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Depression

[650] Depression (lat.), in der Astronomie soviel wie negative Höhe, d. h. die unter den Horizont fortgesetzte Verlängerung eines Höhenkreises. Von einem Stern, der 10° unter dem Horizont steht, sagt man, seine D. betrage 10°. D. des Horizonts, s. Kimmtiefe. In der Physik heißt D. die Senkung des Flüssigkeitsspiegels in Haarröhrchen, die z. B. beim Eintauchen von Glasröhren in Quecksilber beobachtet wird. Diese D. macht sich auch bei Barometern und Manometern geltend und muß mittels eigner Tabellen in Rechnung gezogen werden. Bei Thermometern erreicht das Quecksilber im Instrument nach der Bestimmung des Siedepunktes in schmelzendem Eis einen tiefern Stand als vor jener Bestimmung. Diese von einer nachdauernden Ausdehnung des Gefäßes herrührende D. des Nullpunktes muß bei genauen Beobachtungen nach der Methode von Pernet berichtigt werden (vgl. Pernet, Beiträge zur Thermometrie, Münch. 1875). Die D. des Nullpunktes ist von der chemischen Zusammensetzung des Glases abhängig, und bei Anwendung von Jenaer Normalglas fast unmerklich. Die Thermometer aus Jenaer Normalglas sind durch einen eingeschmolzenen roten Längsstrich kenntlich.

In der Geographie heißt D. eine Landstrecke, die tiefer als das Niveau der Ozeane liegt. Die größte D., von dem Flächeninhalte der Skandinavischen Halbinsel, bildet das Kaspische Meer mit seinen benachbarten Gebieten. Der Spiegel des Kaspischen Meeres liegt 25,6 m tiefer als der des Schwarzen Meeres, während der Spiegel des Toten Meeres sogar 394 m unter dem des Mittelmeeres liegt. Andre Depressionen liegen in der Sahara, allerdings nicht von so großer Ausdehnung, als man früher annahm. Die eine befindet sich südlich von Biskra und umfaßt das Schottgebiet von Algerien und Tunis, die zweite liegt im nördlichen Teil der Libyschen Wüste und erstreckt sich von der Großen Syrte bis in die Nähe des Nildeltas. In diesem Gebiet liegt Sokna 284,27 m u. d. M. Auch nennt man D. eine Einsenkung zwischen Hochlandschaften, in der die Höhe erheblich unter die der Umgebung herabsinkt, wenn auch nicht bis unter die Meereshöhe. – In der Meteorologie ist D. soviel wie barometrisches Minimum, ein Gebiet niedrigen Luftdruckes (s. Wetter). – In der Medizin versteht man unter D. eine gedrückte Gemütsstimmung, bedingt durch traurige (depressive) Affekte, die den Vorstellungsablauf begleiten (s. Melancholie). Primäre D. ist ein Hauptsymptom der Melancholie, sekundär ist sie nicht selten durch traurige Wahnvorstellungen, schreckhafte Sinnestäuschungen und unangenehme Empfindungen bedingt. Depressionszustände bezeichneter Art, in denen auch die Handlungen der Kranken gehemmt und langsam sind, Willenslosigkeit und Entschlußunfähigkeit vorherrschen, können monatelang jeder Behandlung trotzen, öfter, auch periodisch wiederkehren. Abgesehen davon, daß sie als selbständige Erkrankungsform auftreten, findet man D. bei Neurasthenie, Hypochondrie, Melancholie, bei beginnender progressiver Paralyse und den Geistesstörungen des Greisenalters.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 650.
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