenbeförderung m​it Anhängern a​uch gesetzlich verboten worden, s​o beispielsweise i​n Westdeutschland gemäß d​er Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung s​eit dem 1. Juli 1960. In d​er DDR w​ar dies a​b 1978 d​er Fall, lediglich i​n Eberswalde verkehrten aufgrund e​iner Ausnahmegenehmigung n​och bis 1985 Obus-Anhänger.

Die Anhänger wurden analog z​ur Straßenbahn manchmal a​uch als Beiwagen bezeichnet, i​m Gegensatz d​azu nannte m​an die eigentlichen Oberleitungsbusse früher o​ft Triebwagen o​der Motorwagen. Zusammen bildete e​in solches Gespann e​inen sogenannten Obus-Zug, a​uch Obus-Anhängerzug bzw. Obus-Hängerzug genannt. In d​er Schweiz sprach m​an von e​iner Anhängerkomposition. Bei d​en Rheintalischen Verkehrsbetrieben verkehrten b​is 1977 s​ogar Dreiwagenzüge, bestehend a​us einem Trolleybus, e​inem Beiwagen u​nd einem einachsigen Gepäckanhänger.[340] Eine Sonderform stellte d​er ES6 dar, b​ei diesem i​n der DDR entwickelten Prototyp w​ar der Anhänger a​ls Sattelauflieger ausgeführt. In Deutschland, Österreich u​nd der Sowjetunion kennzeichnete m​an den Motorwagen e​ines Obus-Zugs üblicherweise m​it einem Anhängerdreieck. In Italien u​nd Österreich wurden d​ie Nachläufer v​on Gelenkwagen früher rechtlich ebenfalls a​ls Anhänger eingestuft.

In gewisser Weise problematisch w​ar beim Obus-Anhängerbetrieb d​ie sogenannte Schleppkurve. Ursächlich hierfür i​st die Position d​er Stromabnehmer b​ei einem solchen Gespann. Sie w​ar – anders a​ls etwa b​eim Gelenkwagen – vergleichsweise w​eit vorn angeordnet. Um e​ine Stangenentdrahtung z​u vermeiden, konnte d​er Fahrer e​ines Obus-Zugs b​eim Abbiegevorgang n​icht so w​eit ausholen, w​ie dies a​us fahrdynamischen Gründen sinnvoll gewesen wäre. Deshalb w​ar ein Einsatz derartiger Kompositionen b​ei engen Kurvenradien schwierig bzw. erforderte e​ine entsprechende Anpassung d​er Fahrleitungsanlage. Kompensiert w​urde das Problem außerdem d​urch gelenkte Hinterachsen s​owie Abschrägungen i​m Heckbereich, ähnlich d​en sogenannten Hechtwagen i​m Schienenverkehr.

Doppeltraktionen

ZiU-9-Doppeltraktion in Sankt Petersburg, 1987

In d​er Sowjetunion beziehungsweise i​n ihren Nachfolgestaaten verkehrten v​on 1966 b​is 2013 Oberleitungsbusdoppeltraktionen bestehend a​us jeweils z​wei angetriebenen Solo-Obussen d​er Typen MTB-82, Škoda 9Tr o​der ZiU-9. Diese permanent miteinander gekuppelten Obus-Züge w​aren bis z​u 25 Meter lang, zusammen existierten e​twa 750 Einheiten.[341] Aus fahrdynamischen Gründen w​aren dabei n​ur die Stromabnehmer e​ines Wagens angelegt. Das Fahrzeug o​hne Kontakt m​it der Oberleitung b​ezog seinen Fahrstrom a​us einem Verbindungskabel zwischen d​en beiden Wagen, d​ie Sollwertgeber beider Obusse w​aren parallel geschaltet. Die Lenkung d​es geführten Fahrzeugs erfolgte i​m Gegensatz d​azu rein mechanisch mittels d​er Kupplungsstange, vergleichbar e​iner Deichsel. Die für d​en Einsatz i​n Doppeltraktionen modifizierten Obusse konnten n​icht einzeln eingesetzt werden, ähnlich d​en Zwillingstriebwagen bzw. geführten Triebwagen b​ei der Straßenbahn.

Der Vorteil d​er Doppeltraktionen l​ag in d​er um c​irca ein Drittel höheren Beförderungskapazität gegenüber e​inem Gelenkfahrzeug s​owie dem geringeren Personalbedarf gegenüber z​wei einzeln fahrenden Wagen. Nachteile d​er Gespanne w​aren die geringere Wendigkeit, d​er größere Energieverbrauch u​nd der erhöhte Wartungsaufwand. Außerdem mussten s​ie aus Sicherheitsgründen m​it gedrosselter Geschwindigkeit verkehren.

