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Blutegel

[575] Blutegel (Hirudo), aus der Ordnung der Ringelwürmer, hat einen weichen, länglichen Körper, an jedem Ende mit einem Saugnapfe versehen. Der Mund, der mit 3, mit Zähnen besetzten Kinnladen versehen ist, liegt in der Mitte der Scheibe. An der Oberseite des Kopfes befinden sich 10 Augen in Form kleiner Punkte. Im Wasser bewegt er sich schlängelnd, außer demselben aber nach Art der Spannraupen. Die Geschlechter sind getrennt, die Fortpflanzung geschieht durch Eier, die von einem Cocon umgeben sind. Sein Aufenthalt ist das Wasser, aber auch in feuchter Erde ist er gern; im Herbst gräbt er sich tief in die Erde und überwintert da. Seine Nahrung besteht meist in Wasserthierchen, besonders aber liebt er das Blut der warmblütigen Thiere. Dieser Blutdurst macht ihn zu dem in der Heilkunde unschätzbaren Thiere. Die bekanntesten Arten sind: 1. der officinelle B., Hirudo officinalis, besonders in Ungarn, mit grünlichbraunem Rücken und 6 unpunktirten Längsstreifen. 2. Der medicin. B. (Hirudo medicinalis), mit olivengrünem Rücken und 6 punktirten Längsstreifen; dieser, früher fast ausschließlich gebraucht. ist jetzt ziemlich selten geworden. Der therapeutische Nutzen der B. bei Entzündungen, inneren und äußeren. bei Congestionen einzelner Organe etc. ist bekannt, und in vielen Fällen sind sie durch nichts zu ersetzen. Ihr Verbrauch ist ein enormer u. geht jährlich in die Hunderte von Millionen, weßhalb sie einen bedeutenden Handelsartikel bilden. Bei uns sind sie ziemlich selten geworden, dagegen werden aus Ungarn, Polen und Rußland ungeheure Quantitäten ausgeführt.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 575.
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