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Archäologische Institute

[702] Archäologische Institute, Anstalten, die die Aufgabe verfolgen, die archäologischen Forschungen und Resultate der Ausgrabungen bekannt zu machen, die zerstreuten Nachrichten über antike Denkmäler zu sammeln und durch Publikation der Funde deren Bekanntschaft zu vermitteln. Die älteste und hervorragendste Anstalt dieser Art ist das Deutsche archäologische Institut (Instituto di corrispondenza archeologica) in Rom, das 21. April 1829 unter dem Protektorat des Kronprinzen von Preußen. Friedrich Wilhelm, durch Bunsen, Gerhard, Kestner, Thorwaldsen, Panofka, den Herzog Albert de Luynes u.a. im preußischen Gesandtschaftshotel daselbst gegründet wurde. Sein spezieller Zweck ist: »auf dem Gebiete der Archäologie und der Philologie die Beziehungen zwischen den Heimatländern alter Kunst und Wissenschaft und der gelehrten Forschung zu beleben und zu regeln und die neu aufgefundenen Denkmäler der griechischen und römischen Epoche in rascher und genügender Weise zu veröffentlichen«. Hierfür dienten seit der Gründung bis 1887 die »Monumenti inediti«, jährlich 12 Tafeln Abbildungen in großem Format; ein Jahrbuch, die »Annali«, mit bildlichen Beigaben, und die monatlich ausgegebenen »Bulletini«, die über die neuesten Entdeckungen berichteten. 1872 wurde in Rom auch eine »Ephemeris epigraphica« begründet und 1875 als Zentralorgan des Instituts die in Berlin erscheinende »Archäologische Zeitung« bestimmt. 1836 erbaute sich das Archäologische Institut ein eignes Haus im Garten des deutschen Hospitals auf dem Kapitol, an dessen Stelle ein unter Laspeyres 1873–76 erbautes umfangreicheres trat. Am 18. Mai 1874 wurde das Archäologische Institut in eine deutsche Reichsanstalt umgewandelt, die einer Zentraldirektion in Berlin unterstellt wurde, und 9. Dez d. J. eine Zweiganstalt in Athen begründet, die seit 1876 »Mitteilungen«, vierteljährlich ein Heft in deutscher oder griechischer Sprache, veröffentlicht. Seit 1874 sind fünf Stipendien ausgesetzt (darunter eins für christliche Archäologie), die von der Reichsregierung an junge Philologen vergeben werden. Für diese zunächst, überhaupt aber für alle Deutschen, die sich Studiums halber in Rom oder Athen aufhalten, werden unentgeltlich teils archäologische Vorträge gehalten, teils Periëgesen der Denkmäler vorgenommen. Durch ein Statut vom 9. April 1887 erhielt das Institut eine neue Verfassung. Danach wurden die beiden Institute einander koordiniert und jedes unter die Leitung von zwei Sekretären gestellt, die ihren dauernden Aufenthalt in Rom und Athen haben. Der erste Sekretär in Rom ist gegenwärtig E. Petersen, in Athen W. Dörpfeld. Die oberste Leitung beider Institute erhielt unter Teilnahme der Zentraldirektion der Generalsekretär des Archäologischen Instituts, der seinen dauernden Wohnsitz in Berlin haben muß (gegenwärtig Professor Conze). An die Stelle der frühern periodischen Schriften traten: 1) »Antike Denkmäler« (jährlich ein Heft in Folioformat, mit 12 Tafeln); 2) »Jahrbuch des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts«; beide in Berlin erscheinend. Die »Ephemeris epigraphica« erscheint in bisheriger Weise weiter. In Rom erscheinen »Mitteilungen des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts. Römische Abteilung« (vierteljährlich ein Heft in deutscher, italienischer, lateinischer oder französischer Sprache). Außerdem veranstaltet das Institut Veröffentlichungen ganzer Denkmälerkategorien (etruskische Urnen und Spiegel, Teerakotten, Sarkophagreliefs, mykenische Vasen etc.). Vgl. Michaelis, Geschichte des deutschen archäologischen Instituts (Berl. 1879); »Repertorio universale delle opere dell' Instituto archeologico, sezione Romana, dall' anno 1874–1885« (1889). Seit 1890 veranstaltet das deutsche Institut alljährlich eine Studienreise durch Italien sue je etwa 20 Gymnasiallehrer unter Führung von Gelehrten des Instituts, denen sich später auch Studienreisen in Griechenland unter Führung des athenischen Instituts angeschlossen haben. Auch die badische Regierung hat solche Studienreisen veranstaltet. Demselben Zweck dienen die 1890 von der preußischen Regierung eingerichteten Ferienkurse für Gymnasiallehrer in Berlin, Bonn und Trier, die später auch von Bayern, Sachsen, Hessen und Baden an archäologisch wichtigen oder reiche Sammlungen enthaltenden Orten aufgenommen wurden. Auch Lehrmittel zu erheblich ermäßigten Preisen (Bildertafeln, Gipsabgüsse etc.) sind durch das deutsche Institut den höhern Lehranstalten zugänglich gemacht worden. Der Palästinaforschung dient das Ende 1902 in Jerusalem errichtete archäologische Institut, dessen Leitung dem Leipziger Professor Dalman übertragen wurde. – An ähnlichen Instituten besitzen: Frankreich die École française d'Athènes (seit 1844) u. die École française de Rome (seit 1875), die ein gemeinsames Organ in der »Bibliothèque des écoles françaises d'Athènes et de Rome« (seit 1876) haben, woneben noch die »Mélanges d'archéologie et d'histoire« (Rom 1881 ff.) und das »Bulletin de correspondance hellénique« (seit 1877) erscheinen (vgl. Radet, L'œuvre et l'histoire de l'École française d'Athènes, Par. 1901); die Vereinigten Staaten von Nordamerika seit 1882 eine amerikanische Schule in Athen, die von Boston-Cambridge aus gegründet wurde und durch Privatmittel unterhalten wird (gegenwärtiger Leiter Waldstein), und seit 1895 eine Schule in Rom, und Rußland seit 1894 ein archäologisches Institut in Konstantinopel. 1898 wurde von der österreichischen Regierung ein Archäologisches Institut in Wien gegründet und unter die Leitung von Benndorf gestellt (»Jahreshefte«, seit 1898). In Griechenland ist die 1837 gegründete Archäologische Gesellschaft zu Athen für Förderung der archäologischen Studien und für Ausgrabungen tätig. Vgl. Ausgrabungen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 702.
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