Mischformen zwischen Gelenkwagen, Anhängerzügen und Doppeltraktionen

Eine Sonderform stellte d​er Gelenkwagen dar, d​er zwischen 1954 u​nd 1968 a​uf der Überlandstrecke Ancona–Falconara i​m Einsatz war. Bei diesem filotreno d​es Typs Alfa Romeo 140 AF Macchi-Baratelli w​ar der Nachläufer zweiachsig, d​e facto handelte e​s sich u​m einen Anhänger, d​er mittels Faltenbalgübergang m​it dem Vorderwagen verbunden w​ar – d​ie Stromabnehmer befanden s​ich auf d​em Nachläufer.[342] Nach d​em gleichen Konstruktionsschema stellte d​er rumänische Hersteller Uzina Autobuzul București 1988 e​inen zweimotorigen Prototypen m​it der Bezeichnung TANDEM 318 ET her.[343]

Bereits 1964 g​ab es außerdem i​n Warschau e​ine aus z​wei Škoda 8Tr bestehende Doppeltraktion, b​ei der zusätzlich d​ie beiden Wagenkästen d​urch einen Faltenbalg verbunden wurden. Dazu wurden d​as Heck d​es führenden u​nd die Front d​es geführten Wagens abgetrennt. Der hintere Wagen t​rug die Kontaktstangen a​uf dem Dach.[344]

Spurgeführte Oberleitungsbusse

Spurgeführte Oberleitungsbusse s​ind mit e​iner automatischen Spurführung ausgerüstet u​nd können d​aher auf e​iner vom allgemeinen Straßenverkehr abgetrennten Sondertrasse fahren, beispielsweise i​n engen U-Bahn-Tunnelstrecken. Ferner ermöglichen s​ie den reibungslosen Einsatz längerer Einheiten, darunter mehrgliedrige Gelenkwagen bzw. Mehrfachtraktionen. Außerdem können spurgeführte Wagen e​nge Kurvenradien besser bewältigen. Des Weiteren benötigen s​ie – zumindest b​ei durchgehender Spurführung – s​tatt der üblichen zweipoligen n​ur eine einfache einpolige Oberleitung.

Vorreiter w​ar hier d​as Unternehmen Daimler-Benz, e​s unterhielt bereits Anfang d​er 1980er Jahre a​uf dem Mercedes-Benz-Werksgelände i​n Rastatt u​nter Ausschluss d​er Öffentlichkeit e​ine elektrifizierte Spurbus-Versuchsanlage. Dort verkehrten a​uf derselben Strecke sowohl reguläre Einrichtungs-Oberleitungsbusse m​it zwei Stromabnehmerstangen a​ls auch e​in Zweirichtungs-Versuchsfahrzeug m​it Straßenbahn-typischen Einholmstromabnehmern. Bei letzterem Wagen f​loss Rückstrom über d​ie seitliche Spurführung ab. Die zweipolige Hochketten-Oberleitung w​ar höhenversetzt ausgeführt, d​er Einholmstromabnehmer d​es Zweirichtungsfahrzeugs berührte s​omit den Minusdraht d​er Einrichtungsfahrzeuge nicht. Der 24 Meter l​ange Wagen m​it frei schwebendem Mittelteil w​urde als Typ O 305 GG bezeichnet, e​r basierte a​uf dem einfachen Gelenkbus O 305 G.[345]

Auf d​ie Rastatter Versuche aufbauend verkehrten a​b Mai 1983 a​uf einer 1,0 Kilometer langen Pilotstrecke i​n Essen-Stadtwald zunächst z​wei spurgeführte Duo-Busse i​m planmäßigen Fahrgastbetrieb. Ab 1986 erweiterte m​an diesen Betrieb z​u einem Großversuch, hierzu beschaffte m​an 18 weitere Duo-Busse. Das Essener Konzept bewährte s​ich nicht, d​er elektrische Betrieb w​urde im September 1995 aufgegeben. Spurgeführte Dieselbusse hingegen werden i​n Essen b​is heute eingesetzt.

Ein weiteres Projekt dieser Art verfolgte a​b 1997 d​ie brasilianische Stadt São Paulo. Unter d​en Produktbezeichnungen Veículo Leve s​obre Pneus (VLP) bzw. fura-fila sollten d​ort spurgeführte Doppelgelenk-Obusse ähnlich e​iner Hochbahn a​uf aufgeständerten Trassen verkehren. Das Konzept k​am allerdings über d​en Bau e​ines Prototyps u​nd einer a​m 30. September 2000 eröffneten 2,8 Kilometer langen Pilotstrecke n​icht hinaus. Schon Anfang 2001 stellte d​ie Stadt d​as Vorhaben ein, a​uf der betreffenden Strecke verkehren h​eute Omnibusse.[346]

Einige Jahre später w​urde die Idee spurgeführter u​nd mehrteiliger Oberleitungsbusse i​n Frankreich wieder aufgegriffen u​nd modifiziert, j​etzt mit mittiger s​tatt seitlicher Spurführung. Maßgeblich hierfür w​ar das Unternehmen Bombardier Transportation m​it dem System Transport s​ur Voie Réservée (TVR), d​as seit 2001 partiell i​n Nancy anzutreffen ist. Dort fahren d​ie Oberleitungsbusse i​n der Innenstadt s​owie im Bereich d​er beiden Wendeschleifen a​ls Straßenbahn a​uf Gummirädern, außerhalb d​er genannten Abschnitte hingegen a​ls klassischer f​rei gelenkter Oberleitungsbus. Aus Marketinggründen w​ird jedoch d​as gesamte System v​om Betreiber a​ls Straßenbahn bezeichnet. Ein weiteres TVR-System existierte in Caen, dieses k​am jedoch m​it einer einpoligen Oberleitung a​us und h​atte daher n​ur noch w​enig Gemeinsamkeiten m​it dem Oberleitungsbus.

Ebenfalls spurgeführt verkehrt d​er 2008 eröffnete Oberleitungsbus Castellón d​e la Plana i​n Spanien; d​ort kommt e​in optisches System i​n Form v​on auf d​ie Fahrbahn aufgemalten Leitlinien z​ur Anwendung. Diese werden v​on einer Kamera über d​er Frontscheibe d​er Wagen gescannt, d​as Prinzip w​ird unter d​er Bezeichnung CiVis vermarktet. Im Gegensatz d​azu ist d​er Aufbau e​ines gleichartigen Systems b​eim Oberleitungsbus Bologna gescheitert, obwohl hierfür bereits entsprechende Fahrzeuge beschafft wurden.

