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Chalons [1]

[847] Chalons (spr. Schalong), 1) Arrondissement im französischen Departement Maine; 237 QM. mit 35,500 Ew.; 2) (Ch. sur Marne, spr. Sch. für Marn), Hauptstadt darin u. des Departements; an der Marne u. der Eisenbahn von Paris u. Straßburg, hat Departementalbehörden, enge aber regelmäßige Straßen, große Kathedrale mit schönen Thürmen u. prachtvollen Glasmalereien, 2 Hospitäler, Rathhaus, Präfecturgebäude, einen schönen Spaziergang (Jard), Gesellschaft der Wissenschaften, Handels- u. Ackerbaugesellschaft, Handwerksschule für Soldatenknaben, Frauenkloster mit Erziehungsinstitut, Bibliothek, Museum, Naturaliencabinet; Fabriken in Leder, Baumwollenwaaren, Piqué, Strümpfen, Spargel-, Melonen- u. Hanfbau u. Wein- (Champagner-), Öl- u. Wollhandel.; 15,000 Ew. Geburtsort des Astronomen La Caille, des Historikers David Blondel u. des Philosophen Perrot d'Ablancourt. – Ch. ist das Catalauni od. Durocatalauni der Römer u. gehörte zu Gallia belgica. Hier 271 n. Chr. Sieg des Kaisers Aurelianus über Tetricus, s. Rom (Gesch.). 366 Sieg des Jovinus über die Alemannen; 451 auf den Campicatalaunici (Catalaunischen Feldern) Völkerschlacht, in welcher Attila, König der Hunnen, von Aetius, Anführer der Römer, besiegt wurde, u. in welcher der westgothische König Theoderich blieb, s.u. Hunnen. Die Stadt stand nie unter den Grafen von Champagne (obgleich sie Graf Robert 963 eroberte), sondern unter dem Bischof von Ch.; 3) (Challon), Arrondissement nördlich im französischen Departement Saone u. Loire; 301/6 QM., 112,000 Ew.; 4) (Ch. sur Saône, spr. Ch. für Saon), Hauptstadt hier; an der Saone, dem hier einmündenden Kanal du Centre u. der Eisenbahn von Dijon nach Lyon, hat Friedensgericht, Handelsgericht, schöne Spaziergänge, Hauptkirche, Hospital, Rathhaus, Bibliothek, Waisenhaus etc., Vorstadt (St. Laurent) auf einer Saoneinsel. Man fertigt hier aus den Schuppen des Weißfisches den Perlenglanz (Essence d'Orient) zu Glasperlen, auch Hüte u. Strümpfe, Leder- u. Thonwaaren, treibt starken Handel mit Wein, Getreide, Eisen, Kupfer, Öl, Seife etc.; 14,000 Ew. Geburtsort des Mathematikers Jean Pusset (starb 1690). Noch viel römische Alterthümer, z.B. Ruinen eines Amphitheaters. – Ch. ist das Cabillonum der Alten; es war Stadt der Äduer in Gallia lugdunensis, Sitz eines römischen Marinepräsects, da die Kaiser auf der Saone eine Flottille unterhielten, hatte Kornmagazine für die Armee u. ausgebreiteten Handel. Im 4. Jahrh. wurde das Bisthum hier gegründet. Die Burgunder rissen Ch. an sich, u. König Gontram residirte hier; im 6. Jahrh. kam es an die Franken; in der Theilung unter die Söhne Ludwigs des Frommen kam es an Karl den Kahlen; im 10. Jahrh. machte sich Graf Lambert von Ch. unabhängig. 1097 kam die Grafschaft Chalonnais durch Kauf halb an die Bischöfe von Ch., halb hatten sie die Herren von Douzy geerbt; diese Hälfte kam 1237 durch Tausch an Burgund. 1562 wurde die Stadt von den Hugenotten genommen. 1563 wurde die Citadelle mit 5 Bastionen erbaut, wozu 1671 noch [847] Außenwerke errichtet wurden; später verfiel die Festung wieder.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 847-848.
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