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Porträt

laut.de-Biographie

I AM

"Le tempo libère mon imagination / me rappelle que ma musique est née dans un champ de coton." Treffender lässt sich Hip Hop eigentlich kaum darstellen: "Das Tempo befreit meine Vorstellungskraft, weil meine Musik in einem Baumwollfeld geboren ist." I AM bringen es auf den Punkt. Sie machen schlicht und ergreifend französischen Rap, der nicht nur im nationalen Vergleich seinesgleichen sucht.

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Schon im Jahr 1984 schließen sich Eric Mazel (Kheops) und Philippe Fragione (Akhenaton) zum Breakdancen unter dem Namen Lively Crew zusammen. Mit der Zeit kommen sie in Kontakt mit anderen Hip Hop-Begeisterten aus den Vorstädten Marseilles. Bis 1988 vervollständigen vier weitere Heads die Truppe.

I AM sind geboren, die Aufgabenverteilung allerdings ist von Anfang an nicht strikt festgelegt. Es gibt zwar Hauptverantwortliche für die Produktion (Akhenaton, Imhotep und Kheops), für die Arbeit am Mikrofon (Shurik'n, Malek Sultan aka Freeman, Akhenaton und Kephren), die DJs heißen Kheops und Imhotep, doch die Übergänge sind fließend. Vielleicht erscheint ihr Style gerade deswegen so facettenreich und vielfältig.

Auch bei der Bedeutung ihres Bandnamens können sich die sechs nicht einigen. In erster Linie steht der Name für das englische 'Ich bin', er gestattet aber auch andere Lesarten. I AM steht wahlweise für "Imperial Asiatic Men", "Independantistes Autonomous Marseilles" oder "Invasion Arrivant de Mars".

Nicht nur die locker geregelten Zuständigkeiten machen die Musik I AMs so vielseitig, auch die Herkunft der Mitglieder trägt ihren Teil zum unverwechselbaren Stil bei. So sind zwar alle in den Vororten Marseilles groß geworden, doch liegen ihre familiären Wurzeln unter anderem in Italien, Marokko oder anderen Teilen Afrikas.

Nach ihrer Gründung bringen I AM 1989 in Eigenregie ihr erstes Tape auf den Markt, das trotz mieser Promotion für großes Aufsehen bei der damals auf Paris beschränkten französischen Rapszene sorgt. Ihr sich im Untergrund immer weiter verbreitende Name gewinnt die Aufmerksamkeit der Plattenbosse, 1990 haben sie bereits ihren ersten Major-Deal bei Virgin in der Tasche.

Mit Hilfe des Labels bekommen sie noch vor der Veröffentlichung ihres ersten Albums die Chance, mit damaligen Stars auf der Bühnen zu stehen. I AM treten bei Madonna, Public Enemy und James Brown als Vorband auf: eine gute Basis für den Release ihres Debüts. 1991 erscheint "De La Planete Mars" und verkauft sich gleich über 100.000 Mal.

Ihr innovativer Rap-Style, ihre Texte und die Beats sind allesamt inspiriert von nahöstlicher und ägyptischer Kultur: ein Novum in der Rap-Szene. Ihre Texte umfassen zudem teils humorvolle, teils direkte Reflektionen der Gesellschaft.

Zwei Jahre später läutet ihr nächstes Album "Ombre Et Lumière" (Schatten und Licht) eine weitere Erfolgsrunde ein. Als das Jahr für I AM entpuppt sich allerdings 1994: Ihre Single "Je Danse Le Mia" gerät mit über 300.000 verkauften Einheiten zum Riesenerfolg. Dazu kommt eine Auszeichnung als beste Rap-Band Frankreichs beim französischen "Victoires De La Musique"-Award. Schon jetzt gilt nicht mehr die französische Hauptstadt als Mekka des einheimischen Sprechgesangs, die neue Hochburg der Szene heißt Marseille.

I AM - Rêvolution
I AM Rêvolution
Ohne Träume keine Revolution.
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Das unterstreichen I AM 1997 und veröffentlichen ein echtes Meisterwerk. "L'École Du Micro D'Argent" (Die Schule des silbernen Mikrofons) legt die Latte für Rap-Plattenverkäufe ein Stück höher und findet in über einer Million Haushalten ein Plätzchen. Der Longplayer gilt als bahnbrechendes europäisches Rap-Album und in Sachen Produktion wie auch raptechnisch als Referenz für französischen Hip Hop. Erneut gibt es eine Ehrung: I AM gewinnen die Trophäe für das "Beste Album des Jahres 1998".

Auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs legen sie jedoch ihre Gruppenarbeit nieder und widmen sich anderen Aufgaben. Neben diversen Solo-Projekten liefern sie die Soundtracks für Filmproduktionen wie "Comme Une Aimant" oder die überaus erfolgreiche "Taxi"-Trilogie.

Nachdem die Saian Supa Crew inzwischen die Aufmerksamkeit der französischen Rap-Welt wieder in Richtung Paris gelockt hat, ist es an der Zeit, den wartenden Fans ein neues I AM-Album zu schenken. Tatsächlich erfüllt "Revoir Un Printemps" 2003 höchste Erwartungen.

Jedoch müssen I AM erkennen, dass Rap-Frankreich nicht mehr ihnen gehört. Die Fans folgen mittlerweile denjenigen, die expliziter zu Werke gehen: Booba, Monsieur R, und vielen anderen aus dem kochenden Pariser Umfeld. Hardcore-Rap meist aus den Banlieus, in denen sich die Wut auf den neuen Staatschef Sarkozy in brennenden Autos und Straßenschlachten entlädt. I AM, mittlerweile grauhaarig und in graue Rollkragenpullover gekleidet, sind offensichtlich der Zielgruppe des Hip Hop-Nachwuchses entwachsen.

Vielleicht ein Grund für das düstere und deutlich härtere "Saison 5", das im Herbst 2007 erscheint. Dafür haben sie sich vom langjährigen Labelpartner Virgin getrennt, um fortan mit Polydor bzw. dessen Mutterkonzern Universal gemeinsame Sache zu machen. Auf Gastbeiträge verzichten sie fast vollständig, das Kollektiv bietet wieder I AM pur.

Das entschiedene Eintreten gegen Rassismus, in Frankreich wie weltweit, genießt bei I AM ungebrochen Priorität. "Das ist aber auch das einzige politische Thema", schallt es aus den Reihen der Crew. "Im Grunde betrachten wir uns als eine unpolitische Band." Wenn darin ihre Mission bestand: Ziel gründlich verfehlt.

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