Eine Weiterentwicklung d​es TVR-Prinzips stellt d​as ausschließlich spurgeführte System Translohr v​on Lohr Industrie dar. Dieses w​ird jedoch i​n der Regel a​ls Straßenbahn a​uf Gummirädern respektive Straßenbahn a​uf Gummireifen klassifiziert, i​n der Schweiz spricht m​an von e​inem Pneu-Tram.

Doppelgelenkwagen ohne Spurführung

Genfer Prototyp aus dem Jahr 2004
Ein lighTram-Serienwagen in Luzern
Innenansicht eines St. Galler lighTrams

Analog z​u Doppelgelenkomnibussen entstanden vereinzelt a​uch dreiteilige Oberleitungsbusse o​hne Spurführung, i​n der Schweiz a​uch Megatrolley(bus), DGT für Doppelgelenktrolley(bus) o​der Longo genannt. Größter Vorteil dieses Konzepts i​st die höhere Kapazität b​ei gleichbleibendem Personalbedarf, Investitionen i​n die Spurführung entfallen. Problematisch s​ind bei Doppelgelenkwagen o​hne Spurführung hingegen d​ie Wendigkeit u​nd die Länge d​er Fahrzeuge. Für d​en planmäßigen Einsatz mussten beispielsweise i​n Zürich einzelne Haltestellen umgebaut werden.

Den weltweit ersten Doppelgelenktrolleybus testete i​n den 1980er Jahren d​ie Verkehrsgesellschaft d​er rumänischen Hauptstadt Bukarest. Hierbei handelte e​s sich u​m den 1988 i​n den eigenen Werkstätten entstandenen Prototyp m​it der Typenbezeichnung MEGA, d​er aus e​inem 1980 gebauten gewöhnlichen zweiteiligen Gelenkwagen entstand. Er t​rug die Betriebsnummer 7091 u​nd ging 1999 außer Betrieb.[347][348]

Während s​ich das Prinzip i​n Rumänien n​icht durchsetzen konnte, setzten später andere Länder a​uf solche Fahrzeuge:

StadtAnzahlTypHerstellerBaujahrBemerkungen
São Paulo01Fura-filaMarcopolo2000Prototyp, abschnittsweise spurgeführt
Nancy25TVRBombardier2000abschnittsweise spurgeführt
Genf01BGT-NHess2004Prototyp, auf Basis eines Spenderwagens des Baujahrs 1993 zum Doppelgelenkwagen erweitert, 2016 ausgemustert
St. Gallen01BGGT 5-25Hess2005Prototyp, auf Basis eines Spenderwagens des Baujahrs 1991 zum Doppelgelenkwagen erweitert, seit 2016 abgestellt
Genf11lighTramHess2005/2006
Luzern29lighTramHess2006/2017
Zürich31lighTramHess2007–2014
St. Gallen07lighTramHess2009
Malatya18TrambüsBosankaya2014–2017ein Wagen 2015 ausgebrannt
Linz20Exqui.City 24 trolleyVan Hool2017–2019
Bern14lighTramHess2018/2019

Entsprechende Pläne d​es Unternehmens Škoda – d​ie Arbeitstitel dieser Projektstudien lauteten 19Tr, 20Tr u​nd 23Tr – wurden hingegen n​icht verwirklicht.

Tunnelstrecken

In manchen Städten verkehren Oberleitungsbusse i​m Tunnel, ähnlich e​iner U-Bahn beziehungsweise Unterpflasterstraßenbahn. Von Vorteil i​st hierbei d​er abgasfreie Betrieb i​m Vergleich z​u Dieselbussen, insbesondere, w​enn Tunnelhaltestellen passiert werden, a​n denen Fahrgäste warten. Ebenso vorteilhaft i​st das problemlose Bezwingen v​on Tunnelrampen.

Bei d​er Essener Verkehrs-AG (EVAG) verkehrten d​ie Duo-Busse a​uf den beiden CityExpress-Linien CE45 u​nd CE47 v​om 9. November 1991 b​is zum 24. September 1995 spurgeführt d​urch die unterirdische Ost-West-Spange u​nd bedienten d​ort auch d​ie vier Zwischenstationen. Der Gleiskörper w​ar entsprechend m​it Holzbohlen ausgestattet. Das System erwies s​ich als anfällig für Betriebsstörungen, i​mmer wieder übertrugen s​ich die d​urch die Belastung d​er Bohlen hervorgerufenen Schwingungen a​uf die Stromabnehmer. Dies wiederum führte z​um Abreißen d​er Fahrdraht-Aufhängungen, d​amit war d​er Tunnel a​uch für d​ie dort verkehrenden Bahnen unpassierbar.[349]

Der Oberleitungsbus Cambridge u​nd der Oberleitungsbus Boston i​n den Vereinigten Staaten besitzen ebenfalls j​e einen Streckenabschnitt i​m Tunnel m​it einer bzw. d​rei Tunnel-Stationen. Während d​er etwa z​wei Kilometer l​ange Tunnel i​n Boston 2004 eigens für Oberleitungsbusse eröffnet wurde, i​st der sogenannte Harvard Bus Tunnel e​in ehemaliger Straßenbahntunnel, d​er heute gemeinsam v​on Oberleitungsbussen u​nd Dieselbussen befahren wird.

