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Stifter

[32] Stifter, Adalbert, Dichter und Schriftsteller, geb. 23. Okt. 1805 zu Oberplan im deutschen Böhmerwald, gest. 28. Jan. 1868 in Linz, studierte in Wien die Rechte, daneben Philosophie und Naturwissenschaften, ward Lehrer des Fürsten Richard Metternich und 1850 zum Schulrat für das Volksschulwesen Oberösterreichs ernannt. Als solcher nahm er seinen Wohnsitz in Linz, von wo aus er vielfach die Alpen, Italien etc. bereiste, ward 1865 pensioniert und zum Hofrat ernannt. In Linz (1902) sowie in seinem Geburtsort (1906) wurden ihm Denkmäler errichtet, ein weiteres ist für Wien geplant. Seine Idyllen und Novellen erschienen gesammelt unter den Titeln: »Studien« (Pest 1844–1850, 6 Bde. u. ö.) und »Bunte Steine« (das. 1852, 2 Bde. u. ö.). Namentlich die »Studien« erregten von ihrem Erscheinen an Teilnahme und selbst Enthusiasmus. Die unbedingte Hinwegwendung von allen Problemen und Tendenzen des Tages, der idyllische, fast quietistische Grundzug, die meisterhaften Details, namentlich die sinnigen Naturschilderungen, die seine, gleichmäßige Durchführung bilden einen so wohltuenden Gegensatz zur Tagesbelletristik, daß man darüber die Mängel der überwiegend kontemplativen, aller Leidenschaft und Tatkraft abgewandten, zur lebendigern Menschendarstellung daher unfähigen Natur des Autors übersah. Diese Mängel traten namentlich in den größern Romanen Stifters: »Der Nachsommer« (Pest 1857, 3 Bde.; 3. Aufl. 1877) und »Witiko« (das. 1864–67, 3 Bde.), hervor. Stifters NachlaßBriefe«, Pest 1869, 3 Bde.; »Erzählungen«, das. 1869, 2 Bde.; 4. Aufl., Leipz. 1894; »Vermischte Schriften«, das. 1870, 2 Bde.) gab Aprent heraus. »Ausgewählte Werke« von ihm erschienen in 4 Bänden (Leipz. 1887; besorgt von Stößl, Berl. 1899, 7 Bde.). Eine kritische Ausgabe, besorgt von A. Sauer, erscheint in Prag (1904 ff., bisher 1 Bd.). Vgl. Emil Kuh, Zwei Dichter Österreichs. Franz Grillparzer, Adalbert S. (Preßb. 1872); Markus, Adalbert S., ein Denkmal (2. Aufl., Wien 1879); Sauer, Adalbert S. als Stilkünstler (in der »Festschrift des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen«, Prag 1902); Hein, Adalbert S., sein Leben und seine Werke (das. 1904); Kosch, Adalbert S., eine Studie (Leipz. 1905) und Adalbert S. und die Romantik (Prag 1905); Klaiber, Adalbert S. (Stuttg. 1905); »Aus Adalbert Stifters Briefen« (hrsg. von Dieterich, Leipz. 1906).[32]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 32-33.
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