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Gepiden

Die Wanderung der Gepiden

Der Goldschatz von SzilagySomlyo

Mit dem Goldschatz von Szilàgy-Somlyó möchte Sevin auf einen der wenigen konkreten Funde mit gepidischem Zusammenhang eingehen.
Etwa im Zentrum des Karpatenbeckens, im Gebiet des Theißlandes gelegen, gibt dieser Schatz neben der Tatsache seines geographischen Fundorts sowohl Informationen über bestimmte Schmuckstücke in der Mitte des 4. Jahrhunderts, als auch einen kleinen Einblick in die römische Kaiserzeit. Sevin glaubt unter Zuhilfenahme des Goldschatzes eine Angleichung der gotischen Völker der Gebiden, Wisigoten und Ostrogoten im 4. Jahrhundert erkennen zu können.35
Die neue Umgebung schien auf die Völker in dieser Region ganz entscheidenden Einfluss zu haben. Die durch Griechen gegründeten Städte entlang der Schwarzen Meerküste, mit ihren Handelsverflechtungen in die umliegenden Regionen, gingen demnach auch an den Goten nicht spurlos vorbei. Sie nutzten wohl griechische Errungenschaften für ihre Zwecke und entwickelten daraus eigene Stile.36
Aus dem Schatz wurden 14 Goldmünzen römischer Kaiser geborgen, davon eine Halskette, 21 goldene oder mit Gold plattierte Spangen sowie 3 goldene Trinkschalen und ein goldener Armring.37
Nachfolgend sollen nur exemplarisch einige Fundstücke veranschaulicht werden:
Zwei Goldmünzen (Abbildung 5):
Hier erkennt man zwei umrahmte Goldmedaillons mit Bildnissen römischer Kaiser. Die linke Münze wird Kaiser Valens zugewiesen, der 364-378 im Osten regiert haben soll, die rechte Münze Constantius II, der 337-361, der ebenfalls im Osten regiert haben soll.
Spangen mit Sonnenrad-Verziehrung (Abbildung 6):
Diese Spangen sind mit einer Länge von 25 cm die größten ihrer Art aus der Völkerwanderungszeit Ungarn.38

Aus der Erkenntnis, dass die Goldmünzen verschiedene römische Kaiser des 4. Jahr-
hunderts zeigen, und der Tatsache, dass in dieser Zeit keine Nachrichten über die Gepiden überliefert sind, deutet sich am Ende für Sevin an, dass es sich wohl um einen Schatz eines gepidischen Königs handeln wird.39
An dieser Stelle scheint Sevin einen Wunsch ohne argumentative Überzeugungskraft direkt auszusprechen.
Diese Argumentation ist nicht stichhaltig und deutet an, welcher Nachholbedarf hinsichtlich der archäologischen Forschung bezüglich der Gepiden besteht. Natürlich dient dieser Goldschatz auch zur Veranschaulichung besonders schöner Münzen und prachtvollen Schmucks im 4. Jahrhundert. Allerdings erlauben die Funde, zumindest nach Sevins Beschreibung, wohl keine eindeutige Zuordnung zum Volk der Gepiden. Hätte es eine konkrete Möglichkeit für Sevin gegeben, mittels Siedlungen, Gräbern oder anderer Fundkomplexe das Vorkommen der Gepiden zweifelsfrei nachzuweisen, hätte er bestimmt auf solche archäologischen Ergebnisse zurückgegriffen. Mit dem Goldschatz von Szilàgy-Somlyó ist, wie so oft im Zusammenhang mit den Gepiden, nicht mehr als ein archäologisches Indiz repräsentiert.

35Sevin, S.38.
36Sevin dazu: „Der unter ihrer Mitwirkung entstandene sog. gotische oder farbige Stil ist nicht so sehr ihre Neuschöpfung als eine Abwandlung der dem barbarischen Geschmack angepassten griechischen Gebrauchskunst am nördlichen Schwarzen Meer, welche Jahrhunderte hindurch der Befriedigung des Schmuckbedürfnisses der wechselnden sarmatischen, gotischen und später hunnischen Oberschicht des Gebietes diente.“
37Ebd., S.40
Es handelt sich imgrunde um einen "Schatzkomplex", da in den Jahren 1797 und 1889 an verschiedenen Fundstellen, die nahe bei einander liegen, zwei Schätze freigelegt wurden. Beide Schätze werden aufgrund der Fundsituation als ein Schatz klassifiziert.
38Ebd., S.43.
39Ebd., S.40 f. und S.48. Folgende Aussage Sevins erscheint mir nicht nachvollziehbar: „Es stimmt hiermit überein, dass eben in dieser Zeit so gut wie keine Nachrichten über die Gebiden überliefert sind, was damit zu erklären ist, dass die Gebiden-Könige den Frieden wahrten.“
S.R.: Wie in diesem Zitat ausgeführt wird, sind Nachrichten über die Gebiden nur spärlich vorhanden. In den spärlichen Nachrichten scheinen keine konkreten Könige erwähnt zu werden, da sonst mindestens einer namentlich durch Sevin genannt worden wäre. Warum in dieser Zeit von den Gepiden nicht berichtet wurde, kann vielschichtige Gründe haben. Es ist denkbar, dass es zwischen zeitlich im 4. Jahrhundert zu einer Verschmelzung mit Wisi- oder Ostrogoten kam oder dass sich kein kein Geschichtsschreiber in dieser Phase für dieses Volk näher interessierte.
Um es auf den Punkt zu bringen: Wenn keine Erkenntnisse über einen Zeitabschnitt vorliegen, liegt nicht automatisch eine Tatsache besonders nahe, wie es hier den Anschein hat.
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