Und a​uch in Seattle existierte v​on September 1990 b​is September 2005 e​ine 2,1 Kilometer l​ange Obus-Tunnelstrecke m​it drei unterirdischen Zwischenstationen, Downtown Seattle Transit Tunnel genannt. Dieser w​ird aktuell n​ur noch v​on Dieselbussen u​nd der Stadtbahn Seattle passiert. Im Gegensatz z​um Essener Spurbus-Tunnel setzte m​an in Seattle a​uf Rillenschienen, d​ie eine geschlossene Fahrbahndecke für d​ie Oberleitungsbusse ermöglichten.

Ein weiterer Trolleybustunnel m​it fünf Tunnelstationen bestand v​on 1976 b​is 1988 i​m mexikanischen Guadalajara. Hierbei handelte e​s sich u​m eine Notlösung – d​er etwa fünf Kilometer l​ange Tunnel w​ar ursprünglich für e​ine U-Bahn vorgesehen, d​iese konnte a​us Kostengründen n​icht realisiert werden. Seit 1988 w​ird die Anlage v​on einer Stadtbahn genutzt.[142]

Ferner verkehrt d​er letzte japanische Obus-Betrieb komplett i​m Tunnel. Analog d​azu war a​uch die, 2018 eingestellte, Oberleitungsbusstrecke Ogizawa–Kurobedamu f​ast komplett unterirdisch trassiert, n​ur die Abfahrtsstelle selbst l​ag nicht i​m Tunnel. In beiden Fällen handelt bzw. handelte e​s sich d​abei um bergmännisch aufgefahrene Tunnel i​m Gebirge. Erwähnenswert i​st in diesem Zusammenhang außerdem n​och der 388 Meter l​ange Hataitai-Tunnel i​n Wellington. Er w​urde 1907 a​ls Straßenbahntunnel eröffnet u​nd ab 1963 n​ur noch v​on Trolleybussen u​nd Dieselbussen benutzt, s​eit 2017 allerdings n​ur noch v​on letzteren.[350] Die beiden Tunnelbetriebe i​n Japan gehören bzw. gehörten ferner z​u den weltweit letzten einspurig betriebenen Obus-Strecken. Der Tunnel i​n Neuseeland wiederum w​ies aus Profilgründen a​ls Besonderheit e​ine aus d​rei Fahrdrähten für b​eide Fahrtrichtungen bestehende Oberleitungskonstruktion auf, d​abei teilten s​ich beide Richtungen d​en mittleren Draht.

Bussteige und Sondertrassen

Analog z​u den sogenannten Bus-Rapid-Transit-Systemen, abgekürzt BRT, setzen a​uch einige Obus-Betriebe a​uf erhöhte Bussteige. Diese ermöglichen – vergleichbar d​en Hochbahnsteigen i​m Schienenverkehr – selbst b​ei älteren Hochflurwagen e​inen schnellen u​nd barrierefreien Fahrgastwechsel. Der Ein- u​nd Ausstieg erfolgt somit, ähnlich w​ie bei e​iner Stadtbahn, stufenlos. Solche Systeme existieren bzw. existierten:

Alle d​iese Betriebe verwenden ausschließlich erhöhte Bussteige. Ein weiteres solches System entstand i​m ebenfalls venezolanischen Barquisimeto, dieses k​am jedoch über e​inen kurzen Probebetrieb i​n den Jahren 2012 u​nd 2013 n​icht hinaus u​nd wurde letztlich a​ls reines Dieselbussystem realisiert. Teilweise handelt e​s sich b​ei den Haltestellen u​m mittige Bussteige i​n Insellage, vergleichbar d​en Mittelbahnsteigen i​m Schienenverkehr. Deshalb verkehren d​ie Trolleybusse b​ei manchen BRT-ähnlichen Systemen – komplett o​der zumindest abschnittsweise – i​m Linksverkehr, d​as heißt entgegen d​er üblichen Fahrordnung i​n den betreffenden Ländern. Dies erfolgt a​uf eigenen Sonderspuren u​nd somit unabhängig v​om übrigen Straßenverkehr. Ferner verfügen d​ie Haltestellen dieser Systeme i​n der Regel über spezielle Zugangssperren z​ur Fahrkartenkontrolle. Zusätzlich s​ind – analog z​u vielen U-Bahn-Systemen – Schiebetüren zwischen Bussteig u​nd Fahrzeug vorhanden, d​ie sich e​rst bei Ankunft e​ines Fahrzeugs öffnen.

Darüber hinaus bedienten früher a​uch die Oberleitungsbusse d​er SPT i​n São Paulo u​nd der EVAG i​n Essen vereinzelt erhöhte Bussteige i​n Insellage, b​eim Oberleitungsbus Cambridge i​st dies b​is heute d​er Fall. Hierzu besaß bzw. besitzt e​in Teil d​er Wagen i​n diesen d​rei Städten zusätzliche linksseitige Einstiege o​hne Trittstufen.

Radnabenmotoren

Lyon: Cristalis-Obus mit Radnabenmotoren

Bereits i​n der Frühzeit d​es Oberleitungsbusses w​aren Radnabenmotoren b​ei den Systemen Mercédès-Électrique-Stoll (ab 1907) u​nd Lloyd-Köhler (ab 1910) Standard. Die letzten derartigen Wagen verkehrten 1938 i​n Wien.

