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Befestigungskunst

[483] Befestigungskunst (Fortification), die Kunst, einen Ort in den Stand zu setzen, daß sich dort Wenige gegen Viele mit Vortheil vertheidigen können. Je nachdem der Ort, den man haltbar machen will, beschaffen ist, theilt man sie a) in Feld-B. (flüchtige B., Fortification passagere) welche blos für das Bedürfniß des Augenblicks, höchstens eines Feldzugs, Schanzen in freiem Felde aufzuwerfen od. Terraingegenstände, wie Wälder, Dörfer etc., zu einer vortheilhaften Vertheidigung geschickt zu machen lehrt; u. b) Festungsbaukunst (beständige B., Fortific. royale, F. permanente), welche haltbare Plätze, wirkliche Festungen für die Dauer auszuführen lehrt; zwischen beiden steht c) die provisorische B., welche Städte für die Dauer eines Krieges in möglichst kurzer Zeit, zum wenigsten für den ersten Anlauf, zu haltbaren Plätzen zu machen lehrt. Je nachdem die zu bauenden Werke eine regelmäßige od. unregelmäßige Gestalt erhalten, wird die Befestigung eine regelmäßige od. unregelmäßige, u. je nachdem von der Natur gebotene Verstärkungen, wie Sümpfe, Flüsse, Seen, steile Abhänge vorhanden u. benutzt sind, künstliche od. natürliche genannt. Unregelmäßige u. natürliche Befestigung sind nahe mit einander verwandt, da die Gestalt der Werke sich an das Terrain anschließen muß, u. dieses die Festung stärker macht, als es die besten Werke vermögen. Über die Form der Werke etc. s.u. Feldschanzen u. Festung. Die B. ist die erste u. nöthigste Wissenschaft für den Ingenieur; außer genauer Bekanntschaft mit den Baumaterialien, den sämmtlichen Bauhandwerken u. ihrer Anwendung zu Fortificationszwecken u., als Hülfswissenschaft, auch der bürgerlichen Baukunst, ist zur vollständigen Kenntniß der B. reine Mathematik (zur Anordnung u. Berechnung der Werke), Mechanik, Hydrostatik u. Hydraulik, Artillerie- u. Waffenlehre (um die Angriffs- u. Vertheidigungskräfte würdigen zu können) u. genaue Bekanntschaft mit dem Festungskriege nöthig. Vgl. Struensee, Anfangsgründe der Kriegsbaukunst, u. A., Kopenh. 1797 f., 2 Bde.; Hoyer, Wörterbuch der Kriegsbaukunst, Berl. 1815–17, 3 Bde.; Carnot, Mémoire sur la fortification etc., Paris 1823; Blesson, Befestigungskunst für alle Waffen, Berl. 1825; Peschel, Kriegsbaukunst im Felde, 2. Aufl., Lpz. 1854; Aster, Lehre vom Festungskriege, Dresd. 1835; Zastrow, Carnot u. die neuere Befestigung, Lpz. 1840; Schwink, Anfangsgründe der Befestigungskunst, Lpz. 1844; Küntzel, Die taktischen Elemente der neuen Fortification, Potsd. 1851; Zastrow, Geschichte der permanenten Befestigungskunst, 3. Aufl., Lpz. 1854; Augoyat, Angriff u. Vertheidigung fester Plätze, Berl. 1852; Fesca, Handbuch der Befestigungskunst, Berl. 1853; Osthoff, Handbuch der Feldbefestigungskunst, Braunschweig 1853.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 483.
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