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Bergămo [1]

[596] Bergămo, 1) Kreis im österreichischen Kronlande Lombardei, 76. QM., 365,000 Ew.; nördlich hohes Alpenland, südlich Flachland; Flüsse: Adda, Oglio, Serio, Brembo, alle zum Pogebiete; See: Iseo; bringt Wein, Flachs, Seide, Eisen u. Vieh. Die Einwohner (Bergamasken) sind in Italien als plump verschrieen u. sprechen einen eigenthümlichen rauben Dialekt; Arlechino u. Brighello (s. b.) in der italienischen Komödie werden als Bergamasken genommen u. sprechen den Dialekt derselben. Das Klima. ist gesund, namentlich im Norden; 2) Hauptstadt desselben, zwischen Brembo u. Serio, auf 10 Hügeln, befestigt; Sitz eines Erzbischofs, 6 Waisenhäuser; auf dem Markte steht Tasso's Bildsäule; 2 gelehrte Gesellschaften, bischöfliches Seminar, Gymnasium, Lyceum, Maler- u. Bildhauerakademie, 15 Kirchen, darunter die Kathedrale u. die in Gothischem Style erbaute u. mit Frescomalereien verzierte Kirche Sta. Maria Maggiore; merkwürdig ist La Fiera (das Kaufhaus mit 540 Kaufläden), zwischen den Vorstädten St. Leonardo u. Antonio, mit weitem Platz davor u. Springbrunnen; 14tägige Seidenmessen (26. Aug. bis 7. Sept.); Viehhandel, Seiden- u. Tuchwebereien, Eisengießereien in seinen Waaren, Zuckerbäckereien (Confetti di Bergamo); 35,000 Ew. B. ist der Geburtsort Tiraboschis u. Bernardo Tasso's. – B. hieß in alter Zeit Bergomum, in der mittleren Bergamum, u. war von den in Oberitalien eingewanderten Celten (Gallier) gegründet. Unter die Herrschaft der Römer gekommen, war B. Municipium; Attila zerstörte es. Unter den Longobarden wieder aufgebaut, wurde B. der Sitz eigner Herzöge, von denen indeß nur Galduls bekannt ist, der zu Ende des 6. Jahrh. vergeblich sich von dem Longobardenkönige unabhängig zu machen versuchte. Seit dem 8. Jahrh. besaßen die Karolinger B.; darauf ward es unabhängig bis 1264, wo sich Philipp Turriani als Tyrann aufwarf; ihm folgten Matthäo Visconti von Mailand, der aber 1295 die Herrschaft wieder verlor. Nach mehrfachem Herrschaftswechsel zwischen Ghibellinen u. Guelfen in B., verkaufte es Roger Suardi, welchen die Einwohner zum Statthalter ernannt hatten, an Pandulf III. Malatesta von Brescia. 1425 kam es ungeachtet Coglionis Schutz an Philipp Maria Visconti von Mailand, u. nach dessen Tode (1447) an Venedig. 1509 ward es von Ludwig XII. erobert, kam aber schon 1516 wieder an die Venetianer, welche es stark befestigten u. bis 1796 behielten. Von den Franzosen wurde es nach der Eroberung Oberitaliens der Cisalpinischen Republik u. dem Königreich Italien zugetheilt u. Hauptstadt des Districts Serio; 1814 wieder österreichisch geworden, wurde es Theil des Königreichs Lombardei-Venedig. Im Febr. 1848 kam es hier zum Ausbruch einer revolutionären Bewegung, im März verließen die österreichischen Truppen die Stadt u. Piemontesen besetzten dieselbe. Am 18. August rückte Fürst Schwarzenberg in B. wieder ein, nachdem zuvor die abziehenden Piemontesen die Citadelle in die Luft gesprengt hatten.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 596.
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