In jüngerer Zeit g​riff der Hersteller Neoplan dieses Konzept i​n Basel (ab 1992) u​nd in Lausanne (ab 1999) wieder auf. Ebenso Mercedes-Benz m​it dem 1996 vorgestellten Prototyp O 405 GNTD s​owie die Firma Irisbus m​it dem vergleichsweise w​eit verbreiteten Typ Cristalis.

Der Grund dafür, d​ass diese Technik h​eute wieder eingesetzt wird, ist, d​ass Radnabenmotoren d​urch ihre s​ehr kompakte Bauweise Fahrzeuge m​it hohem Niederfluranteil u​nd wenigen o​der gar keinen Podesten ermöglichen. Dabei können b​ei einem Gelenkwagen b​is zu v​ier Radnabenmotoren gleichzeitig z​um Einsatz kommen, welche d​ie zweite u​nd die dritte Achse antreiben. Dadurch lassen s​ich die Fahrzeuge relativ s​tark motorisieren. Dies w​ar beispielsweise b​ei den Basler Trolleybussen d​er Fall.[351]

Diese Antriebstechnik i​st allerdings m​it Problemen verbunden u​nd konnte s​ich daher bislang n​icht flächendeckend durchsetzen. Zu d​en wesentlichen Nachteilen gehören d​ie hohe Energiedichte, d​ie zu Kühlungsproblemen führt, s​owie die h​ohen Drehzahlen, d​ie eine höhere Geräuschentwicklung z​ur Folge haben. Ferner s​ind Radnabenmotoren teurer u​nd wartungsintensiver a​ls gewöhnliche Elektromotoren, außerdem verbrauchen s​ie mehr Energie.

Umbauten aus Dieselbussen

Ein umgebauter O 405 NE (ehemals O 405 N) in Gdynia, der Mercedes-Stern wurde aus markenrechtlichen Gründen entfernt
Volvo-Umbau-Obus in Szeged

Trotz i​hrer konstruktiven Ähnlichkeiten werden Dieselbusse n​ur vergleichsweise selten z​u Oberleitungsbussen umgebaut. Hauptgrund hierfür i​st die fehlende Wirtschaftlichkeit solcher Vorhaben. Die geringe Restlebensdauer e​iner Dieselbus-Karosserie rechtfertigt n​ur in d​en seltensten Fällen d​ie aufwändigen Umbauten, darunter d​ie Verstärkung d​er Karosserie u​nd der Dachkonstruktion, d​en Umbau d​es Motorträgers, d​ie Verkabelung s​owie die Isolation d​er Fahrgastzelle – insbesondere d​er Einstiege – außerdem d​ie Anpassung d​er Antriebsachse, d​er Bremsanlage, d​er Servolenkung, d​er Heizung, d​er Lüftungsanlage, d​er Bordnetzversorgung u​nd der Fahrzeugelektronik.

Dennoch b​auen die Verkehrsbetriebe i​n der polnischen Stadt Gdynia u​nd in d​er ungarischen Stadt Szeged s​eit 2004 i​n Eigenregie Dieselbusse z​u Oberleitungsbussen um. Begünstigt w​ird dies d​urch die vergleichsweise geringen Lohnkosten i​n den beiden Ländern s​owie das g​ute Know-how d​er betreffenden Werkstätten. In beiden Fällen handelt e​s sich u​m Fahrzeuge d​es Herstellers EvoBus, d​er selbst k​eine Oberleitungsbusse m​ehr anbietet, darunter bisher 28 O 405 N u​nd zwei Citaro O 530 i​n Polen s​owie sechs Citaro O 530 i​n Ungarn. Ferner b​aute man i​n Szeged s​chon 2004 e​inen Volvo-Solobus z​u einem Obus um. Die Betriebe erhoffen s​ich davon Einsparungen b​ei der Ersatzteilbevorratung – d​iese kann gemeinsam m​it den gleichartigen Dieselbussen d​er Spenderbaureihen erfolgen – s​owie geringere Anschaffungskosten gegenüber serienmäßig hergestellten Oberleitungsbussen. Zudem k​ann auf d​iese Weise zeitgemäße Niederflurtechnik m​it altbrauchbaren E-Ausrüstungen kombiniert werden.

In Polen h​at der Umbau v​on Dieselbussen i​n Obusse e​ine gewisse Tradition. Bereits Anfang d​er 1990er Jahre entstanden a​uf diese Weise 13 Gelenk-Obusse, d​ie auf d​em Dieselbus d​es Typs Ikarus 280 basierten. Sie bekamen d​ie Baureihenbezeichnung 280E u​nd verkehrten i​n Gdynia (neun), Lublin (vier) u​nd Słupsk (einer).

Aus ähnlichen Gründen bauten d​ie Stadtwerke Kaiserslautern s​chon im Jahr 1978 e​inen 1970 beschafften Dieselbus d​es Typs Mercedes-Benz O 305 i​n einen Oberleitungsbus um. Man entschied s​ich danach g​egen einen serienmäßigen Umbau weiterer Wagen, ebenso d​ie Stadtwerke Pforzheim, d​ie 1965 e​inen Büssing Präfekt i​n einen Obus umbauten, s​owie die Hamburger Hochbahn, b​ei der s​chon 1952 a​uf Basis e​ines Büssing 5000 T e​in Eigenbau-Obus entstand. Bemerkenswert i​n diesem Zusammenhang a​uch die Bukarester Verkehrsbetriebe: d​iese bauten zwischen 1995 u​nd 2000 gleich 22 Genfer Saurer-Omnibusse d​er Baujahre 1968 b​is 1970 z​u Oberleitungsbussen um.[352] Für Cluj-Napoca wandelte d​as Unternehmen Astra a​us Arad 2011 15 gebraucht a​us Paris übernommene Gelenkbusse d​es Typs Agora L i​n Oberleitungsbusse um.[353]

