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Phädrus

[754] Phädrus, der erste römische Fabeldichter, aus dem mazedonischen Piërien, kam in früher Jugend als Sklave nach Rom und wurde von Augustus freigelassen. Da ihm die beiden ersten unter Tiberius herausgegebenen Bücher Fabeln wegen angeblicher gehässiger Anspielungen auf Sejanus Verfolgungen zuzogen, gab er die weitern drei erst nach Tiberius' Tode (37 n. Chr.) heraus. Wir besitzen von diesen fünf BüchernPhaedri, Augusti liberti, fabulae Aesopiae«) nur einen Auszug; einen andern Auszug bilden die 30 »Fabulae Perottinae« (so genannt nach dem Auffinder Perotti im 15. Jahrh.); weitere Fabeln liegen in spätern prosaischen Bearbeitungen vor, wie der des Romulus aus dem 4.–6. Jahrh. P. ist sowohl Übersetzer als Nachahmer des Äsop; die nachweisbaren Überarbeitungen Äsopischer Fabeln stehen durchaus den meist stark gekürzten griechischen Originalen nach. Sonst ist die Darstellung fließend, wenn auch vielfach nüchtern, die Sprache meist korrekt und das Metrum, der iambische Senar, mit Strenge behandelt. Neueste Hauptausgaben von L. Müller (Leipz. 1877), Robert (Par. 1893), L. Havet (das. 1895); andre Ausgaben von Riese (Leipz. 1885), Siebelis (6. Aufl., das. 1889), Raschig (3. Aufl., Berl.[754] 1871). Übersetzungen von Siebelis (2. Aufl., Stuttg. 1863), F. F. Rückert (Leipz. 1879, in Reclams Universal-Bibliothek). Vgl. Hervieux, Les fabulistes latins, Bd. 1 und 2: Phèdre et des anciens imitateurs (2. Aufl., Par. 1893–94); Thiele, Der illustrierte lateinische Äsop (Leiden 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 754-755.
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