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Korl un Marieken

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Korl un Marieken.
Author: Fritz Reuter
Text type: Gedicht
Comment:

from: Polterabend-Gedichte

1855

:

Korl (beim Eintreten):
I wo? Du meinst, ick sall mi brühren laaten?
Gah hen un nimm di doch den Schniere,
Un frieg di doch den Hungeliere;
Ick för mien Deil gah unne dei Soldaten.

Marieken:
Ih, Korl, mi dücht...

Korl (nachäffend):
Mi dücht, mi dücht!
Ich will di seggen, wat mi dücht:
Mi dücht, du handelst an mi schlicht.
Von Dag tau Dag wad dien Bedragen schlimme,
Du treckst mi an dei Näs' herümme.
Un sich tau nehmen so'n Schniere! –
Ick wull doatau nicks seggen, wier'e
En richt'gen Kierl, doch dat's ein Vagelbunt,
So'n Wäpstart, so'n schrägelbein'ge Hund,
So'n Hirre, so'ne Meck, so'n Zeeg!
Wenn'ck den'n mal in mien Fingern kreeg!

Marieken:
Ih, Korl! Ih, Korl, wat rehrst denn du?
Nee, Körling, süh, ick bün di truu
Un war gewiß noch mal dien Fru.

Korl:
Du mi tru? Du miene Fru?
Ierst harst den Schauste, nu den Schniere;
Paß up, nu kümmt dei Klempne, un so wiere.
Un ick sall tauseihn, wo sich dat regiert?
Wo mien Marieken 'rümme karessiert?
Ick sall den Handel noch vetüschen?
Un sall doa bi stahn un dat Muhl mi wischen?
Mien Döchting, nee! Gah du dien Weg',
Nimm di den Schniere, frieg dei Zeeg!

Marieken:
Na, Korl, nu hür, nu will'ck di mal wat seggen...

Korl:
Na, dit is doch! Nu will s' mi noch wat seggen!
Du wist di woll up't Strieren leggen?
Kiek mi mal an; kannst du dat strieren?
Dat du mit em nich gistern güngst spazieren?
Ick hew't woll seihn, du schlichte Kreatua,
Ick stünn dicht bi jug up dei Lua,
Ick hew't woll seihn, wat doa passiert,
Un hew dat Wurt vör Wurt anhürt.
»Mariechen«, sähr'e, »ach, wo bün ich doch verliebt!
Wat is dat doch vor een Jedanke,
Wenn man det Abens uf der Banke
Sein Herz so vor enander jibt!
Oh, wenn ich doch eins jlücklich wäre!«
Un ja, Marieken, »jlücklich« sähr'e.
Un du, Marieken, ach, wat wierst du nett!
»Jeliebter Fründ«, sährst du, »ich jlaube dir:
Dat einzigste Pläsierverjnügen,
Wat so en armes Mädchen hett,
Dat is die Lieb des Abens vor die Dür,
Un nahsten einen Mann zu kriegen.«
Un so güng't noch en Strämel wiere.
Un dat süll ick mi beiren laaten!
Ick süll mal bloß den Schniere faaten!
So'n Schrägelbein. So'n dreihbeinigte Schniere!

Marieken:
Du dumme Klas, süh, dat geschüht di recht!
Gah du man hen nah dei Soldaten!
Hew ick di nich all ümme seggt,
Du sast dat olle Luuren laaten?
Nu is dat kamen, as ick dat hew wullt,
As ick't mit Fliet all lang' dehr wünschen.
Dei Schniere, süh, hett keine Schuld,
Dat is en vähl tau nobeln Minschen,
Dei Schniere is en Ihrenmann,
Un ick bün so unschüllig dran,
As wier'ck en niergeburnes Kind.
Dei Schniere, süh, dat is mien Fründ,
Un ok tau'm Schwage war'ck em kriegen,
Hei will Korlin, mien Schweste, friegen.
Un wenn hei 's Abens up dei Straaten
Mit mi mal steiht, un vör dei Döhr,
Denn schnackt hei mit mi bloß von ehr. –
Nu gah doch hen nah dei Soldaten!
Meinst du, dat ick doanah wat frag?
So'n Dämlack krieg'ck noch alle Dag'!

