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Ruhla

[243] Ruhla (im Volksmund die Ruhl), Stadt im Thüringer Wald, an der Eisenbahn Wutha-R., 350 bis 450 m ü. M., zieht sich ziemlich eine Stunde lang in einem engen Tale hin und besteht aus zwei durch einen Bach (Erbstrom) geschiedenen Teilen: einem sachsen-weimarischen, zum Amtsgericht Eisenach gehörigen, und einem sachsen-koburg-gothaischen, zum Amtsgericht Thal gehörigen Teile, beide (1905) mit 7017 Einw. Beide Teile haben ihre besondern Kirchen und Schulen und ein gemeinsames Antiquitätenmuseum (Dorfmuseum), der weimarische Teil ein großherzogliches Jagdschloß (jetzt Kurhaus) und eine Badeanstalt (Mineral- und Fichtennadelbad, Molken- und Kaltwasserheilanstalt), der gothaische Teil eine Gewerbeschule. R. hat bedeutende Fabrikation von Tabakspfeifenköpfen (von echtem und unechtem Meerschaum und Holz), Zigarrenpfeifen und -Spitzen (ebenfalls von Meerschaum), ferner von Pfeifenbeschlägen, Furnieren, Etuis und Portemonnaies, Kinderspiel- und Taschenuhren, Eisen- und Stahlwaren, ein Elektrizitätswerk, Bergbau auf Eisenerze etc. Die malerischen Umgebungen (darunter der 638 m hohe Ringberg mit dem Karl Alexander-Turm) haben den Ort zu einer beliebten Sommerfrische gemacht. – In R. trieben im Mittelalter Waffenschmiede (allbekannt ist die Sage vom »Schmied von R.«; s. Ludwig 58) ihr Handwerk, später Messerschmiede, deren Gewerbe drei Jahrhunderte lang blühte, dann aber in Verfall geriet, worauf sich die Pfeifenfabrikation entwickelte. Vgl. Ziegler, Das Thüringerwalddorf R. (4. Aufl., Dresd. 1876); Sax, Hausindustrie in Thüringen, Heft 2 (Jena 1884).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 243.
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