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Schwerz

[155] Schwerz, Joh. Nepomuk Hubert, berühmter Landwirth und Schriftsteller, geb. 11. Juni 1759, Sohn eines wenig bemittelten Kaufmannes, besuchte das Collegium der Jesuiten seiner Vaterstadt, wurde 1783 beim Grafen von Renesse Erzieher u. blieb hier 22 Jahre. Nach Vollendung der Erziehung seiner Zöglinge beschäftigte er sich 1801–4 mit der Verwaltung des Gutes Eldern und gelangte so erst im 40. Jahre zur Ausübung des Faches, welches ihm so großen Ruhm verschaffen u. so großen Fortschritt verdanken sollte. 1802 machte er seine erste landwirthschaftliche Reise durch die sandigen Gegenden des nördlichen Brabant bis nach der fruchtbaren Scheldeniederung. Im Frühjahr u. Herbst 1805 unternahm S. eine 2. u. 3. Reise nach Brabant und Flandern, verließ um diese Zeit das Haus des Grafen von Renesse und nahm gerne die Einladung der Schwester des Grafen von Renesse, verehelichte Gräfin v. Liederkerke, an, auf deren Gut Lesqui bei Lüttich er im J. 1806 den 1. seiner Gönnerin gewidmeten Band seiner »Anleitung zur belg. Landwirthschaft etc.« schrieb, welcher zur Ostermesse 1807 zu Halle erschien. Was dem Werke die größte Aufmerksamkeit des ökonomischen Publikums zuwandte, war Thaers Rezension in den »Annalen des Ackerbaues«. Inzwischen hatte S. im Februar 1806 den Rhein besucht und kam 1807 in seine Vaterstadt zurück. Er schrieb hier eine weitläufige Belehrung über Ackerbau und Baumpflanzung in dem Handbuche für die Bewohner des Rhein- u. Moseldepartem. für 1808 und besorgte die Herausgabe des 2. Bandes der belg. Landwirthschaft, welchen er dem Präfecten [155] Lezay-Marnesia widmete u. von dem landwirthschaftlichen Publikum mit nicht minderm Beifalle als der erste aufgenommen wurde. Die berühmten Brüder Pictet von Genf gaben 1809 in ihrer brit., später allgemeinen Bibliothek Auszüge aus S. ens Anleitung und noch in demselben Jahre wurde S. ens Werk in Antwerpen ins Französische übersetzt. Im März 1808 ging S. nach Bocholt zu seinem Freunde Anton Diepenbrock mit dem Plane, auf dessen kleinem Gute Holtwyk Ackerbau zu treiben u. einige Zöglinge aufzunehmen, kehrte aber anfangs 1809 nach Coblenz zurück, berufen von dem Präfecten Lezay, auf dessen Verlangen er im botanischen Garten viele Versuche machte. Eine letzte Reise nach Brabant wurde von S. im Winter 1809 auf 1810 unternommen und nunmehr das Wenige gesammelt, was in jenem Lande Geschriebenes über den dortigen Landbau zu finden war. Nachdem Lezay Präfect in Straßburg geworden, wurde S. ebenfalls dorthin berufen u. ihm zu Ehren die Stelle eines Inspectors des Ackerbaues, namentlich der Tabakpflanzung, geschaffen. In dieser Zeit studierte S. auch nicht blos den Tabaksbau, sondern die ganze Landwirthschaft des Elsasses u. entwarf eine treffliche Beschreibung desselben (Berlin 1816). 1815 blieb er den ganzen Sommer bei Fellenberg und lieferte die unparteische, unter vielen einseitigen für und wider Fellenberg geschriebenen Urtheilen doppelt willkommene Beschreibung der Fellenbergischen Landwirthschaft in Hofwyl, Hannov. 1816. Im August und Sept. 1814 machte S. eine Reise durch die Pfalz, deren Ergebnisse er in den Beobachtungen über den Ackerbau der Pfälzer, Wien 1816, niederlegte. Im October 1814 st. S. ens wärmster Gönner, der edle Lezay, S. reiste in die Heimath zurück u. kam i. J. 1816 auf Empfehlung seines Freundes Diepenbrock u. durch Vermittlung des westfälischen Oberpräsidenten v. Vincke als Regierungsrath in preuß. Dienste. Er erstattete 1816–18 über die landwirthschaftlichen u. bäuerlichen Verhältnisse von Westfalen und Rheinland weitläufige Berichte sowie über die Mittel zur Hebung derselben an das Ministerium des Innern. Als er vom Könige von Württemberg den Ruf erhielt an die Spitze einer Landwirthschaftslehranstalt zu treten, zog er 60jährig diese ruhige Stellung längern Reisen vor. S. arbeitete nun unter persönlicher Theilnahme des Königs Wilhelm und der Königin Katharina an der Errichtung des Instituts, welches den 25. Sept. 1818 in Hohenheim gegründet und durch ihn bald berühmt wurde. 1823, 25, 28 gab S. seine Anleitung zum practischen Ackerbau in 3 Bdn. heraus, ein umfassendes Werk, welches die Ergebnisse seiner 27jähr. Studien enthält, hauptsächlich für das westl. u. südl. Deutschland geschrieben, mit den Lehrbüchern des hannöv. Thaer u. des österr. Burger eine Dreizahl von Lehrbüchern bildend, auf welche Deutschland stolz sein kann. Die vielen Geschäfte der Hohenheimer Anstalt, vorgerücktes Alter und Kränklichkeit hinderten S. ens Absicht, noch die Lehre von den sog. Handelspflanzen im Drucke erscheinen zu lassen, aber er übergab seine reichhaltigen Papiere etc. hierüber an Pabst, damaligen Lehrer an der Hohenheimer Anstalt, zur Besorgung. 70jähr. verließ S. sein Hohenheim, bei dem Abschiedsfeste wurde auf den Vorschlag des Freiherrn von Ellrichshausen, der nach S. die Direction der Anstalt zu Hohenheim übernahm, der von S. eingeführte Fläminger Pflug mit dem Namen S.ischer Pflug belegt, unter welchem Namen er im südwestl. Deutschland außerordentlich schnell und häufig sich verbreitet hat. S. verwendete den größten Theil seiner Pension zu wohlthätigen Zwecken, half unter anderen das Waisenhaus zu St. Barbara in Coblenz stiften. In seinen letzten Lebensjahren beschäftigte sich S. mit religiöser Schriftstellerei, erblindete jedoch allmälig ganz und st. am 1. Februar 1844. Seinen »Landwirthschaftlichen Nachlaß« gab Pabst, Stuttg. 1845, heraus.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 155-156.
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