Korl:
Je, du büst klauk un weist di rut tau rehren.

Marieken:
Mit so'n Stück Schnack laat mi taufrehren!
Wo? Ruterehren nennst du dat,
Wenn ick di ingestah ganz iehrlich, wat
Wi beiren von Korlinen spraken?
Ih, gah'! Mit di's kein Staat tau maaken!
Du büst tau dumm; ick will von di nicks weiten.
Noch nennt mi Rieke Schmitten jeremann,
Un dat hürt sich vähl bäte an,
As wenn s' mi nahsten Däskoppsch heiten.

Korl:
Wo so denn Däskoppsch? Wo denn so?

Marieken:
Laat mi in Rauh! Ick segg di jo,
Mit uns is't ut, ick heww dat satt;
Ick treck jetzt weg hier ut dei Stadt.
Dien Sangbauk kannst di werre nehmen.
Ick möt mi jo vör di schanieren
Un tau 'ne Preistemamsell mi schämen,
Wenn dienen Drähnschnack Minschen hüren.
Mi wad bald kolt, mi wad bald heit
Vör diene groote Dämlichkeit.

Korl:
Ih, laat man sin, Marieken! Kumm!
Bün ick denn würklich man so dumm?

Marieken:
Dat markst du nich? Na, dat möt ick bekenn'n!
Mit di kann man jo Wänn'n inrönn'n.
Du höllst di noch för klauk am En'n?

Korl:
För klauk just nich, dat will ick grar nich seggen,
Doch grar ok nich för alltau dämlich.

Marieken:
Na, hür mal! Dämlich büst du tämlich,
Du kannst so düsig üm di gaapen,
Grar as dat meckelnbörgsche Waapen.

Korl:
Na, kumm, Marieken, laat't man sin!
Wenn ick ok en Bäten düsig bün,
Ick holl doch goa tau vähl von di.

Marieken:
Je, hür mal, Korl, wenn dat nich wier,
Denn wier't mit uns all lang' vebi,
Denn wier ick lang' all nich miehr hier.
Ick wull di laaten gahn dien Weg'
Un säuken di 'ne ann're Fru,
Doch wenn'ck di in dien Oogen seeg,
Dat du so iehrlich büst und tru,
Denn wier't vebi mit den Entschluß.

Korl:
Kumm her, Marieken, giww mi'n lütten Kuß.

Marieken:
Je, wist ok werre luuren gahn?
Un wist ok werre falsch vestahn?
Un wist ok noch den Schniere schlahn?

Korl:
Ih, Gott bewohre! Mienentwegen
Kannst du spazieren gahn, mit wen du wist.
Un kannst, wenn du sei bloß nich küßt,
Spazieren gahn mit all dei Zeegen.
(Er küßt sie.)

Marieken:
Nu, laat man sin, laat doch man sin!

Korl:
Sall'ck di nich mal eins äwestraken?

Marieken:
Süh, ich hahr dat mit di gaud in den Sinn
Un wull di einen Vörschlag maaken:
Ick weit 'ne Herrschaft, dei sich morgen friegen,
Doa künn'n wi beir en Posten kriegen,
Wenn du up mienen Vörschlag hürst
Un man nich alltau dämlich wierst:
Du bi den Herrn, ick bi dei Dam,
Dann bleew wi beir doch hübsch tausam.
Un wenn dat wier, nah ein poa Joah,
Denn würr'n wi beir woll ok en Poa.

Korl:
Un du, Marieken, würst mien lütte Fru!

Marieken:
Dauh doch nich gliek so'n driesten Schnack! –
As Kammejumfe ick, as Kutsche du...

Korl:
Wo, orndlich mit 'ne bunte Jack
Un mit 'ne Kunkahr an den Haut?

Marieken:
Natürlich! Grar as sich dat hürt.
Di wad woll orndlich stolz tau Maut?

