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Sterne

[2] Sterne, 1) (spr. ßtern) Lawrence, berühmter engl. Humorist, geb. 24. Nov. 1713 zu Clonmel in Irland im Lager (sein Vater war Offizier), gest. 18. März 1768 in London, widmete sich zu Cambridge theologischen Studien, wurde durch den Einfluß eines Onkels Pfarrer in Sutton und lebte da zwanzig Jahre als glücklicher Landgeistlicher, bis ihn der Erfolg seines ersten Romans 1760 nach London führte. Dies Werk war: »The life and opinions of Tristram Shandy« (Lond. 1759–67, 9 Bde., oft aufgelegt; deutsch von Gelbcke, Hildburgh. 1869), von dem die beiden ersten Bände ihn bereits auf den Gipfel der Popularität erhoben. Die Neuheit und Seltsamkeit seines Stiles erregte allgemeines Aufsehen; er wurde der verzogene Liebling der seinen Gesellschaft Londons. »Tristram Shandy« ist eine Erzählung, die aus einer Reihe von Skizzen besteht und teils unter der Maske des Yorick (S. selbst), eines Geistlichen und Humoristen, teils unter derjenigen des phantastischen Tristram vorgetragen wird. Das Ganze ist, ähnlich wie bei unserm Jean Paul, mit wunderlicher Gelehrsamkeit verquickt und mehr ein geniales Durcheinander als ein planvolles Kunstwerk. Viel lesbarer als »Tristram Shandy« ist Sternes »Sentimental journey through France and Italy«, die Frucht einer wirklichen Reise in diese Länder (Lond. 1768 u. ö.; deutsch von Böttger, Berl. 1856; von Eitner, Hildburgh. 1868). Der geistvolle Reisende, dessen Liebesabenteuer mit einer aus Larmoyante streifenden Überfülle von Gefühl abwechseln, ist ein Hauptvorläufer des »Werther« gewesen. Außer den genannten Schriften erschienen von S. mehrere Bände »Sermons« (1760 ff.), die nicht minder den[2] Humoristen verraten, sowie nach seinem Tode »Letters to his most intimate friends« (1775, 3 Bde.) und sein Briefwechsel mit Elisa (Elizabeth Draper), einer indischen Lady, zu der er eine Zeitlang in einem Liebesverhältnis stand (1775). Von den vielen Gesamtausgaben der Sterneschen Werke ist die neueste, mit Sternes Selbstbiographie, von Browne besorgt (1884, 2 Bde.). Vgl. Ferriar, Illustrations of S. (Lond. 1798); Traill, Lawrence S. (das. 1882); Fitzgerald, Life of L. S. (das. 1864, 2 Bde.; 3. Aufl. 1905), worin auch Sternes merkwürdiges Schicksal nach dem Tode mitgeteilt ist, indem sein Leichnam von den Auferstehungsmännern (s. d.) nach Cambridge auf die Anatomie verkauft wurde; Behmer, L. S. und C. M. Wieland (Berl. 1899); Czerny, S., Hippel und Jean Paul (das. 1904); H. W. Thayer, Laurence S. in Germany (New York 1905).

2) Carus, Pseudonym, s. Krause 6).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 2-3.
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