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Wismar

[291] Wismar, 1) Herrschaft im Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin; an der Ostsee, umfaßt die Stadt W. u. zwei Domänenämter (Neukloster u. W.-Poel), 2,49 QM. mit 20,500 Ew.; 2) Hauptstadt hier, am Ostseebusen: der Wallfisch u. an der Mecklenburgischen Eisenbahn; 4 Kirchen (die alte Marienkirche mit 288 Fuß hohem Thurme, die Georgenkirche aus dem 13. Jahrh., die Nikolaikirche aus dem 14. Jahrh., die Heiligengeistkirche), Fürstenhof im italienischen Palaststyle erbaut (ehemalige Residenz mecklenburgischer Herzöge), Stadtschule (Gymnasium u. Realschule), Navigationsschule, Gewerbe- u.a. Schulen, Waisenhaus, Kranken- u. Armenhaus, Sparkasse, Freimaurerloge: Vaterlandsliebe, Schauspielhaus, 2 Buch- u. Kunsthandlungen, 2 Buchdruckereien, Fabriken in Strohhüten, Tabak, Cichorie, Eisengußwaaren, Karten, viele Branntweinbrennereien, Bier- u. Essigbrauereien, Gasfabrik, Mühlen für Mehl, Öl, Gyps, Lohe, Ziegeleien, sehr sicherer Hafen, Handel, bes. für Wolle wichtig; 13,130 Ew. Dabei das Seebad zu Boltenhagen. Flagge: viermal weiß, viermal roth horizontal gestreift. Vgl. C. C. H. Burmeister, Bürgersprachen u. Bürgerverträge der Stadt W., Wism. 1840; Beschreibung von W., ebd. 1857._– W. soll nach Ein. das alte Laciburgium, nach And. Marionis sein; sein Hafen wird 1170 urkundlich erwähnt, der Ort blieb aber klein, bis ihn Graf Gunzelin von Schwerin 1239 vergrößerte. 1301 brachte Heinrich der Hierosolymitaner W. an Mecklenburg. Nun wurde die Stadt eine der bedeutendsten u. weigerte den Herzögen von Mecklenburg mehrmals den Gehorsam, gerieth aber seit 1586, wo der Handel in Hamburg durch dahin geflüchtete Niederländer in Aufnahme kam, in Verfall. Sie war damals Festung u. der Hafen durch ein festes Fort (Wallfisch), am Eingang desselben auf einer Sandbank gelegen, geschützt. 1628 eroberte sie Wallenstein für den Kaiser, 1631 aber Gustav Adolf. Sie wurde im Westfälischen Frieden 1648 an Schweden abgetreten u. Mecklenburg durch das Bisthum Schwed entschädigt. Schweden verstärkte die Festungswerke u. verwendete so viel darauf, daß Karl XI. die Wälle W-s die silbernen Wälle nannte. 1675 wurde W. durch die Dänen unter Sandberg belagert u. durch Capitulation erobert, doch gaben es die Dänen 1679 im Frieden von Schonen wieder heraus. 1699 schlug der Blitz in einen Pulverthurm u. sprengte diesen u. mit ihm einen Theil der Stadt in die Luft. 1712 wurde es von den Dänen u. 1716 von den Dänen, Preußen u. Hannoveranern belagert, die Besatzung ergab sich aus Hunger, u. nun wurde auch die Festung geschleift, auch mußte sich Schweden im Frieden von 1721 anheischig machen W. nie wieder zu befestigen. 1803 wurde es von Schweden an Mecklenburg um 1,200,000 Thlr. banco verkauft. 3) (W.-Poel) Amt in der mecklenburg-schwerinischen Herrschaft Wismar, 0,66 QM., begreift die Inseln Poel u. Wallfisch.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 291.
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