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Gesner

[739] Gesner, 1) Konrad von, genannt der deutsche Plinius, Naturforscher und Polyhistor, geb. 26. März 1516 in Zürich, gest. daselbst 13. Dez. 1565, studierte in Straßburg, Bourges und Paris Medizin, Naturwissenschaften und griechische und lateinische Literatur, erhielt 1536 in seiner Vaterstadt ein Schulamt, ging aber bald nach Basel, wo er nun vorzugsweise Medizin studierte. 1537 wurde er Professor der griechischen Sprache zu Lausanne, später setzte er seine medizinischen Studien in Montpellier und Basel fort, und 1541 ging er als Professor der Physik und Arzt nach Zürich. G. entfaltete eine staunenswerte Tätigkeit auf sehr verschiedenen Gebieten; in der Literaturgeschichte brach er eine neue Bahn durch seine »Bibliotheca universalis, seu catalogus omnium scriptorum in tribus linguis, graeca, latina et hebraica, exstantium« (Zür. 1545–55, 4 Bde.); die Naturgeschichte erhob er zu einer Wissenschaft und suchte sie durch eigne Forschungen und Beobachtungen zu bereichern. Seine Leistungen in der Zoologie waren in jeder Weise grundlegend. Er schilderte zuerst die Tierformen von wirklich naturhistorischem Standpunkt aus und gab eine oft kritische Zusammenstellung aller bekannten Tatsachen. Der Artbegriff, strenge Nomenklatur und Terminologie fehlen aber, und so gelangte er auch nicht zu systematischer Anordnung. In der Botanik erkannte er den hervorragenden Wert der Blüten und Fruchtteile für die Bestimmung der Verwandtschaft. Auch legte er einen botanischen Garten und ein Naturalienkabinett an. Er gab verschiedene alte Autoren heraus, schrieb über die Natur und Verwandtschaft der SprachenMithridates«, Zür. 1555), über die damals gebrauchten Heilquellen, Arzneimittel etc. Sein Hauptwerk ist die »Historia animalium« (Zür. 1551–58, 4 Bde.; mit Holzschnitten, Frankf. 1603–21; »Gesnerus redivivus auctus et emendatus, oder Allgemeines Tierbuch«, das. 1669 bis 1670, 5 Tle.), aus dem entnommen sind die »Icones animalium quadrupedum« (Zür. 1553); »Icones animalium aquatilium« (das. 1560); »Icones avium omnium« (das. 1555, neue Aufl. 1560); »Stirpium historia«, als »Opera botanica« von K. K. Schmiedel (Nürnb. 1753, 2 Bde.; 1759) herausgegeben; »Epistolae medicinales« (Zür. 1577); »De omni rerum fossilium genere, gemmis, lapidibus, metallis etc.« (das. 1555) u. a. Vgl. Hanhart, Konrad G. (Winterth. 1824).

2) Johann Matthias, Humanist, geb. 9. April 1691 zu Roth im Ansbachischen, gest. 3. Aug. 1761 in Göttingen, studierte seit 1710 in Jena und wurde 1715 Bibliothekar und Konrektor zu Weimar, 1729 Rektor des Gymnasiums zu Ansbach, 1730 Rektor der Thomasschule in Leipzig, 1734 Professor der Poesie und Beredsamkeit an der neuerrichteten Universität zu Göttingen. Indem er das Studium des Griechischen neu belebte, den griechischen und lateinischen Unterricht ausschließlich auf die Klassiker basierte, überall Eingehen auf den Sinn verlangte, auch den Realien größere Bedeutung beilegte u. a. m., ist er zum Reformator der deutschen Gelehrtenschulen geworden. Sein Hauptwerk ist »Novus linguae et eruditionis romanae thesaurus« (Leipz. 1749, 4 Bde.); außerdem nennen wir die Ausgaben der »Scriptores rei rusticae« (das. 1735; 2. Aufl. von Ernesti, 1773–1774, 2 Bde.); des Quintilian (Götting. 1738), des jüngern Plinius (Leipz. 1739; von Ernesti 1770, von Schäfer 1805), des Horaz (das. 1752, 3. Aufl. 1815), des Claudian (das. 1759), des Orpheus (besorgt von Hamberger, das. 1764), und von seinen pädagogischen Werken: »Primae lineae isagoges in eruditionem universalem« (zuerst 1756; Nachschrift hrsg. von Niclas, Leipz. 1774–75, 2 Bde.; 2. Aufl. 1784). Gesammelt erschienen : »Opuscula minora« (Bresl. 1743–45, 8 Bde.), »Kleine deutsche Schriften« (Götting. u. Leipz. 1756), »Thesaurus epistolicus« (bes. von Klotz, Halle 1768–70, 2 Bde.). Vgl. Ernesti, Narratio de Gesnero (Leipz. 1762; hrsg. von Pökel, Berl. 1891); Sauppe, Göttinger Professoren (Gotha 1872); Pöhnert, Joh. Matth. G. und sein Verhältnis zum Philanthropinismus und Neuhumanismus (Leipz. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 739.
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