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Pezīza

[677] Pezīza L. (Becherpilz), Pilzgattung aus der Ordnung der Diskomyzeten und der Familie der Pezizazeen, charakterisiert durch becher- oder napfförmige, oft sehr kleine Fruchtkörper mit einer auf der freien Oberseite befindlichen, meist andersfarbigen Hymeniumschicht (Scheibe). Bei vielen Arten entstehen zunächst Sklerotien, aus denen die Fruchtkörper hervorbrechen; derartige Formen werden als besondere Gattung: Sclerotinia Fuck., aufgefaßt. Meist kleine, herdenweise wachsende, mannigfaltig gefärbte, fleischige oder wachsartige Pilze, die auf der Erde, auf faulenden Pflanzenteilen oder parasitisch auf lebenden Pflanzen vorkommen. Einige der größern Arten sind eßbar, namentlich P. acetabulum L., bis 55 cm groß, becherförmig, braun, mit weißem, dickem Stiel, einzeln auf der Erde in Wäldern im Frühling und Herbst wachsend, von morchelartigem Geschmack; P. leporina Batsch, 5,5–8 cm hoch, unregelmäßig ohrförmig, mit dickem Stiel, braun bis gelblich, in Nadelwäldern im Herbst; P. onotica Pers., ebenso, fast weißlich, mit blaßgelber Scheibe, in Wäldern im Herbst, und P. cochleata Dec. 3–11 cm groß, unregelmäßig, fast schneckenhausförmig gedreht, braun, mit zimtbrauner [677] Scheibe, in Laubwäldern im Herbst. Von den parasitischen Arten verursacht P. ciborioides Hoffm. (Sclerotinia cibor. Rehm, Scl. Trifoliorum Eriks.) den Kleekrebs (s. d.) und P. calycina Schum. (Dasycypha Willkommii Hart.) mit herdenweise wachsenden, 2–5 mm großen, außen weißwolligen Bechern mit gelber bis mennigroter Scheibe, an der Rinde von Nadelhölzern, besonders der Lärchen, den Lärchenkrebs. Sein Mycelium tritt besonders an Wundstellen der Rinde auf, von denen aus es das gesunde Gewebe angreift. Die ergriffenen Stellen werden abnorm verdickt, brechen auf und zeigen bisweilen Harzfluß; oberhalb der Krebsstelle tritt abnorme Nadelbildung und ein bald rasches, bald erst nach Jahren vollständiges Absterben des Baumes ein, der besonders in der Jugend bis zu 15jährigem Alter von dem Schmarotzer befallen wird. Durch Sclerotinia-Arten werden an zahlreichen Pflanzen Erkrankungen (Sklerotienkrankheiten) hervorgerufen, so der schwarze Rotz der Zwiebelgewächse durch S. bulborum Wakk., der Hanfkrebs durch S. Kauffmanniana Tich., die Beerenkrankheit der Heidel- und Preißelbeeren, bei der sie zu einer weißen Masse mumifiziert erscheinen, durch S. baccarum Rehm und S. Vaccinii Woron. u.a. Die besonders auf Weinlaub lebende S. Fuckeliana De By., deren Konidienform als Botrytis cinerea beschrieben wurde, verursacht auch an andern Gewächsen, wie Raps, Kohl, Wacholder, Lilien, Enzian, Roßkastanien u.a., Bräunung und Absterben der krautigen Teile. Über P. aeruginosa s. Grünsäule.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 677-678.
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