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Militärisches Aufnehmen

[265] Militärisches Aufnehmen, hat den Zweck, von irgend einer Gegend eine Zeichnung im verjüngten Maßstabe zu liefern, aus welcher man nicht nur die Entfernungen der einzelnen darauf befindlichen Gegenstände von einander, den Inhalt einer durch sie begrenzten Figur entnehmen (wie bei dem ökonomischen Aufnehmen), sondern vor allen Dingen erkennen kgnn, inwiefern jene Gegend Einfluß auf militärische Operationen u. Bewegungen, auf den Gang von Schlachten u. Gefechten u. überhaupt auf kriegerische Unternehmungen ausüben könne. Die militärische Vermessung muß also durch bildliche Darstellung (Plan- od. Situationszeichnung) eine möglich vollständige Charakteristik von der Beschaffenheit der Erdoberfläche (Terrain) u. der auf derselben vorhandenen natürlichen u. künstlichen Terraingegenstände geben. Werden die militãrischen Aufnahmen durchgängig unter Anwendung von Meßinstrumenten mit Sorgfalt ausgeführt, so nennt man sie in der Regel Topographische Vermessungen, während diejenigen, welche man entweder ohne alle Instrumente od. nur mit geringer Hülfe derselben bewerkstelligt, Croquis od. Aufnahme nach dem Augenmaß (à coup d'oeil) genannt werden. Durch die letzteren will man entweder nur ein flüchtiges, in allgemeinen Zügen entworfenes Bild einer Gegend, od. auf Grundlage eines schon vorhandenen, aber im kleinen Maßstabe ausgeführten Plans od. einer Karte, zur speciellen Anordnung von Truppenaufstellungen, eine weitere Ausführung jener Arbeit im größeren Maßstabe erhalten, od. endlich die Veränderungen, welche durch steigende Cultur, durch Anbau etc. erzeugt sind, in schon vorhandene Pläne nachtragen. Die topographischen Aufnahmen werden in neuerer Zeit zumeist auf Grund eines vorher gelegten trigonometrischen Netzes, welches außer der Lage der bestimmten Punkte zugleich auch deren absolute Höhe angibt, vermittelst des Meßtisches (s.d.) mit Zubehör ausgeführt. Das Verfahren ist dabei folgendes: Nachden gegebenen trigonometrischen Punkten wird die Aufstellung des Meßtisches durch Rückwärtseinschneiden bestimmt; von den Aufstellungspunkten aus werden die zu bestimmenden Punkte (Umfassungen der bewohnten Orte, Wege, Bergkuppen, Schluchtlinien, Wälder, Flüsse, Seen etc.) vermittelst eines Diopterlineals od. (wie in neuerer Zeit meistens) eines mit Fadenkreuzen versehenen Diopterfernrohrs (Kippregel) bestimmt; die Terraingestaltungen werden sodann eingearbeitet, indem bei Anwendung des Diopterlineals die Böschungen gewöhnlich mit einem Quadranten gemessen werden, während das Diopterfernrohr gestattet, zugleich mit der Entfernung auch die Höhe jedes Punktes von der dabei gebrauchten Meßlatte abzulesen. Nach den gemessenen Böschungen od. den zahlreich bestimmten Höhenpunkten ist es sodann möglich, durch sogenannte Horizontalen sowohl die Steigungsverhältnisse als die Gestalt der Terrainerhebungen u. Vertiefungen in der Zeichnung auszudrücken. Gegenwärtig wendet man meistens äquidistante (gleiche Höhenabstände ausdrückende) Horizontalen an. Im Felde können dergestalt geordnete Aufnahmen aus Mangel an Zeit nur in den allerseltensten Fällen zur Anwendung kommen; man bedient sich dann des Aufnehmens nach dem Augenmaß od. des Croquirens, wobei es jedoch nicht nöthig ist, daß die Entfernungen lediglich nach dem Augenmaß abgeschätzt werden, man kann sich vielmehr auch des Abschreitens od. Abreitens, wohl auch des Fahrens zum Messen der Entfernungen u. einiger leicht zu handhabenden Instrumente, wie der Patentboussole, des Reflectors od. des katoptrischen Zirkels, zum Messen der Winkel bedienen. Auch kann man aus einer schon vorhandenen Karte od. von einem Plane eine Anzahl Punkte zur sicheren Orientirung im Voraus auf das Croquis übertragen. Für diese Art flüchtiger Aufnahmen wird gewöhnlich auf einem Stück Papier ein Netz angefertigt, welches aus sich rechtwinkelig schneidenden Linien besteht, die entweder Quadrate von bestimmter Seitenlänge od. Rechtecke einschließen, deren Seiten ein bestimmtes Längenverhältniß zu einander haben; dieses Netz erspart in den meisten Fällen die Anwendung des Zirkels zum Auftragen der Entfernungen. Um bequemer arbeiten zu können, wird das Papier mit dem Netze auf einem kleinen Bretchen, welches sich zusammenklappen läßt (Campagne-Mensel), befestigt. Der Maßstab, in welchem die militärischen Aufnahmen bewerkstelligt werden, nach der gegebenen Zeit u. dem besonderen Zwecke ein sehr verschiedener; am üblichsten ist der Maßstab von 1/20000 od. 1/25000 (so in Preußen). Vgl. Aufnehmen u. Meßtisch.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 265.
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