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Hall [2]

[652] Hall, 1) Floris Adriaan van, niederländ. Staatsmann, geb. 1791 in Amsterdam, gest. 29. März 1866, studierte in Leiden, wurde Mitglied der Provinzialstaaten Hollands und 1842 Justiz-, 1843 auch Finanzminister, ordnete als solcher die niederländischen Finanzen durch die freiwillige Anleihe von 1844, mußte aber 1847 zurücktreten. Er war konservativ, ein hartnäckiger Widersacher Thorbeckes und der Liberalen. 1853–56 und 1860–61 wiederum leitender [652] Minister, übte er eine von Thorbecke als »parasitisch« gekennzeichnete Politik zwischen den Parteien. Das große Staatseisenbahnnetz war das Werk seines letzten Ministeriums, die Befriedigung des 1853 entstandenen Staatskonflikts das seiner zweiten Amtstätigkeit. Er war ein glänzender Redner und Publizist. Vgl. Gleichmann, Mr. F. A. H. als minister (Amsterd. 1904).

2) Karl Christian, dän. Staatsmann, geb. 25. Febr. 1812 in Kopenhagen, gest. daselbst 14. Aug. 1888, wurde 1837 Auditeur, 1847 Dozent der Rechte an der Kopenhagener Universität und 1851 Titularprofessor. Seit 1848 Mitglied der letzten Ständeversammlung und der sogen. Reichsversammlung, erwarb er sich im Folkething, dem er bis 1881 ununterbrochen angehörte, als volkstümlichster Führer der Eiderdänen (s. d.) bald eine ausschlaggebende Stellung. Von 1851 ab war er Generalauditeur der Armee, wurde aber im April 1854 wegen seiner Opposition gegen die Gesamtstaatspolitik des Kabinetts Örsted entlassen, doch schon Ende des Jahres zum Kultusminister ernannt und 1856 vom Folkething in den Reichsrat gewählt. Vom 13. Mai 1857 bis 24. Dez. 1863 war er (mit einer kurzen Unterbrechung 1859–60) Ministerpräsident, seit Juli 1858 auch Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Als solcher vertrat er die eiderdänische Politik den Protesten des Deutschen Bundes gegenüber in zahlreichen Noten an die Großmächte mit Eifer und Geschick, vermochte aber den endgültigen Kampf zwischen Dänemark und den deutschen Großmächten nicht zu verhüten. Im Kabinett Holstein-Holsteinborg (s. d.) bekleidete er 1870–74 nochmals den Posten des Kultusministers. Er schrieb: »Lärebok i den romerske Privatret« (Kopenh. 1850–51). Vgl. P. Andrä, Andrä-H. overfor den politiske Situation i Efteraaret 1863 (Kopenh. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 652-653.
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