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Baum

[101] Baum, Vater und Sohn, zwei deutsche Chirurgen. Der Vater, Wilhelm, Geheimer Ober-Medizinalrat und ord. Professor der Chirurgie in Göttingen, war 10. November 1799 zu Elbing geboren, besuchte von 1818 bis 1822 die Universitäten zu Königsberg und Berlin, an welchem letztgenannten Orte er mit der Dissertation: »De urethrae virilis fissuris congenitis speciatim vero de epispadia« zum Doktor med. promoviert wurde. Er machte von 1823 bis 1826 wissenschaftliche Reisen nach Wien, Italien, Frankreich, England und liess sich 1826 als Arzt in Berlin nieder. 1830 wurde er dirigierender Oberarzt des städtischen Hospitals in Danzig, 1842 im Herbst als Prof. ord. der Chirurgie nach Greifswald und 1894 für dasselbe Fach in Göttingen berufen. 1865 erhielt er den[101] Charakter als Ober-Medizinalrat, 1875 im Herbst, als er seine klinische Thätigkeit in Göttingen einstellte, nachdem er 1867 die Augenheilkunde schon anderen Händen anvertraut hatte, den als Geheimer Ober-Medizinalrat. Sein Tod erfolgte 3. September 1883. – Obgleich B. ausser seiner Dissertation und einem im Auftrage der Regierung verfassten Bericht »Beitrag zur Pathologie des Weichselzopfs« (Rust's Magazin, LXI, 1843), sowie einem Aufsatz über die Krätze, nichts geschrieben hat, gehörte er zu den gelehrtesten Chirurgen Deutschlands, indem er in der Litteratur des In- und Auslandes eine ausgezeichnete Belesenheit besass und dadurch im Stande war, andere mit Rat und That aus dem Schatze seines Wissens und seiner vortrefflichen Bibliothek zu unterstützen. Von seinen klinischen Leistungen geben die verschiedenen Publikationen seiner Schüler (z.B. Georg Fischer u.a.) Kenntnis.

Der Sohn Wilhelm Georg, Arzt in Danzig, daselbst 11. Mai 1836 geb., studierte von 1854–1859 in Göttingen und Berlin. An letzterem Orte wurde er mit der Dissertation: »De laesionibus aneurysmatibusque arteriarum glutaeae et ischiadicae etc.« 1859 zum Doktor med. promoviert. Nach mehrjährigen wissenschaftlichen Reisen war er vom Juli 1861 bis zum Januar 1864 Assistent an der Klinik seines Vaters in Göttingen, machte dann als freiwilliger Arzt den Feldzug von 1864 gegen Dänemark mit, wurde darauf preussischer Militärarzt, blieb es bis 1876, seit 1868 Stabsarzt in Danzig, und nahm an den Feldzügen von 1866 und 1870/71 teil. Seit 1876 war er (wie es sein Vater war) Oberarzt des städtischen Krankenhauses zu Danzig. Er starb 13. April 1896. Seine litterarischen Leistungen sind: »Beitrag zu der Lehre von den indirekten Schädelfrakturen« (v. Langenbeck's Archiv XIX, 1876) – »Ovariotomie bei konstatierter Schwangerschaft« – »Zur Lehre von der operativen Behandlung eitriger Pleuraexsudate« – »Mimischer Gesichtskrampf, Dehnung des Facialis. Heilung« – »Über Radikalheilung des Gebärmutterkrebses durch Totalexstirpation des Uterus von der Scheide aus« – »Anus praeternaturalis, Darmresektion. Heilung« (sämtlich in der Berl. klin. Wochenschr. 1876, 1877, 1878,[102] 1880, 1881) – »Gehirnvorfall mit Ausfluss von Ventricularflüssigkeit« – »Zur Lehre von Dupuytrens permanenter Fingerverkrümmung« – »Resektion eines carcinomatösen Dickdarmstückes« (diese drei Aufsätze im Ctrlbl. f. Chir., 1877, 1878, 1879) – »Beitrag zur Kritik der intra- und extraperitonealen Stielbehandlung bei Ovariotomien« (Ctrlbl. f. Gynäk. 1878).

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 101-103.
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