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Taktik

[291] Taktik (a. d. Griech.), Aufstellungslehre, dann auch planvolles Verfahren. Die militärische Bedeutung des Ausdruckes wird am kürzesten, wenn auch nicht völlig erschöpfend, mit Truppenführung wiedergegeben; die Strategie (s. d.) als »Kriegführung« bestimmt und leitet die Heeresoperationen; die Ausführung der Anordnungen der Heeresleitung seitens der Truppen durch Marsch, Ruhe, Aufklärung, Sicherung, Verwendung der verschiedenen Waffen (Infanterie, Kavallerie, Artillerie) im Gefecht, Ausnutzung des Geländes für dasselbe (Ortsgefechte, Feldbefestigung etc.) umfaßt das Gebiet der T., das sich aber von jenem der Strategie nicht scharf abgrenzen läßt. Die taktischen Grundsätze sind in allen Armeen in den Ausbildungsvorschriften (Reglements) niedergelegt. Für Lehrzwecke unterscheidet man in der Gegenwart eine T. der einzelnen Waffen und der verbundenen Waffen. Hilfswissenschaften der T. sind Gelände- und Waffenlehre, Befestigungslehre etc. Gleich der Strategie ist aber die T. in ihrer Anwendung nicht eine an strenge Regeln gebundene Wissenschaft, sondern eine Kunst, die freilich der technisch-formalen und wissenschaftlichen Grundlage nicht entbehren kann. Ihre Ausübung erfordert außer dem Wissen vor allem das Können und einen starken Charakter der Führer, um unter den körperlichen und seelischen Anstrengungen des Krieges Tüchtiges zu leisten. Vgl. auch die Artikel »Fechtart«, »Festungskrieg« (S. 482) und »Kriegskunst«. Die Literatur über T. (größere zusammenfassende Werke, einzelne Gebiete behandelnde Bücher und Broschüren, Zeitschriften) ist nachgerade unübersehbar. Die bedeutsamsten, deutsche Verhältnisse berücksichtigenden Erscheinungen sind: v. Boguslawski, Die Entwickelung der T. von 1793 bis zur Gegenwart (2. u. 3. Aufl, Berl. 1873–85, 4 Bde.); Meckel, Taktik, 1. Teil: Allgemeine Lehre von der Truppenführung im Felde (3. Aufl., das. 1890); Dickhuth, Handbuch der Truppenführung im Kriege (das. 1901); Immanuel, Handbuch der T. (das. 1905); Lehnerts Handbuch für den Truppenführer (27. Aufl., das. 1907; wird jährlich neu aufgelegt); »Leitfaden für den Unterricht in der T. an den königlichen Kriegsschulen« (14. Aufl., das. 1906); Griepenkerl, Taktische Unterrichtsbriefe (6. Aufl., das. 1905); Balck, Taktik (3. Aufl., das. 1903–07, 6 Bde.; das umfassendste, auch unsre Nachbararmeen einbeziehende Taktikwerk der Gegenwart); ferner die unter »Strategie« und »Festungskrieg« angeführten Werke und die gesamte periodische Militärliteratur.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 291.
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