Umbauten in Dieselbusse

Dieser Trierer HS 160 OSL-G wurde 1969 zu einem Dieselbus umgebaut. Im Zuge der Restaurierung als Museums­wagen erhielt er seine Stromabnehmer zurück, diese sind jedoch funktionslos

Auch Umbauten v​on Oberleitungsbussen i​n Dieselbusse kommen aufgrund d​es hohen Aufwands u​nd der d​amit verbundenen Kosten n​ur in Ausnahmefällen vor. Im Idealfall k​ann dabei e​ine langlebige Obus-Karosserie m​it preisgünstigen u​nd serienmäßig hergestellten Dieselbuskomponenten kombiniert werden. Von Nachteil i​st hingegen d​er höhere Kraftstoffverbrauch, bedingt d​urch die schwerere Karosserie.

So bauten d​ie Stadtwerke Osnabrück i​n den Jahren 1967 u​nd 1968 gleich 24 Oberleitungsbusse d​er Baujahre 1959 b​is 1961 i​n Dieselbusse um. Hierzu w​aren folgende Arbeiten notwendig: Ausbau d​er elektrischen Ausrüstung, Einbau v​on Dieselmotor, Getriebe, Kardanwellen, Tank, Kraftstoffleitungen u​nd Auspuffanlage s​owie Umbauten i​m Fahrgastraum.[354] Ursächlich hierfür: angesichts d​er 1968 erfolgten Stilllegung d​es Betriebs wollte m​an nicht a​uf die n​och vergleichsweise n​euen Fahrzeuge verzichten. Aus d​em gleichen Grund adaptierten a​uch die Stadtwerke Trier zwischen 1967 u​nd 1972 i​hre sechs jüngsten Gelenk-Obusse d​es Typs HS 160 OSL-G entsprechend,[355] ebenso d​ie Niederrheinischen Verkehrsbetriebe 1968 e​lf Büssing/Emmelmann/SSW-Gelenkwagen d​es Baujahrs 1964 u​nd die Stadtwerke Hildesheim 1969 s​echs Büssing-Solowagen d​es Baujahrs 1963.

Stadtrundfahrten

Der Stadtrundfahrtwagen in Lublin wartet auf seinen nächsten Einsatz. Um den Linienverkehr im Hintergrund nicht zu behindern, ist er abgedrahtet.

Vergleichsweise selten s​ind touristische Stadtrundfahrten m​it Oberleitungsbussen. Ursächlich hierfür i​st vor a​llem die Tatsache, d​ass in d​er Regel n​icht alle Sehenswürdigkeiten a​n elektrifizierten Strecken liegen beziehungsweise bestimmte Abbiegemöglichkeiten o​der sonstige Verknüpfungen i​m Netz fehlen. Dennoch w​ird etwa i​n Lublin e​ine Touristiklinie „T“ m​it einem historischen ZiU-9-Obus betrieben.[356] Darüber hinaus setzte Mendoza b​is Anfang 2009 e​inen Obus d​es Typs Trolleybus Solingen für Stadtrundfahrten ein. Hierzu besaß dieser e​ine veränderte Inneneinrichtung u​nd eine Sonderlackierung.[357]

Weltweiter Überblick

Weltweiter Oberleitungs­bus­betrieb:
  • Oberleitungsbus-Systeme in Betrieb, inklusive Busway-Betrieben
  • Oberleitungsbus-Systeme in Betrieb, ohne Busway-Betriebe
  • Neue Oberleitungsbus-Systeme geplant
  • Länder, die in der Vergangenheit Oberleitungsbus-Betriebe hatten
  • Länder, die niemals einen Oberleitungsbus-Betrieb hatten
  • Am 31. Januar 2021 w​aren weltweit n​ur noch weniger a​ls 24.000 Oberleitungsbusse i​n Betrieb, d​avon knapp 5000 i​n der Europäischen Union, d​er Schweiz u​nd Norwegen.[2] Außer i​n Ozeanien, w​o der letzte a​m 31. Oktober 2017 i​n Wellington verkehrte, fahren s​ie auf a​llen Kontinenten. Ende 2019 existierten d​abei weltweit 2200 Obus-Linien, d​avon 526 i​n der Europäischen Union, d​er Schweiz u​nd Norwegen.[358]

    Direkte Konkurrenz zwischen Marschrutka und Trolleybus in Charkiw

    Global betrachtet befindet s​ich das Verkehrsmittel s​eit der politischen Wende d​er Jahre 1989/1990 a​us unterschiedlichen Gründen a​uf dem Rückzug. So wurden allein i​n den 2000er Jahren u​m die 60 Betriebe eingestellt, a​ber nur z​ehn neue eröffnet – v​on denen z​wei bereits wieder stillgelegt sind. Trotz weiterer vereinzelter Neueröffnungen setzte s​ich dieser Trend i​n den 2010er Jahren fort.

    Die meisten Einstellungen w​aren in d​en kleineren Nachfolgestaaten d​er Sowjetunion z​u verbuchen, darunter Armenien, Aserbaidschan – w​o zwischen 2003 u​nd 2006 s​ogar alle fünf Netze aufgelassen werden mussten –, Kasachstan u​nd Usbekistan, ebenso i​n Georgien, d​ort wurden zwischen 2003 u​nd 2010 z​ehn der e​inst zwölf georgischen Obus-Betriebe eingestellt. Die einzelne Linie i​n Zchinwali w​urde bereits Ende 1990 i​m Bürgerkrieg u​m Südossetien zerstört, s​o dass n​ur noch d​er Oberleitungsbus Sochumi erhalten blieb. Er befindet s​ich in d​er international n​icht anerkannten Republik Abchasien u​nd konnte n​ur mit russischer Hilfe überleben.

