[go: up one dir, main page]

Ausdehnung

[76] Ausdehnung ist die allen Körpern zukommende mathematische Eigenschaft, einen gewissen Raum einzunehmen. In[76] der Ausdehnung, nicht in der Raumerfüllung, sah Cartesius (1596-1650) das Wesen der einen Substanz, der Materie, während er das Wesen der zweiten Substanz, des Geistes, in das Denken setzte. Auch Spinoza (1632-1677) bezeichnete als Wesen der Materie die Ausdehnung, setzte aber Ausdehnung und Denken zu Attributen einer einzigen Substanz herab. Leibniz (1646-1716) setzte das Wesen der Substanz in die vorstellende Kraft und sah in der Ausdehnung nur eine verworrene menschliche Vorstellung des Wirklichen. Nach Kant (1724-1804) ist die Ausdehnung Anschauung a priori und besitzt transscendentale Idealität, aber empirische Realität. – Die neuere Physik versteht im Gegensatz zur Mathematik unter Ausdehnung die Raumerfüllung, die entweder mechanisch oder dynamisch gedacht werden kann. – Ausdehnbarkeit bedeutet die Fähigkeit der Körper, ohne Änderung ihrer Masse einen größeren Raum einzunehmen.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 76-77.
Lizenz:
Faksimiles:
76 | 77
Kategorien: