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Bast [1]

[433] Bast, bei den Pflanzen eine Gewebeform, deren Elemente, die Bastfasern (Fig. a u. b), langgestreckt, an den Enden zugespitzt sind und stark verdickte Wandungen mit spaltenförmigen, schief gestellten Poren besitzen. Ihre Länge beträgt bei dem B. der Linde und Jutefaser nur 1–4 mm, beim Hanf ca. 10 mm, beim Lein 20–40 mm, bei der Nessel über 7 cm, bei Boehmeria nivea 22 cm. Bisweilen sind die Fasern auch verzweigt (Fig. b). Die Elemente des Bastes treten gewöhnlich zu Gruppen vereinigt als Bastbündel auf, die im Innern der Pflanze ein Hartgewebe (s. d.) bilden, dessen Anordnung den Gesetzen der Mechanik entspricht. Ihre Zugfestigkeit kommt der des Schmiedeeisens gleich, dagegen unterscheiden sich die Bastfasern von Metalldrähten gleichen Querschnitts durch größere Dehnbarkeit sowie geringere Widerstandsfähigkeit bei einer die Elastizitätsgrenze überschreitenden Belastung. – Zur Gewinnung des Bastes legt man die im Frühjahr geschälte Baumrinde 6–8 Wochen lang in Wasser, worauf sich der B. von den Rindenstücken leicht ablösen und in bandförmige Streifen zerteilen läßt. Aus solchen Streifen dreht man Bastseile oder man flicht oder webt daraus Bastmatten oder Bastdecken (leichte Deck-, schwere Sackmatten) zum Verpacken von Waren, zu Fußboden- und Wagendecken, Netzen, Sieben, Segeln, einfach, doppelt, ein- und mehrfarbig, glatt und façonniert.

Formen von Bastzellen. a Unverzweigte, b verzweigte Bastzelle.
Formen von Bastzellen. a Unverzweigte, b verzweigte Bastzelle.

Sie kommen besonders aus Rußland, wo die Verfertigung von Lindenbastmatten (bogòsha) in den Gouvernements Wjatka, Kostroma, Kasan und Nishnij Nowgorod vom Volk schwunghaft betrieben wird. Die russischen Bastschuhe sind aus Weidenbast hergestellt. In Ostindien verarbeitet man den B. mehrerer Bäume zu seinen Geweben von seidenähnlichem Glanz, die auch häufig Seidenfäden enthalten und, gewöhnlich braun oder dunkelgelb von Farbe, als Biambonnes, Cherquemolles, Foulas, Foutalonges, Nillas, Pinasses, Romals etc. in den Handel kommen. Aus B. oder breiten Gräsern wird von Einheimischen am Sankuru River ein Gewebe als Schürzenstoff gefertigt. Grobe Bastgewebe kommen als Emballage nach Europa. B. heißt aber auch ein Gewebe aus Seide zur Kette und Baumwolle zum Schuß; desgleichen ein geköpertes Gewebe aus seiner Baumwollenkette und gröbern Baumwollenschuß. Auch Hüte und Papier werden aus B. hergestellt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 433.
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