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Laurus

[251] Laurus L., Gattung der Laurazeen, immergrüne Bäume mit lederigen, wechselständigen Blättern, achselständigen, gestielten, doldigen Blütenständen, diözischen Blüten und ovaler, von der fast scheibenförmigen Perigonbasis getragener Beere. Zwei Arten, von denen eine, L. canariensis Webb., auf den Kanaren und auf Madeira heimisch ist. Die andre Art, der edle Lorbeerbaum (L. nobilis L.), wird 5–18 m hoch, bildet eine sehr ästige Krone mit kahlen, dicht beblätterten Ästen, hat 9–10 cm lange, lederartige, länglich-lanzettliche, wellenrandige, glänzend grüne, kurzgestielte Blätter, grünlich- oder gelblichweiße Blüten in achselständigen Döldchen und eiförmige, bis 2 cm lange, dünnfleischige, bläulichschwarze, einsamige Früchte. Der Lorbeerbaum fand sich vor der Eiszeit in Europa, und vielleicht hat er hier und da in Südeuropa die Eiszeit überdauert, in historischer Zeit mag er auf Vorderasien beschränkt gewesen sein, wo er in Syrien und im kilikischen Taurus sehr gemein ist, gegenwärtig wird er in den Mittelmeerländern[251] vielfach kultiviert und findet sich bis in die Schweiz, in England, Irland und Schottland fast verwildert, er überwintert auch noch bei Cherbourg; bei uns kultiviert man ihn als Zierpflanze, die im Kalthaus überwintert werden muß. Die gewürzhaft riechenden und schmeckenden Blätter wurden früher arzneilich benutzt und dienen jetzt noch als Küchengewürz, zu Essigen und Likören und zum Verpacken von Lakritzen und Feigen. Sie kommen aus Italien, Frankreich und Spanien in den Handel. Die Früchte (Baccae lauri) sind getrocknet grünlichbraun, schmekken ziemlich stark aromatisch und bitter, fettig, gewürzhaft und enthalten 0,8 Proz. ätherisches Öl, 1 Proz. kristallisierbares, geruch- und geschmackloses, flüchtiges, in Wasser unlösliches Laurin (Laurocerin) C22H30O3, 12,8 Proz. grünes fettes Öl, 26 Proz. Stärke etc. Man benutzt sie als Volksarzneimittel zur Magenstärkung, als Räuchermittel und in der Veterinärpraxis. Durch Auskochen und Pressen gewinnt man daraus besonders am Gardasee das schön grüne, halbflüssige Lorbeeröl (Lohröl, Oleum laurinum), das bei gewöhnlicher Temperatur körnig, von schmalzartiger Konsistenz ist, stark gewürzhaft riecht und Laurostearinsäure enthält. Man benutzt es zu Einreibungen, bei Lappen und Samojeden als beliebtes Reiz- und Genußmittel, in wärmern Gegenden zum Anstreichen der Fleischerläden, da es bei einem dem Menschen durchaus nicht unangenehmen Geruch die Fliegen verscheucht. Der Lorbeer (Daphne) ward wegen des scharfen aromatischen Geruchs und Geschmacks seiner Blätter und Früchte früh ein Götterbaum; der Duft seiner Zweige verscheuchte Moder und Verwesung, und so ward er dem Apollon geweiht, der aus einer Personifikation der die Seuche sendenden, also auch von ihr wieder befreienden Sonnenglut allmählich zum Gott der Sühne für sittliche Befleckung und Erkrankung geworden war. Als Orestes vom Mutterblut gesühnt worden war und die Reinigungsopfer vergraben waren, sproßte aus ihnen ein Lorbeerbaum auf. Apollon selbst bedurfte, da er den Python erlegt hatte, der Sühne und zog mit einem Zweig des Baumes in der Hand in Delphi ein. Der Lorbeerbaum verbreitete sich schnell in Griechenland und nahm nun auch an den übrigen Verrichtungen des Gottes teil; er verlieh dem Seher die Kraft, Verborgenes zu schauen, er ward auch das Abzeichen der Sänger und schmückte als corona triumphalis (s. Corona, Fig. 5) die Stirn des siegenden Helden. Auch später blieb der Lorbeerkranz ein Symbol des Ruhmes; junge Doktoren wurden mit beerentragenden Zweigen geschmückt, woher nach einigen das Wort Bakkalaureus sich ableiten soll.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 251-252.
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