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Froude

[175] Froude (spr. frūd'), James Anthony, engl. Geschichtschreiber, geb. 23. April 1818, gest. 20. Okt. 1894, studierte zu Oxford und wurde 1842 Fellow des dortigen Exeter College. Eine Zeitlang stand F. mit Newman und den Puseyiten in Verbindung, nahm an den Arbeiten für die »Lives of the English saints« teil und erhielt 1844 die ersten Weihen. Doch näherte er sich immer mehr einer skeptisch-rationalistischen Auffassung, und die beiden Schriften: »Shadows of the cloud« (1847) und »Nemesis of faith« (1848) bedeuteten seinen endgültigen Bruch mit der Orthodoxie; er löste sein Verhältnis zu der Universität und trat aus dem geistlichen Stand aus. Seit 1850 war er Mitarbeiter an der »Westminster Review« und an »Fraser's Magazine« und machte die Geschichte Englands im Reformationszeitalter zum Gegenstand eingehender Studien, aus denen seine »History of England from the fall of Wolsey to the death of Eli:. abeth« (Lond. 1856–70, 12 Bde.; neue Ausg. 1893) hervorging, die aber nur bis 1588 reicht. Das Werk wurde wegen der umfassenden, freilich nicht immer hinlänglich kritischen Quellenforschung und wegen der glänzenden Darstellung als eine bedeutende Erscheinung anerkannt, fand aber auch viele Anfechtung wegen seiner leidenschaftlichen Parteinahme für Heinrich VIII. sowie der ungerechten Beurteilung der Königin Elisabeth. Außerdem sind noch von F. zu[175] nennen: »Influence of the Reformation on the Scottish character«; »Short studies on great subjects« (1867–82, 4 Bde.; neue Ausg. 1891); »The English in Ireland in the eighteenth century« (1872–74, 3 Bde.; neue Ausg. 1881); »Caesar, a sketch« (1879, neue Ausg. 1890); »Luther, a short biography« (1883); »Life of Lord Beaconsfield« (1890); »The divorce of Catherine of Aragon« (1891); »Spanish story of the Armada« (1892). Als literarischer Testamentsvollstrecker Carlyles gab er dessen »Reminiscences« (1881, 2 Bde.) und »Letters and memorials of Jane Welsh Carlyle« (1883, 3 Bde.) heraus, weswegen er der Indiskretion und des Mangels an Pietät beschuldigt wurde, und schrieb Carlyles Biographie (1882–84, 4 Bde.; neue Ausg. 1890). Früchte seiner Reisen in die englischen Kolonialgebiete sind seine Schriften »Oceana, or England and her colonies« (1886, neue Ausg. 1898) und »The English in the West Indies or the bow of Ulysses« (1888). 1892 wurde F. der Nachfolger Freemans als Professor der neuern Geschichte in Oxford. Aus seinen dortigen Vorlesungen erwuchsen die Schriften: »Life and letters of Erasmus« (1894), »English seamen in the sixteenth century« (1895) und »Lectures on the council of Trent« (1896). Vgl. D. Wilson, Mr. F. and Carlyle (Lond. 1898).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 175-176.
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