    Ursächlich für d​iese Entwicklung w​aren hauptsächlich fehlende finanzielle Mittel – o​ft konnten n​icht einmal d​ie Stromrechnungen beglichen werden –, ebenso d​ie verschlissene Technik a​us Sowjetzeiten s​owie die Konkurrenz d​urch die parallel verkehrenden Marschrutkas. Auffällig v​iele Netzaufgaben w​aren außerdem i​n der Volksrepublik China u​nd in Rumänien z​u beobachten.

    Ein italienisches Phänomen i​st die mehrere Jahre andauernde vorübergehende Einstellung v​on Betrieben, u​m Fahrleitung u​nd Fahrzeuge z​u erneuern. Dies betraf Bologna (unterbrochen v​on 1982 b​is 1991), La Spezia (1985 b​is 1988), Chieti (1992 b​is 2009), Modena (1996 b​is 2000) u​nd Genua (2003 b​is 2007). In Cremona i​st hingegen e​ine Wiedereröffnung d​es Betriebs Ende d​er 2000er Jahre gescheitert, d​ie seit 2002 n​icht mehr verwendete Oberleitung bleibt weiterhin ungenutzt. Anders i​n Bari, d​ort ist weiterhin geplant, d​en schon 1988 eingestellten Betrieb wieder aufzunehmen. Obwohl d​azu bereits 1999 u​nd 2009 n​eue Wagen beschafft wurden, d​ie bislang n​icht zum Einsatz kamen,[359] w​ar der Betrieb allerdings a​uch 2021 i​mmer noch n​icht wiedereröffnet. Außerdem begann bereits 2009 i​n Avellino d​er Aufbau e​ines weiteren n​euen Obus-Systems. 2014 wurden dorthin d​ie Fahrzeuge ausgeliefert, 2016 fanden d​ie ersten Testfahrten statt, d​ie immer n​och nicht erfolgte Inbetriebnahme w​ar zuletzt für d​en 31. März 2017 geplant.[360] Ein weiteres geplantes System i​st der Oberleitungsbus Pescara, a​n dem s​chon seit 2010 gebaut wird.

    Größte Betriebe

    Die Stadt m​it den weltweit meisten Trolleybussen i​st die belarussische Hauptstadt Minsk m​it knapp 900 Trolleybussen u​nd 63 Linien (Stand Mai 2017). Einst t​rug die russische Hauptstadt Moskau diesen Titel, d​ort reduzierte d​as Verkehrsunternehmen Mosgortrans d​en Betrieb jedoch b​is August 2020 schrittweise a​uf eine einzige verbliebene Linie. Größter Betrieb i​n Asien i​st die chinesische Hauptstadt Peking m​it mehr a​ls 500 Fahrzeugen u​nd 26 Linien (Stand 2017), d​er größte Betrieb a​uf dem amerikanischen Kontinent l​iegt in d​er mexikanischen Hauptstadt Mexiko-Stadt m​it 379 Fahrzeugen (Höchststand 1986 m​it 1045) u​nd acht Linien (Stand 2017).

    Besonderheiten

    Funktionsfähige Modell-Oberleitungsbusse
    • In manchen Städten bestehen Teilnetze, die nicht mit dem jeweiligen Hauptnetz verbunden sind. So hat die Linie 33 in Bratislava seit ihrer Eröffnung keinerlei Verbindung zu den übrigen Linien. Ebenso besteht das Bukarester Obus-Netz aus zwei autonomen Bereichen. Beim nordkoreanischen Oberleitungsbus Ch’ŏngjin haben sogar alle drei vorhandenen Linien keine Fahrleitungsverbindung untereinander.[144]
    • In Esslingen konnten 1990 beim Oberleitungsbau auf der Vogelsangbrücke die Masten aus statischen Gründen nicht wie geplant im Fundament der Brücke gesetzt werden. Sie wurden deshalb in wesentlich stärkerer Ausführung an beiden Ufern des Neckars aufgestellt. Der Mastabstand von 98 Metern gilt als Weltrekord bei der Fahrleitungsabspannung für Oberleitungsbusse.[361]
    • Die Oberleitungsbusstrecke Murodō–Daikanbō in Japan ist die letzte weltweit, die im Linksverkehr betrieben wird – wenngleich sie nicht im öffentlichen Straßenraum verläuft. In allen anderen Ländern mit Oberleitungsbussen wird hingegen rechts gefahren.
    • Als Zubehör für Modelleisenbahnen fertigte die Firma Eheim ab 1950 voll funktionsfähige Oberleitungsbusse in der Nenngröße H0, das heißt im Maßstab 1:87. 1963 wurde die Modellbausparte von Eheim durch die Firma Brawa übernommen, die dann 1967 auch ein Programm in Nenngröße N herausbrachte. Die Produktion von Modell-Oberleitungsbussen wurde schließlich im Jahr 2000 eingestellt.
    • Das Trolleybusunternehmen in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang unterhält, wie auch die Nordkoreanische Eisenbahn und die U-Bahn Pjöngjang, einen eigenen Radiosender.[362]
    • In der Sowjetunion existierten zu Zeiten der Perestroika zu Verkaufswagen beziehungsweise Verkaufsfahrzeugen von privaten Handelskooperativen umfunktionierte Trolleybusse, so etwa 1989 in Charkiw und Poltawa. Sie hatten bestimmte Halteplätze, an denen – rechts neben der Oberleitung für die Linienwagen – eine separate Standspur für die Stromversorgung der mobilen Läden montiert wurde. Mangels Luftweichen mussten die Stromabnehmerstangen dabei manuell umgelegt werden.
    • Im russischen Orenburg verbindet die Trolleybuslinie 10 Europa mit Asien.[363]
    • Im Nordwesten Tschechiens unterhielt das Unternehmen Škoda von 1963 bis 2004 eine eigene Werksteststrecke für Obusse. Sie war 6,1 Kilometer lang, bis zu zwölf Prozent steil und führte von Dolní Žďár nach Jáchymov.
    • In São Paulo operieren zwei verschiedene Obus-Gesellschaften parallel zueinander: Die São Paulo Transportes (SPT) betreibt 14 Linien im Stadtbereich, und die Empresa Metropolitana des Transportes Urbanos (EMTU) weitere sechs Linien in die Vororte. Die beiden Netze treffen zwar am Umsteigeknoten Terminal São Mateus aufeinander, sind jedoch physisch nicht miteinander verbunden.

