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Uhren

[546] Uhren (vom lat. hora), Instrumente zur Messung der Zeit. Die jetzt gebräuchlichen U. mit Räderwerk haben die früheren Sand- u. Wasser-U. gänzlich verdrängt; nur die Sonnen-U. finden noch eine beschränkte Anwendung. Die Kraft, welche das Räderwerk in Bewegung setzt, ist entweder ein Gewicht od. die Elasticität einer Metallfeder, man hat also Gewicht- u. Feder-U. Um die Achse des ersten Rades ist eine Schnur gewunden mit anhängendem Gewicht, durch dessen Herabsinken die Achse und damit das Rad in drehende Bewegung gebracht u. diese Bewegung sodann durch die ganze Reihe der ineinander greifenden Räder fortgeleitet wird. Man unterscheidet im Räderwerk 2 Hauptabtheilungen, das Gangwerk u. das Zeigerwerk, bei Schlag-U. auch das Schlagwerk. Jedes Rad ist sowohl am Umfange seiner Scheibe als an seiner Achse mit Zähnen versehen. Die Scheibenzähne jedes Rades greifen in die Achsenzähne (Getriebe) des nächstfolgenden Rades u. so erhält jedes folgende Rad seine Bewegung durch das vorhergehende, und zwar stets eine schnellere als dieses, so daß das letzte Rad des Gangwerks (das Steigrad) die schnellste Drehung hat. Um diese langsamer zu machen, ist die sog. Hemmung (échappement) angebracht. Bei den Gewicht-U. ist dies das Pendel, das mit einer ankerähnlichen Vorrichtung (Anker) in Verbindung steht. Gleichförmig mit den Schwingungen des Pendels bewegt sich auch der Anker hin u. her u. greift mit seinen 2 Zähnen abwechselnd rechts und links in die schiefen Zähne des Steigrades, wodurch jedesmal eine vorübergehende Hemmung u. dadurch eine Verzögerung der Bewegung dieses Rades hervorgebracht wird. Diese pflanzt sich rückwärts durch das ganze Gangwerk fort u. macht, daß die Schnur mit dem Gewichte des ersten Rades nur äußerst langsam sich abwinden kann u. die sonst beschleunigte Fallbewegung des Gewichtes eine gleichförmige wird. Die Hemmung bringt somit Gleichförmigkeit und den erforderlichen Grad der Schnelligkeit in das Gangwerk. – Das Zeigerwerk erhält seine Bewegung vom Gangwerk u. besteht aus dem Minuten-, Wechsel- u. Stundenrad. Das Minutenrad dreht sich genau in einer Stunde 1 mal um u. trägt auf seiner Achse den Minutenzeiger; es greift zugleich in das Wechselrad u. dieses in das Stundenrad ein, welches letztere dadurch eine 12mal langsamere Bewegung erhält und auf seiner Achse den Stundenzeiger trägt. – Bei den Feder-U. wird die Bewegung durch die Elasticität einer spiralförmigen stählernen Feder bewirkt, welche innerhalb des Trommelhauses mit ihrem einen Ende an einem unbeweglichen Stifte, mit dem andern an der innern Seite der Trommel befestigt ist. Neben der Trommel befindet sich das erste Rad, das Schneckenrad, kegelförmig und mit schneckenförmigen Umgängen versehen. Trommel und Schneckenrad sind durch eine lange gegliederte Kette miteinander verbunden. Wird nun durch Umdrehen des Schneckenrades die Uhr aufgezogen, so windet sich die Kette auf die Umgänge der Schnecke u. zieht damit die Trommel in gleiche drehende Bewegung, wodurch die Feder in derselben gespannt wird. Sich selbst überlassen, dreht sich die gespannte Feder wieder auf, dreht die Trommel nun in entgegengesetzter Richtung u. indem sich so die Kette auf der Trommel auf- u. von der Schnecke ab windet. erhält auch das Schneckenrad die gleiche drehende Bewegung, welche sich dann wieder auf die fernern Räder fortpflanzt. Die Schnecke dient zugleich, um die Ungleichförmigkeit in der Wirkung der Feder auszugleichen, indem sie bei der allmälig schwächer werdenden Kraft der sich aufrollenden Feder dem Zuge der Kette einen allmälig länger [546] werdenden und somit kräftigeren Hebelarm darbietet. Die Hemmung ist bei den größeren Feder-U. (den sog. Stand-U.) gewöhnlich die schon beschriebene mit Pendel und Anker; bei den kleinen Taschen-U. dagegen wird das Pendel durch eine spiralförmig gewundene sehr seine Stahlfeder (die Spirale) ersetzt, deren eines Ende am Uhrgestell befestigt ist, das andere an der Unruhe, einem ungezähnten Rade, an dessen Achse zwei Lappen sich befinden, die abwechselnd in die Zähne des Steigrades eingreifen. Die Schwingungen der Spirale u. der Unruhe sind ganz ähnlich denen des Pendels. Eine bedeutende Verbesserung dieser Hemmung ist die neuere Cylinderhemmung, bei der die Achse der Unruhe einen hohlen u. ausgeschnittenen Cylinder bildet, in den das hier horizontal liegende Steigrad eingreift. Die Cylinder-U. haben viel sicherern Gang und gestatten bei der horizontalen Lage des Steigrades einen viel flacheren Bau, auch ist die Schnecke bei ihnen zur Ausgleichung unnöthig, fällt daher weg. – Die genauesten tragbaren U. sind die Chronometer oder Seeuhren. Nach den Zeitangabe unterscheidet man U. für mittlere Sonnenzeit (die gewöhnlichen), für wahre Sonnenzeit u. solche für Sternzeit (astronomische od. Stern-U.). Im Alterthum kannte man nur Sand-, Wasser- u. Sonnen-U. Ueber den Erfinder der Räder-U. u. die Zeit der Erfindung ist man noch im Ungewissen. Im 12. Jahrh. kommen sie bereits in den Klöstern vor; im 15. Jahrh. waren sie schon allgemein verbreitet. Die Taschen-U. soll 1500 Peter Hele in Nürnberg erfunden haben.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 546-547.
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