Korl:
Ja woll, Marieken, prächtig wier't,
Un ick kehm mit den Kram ok t'recht,
Denn süh, ick dein all lang' as Knecht
Un bün gefährlich up dei Mähren.
Doch fällt mi goa tau schwer dei Sprak,
Un bi so'n Herrschaft, dat 's so'n Saak!
Ick weit sei nich d'rupp antaurehren.

Marieken:
Ih, dat, dat krieg' wi woll tau Schick,
Maak du dat grar man so as ick,
Rehr frisch von diene Lewe weg,
Dat sülwje, wat dei Fru ick segg,
Dat seggst du ok tau dienen Herrn.
Kumm du man mit, dat wad sich allens reihn,
Un sett hübsch utwarts diene Bein,
Un möst ok nich so driest upperr'n.
Kumm gliek man mit, gliek mit heran!
Ick tau de Fru, du tau den Mann,
Un stell di bloß nich dämlich an.

(zu der Braut.)
Madame, ick hew tau hüren kreegen...

Korl (zum Bräutigam):
Ja woll! Wi hebbn tau hüren kreegen...

Marieken:
Dat Sei sich morr'n vefriegen würr'n...

Korl:
Dat Sei sich morr'n vefriegen würr'n...

Marieken:
Un doarüm un um dessentwegen...

Korl:
Un doarüm un um dessentwegen...

Marieken:
Kam ick tau Sei, üm Sei tau birren...

Korl:
Kam ick tau Sei, üm Sei tau birren...

Marieken:
As Kammejumfe mi tau meiren...

Korl:
As Kammejumfe mi tau meiren...

Marieken:
Wo's't mäglich! Nee! Du dumme Klas!
Dit geiht doch äwe allen Spaß!
Ick möt mi in dei Ier rin schämen.
Ick süll di friegen? War mi häuren!
Will sick als Kammejumfe hier vermeiren!

Korl:
Ja, süh, Marieken, sährst du nich...?

Marieken:
Ih, maak! Un laat mi man taufrehren.
Gah weg, du Klas, un laat mi rehren. –
Sien Dummheit, Herr, is fürchterlich,
Un mi is't sülwsten siehr schanierlich,
Doch is't en gauren Kierl, truu un iehrlich.

Korl (zur Braut):
Madaming, wenn'ck Sei rahren kann,
Denn nehmen S' dei as Kammerjumfe an:
Marieken, dei is gruuglich klauk,
Un schnacken kann s', grar as en Bauk.
Sei's flink un fix un gaud tau Bein,
So wat hebb'n Sei mendag' nich seihn;
In ein Minut dreiht sei sich dreimal üm,
Un uhrig is sei, as 'ne Imm.

Marieken:
Herr, nehmen S' Korln as Kutsche sich,
En betern Kutsche gift dat nich.

Korl:
Madaming, nehmen S' sich Marieken,
Dei Diern hatt nahrens ehres Glieken.

Marieken:
Sei will'n ehm nehmen?

Korl:
Sei will'n s' sich meiren?

Beide:
Ih, dat is nett!
Ein Jere nu en Posten hett.

Korl:
Ick bi den Herrn, du bi dei Dam,
Nu bliew wi beir doch hübsch tausam!

Marieken:
Har ick dat nich so klauk anfungen,
Denn wier dat Stück uns nich gelungen.

Korl:
Ja, mäglich is't; ick will't nich strieren,
Dat du dei Saak utfuchten hest,
Doch wier mien dämlich Schnack nich west,
Denn dehr uns dat vielleicht noch brühren.
Ick holl dien Klaukheit sihr in Ihren,
Un Klaukheit is 'ne schöne Saak;
Doch wenn wi beir so pfiffig wieren
Un beir so schwipp mit unse Sprak,
Denn wier dat mit dei Friegerie
Un mit dei Leiw woll bald vebi,
Denn wier dat Ei
Woll bald intwei,
Dann würr dei Höll uns bald tau heit.
Nee! Ick law' mi dei Dämlichkeit.