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Feodosia

[417] Feodosia (spr. fjodó-, das alte Theodosia, tatarisch Kafé, bei den Genuesen Kaffa), Kreisstadt und Seehandelsplatz im russ. Gouv. Taurien, an der Südostküste der Halbinsel Krim, an den östlichen Ausläufern des Jaïlagebirges und an der Bahnlinie Dschankoi-F., eine der schönsten Städte der Krim, ist weitläufig gebaut und mit einer starken, durch Türme und einen Graben befestigten Mauer umgeben. An beiden Seiten der Stadt waren vormals Kastelle, und am Nordende ist ein hoher Turm (Genuesenturm) noch erhalten. Innerhalb der Stadt liegt eine mit viereckigen Türmen besetzte Zitadelle. An der Westseite des Hafens zieht sich ein Boulevard hin; höher liegt die russische Stadt, auf der Höhe die tatarische Vor stadt. Die wichtigsten Überbleibsel aus der alten Zeit sind: die vom Meer aus über die Berge um die Stadt laufende Ringmauer, die große Hauptmoschee mit einem Minarett und 10 Kuppeln, 2 andre Moscheen (von denen eine in eine russische Kirche verwandelt ist), die öffentlichen Bäder (jetzt Magazin und Zeughaus), die (jetzt trockne) Georgenfontäne mit großen unterirdischen Gewölben, der Palast des Chans etc. Zu den öffentlichen Gebäuden gehören außerdem: eine griechisch-katholische Kathedrale, 2 Moscheen, 2 Synagogen, wovon die eine den Karäern gehört. F. hat ein Zollamt, einen botanischen Garten, eine Bibliothek, ein städtisches Hospital, eine jüdische und eine karaïmische Kreisschule sowie 8 Seebadeanstalten. Ferner besteht ein Museum für Altertümer und eine Gemäldesammlung im Hause des Marinemalers Ajwasowskij (gest. 1900); auf dem Basarplatz ein moderner Springbrunnen und in der Nähe ein Bronzestandbild Alexanders III. (seit 1896). Sehenswert ist in der Nähe der Stadt das 1442 gegründete armenische Kloster St. Georg. Die Einwohner, deren Zahl (1897) 27,238 beträgt, sind Russen, Deutsche, [417] Tataren, Griechen, Armen ier u. Juden, unter denen sich mehrere hundert Karäer befinden. Die Gewerbe sind vertreten durch Seifensiedereien, Kalk- und Ziegelbrennereien und eine große Zahl von Mühlen. Wein und Obst werden stark gebaut. Der Handel ist trotz des vortrefflichen und geräumigen Hafens unbedeutend. Zur Ausfuhr gelangen fast nur Getreide, gesalzene Häute und Ölsaaten. Mit den Häfen des Asowschen und Schwarzen Meeres steht F. in Dampferverbindung. F. war früher Freihafen. Seiner Seebäder und schönen Lage wegen ist es in der Saison sehr besucht. – Das alte Theodosia (Theudosia) war eine Kolonie der Milesier, die von dem bosporanischen König Leukon erobert und zu einer wichtigen Handelsstadt erhoben, aber schon 131 n. Chr. verwüstet ward. Aus ihren Trümmern erhob sich die Burg Kafa, welche die Chersonesier 350 den bosporanischen Königen entrissen. Um 1262 legte der Genuese Baldo Doria in der Gegend der Burg die Stadt an, die er Kaffa nannte, und die durch ihren ausgebreiteten Handel bald blühend und mächtig ward. 1320 wurde hier ein katholischer Bischof eingesetzt und bald darauf auch ein armenischer. 1344 und 1345 belagerte Dschjanibeg-Chan die Stadt vergeblich. Da viele Einwohner der benachbarten Länder sich vor den Osmanen hierher flüchteten, so wurde Kassa groß und resch. F. wurde 4. Juni 1475 durch Verrat von den Türken eingenommen und verwüstet. Dennoch erholte es sich auch von diesem Schlag. 1771 wurde F. von den Russen erobert und 1774 an Rußland abgetreten. – Der Kreis F. enthält viele Salzseen. Am Fuß des 710 m hohen Delitzer Berges liegen die deutschen Kolonien Heilbronn, Zürichthal u. a.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 417-418.
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