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Britisches Museum

[319] Britisches Museum (British Museum), eine nationale Anstalt Großbritanniens in London, zur Aufbewahrung von wissenschaftlichen u. Kunstsammlungen dienend. Das Gebäude, in welchem sich die Sammlungen befinden, ist hervorgegangen aus dem Palast des Herzogs von Montague an der Russelstraße. Diesen Palast erwarb die Regierung 1755, um die naturhistorischen Sammlungen u. die 50,000 Bände umfassende Bibliothek des Naturforschers Hans Sloane, welcher beide gegen eine Entschädigung der Erben dem Staate vermacht hatte, unterzubringen. Dieser Grundstock der wissenschaftlichen Schätze des B. M-s vermehrte sich rasch theils durch Käufe, theils durch Vermächtnisse. Im Jahre 1801 kam eine Sammlung ägyptischer Denkmäler u. griechischer Sculpturen (Elgin-Marbles) hinzu, 1823 die Bibliothek Georgs III., 80,000 Bände stark, 1847 die Granville'sche Bibliothek, in neuester Zeit werthvolle Marmorantiken aus Halikarnassus u. Kalymne von Newton ausgegraben, die Barbetti'sche Sammlung sardinischer Alterthümer, die Roach Smith'sche Sammlung Londoner Alterthümer, durch Vermächtniß Sir Will. Tempels eine Münzen- u. Antikensammlung aus Groß-Griechenland, durch Schenkung der Lady Webster eine Sammlung mexicanischer Alterthümer u. die assyrischen Alterthümer, welche von Layard u. Loftus aufgefunden wurden. Im unteren Stockwerk des umfangreichen Gebäudes befinden sich die Manuscripten- u. Büchersammlungen, erstere an 32,000, letztere an 500, 000 Bde. umfassend, u. die archäologischen Gegenstände. In der Mitte des Gebäudes, einem ehemals freien Hofraum, ist seit 1854 die neue Lesehalle eingerichtet, ein runder Saal von 140 Fuß Durchmesser u. 100 Fuß Höhe. Das Licht fällt durch eine Glaskuppel in den Saal. Ein auf den Tischen ausliegender Plan dient zur Orientirung über die Aufstellung der 80,000 Bände, welche die eisernen Bücherrepositorien an den Wänden füllen. Für den übrigen Theil der Bibliothek ist ein viereckiges Gebäude von 258 Fuß Länge u. 182 Fuß Breite bestimmt, welches den runden Lesesaal in sich einschließt u. ebenfalls von oben beleuchtet wird. Die Umfassungsmauern haben keine Fenster; das Innere ist in eine. Anzahl Stockwerke abgetheilt, deren Boden gußeiserne Roste bilden, so daß das Licht bis auf den untersten Boden fallen kann. Den Plan zu diesem Bibliotheksgebäude führte der Baumeister Smirke aus, der Urheber desselben ist der Chieflibrarian (Oberbibliothekar) der Anstalt, Panizzi (s.d.). Die Kosten des ganzen Baues werden auf 150,000 Pfd. St. angeschlagen. An der Herstellung eines systematischen u. alphabetischen Katalogs der Bücher u. Handschriften wird fortwährend gearbeitet. Über einzelne Abtheilungen existiren bereits besondere Verzeichnisse, u. zur Orientirung über die dem Publicum zugängliche Abtheilung der Bibliothek dient Panizzi's Guide to that portion of books now open to the public, Lond. 1851. Die Kunstsammlungen bestehen theils aus antiken Marmorsculpturen aus Attika, Lydien etc., theils aus ägyptischen, assyrischen u.a. Bildwerken, ferner aus Bronzen, Terracotten, orientalischen, griechischen u. römischen Münzen u. Geräthschaften. In den oberen Sälen sind die naturwissenschaftlichen Sammlungen aufgestellt; dieselben erstrecken sich auf die Naturproducte aller Welttheile u. werden ebenfalls fortwährend bereichert; das B. M. hat eine eigene photographische Anstalt eingerichtet, um von Handschriften. Documenten etc. Facsimiles zu nehmen. Zu der regelmäßigen Einnahme, die der Anstalt von Seiten des Staates u. in Folge von Vermächtnissen theils zur Besoldung der Custoden, theils zur Vermehrung der Sammlung, zufließt, erhält das B. M. noch außerordentliche Zuschüsse, die das Parlament bei besonderen Anlässen bewilligt. Die Ausgaben zur Unterhaltung u. Erweiterung der Anstalt beliefen sich im Jahre 1856 auf 67,539 Pfd. St. Die große Bereitwilligkeit, mit welcher dem Publicum die Schätze der Anstalt zur Belehrung u. Unterhaltung zugänglich gemacht werden, lockt eine große Zahl Besucher an. Studenten haben zu den im unteren Stock befindlichen Lehrsälen täglich von 9–4 Uhr Zutritt, allen anderen Personen ist die Anstalt nur Montags, Mittwochs u. Freitags geöffnet. Vgl. Synopsis of the Brit. Museum, Lond. (erscheint jährlich in einer neuen Aufl.).[319]

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 319-320.
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