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Gallait

[276] Gallait (spr. gallǟ), Louis, belg. Maler, geb. 9. Mai 1812 in Tournai, gest. 20. Nov. 1887 in Brüssel, war Schüler der Akademie seiner Vaterstadt und des Direktors Hennequin und trug 1832 mit einem Bilde: Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, den ersten Preis davon. Noch größere Anerkennung fand: Christus, einen Blinden heilend (Kathedrale von Tournai). Nachdem er hierauf die Werke von Rubens und van Dyck in Antwerpen studiert hatte, setzte er seine Studien in Paris fort. Hier gewann er bald als Porträtmaler einen Namen; doch fanden auch seine größern Gemälde, Genre- und historische Darstellungen, viel Beifall, wie z. B.: herumziehende Musikanten und Bettler (im Museum in Lüttich), Hiob auf dem Strohlager und Montaignes Besuch bei Tasso im Gefängnis. Für das historische Museum in Versailles malte er die Schlacht bei Mont-Cassel. In weitern Kreisen machte er sich bekannt durch sein großes Gemälde: die Abdankung Karls V. (1841, im Museum zu Brüssel), das mit dem Bilde de Bièfves: die Unterzeichnung des Kompromisses der Edlen von Burgund, einen Triumphzug durch halb Europa machte (vgl. Teichlein, Louis G. und die Malerei in Deutschland, Münch. 1853). Nach einer Pause in der Produktion größerer Geschichtsbilder, während der G. einige treffliche Porträte und Genredarstellungen lieferte, trat er 1848 wieder mit einem bedeutenden Bild: Egmonds Vorbereitung zum Tode, an die Öffentlichkeit, welches das vorige an meisterhafter Technik noch übertrifft. Ebenso energisch in der Charakteristik waren seine Erstürmung Antiochias (1849) und das große, tief und ergreifend aufgefaßte Gemälde: die Brüsseler Schützengilde erweist den Leichen Egmonds und Hoorns die letzte Ehre (1851, im Stadthaus zu Tournai), das den Höhepunkt seines künstlerischen Vermögens bezeichnet. Mehr durch die Technik als durch tiefern Gedankengehalt erregten Bewunderung: ein junger slawischer Musikant mit seiner Schwester, eine ruhende Zigeunerin mit ihren beiden Kindern (1852), die letzten Augenblicke des Grafen Egmond (1858, Berliner Nationalgalerie) und Tasso im Gefängnis. Unter seinen spätern Schöpfungen sind noch hervorzuheben: die Familie des Gefangenen; Mönch im Klostergang Arme speisend (Neue Pinakothek in München); Johanna die Wahnsinnige mit der Leiche Philipps von Burgund; die Witwe mit ihren Kindern am Meeresstrand; Murillo, das Motiv zu seiner Madonna findend; Vargas vor Alba, und Alba, Todesurteile unterzeichnend (1863). Seitdem sank Gallaits Bedeutung; seine folgenden Werke, zumeist Porträte und die Gruppen: Krieg und Frieden, zeigten eine Abnahme seiner Kraft, bis er 1882 mit dem Gemälde der Pest von Tournai (um 120,000 Frank für das Brüsseler Museum angekauft) einen neuen Aufschwung nahm. G. war Mitglied der Akademien zu München, Berlin, Brüssel und Paris und Ritter des Ordens pour le mérite, Ritter der französischen Ehrenlegion etc.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 276.
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