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Eunūch

[165] Eunūch (griech., Verschnittener, Entmannter, Kastrat), im allgemeinen ein der Hoden, auch wohl des Penis beraubter, somit zur Zeugung unfähiger Mann (s. Kastration), im engern Sinn ein Verschnittener, dem im Orient die Obhut über den Harem anvertraut ist. In der Regel wird die Entmannung durch das zuverlässigste und einfachste Verfahren, Wegnahme der Hoden, bewirkt; weil indes hiernach oft noch einige Erektionsfähigkeit des Gliedes, also potentia coëundi, zurückbleibt, so wird im Orient oft auch noch der Hodensack und der Penis weggenommen, eine Operation, die der Mehrzahl der ihr Unterworfenen das Leben kostet, weshalb die Überlebenden besonders teuer bezahlt werden. Im Altertum begnügte man sich oft mit Zerstörung (Zerquetschung) der Hoden; die so Entmannten hießen Thlibiae, Thlasiae, Thladiae. Unter ihnen fand sich häufig die potentia coëundi erhalten, und sie wurden deshalb von den ausschweifenden römischen Frauen mit Vorliebe zu einer folgenlosen Befriedigung des Geschlechtstriebes gemißbraucht. Die Sitte, Eunuchen als Frauenwächter zu halten, ist eine Folge der Vielweiberei; in Ländern mit Monogamie kam sie nur mit dem Eindringen asiatischer Kulte (Kybeledienst), z. B. in der Zeit der römischen und byzantinischen Kaiser, vor. Die Sitte der Entmannung scheint in Libyen ihren Ursprung gehabt und sich von dort über Ägypten nach dem Orient verbreitet zu haben. Syrien und Kleinasien waren in dieser Beziehung besonders berüchtigt. Am oströmischen Hof waren Verschnittene häufig Günstlinge der Kaiser und Großen, und der Name Eunuchos kommt daselbst sogar zur Bezeichnung eines Hofamtes vor, etwa gleichbedeutend mit Kammerherr. Das Oberhaupt der schwarzen Eunuchen am jetzigen türkischen Hof ist der Kislar Agassi. Der kaiserliche Hofstaat in China hat ca. 3000 Eunuchen, auch die Prinzen etc., die Abkömmlinge der Mandschurenfürsten haben Eunuchen, die der Geschlechtsteile vollständig beraubt sind. Bei den betreffenden Operationen sterben 5 Proz.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 165.
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