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Jouy

[320] Jouy (spr. schui), eigentlich Victor Joseph Etienne, genannt de J., franz. Schriftsteller, geb. 1764 in Jouy bei Versailles, gest. 4. Sept. 1846 in Paris, wandte sich zuerst der militärischen Laufbahn zu, reiste dann in Südamerika und focht später in Ostindien unter Tippu Sahib, den er 1813 in einer Tragödie behandelte. Ins Vaterland zurückgekehrt, machte er die ersten Revolutionskriege mit, flüchtete, der Verräterei beschuldigt und dafür zum Tode verurteilt, 1794 nach der Schweiz, kehrte nach dem Sturz Robespierres nach Paris zurück, gab 1797 die militärische Laufbahn auf und widmete sich der Literatur. Zuerst eifriger Parteigänger der Restauration, trat er bald in die liberale Partei über, war während der Julirevolution Maire von Paris, dann Bibliothekar des Louvre. Seit 1815 war er Mitglied der Akademie. Bekannt sind seine zum Teil trefflichen Operntexte: »La Vestale« (1807) und »Ferdinand Cortez« (1809), beide von Spontini komponiert; »Les Amazones« (1812), von Méhul, »Les Abencérages« (1813), von [320] Cherubini, »Guillaume Tell« (1829), von Rossini komponiert. Seine Tragödie »Sylla« (1824) hatte großen Erfolg; weniger seine übrigen Lustspiele, Vaudevilles, Tragödien etc. Er war als Verehrer Boileaus ein eifriger Klassizist und Gegner der Romantik. Von seinen prosaischen Schriften ist die berühmteste: »L'hermite de la Chaussée d'Antin, etc.« (Par. 1812–14, 5 Bde.), eine geistvolle Schilderung französischer Sitten aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts, während die weitern, unter dem Titel »L'Hermite, etc.« veröffentlichten Sittenschilderungen an Ungenauigkeiten und mangelhaftem Stile leiden. Seine »Œuvres complètes« veröffentlichte er selbst (Par. 1823–28, 27 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 320-321.
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