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Schwefelchlorür

[157] Schwefelchlorür (Schwefelmonochlorid, Chlorschwefel) S2Cl2 entsteht, wenn man getrocknetes Chlor bei 125–130° langsam zu geschmolzenem Schwefel leitet, die entweichenden Dämpfe verdichtet und das Produkt durch wiederholte Destillation von freiem Schwefel reinigt, bis es bei 138° siedet. S. bildet eine rotgelbe Flüssigkeit vom spez. Gew. 1,71, riecht eigentümlich unangenehm erstickend, reizt die Augen zu Tränen, schmeckt sauer, ätzend bitter, raucht stark an der Luft, ist flüchtig, siedet bei 138°, erstarrt bei -80°, zersetzt sich mit Wasser in Chlorwasserstoff, Schwefel und Schweflige Säure, mischt sich mit Schwefelkohlenstoff und Benzin, löst sich in Alkohol und Äther unter Zersetzung, löst 67 Proz. Schwefel, verwandelt Rüböl in eine kautschukähnliche Masse, Leinöl in Firnis und dient zum Vulkanisieren des Kautschuks. Bei Behandlung des Schwefelchlorürs mit Chlor bei 6–10° entsteht dunkelrotes, flüssiges Schwefelchlorid (Schwefeldichlorid) SCl2, das unter Zersetzung bei 64° siedet, und endlich bei -22° Schwefeltetrachlorid SCl4 als gelbbraune Flüssigkeit, die nach dem Erstarren bei niederer Temperatur bei -30° schmilzt, mit den Chloriden von Aluminium, Antimon, Zinn kristallisierbare Verbindungen bildet, noch unter 0° in Chlor und Chlorid zerfällt und mit Wasser Chlorwasserstoff und Schweflige Säure gibt. Thionylchlorid SOCl2, das Chlorid der Schwefligen Säure, entsteht aus Schwefeldioxyd oder Calciumsulfit mit Phosphorpentachlorid, ist eine stechend riechende Flüssigkeit, siedet bei 79° und gibt mit Wasser Chlorwasserstoff und Schweflige Säure. Sulfurylchlorid SO2Cl2, das Chlorid der Schwefelsäure, entsteht aus Schwefliger Säure und Chlor, siedet bei 69°, bildet mit Wasser bei 0° ein kristallisierbares Hydrat und gibt mit Wasser Chlorwasserstoff und Schwefelsäure. Sulfuryloxychlorid (Schwefelsäuremonochlorhydrin, Chlorsulfonsäure) ClSO2OH entsteht aus rauchender Schwefelsäure und Chlorwasserstoff, siedet bei 155°, verhält sich wie eine starke einbasische Säure, zersetzt sich mit Wasser sehr heftig, wirkt auf viele wasserstoffhaltige Substanzen stark sulfurierend und wird für diesen Zweck in der Technik benutzt. Pyrosulfurylchlorid S2O5Cl2, das Chlorid der Pyroschwefelsäure, entsteht bei Darstellung des Phosgens, bildet eine farblose, an der Luft rauchende Flüssigkeit, siedet bei 146° und zersetzt sich mit Wasser langsam.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 157.
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