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Oppolzer

[84] Oppolzer, 1) Johann, Ritter von, Mediziner, geb. 3. Aug. 1808 zu Gratzen in Böhmen, gest. 16. April 1871 in Wien, studierte in Prag, ließ sich daselbst als Arzt nieder und ward 1841 Professor der dortigen medizinischen Klinik und Primärarzt am allgemeinen Krankenhaus. 1848 ging er als Professor der speziellen Pathologie und Therapie und Direktor des Jakobhospitals nach Leipzig und 1850 nach Wien. O. genoß als klinischer Lehrer und praktischer Arzt europäischen Ruf, und die Wiener medizinische Fakultät gelangte durch ihn zur höchsten Blüte. Vor allem beseitigte er die nihilistische Richtung der alten Wiener Schule in der Therapie. Seine vom Ritter v. Stoffella unter seiner Leitung herausgegebenen »Vorlesungen über spezielle Pathologie und Therapie« (Erlang. 1866–72, Bd. 1 u. 2. Bd., 1. Lief.) sind unvollendet geblieben. Als Sonderdrucke erschienen die »Vorlesungen über die Krankheiten des Herzens und der Gefäße« (Erlang. 1867) und »Über die Krankheiten der Mundhöhle, der Speicheldrüsen, des Rachens und der Speiseröhre« (das. 1872).

2) Theodor, Ritter von, Astronom, Sohn des vorigen, geb. 26. Okt. 1841 in Prag, gest. 26. Dez. 1886 in Wien, studierte in Wien Medizin und Astronomie, habilitierte sich 1866 an der dortigen Universität als Privatdozent für theoretische Astronomie und wurde 1870 außerordentlicher, 1875 ordentlicher Professor für Astronomie und höhere Geodäsie. 1869 wurde er Mitglied der Akademie, 1872 Kommissar für die europäische Gradmessung und 1873 Leiter des österreichischen Gradmessungsbureaus, als welcher er eine sehr große Zahl von Längenbestimmungen und Pendelmessungen ausführte. O. war außerordentlich tätig besonders im Gebiete der theoretischen Astronomie, 320 Abhandlungen von ihm finden sich in den Schriften der Wiener Akademie und astronomischen Zeitschriften, sein »Lehrbuch zur Bahnbestimmung der Kometen und Planeten« (Leipz. 1870–80, 2 Bde.; 1. Bd. in 2. Aufl. 1882) ist das beste und vollständigste Werk dieser Art und enthält vielfach neue Methoden. Außerdem sind zu nennen: »Syzygientafeln für den Mond« (Leipz. 1881); »Tafeln zur Berechnung der Mondfinsternisse« (Wien 1883); »Über die Auflösung des Keplerschen Problems« (das. 1885); »Entwurf einer Mondtheorie« (das. 1886); »Über die astronomische Refraktion« (das. 1886) und ganz besonders sein »Kanon der Finsternisse« (das. 1887), der die Elemente aller Sonnen- und Mondfinsternisse von 1207 v. Chr. bis 2163 n. Chr. enthält.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 84.
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