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Glogau

[414] Glogau, 1) ehemaliges Fürstenthum im preußischen Niederschlesien; 83 QM. mit 190,000 Ew. in sechs Kreisen, von denen jetzt die Kreise G., Grünberg, Sprottau u. Freistadt zu dem Regierungsbezirk Liegnitz, Guhrau zu dem von Breslau, Schwiebus zu dem von Frankfurt gehören. Die Geschichte des Fürstenthums G. s.u. Schlesien. 2) Kreis des preußischen Regierungsbezirks Liegnitz, aus einem Theil des ehemaligen Fürstenthums G. gebildet; meist eben, nur von mäßigen Anhöhen durchzogen, von der Oder gegen Nordwesten durchflossen u. von der Niederschlesischen Zweigbahn durchschnitten; den Hauptnahrungszweig bilden Landbau u. Viehzucht, neben welchen ziemliche Fabrikthätigkeit besteht; 171/4 QM., 72,800 Ew. 3) (Großglogau), Kreisstadt darin, am linken Ufer der Oder, mit der Dominsel in derselben durch eine Brücke verbunden, u. an der Niederschlesischen Zweigbahn, durch welche die Stadt mit der Niederschlesisch-märkischen u. der Breslau-Posener Bahn verbunden wird; Sitz eines Appellationsgerichtes. G. ist Festung zweiten Ranges, mit zehn Bastions u. Ravelins vor den Courtinen; außerdem ist eine [414] Sternschanze vorhanden, sowie ein Brückenkopf an der Eisenbahnbrücke über die Oder u. der Malakow, eine Eisenbahnverschanzung mit Montalambertschem Thurme, u. die Dominsel nebst dem jenseitigen Ufer ist ebenfalls befestigt. Die Werke wurden von den Franzosen, welche die Stadt von 1807–1814 besetzt hielten, bedeutend verstärkt. G. hat drei katholische Kirchen, wovon der Dom auf der Insel liegt, u. zwei evangelische, Synagoge, Schloß, ein katholisches u. ein evangelisches Gymnasium, Waisenhaus, Theater, Arbeitshaus, Fabriken für Taback, Siegellack, Leinen- u. Baumwollzeuge, Zuckerraffinerie, Schifffahrt, Handel, bedeutende Getreidemärkte, Wollmärkte; Freimaurerloge zur biederen Vereinigung; 16,200 Ew. – G., welches Einige grundlos für das alte Lugidunum halten, kommt zuerst 1109 vor, wo es Kaiser Heinrich V. vergebens belagerte, 1110 soll es Herzog Boleslaw vom Nord- auf das Südufer der Oder verlegt haben. 1260 baute Herzog Konrad das Schloß, zog Deutsche hierher u. gab der Stadt Deutsches Recht, u. von dieser Zeit schreibt sich die Blüthe der Stadt. 1241 bis 1476 war G. die Residenz der Herzöge von G. 1420 brannte die ganze Stadt ab. 1486 eroberte es Herzog Hans II. von Sagan; 1489 (1488) wurde es von den Ungarn vergebens belagert. 1615 brannte es wieder ab. 1632 wurde G. von den Sachsen, 1633 von den Kaiserlichen u. 1634 wieder von den Schweden genommen, die es nach dem Prager Frieden wieder räumten, es jedoch 1639 von Neuem belagerten. 1642 wurde es von Torstenson nochmals erstürmt, vom Erzherzog Leopold wieder belagert, aber von Torstenson entsetzt. 1741 wurde G. von den Preußen, unter dem Fürst Leopold von Dessau, erstürmt u. nach der Besitznahme von 1742 die Festungswerke bedeutend verstärkt. 1806 belagerten die Franzosen G., u. General Reinhardt übergab die Festung nach kurzer Vertheidigung am 2. Decbr. 1813 u. 1814 wurde es von Russen u. Preußen belagert u. beschossen u. am 17. April denselben vom General Laglane übergeben; die Besatzung zog nach Frankreich ab. 4) (Oberglogau, Kleinglogau), Stadt an der Hotzenplotz, im Kreise Neustadt des preußischen Regierungsbezirks Oppeln; 3 katholische Kirchen, Schloß mit Bibliothek, Silberkapelle des St. Borromäus, Rüstkammer u. Park, katholisches Schullehrerseminar; Lein- u. Wollweberei, Garnhandel; 4300 Ew.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 414-415.
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