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Zenit

[982] Zenit nennt man den Punkt des Himmels, in dem die Richtung des Lotes die oberhalb des Beobachters gelegene Himmelshalbkugel trifft; nach unten verlängert trifft diese Linie den sogenannten Nadir, den Gegenpunkt des Zenits.

Bei geodätischen und astronomischen Vertikalwinkelmessungen bezieht man die Richtung nach dem Objekt (Gestirn) mit Vorteil auf das Zenit, d.h. man mißt Zenitdistanzen (s.d.). An den Vertikalkreisen der astronomischen Meßinstrumente nennt man Zenitpunkt denjenigen Punkt, den man an den Nonien oder Mikroskopen ablesen würde, wenn die Absehnslinie des Fernrohres genau nach dem Zenit gerichtet sein würde. An größeren Instrumenten, namentlich festaufgestellten, benutzt man als Referenzpunkt für die Vertikalwinkel häufig den Nadirpunkt statt des Zenitpunktes, weil dieser sich leichter bei solchen Instrumenten direkt bestimmen läßt, durch Benutzung eines Quecksilberhorizontes. – Im allgemeinen erhält man den Zenitpunkt aus der halben Summe zweier Ablesungen des Kreises in entgegengesetzten Lagen (Fernrohr rechts und Fernrohr links) bei Richtung der Absehnslinie nach dem gleichen seiten Objekt. – Die Verbindungslinie Zenit-Nadir geht im allgemeinen wegen der sphäroidischen Gestalt der Erde nicht durch deren Mittelpunkt (nur am Aequator und am Pol ist das der Fall), sondern die Richtung nach dem Zentrum der Erde schließt mit der Aequatorialebene einen andern Winkel ein als die Lotlinie. Den ersteren nennt man die geozentrische (φ'), den letzteren die geographische Breite (φ) des Beobachtungsortes (s. Geographische Koordinaten). Zwischen geozentrischer und geographischer Breite besteht die einfache Beziehung tg φ' = a2/b2tg φ, wo a und b die beiden Halbachsen der Erdellipse sind. Ueber weitere Beziehungen sind die Handbücher der mathematischen Geographie zu vergleichen.

Ambronn.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 982.
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