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Kaolīn

[584] Kaolīn (Kaolinit, nach dem chinesischen Kaoling, Porzellanerde), ein natürlich vorkommendes Tonerdesilikat, selten in kleinen, sechsseitigen, tafelförmigen Schüppchen und in feinschuppigen Aggregaten von schneeweißer Farbe (Nakrit) auf Erzgängen (Freiberg, Marienberg etc.), häufiger in derben, kryptokristallinischen Massen, z. T. in Afterkristallen nach Orthoklas, Porzellanspat, Leucit, Beryll etc., sehr weich, leicht zerreiblich und abfärbend, im Bruch meist feinerdig, von matter, meist rötlich-, gräulich-, grünlich- und gelblichweißer Farbe. Das spezifische Gewicht des Kaolins ist 2,2. Mit Wasser angerührt, wird es plastisch und läßt sich formen. Vor dem Lötrohr wie im Ofenfeuer ist es unschmelzbar; doch sintert es zusammen und brennt sich weiß. Von Säuren wird es wenig angegriffen, nur Schwefelsäure schließt es vollständig auf. Das reine K. enthält 46,5 Proz. Kieselerde, 39,6 Tonerde und 13,9 Wasser, entsprechend der Formel H4Al2Si2O9. In der Regel ist es aber durch feinverteilten Quarz, unzersetzten Feldspat und durch andre Substanzen (Kalk, Eisenoxyd etc.) verunreinigt und nähert sich dann manchen Arten von Ton (s. d.). Besonders häufig entsteht K. aus Orthoklas; es ist deshalb verbreitet in dem Granit, so bei Schneeberg in Sachsen, bei Karlsbad in Böhmen, auf Elba, bei Limoges in Frankreich (Material der Porzellanfabrik in Sèvres bei Paris), bei St. Stephens und St. Austell in Cornwall, ferner im Gneis, wie am Bacher in Steiermark, zu Schwarzbach im Böhmerwald, sodann in verschiedenen, dem Granit gleich zusammengesetzten Porphyren und Pechsteinen, so bei Morl und Trotha bei Halle (Material der Berliner Porzellanmanufaktur), bei Meißen (Material der Meißener Fabrik), und im Trachyt, z. B. bei Unghvar in Ungarn. Im Gneis von Obernzell, Griesbach, Diendorf etc., bei Passau ist das K. vornehmlich aus Porzellanspat hervorgegangen (Passauer Porzellanerde, Material der Fabriken in Nymphenburg und Regensburg). Außerdem findet es sich auch auf sekundärer Lagerstätte, so über dem Liaskalk von Dignac im Depart. Charente, auf der Höhe des Sollings bei Neuhaus und Lenne in Braunschweig, dann als Bindemittel von Sandsteinen (Kaolinsandsteine); die Kohlensandsteine bei Pilsen in Böhmen und gewisse Lagen des Buntsandsteins am Thüringer Wald (Sandberg bei Steinheid, Tabarz, Elgersburg) enthalten K. in solcher Reinheit und Menge, daß es lohnt, es durch Ausschlämmen aus dem zerpochten Gestein auf den sogen. Massenmühlen für Porzellanmanufaktur zu gewinnen. Eine dichte Porzellanerde von flachmuscheligem bis unebenem Bruch und der Härte 2–3, die besonders auf Erzgängen und in Porphyren und Melaphyren vorkommt, hat man Steinmark genannt (s. auch Bolus).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 584.
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