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Sorbonne

[619] Sorbonne, die altberühmte Theologenschule in Paris, gegründet 1254 von Robert de Sorbon (geb. 1201 zu Rethel in der Champagne, gest. um 1270 in Paris), Hofkaplan Ludwigs des Heiligen, bestätigt 1268 durch Papst Clemens IV. Ursprünglich Alumnat für arme Studierende der Theologie (Communauté des pauvres clercs), gelangte die S. (welchen Namen die Anstalt erst seit dem 14. Jahrh. erhielt) durch berühmte Lehrer, die an ihr wirkten, sowie durch reiche Ausstattung gegenüber andern ähnlichen Kollegien zu immer größerm Ansehen, besonders als Spruchkollegium, das in wichtigen Fragen um Entscheidung angegangen wurde. In der S. fanden seit 1554 die Sitzungen der theologischen Fakultät der Pariser Universität statt, so daß es üblich wurde, diese Fakultät selbst mit dem Namen S. zu bezeichnen. Der Reformation setzte die S. schärfsten Widerstand entgegen.[619] Aber als Vorkämpferin des Gallikanismus (s. Gallikanische Kirche) und Gegnerin des Jesuitenordens verlor die S. allmählich an Einfluß und Ansehen. Mit den freisinnigen Schriftstellern des 18. Jahrh. führte sie mehrmals heftigen Streit (vgl. Voltaires »Tombeau de la S.«). Durch die Dekrete der Nationalversammlung von 1789 und 1790 wurden ihre vom Kardinal Richelieu errichteten prächtigen Gebäude als Nationalgut eingezogen und 1808 der neuen kaiserlichen Universität übergeben. Unter der Restauration ward die S. der Sitz der Fakultäten der Theologie, Wissenschaften und Literatur. Die theologische Fakultät wurde 1830 aufgehoben, 1841 wieder eingerichtet, 1885 nochmals aufgehoben. Seit 1889 neu ausgebaut (vgl. Nénots »Monographie de la Nouvelle Sorbonne«, Par. 1895; Ausgabe mit 50 Tafeln, 1903), bildet die S. den Mittelpunkt des Quartier latin und beherbergt die Fakultäten des Lettres (historisch-philologische) und des Sciences (mathematisch-naturwissenschaftliche) von Paris. Vgl. Duvernet, Histoire de la S. (deutsch, Straßb. 1792, 2 Bde.); Franklin, La S., ses origines et sa bibliothèque (2. Aufl., Par. 1875); Jadart, Robert de Sorbon (Reims 1880); Méric, La S. et son fondateur (das. 1888); Féret, La faculté de théologie de Paris. Moyen-âge (Par. 1894–96, 4 Bde.) und Époque moderne (1900–05, Bd. 1–4); Denifle, Documents relatifs à la fondation et aux premiers temps de l'Université (das. 1883).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 619-620.
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