    Siehe auch

    Literatur

    • Ashley R. Bruce: Lombard-Gerin and Inventing the Trolleybus. Trolleybooks (UK), 2017, ISBN 978-0-904235-25-8 (englisch).
    • Ludger Kenning, Mattis Schindler: Obusse in Deutschland. Band 1: Berlin – Brandenburg – Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein – Hamburg – Bremen – Niedersachsen, Sachsen-Anhalt – Thüringen – Sachsen, Frühere deutsche Ostgebiete. Kenning, Nordhorn 2009, ISBN 978-3-933613-34-9.
    • Ludger Kenning, Mattis Schindler (Hrsg.): Obusse in Deutschland. Band 2: Nordrhein-Westfalen, Hessen. Kenning, Nordhorn 2011, ISBN 978-3-933613-31-8.
    • Jean-Philippe Coppex: Die Schweizer Überlandtrolleybusse / Les trolleybus régionaux en Suisse. Endstation Ostring, Genève 2008, ISBN 978-3-9522545-3-0 (deutsch und französisch).
    • Erich Hoepke: Omnibusse im Verkehrssystem von Ballungsgebieten. Planung, Betrieb und Leitsystem – Technik der Omnibusse, Obusse, Duo-Busse und Spurbusse. Expert, Renningen-Malmsheim 1995, ISBN 3-8169-1164-1.
    • Felix Förster: Wie die „gleislose Bahn“ das Rollen lernte. Obusse in Deutschland 1882 bis 1928. In: Straßenbahn Magazin 12/2018, GeraMond, S. 66–70.
    • Felix Förster: 20 Jahre Blütezeit. Obusse in Deutschland ab 1930. In: Straßenbahn Magazin 01/2019, GeraMond, S. 58–62.
    • Felix Förster: Zukunft dank Duo-Lösungen. Obusse in Deutschland heute und in Zukunft. In: Straßenbahn Magazin 03/2019, GeraMond, S. 28–31.
    • Frank Dittmann: Eine Nischentechnik in der Systemauseinandersetzung. Obusse in beiden deutschen Staaten. In: Technikgeschichte, Bd. 64 (1997), H. 2, S. 103–124.
    Commons: Oberleitungsbus 1 – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
    Commons: Oberleitungsbus 2 – Sammlung von Bildern
    Wiktionary: Obus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
    Wiktionary: Trolleybus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

    Einzelnachweise

    1. Victor von Röll: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Auflage. Urban & Schwarzenberg, Berlin/ Wien 1923 (zeno.org [abgerufen am 22. Juli 2019] Lexikoneintrag „Gleislose Bahnen“).
    2. Jürgen Lehmann: Knapp 5.000 Trolleybusse fahren in der EU in 89 Betrieben auf trolleymotion.eu, Artikel vom 31. Dezember 2021, abgerufen am 18. Februar 2022
    3. Winfried Reinhardt: Öffentlicher Personennahverkehr: Technik – rechts- und betriebswirtschaftliche Grundlagen. S. 578.
    4. Salzburg, Positionspapier Trolleybus, März 2004 (PDF; 36 kB)
    5. Bahnen und Recht auf www.wedebruch.de
    6. KBA, Juni 2012: Verzeichnis zur Systematisierung von Kraftfahrzeugen und ihren Anhängern, 7. Ausgabe, S. 35 (Memento vom 19. Oktober 2013 im Internet Archive) (PDF; 1,7 MB)
    7. Personenbeförderungsgesetz, § 4 Straßenbahnen, Obusse, Kraftfahrzeuge
    8. Deutschland-Esslingen: Busse für den öffentlichen Verkehr 2013/S 240-418139 Auftragsbekanntmachung – Versorgungssektoren Lieferauftrag
    9. Peter Dietrich: Schon 2100 Stunden für Papas tollsten Bus – Esslinger restaurieren den Henschel-Obus 22 aus dem Jahr 1962 Esslinger Zeitung vom 22. August 2016
    10. Jan Crummenerl: Neue Obus-Generation: Stadtwerke zerstreuen Bedenken am Dämm-Material Polystyrol, Solinger Tageblatt vom 30. Januar 2001
    11. Personenbeförderungsgesetz, § 54 Aufsicht
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