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Empīrie

[679] Empīrie (v. gr.), Erfahrung, Wissen durch Erfahrung; daher Empirisch, erfahrungsmäßig, so Empirische Wissenschaften, welche die Thatsachen der Erfahrung sammeln u. zusammenstellen, z.B. Geschichte, Naturkunde. Empirismus, der Grundsatz, nur das als ursprünglich anzunehmen, was auf Erfahrung beruht; er ist grober E., mit Verschmähung aller andern Erkenntniß außer der empirischen; seiner E., welcher die Erfahrung als die eigentliche Grundlage aller anderweitigen Erkenntniß erklärt. Der Gegensatz von Empirismus ist Rationalismus (s.d.). Wer dem Empirismus huldigt, heißt ein Empiriker, wer darnach lehrt, ein Empirist. In der Theologie ist Empirismus das Halten an dem Buchstaben der Religionsurkunden; in der Philosophie nach Kant die Ableitung aller Erkenntnisse aus der sinnlichen Erfahrung; in der Medicin ist ein Empiriker, welcher aller theoretischen Kentnisse entrathet, od. alle Theorie verschmähet; in schärferer Bezeichnung eines rationellen Empirikers, der ohne Hintansetzung der Theorie, die Erfahrung in der Medicin nach ihrem wahren Werthe anschlägt. Eine Empirische Schule bildete sich in Griechenland etwa 280–250 v. Chr. u. trat dem früheren Dogmatismus in der Medicin entgegen, indem man den schon von Hippokrates vorgezeichneten Weg der Erfahrung von Neuem betrat. Der Stifter der älteren Empirischen Schule war Philinos von Kos; ausgebildeter wurde sie durch Serapion von Alexandrien. Indem jedoch die Herophiläer sich zur Partei der Empiriker schlugen, wurden diese, im Kampfe mit dem Dogmatismus, mit allen Sophismen der Dialektik ausgerüstet. Unter die verdienstlichen Anhänger dieser Schule gehört Heraklitos von Tarent; doch ist nur von Nikander von Kolophon einiges Schriftliche von Empirikern auf unsere Zeit gekommen. Der letzte, aber einer der gepriesensten Lehrer, war Theudas aus Laodikea, mit welchem die Empirische Schule im 2. Jahrh. n.Chr. erlosch.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 679.
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