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Horntiere

[564] Horntiere (Cavicornia, »Hohlhörner«), eine Familie der Huftiere (s. d.) aus der Gruppe der Paarzeher. Sie haben fast sämtlich bleibende (d. h. nicht gleich dem Geweih der Hirsche etc. periodisch abfallende) Hörner, die als hohle Scheiden je einen hohlen oder soliden Knochen (Stirnzapfen) umhüllen (s. Horn, S. 556). Fast immer sind zwei, selten vier oder keine Hörner vorhanden; ihre Form und Größe wechseln bedeutend (s. unten). Neben den beiden Hauptzehen, auf denen beim Schreiten die Füße ruhen, sind meist noch die verkümmerten Nebenzehen als Afterklauen (-Zehen) vorhanden. Im Gebiß fehlen die obern Schneide- und Eckzähne beständig; die Zahl der Backenzähne beträgt 24. Die übrigen Eigenschaften teilen die H. mit den Wiederkäuern (s. d.) und den Huftieren (s. d.). Die lebenden 30 oder mehr Gattungen mit etwa 150 Arten sind fast auf der ganzen Erde verbreitet, fehlen jedoch im wilden Zustand in Süd- und Mittelamerika sowie in Australien und Polynesien. Einzelne Formen sind als Haustiere überallhin verpflanzt worden und später zum Teil verwildert. Fossile H. sind sehr zahlreich und vielfach dort aufgefunden, wo sie jetzt nicht mehr leben, z. B. Antilopen in Griechenland und Brasilien. Man teilt die H. in mehrere Unterfamilien: 1) Antilopen (Antilopina). Meist schlanke Tiere mit dünnen, hohen Beinen, kurzen, eng anliegenden Haaren, nackter oder behaarter Schnauze, meist runden Hörnern und 2–4 Zitzen. Sie leben teils in den Ebenen, teils auf hohen Gebirgen, besonders in Afrika; nur zwei Gattungen (Haplocerus und Antilocapra; letztere wirft ihre Hörner periodisch ab) kommen in Nordamerika vor, und nur die Gemse sowie die Saiga-Antilope finden sich in Europa. Hierher unter andern Gazelle, Gnu etc. (s. Antilopen). 2) Rinder (Bovina). Robuste Tiere mit kräftigen Beinen, rundlichen oder zusammengedrückten, meist nach außen gerichteten Hörnern, nackter Schnauze, kurzem Hals, von dem gewöhnlich eine Wamme herabhängt, zwei Afterklauen, langem, meist in einer Haarquaste endendem Schwanz und 4 Zitzen. Hierher die Gattungen Bos mit den Arten Rind (s. d.), Auerochs (s. d.) etc., Bison (Wisent, s. d.), Poëphagus (Yak, s. d.) und Ovibos (Moschusochs, s. d.). Der (auch als Moschusschaf bezeichnete) Moschusochs lebt jetzt nur im arktischen Amerika, wird jedoch fossil in Sibirien und Europa gefunden. 3) Schafe (Ovina). Kleinere Tiere mit zusammengedrückten, runzeligen, nach hinten oder seitwärts gerichteten Hörnern, behaarter Schnauze, kurzen Afterklauen und 2 Zitzen. Hierher nur die Gattungen Ovis (Schaf, s. d.) und Capra (Ziege, s. d., Steinbock, s. d.), beide aber nicht scharf voneinander getrennt und jede mit vielen, zum größten Teil zähmbaren und unter sich kreuzbaren Rassen. Auch Schaf und Ziege geben miteinander fruchtbare [564] Bastarde. Eine Schafrasse im südlichen Frankreich hat konstant 4 Zitzen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 564-565.
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