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Normalschule

[782] Normalschule (Musterschule), Schule (vorzüglich Volksschule), an der Anfänger durch Anschauung und Übung für selbständige Verwaltung eines Lehramtes sich vorbereiten; sodann in den romanischen Ländern (franz. école normale), früher auch in Österreich, geradezu Lehrerseminar (s. Seminar). Dem Zeitalter, dem zuerst das Bedürfnis besonderer Anstalten zur Bildung der Volksschullehrer bewußt ward (1650–1750), schwebte ein zwiefacher Weg vor, der der propädeutischen Belehrung (»Lehrerschule«) und der der geordneten praktischen Anleitung (»Musterschule«). In dem Begriff des Seminars vereinigten sich später beide Wege, indem diese Anstalt neben theoretischem Unterricht ihren Zöglingen auch Gelegenheit zur Beobachtung bei Musterlektionen und zu eigner Übung im Schulehalten unter Leitung ihrer Lehrer in einer Übungsschule darbietet. In Österreich wurde durch die Schulordnung vom 6. Dez. 1774 die Bezeichnung der Lehrerbildungsanstalten als Normalschulen eingeführt. Während sie dort heute lediglich in der Benennung der mit den »Lehrerbildungsanstalten« verbundenen Volksschulen als Übungs- und Musterschulen fortlebt, hat sie durch Aufnahme in die Unterrichtspläne der französischen Revolution (Lakanal 1795) und Begründung der großen Écoles normales supérieures für Volks- und für höhere Schulen zu Paris in der romanischen Welt sich dauernd eingebürgert, obwohl auch da die Übungsschule als solche nur ein wenn auch hochwichtiges Glied (école annexe) der umfassendern Anstalt bildet. In allgemeinerm Sinn ist die Bezeichnung als N. gemeint bei der Ecole modèle der Ligue de l'enseignement in Brüssel, der 1803 gegründeten Musterschule (Realgymnasium) in Frankfurt a. M. und andern.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 782.
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