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Sarto

[619] Sarto, Andrea del (eigentlich Andrea d'Angelo), ital. Maler, geb. 17. Juli 1486 in Florenz als Sohn des Schneiders Angelo di Francesco, weshalb er den Beinamen S. erhielt, gest. daselbst 22. Jan. 1531, kam zu einem Goldarbeiter in die Lehre, erregte aber durch seine Fertigkeit im Zeichnen die Aufmerksamkeit eines Malers, der ihn unterrichtete und dann bei Piero di Cosimo unterbrachte. Später arbeitete S. eine Zeitlang mit Franciabigio; doch bildete er sich vorzugsweise nach Leonardo und Fra Bartolommeo, deren Stilrichtungen er geschickt zu einer eigentümlichen Ausdrucksweise verschmolz mit starker Betonung des Kolorits, in dem er allen Florentiner Malern des 16. Jahrh. überlegen ist. Von 1509–1514 malte er Fresken aus dem Leben des Philippus Benizzi, die Anbetung der Könige und die Geburt Mariä (Hauptwerk) in dem Vorhof und dem Kreuzgang der Servitenkirche Sant' Annunziata in Florenz. Für die Brüderschaft dello Scalzo hatte S. um 1511 eine Taufe Christi in Fresko grau in grau gemalt. Von 1515–26 setzte er den Zyklus aus dem Leben Johannes des Täufers daselbst fort. Diese Werke zeichnen sich durch frische Natürlichkeit, Streben nach mannigfaltiger Charakteristik, geschickte Ordnung und Gruppierung, harmonische Färbung und anmutige Darstellung, verbunden mit gewandter Zeichnung, aus. Die nun beginnende zweite Periode seines künstlerischen Schaffens kennzeichnen größere Freiheit der Bewegung, breiterer Pinselstrich und ein noch wärmeres und zugleich duftigeres, durchsichtigeres Kolorit. Von Tafelbildern der frühern Zeit sind besonders die Verkündigung Mariä (1512, Palazzo Pitti in Florenz), die Disputa della Trinità und die Madonna delle Arpye (1517, Uffizien daselbst) zu erwähnen. 1518 folgte S. einem Rufe des Königs von Frankreich, kehrte aber schon im folgenden Jahre mit dem Auftrag des Königs nach Italien zurück, alte und neue Kunstwerke anzukaufen. Er vergeudete jedoch die ihm anvertraute Summe und lebte nun in Florenz eine Zeitlang in Verborgenheit, wo er zunächst für die Brüderschaft dello Scalzo, dann unter anderm für das Servitenkloster mehrere seiner ausgezeichnetsten Bilder malte, darunter eine Pietà in Öl (jetzt in der kaiserlichen Galerie zu Wien) und die berühmte Madonna del Sacco in Fresko, eine Gruppe von drei Figuren (sein größtes Meisterwerk, um 1525). Von Gemälden dieser spätern Zeit sind noch die Himmelfahrt Mariä und die heilige Familie (1529) im Palazzo Pitti und sein Selbstporträt in den Uffizien zu Florenz hervorzuheben. Werke Sartos finden sich außerhalb Italiens im Museum zu Berlin (Madonna mit Heiligen von 1528 und Bildnis seiner Frau Lucrezia Fedi), in der Dresdener Galerie (Opfer Abrahams, Hauptwerk), im Louvre zu Paris (Caritas) und in den Galerien von London, Madrid und Petersburg. Vgl. Guineß, Andrea del S. (Lond. 1899); Schäffer, Andrea del S. (Berl. 1904); F. Knapp, A. del S. und die Zeichnung des Cinquecento (Halle 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 619.
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