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Götzen

[185] Götzen, 1) Johann, Graf von, General im Dreißigjährigen Krieg, aus lüneburgischem adligen Geschlecht, geb. 1599, diente bis 1626 der protestantischen Partei, trat aber hierauf in Wallensteins Armee, kommandierte auf Rügen und vor Stralsund (1628), wurde katholisch und erhielt den Freiherren-, dann den Grafenstand. Bei Nördlingen trug er wesentlich zum Siege der kaiserlichen Armee bei, 1636 trat er in die bayrische Armee, wurde aber 9. Aug. 1638 bei Wittenweier gänzlich geschlagen. 1640 kämpfte G. unter kaiserlicher Fahne in Schlesien, 1644 gegen Georg Rákóczy I. in Ungarn mit Erfolg, fiel aber in der Schlacht bei Jankau 6. März 1645. Er war der Stammvater einer in Böhmen und Schlesien reichbegüterten Familie.

2) Friedrich, Graf von, preuß. General, geb. 1767 in Potsdam, gest. 29. Febr. 1820 in Kudowa, trat bei der preußischen Kavallerie ein, ward 1798 Stabsrittmeister bei den Husaren, 1801 Major im Generalstab und 1804 Flügeladjutant des Königs. Im November 1806 beauftragt, die Verteidigung Schlesiens zu organisieren, wurde er im März 1807 Generalgouverneur dieser Provinz, führte mit Erfolg seine Aufgabe aus und trug viel dazu bei, daß Schlesien der preußischen Monarchie erhalten blieb. 1808 zum Mitglied der Armeeorganisations-Kommission ernannt, führte er 1809 von Schlesien aus geheime Unterhandlungen mit Österreich, wurde Chef des von ihm neuerrichteten 6. Husarenregiments, konnte aber wegen Kränklichkeit 1813 am Kriege nicht teilnehmen und trat auch als Generalgouverneur zurück. Ihm zu Ehren erhielt 1889 das 2. schlesische Husarenregiment Nr. 6 den Namen Husarenregiment Graf G.; in Glatz ward ihm ein Denkmal errichtet. Vgl. H. p Wiese und Kaiserswaldau, Friedrich Wilhelm Graf von G., Schlesiens Held in der Franzosenzeit 1806–07 (Berl. 1902).

3) Adolf, Graf von, preuß. Offizier und Afrikareisender, geb. 12. Mai 1866 auf Schloß Scharfeneck (Grafschaft Glatz), studierte Rechtswissenschaft, trat dann in die Armee ein, wurde 1887 Offizier und 1890 zur Botschaft nach Rom kommandiert. Nachdem er 1891 einen Jagdausflug zum Kilimandscharo unternommen hatte, führte er 1893–94 eine Durchquerung Afrikas von O. nach W. aus. Mit zwei Begleitern, v. Prittwitz und Kersting, 35 Soldaten und 600 Trägern brach G. 21. Dez. 1893 von Pangam auf, durchzog die Berglandschaft Irangi, überschritt den Kagera, gelangte in das bisher nur sagenhaft bekannte Königreich Ruanda, erstieg den tätigen Vulkan Kirunga und befuhr die nördliche Hälfte des noch gänzlich unerforschten Kiwusees. Nach mühseligem, zweimonatigem Marsch durch den Urwald erreichte G. 21. Sept. 1894 bei der Station Kirundo den Kongo und 8. Dez. den Atlantischen Ozean. Von 1896–98 lebte G. als Militär- und Marineattaché in Washington; während des spanisch-amerikanischen Krieges war er dem amerikanischen Oberbefehlshaber als deutscher Militärattaché beigegeben. 1900 zum Hauptmann befördert, wurde er im Dezember als Nachfolger v. Lieberts zum Gouverneur von Deutsch-Ostafrika und im März 1901 mit dem Rang eines Majors zum Kommandeur der Schutztruppe daselbst ernannt. Er veröffentlichte: »Durch Afrika von Ost nach West« (Berl 1895, 2. Aufl. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 185.
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