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Laos

[188] Laos, Landschaft auf der hinterindischen Halbinsel (s. Karte »Französisch-Indochina«), seit 1893 größtenteils unter Schutzhoheit Frankreichs und in der Verwaltung zu Französisch-Indochina gehörig, hauptsächlich das Mekongbecken zwischen 105 und 102° östl. L. umfassend. Das französische Kolonialgebiet deckt sich mit diesen Grenzen nicht, sondern bedeutet den Landstreifen zwischen dem linken Ufer des Melong einerseits und Anam und Tongking anderseits; die Nordgrenze gegen China ist durch Vertrag vom 20. Juni 1895, die Grenze gegen die englische Interessensphäre im nördlichsten Teil des Gebiets durch Abkommen vom 15. Jan. 1896 und die erwähnte Abgrenzung gegen Siam durch den Mekong durch Friedensvertrag vom 1. Okt. 1893 geregelt. Die Organisation von Französisch-L. aus dem Jahre 1895 teilt das Gebiet in Oberlaos mit 146,800 und Unterlaos mit 108,200 qkm und schätzungsweise 250,000, bez. 355,000 Einw., so daß auf das ganze Gebiet 255,000 qkm mit 605,000 Einw. (nur 2,4 auf 1 qkm) zu rechnen sein würden. Oberlaos zerfällt in 6, Unterlaos in 8 Kommissariate, die in der Anordnung von N. nach S. heißen: Moung-hu, Vien-pukha, Hua-phan, Luang-prabang (mit der gleichnamigen Hauptstadt von ganz L.), Tran-ninh, Vien-tian; Cammon, Song-khon, Saravan, Bu-muang, Attopeu, Khong, Hung-treng, Darlac. Das Gebiet ist noch immer wenig bekannt, obgleich die Franzosen seine Erforschung neuerdings energisch in Angriff genommen haben. Der Boden ist fruchtbar und bringt reiche Ernten von Reis, Baumwolle, Indigo, Tabak und Obst. Einen großen Wert enthalten die umfangreichen Wälder des Tiekbaums, deren Ausnutzung begonnen hat, indem die Stämme auf dem Mekong bis Saigon hinabgeflößt werden. Französische Mineningenieure haben Ablagerungen von Gold (das übrigens schon seit langem von den Eingebornen in roher Weise gewonnen wurde), Zinn, Blei und Edelsteinen gefunden, und es sind schon mehrere Konzessionen an französische Minengesellschaften vergeben worden. Der den Taivölkern zugehörige Volksstamm der Lao (Lawa) ist von kleiner Statur (1,6 m im Durchschnitt), aber kräftig und wohlgestaltet; der Schädel ist brachykephal, die Stirn ziemlich hoch und schmal; das schwarze Haar wird von den Männern bis auf einen Büschel auf dem Wirbel geschoren (s. Tafel »Asiatische Völker I«, Fig. 16). Der Brauch der westlichen L., Bauch und Schenkel zu tätowieren, weshalb sie Khong Dam (»schwarze Bäuche«) genannt werden, herrscht bei den östlichen, den Khong Kao (»weiße Bäuche«), nicht. Die Kleidung besteht meist nur aus einem Tuch um die Hüften; die Häuser aus Bambus stehen auf Pfosten über der Erde. Polygamie kommt nur bei Reichen vor, aber auch da gilt bloß eine Frau als rechtmäßig. Die Männer sind träge, Sklaven (meist Angehörige der wilden Stämme des Ostens) und Frauen besorgen fast alle Arbeit. Die L. sind Buddhisten, dabei sehr abergläubisch; Zauberer spielen eine große Rolle. Amerikanische Baptisten und Presbyterianer haben hier seit etwa 50 Jahren Bekehrungsversuche gemacht. Die Sprache ist dem Siamesischen nahe verwandt, steht aber auf einer ältern Lautstufe als dieses. Die L. haben auch eine besondere Schriftsprache. Ihre Schrift ist südindischen Ursprungs. Den Tanz lieben sie nicht, wohl aber die Musik, für die sie verschiedene Instrumente haben. Für den Handel ist das Gebiet noch sehr wenig zugänglich, zumal der Verkehr mit den Eingebornen recht schwierig ist. Die einzige natürliche Zugangsstraße ist der Mekong, der aber durch die starken Stromschnellen bei Khon aufwärts unpassierbar gemacht wird; allerdings hat man einige Dampfbarkassen mit großer Mühe über die Stromschnellen geschafft, um einen Verkehr auf dem obern Lauf zu ermöglichen. Die Eingebornen treiben noch meist Tauschhandel, benutzen aber auch siamesische Münzen, Kaurimuscheln, Silberbarren, Salzstücke als Geld sowie das nur für L. von chinesischen Bankiers ausgegebene Porzellangeld. Als Gewichte dienen kupferne Gänse und Elefanten. Die Kosten der Verwaltung von L. werden zu 6/13 von Kotschinchina, zu 5/13 von Tongking und Anam und zum Rest von Kambodscha getragen. Das Budget stand 1902 auf 830,350 Piaster. Von den Hauptniederlassungen am Mekong führen Telegraphenlinien nach Saigon und Huc. Vgl. Bastian, Die Völker des östlichen Asien, Bd. 1 (Berl. 1866); Garnier, Voyage d'explorationen Indochine (Par. 1873); Aymonier, Notes sur les L. (Saigon 1885) und Voyage dans le L. (Par. 1895–97, 2 Bde.); Coussot und Ruel, Douze mois chez les sauvages du L. (das. 1898); Gosselin, Le L. et le protectorat français (das. 1900); E. Picanon, Le L. français (das. 1901); L. de Reinach, Le L. (das. 1902, 2 Bde.); Lefèvre-Pontalis, Voyages dans le Haut-L. (das. 1902). Karte: Friquegnon, Tonkin et Haut-L., 1: 500,000 (4 Blatt, Par. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 188.
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