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Blausäure

[563] Blausäure, acidum hydrocyanicum s. borussicum, H C2 N, eine Verbindung des Cyans mit Wasserstoff, wurde zuerst 1782 von Scheele in dem Berlinerblau aufgefunden. Später gelangten Berthollet und Gay Lussac durch ihre Versuche zu der klarsten Kenntniß der chemischen Natur und quantitativen Zusammensetzung der B., und in neuerer Zeit lieferten Yttner, Gmelin, Berzelius, Liebig und Wöhler Beiträge zur Kenntniß der Säure, ihres Radicals u. dessen Verbindungen. Das Radical der B., das Cyan, findet sich in vielen Pflanzenstoffen, namentlich in den Blüthen, Blättern und Samen der Mandel- und der Kirschbaumsorten, woraus durch Maceriren und nachheriges Destilliren ein blausäurehaltiges Wasser gewonnen wird. Die wasserfreie B. wird durch Zersetzung des Cyanquecksilbers mit Salzsäure oder Schwefelwasserstoffgas, und die concentrirte wässerige für den medicinischen Gebrauch aus in Wasser gelöstem Blutlaugensalz und verdünnter Schwefelsäure durch Destillation gewonnen; sie ist eine farblose helle Flüssigkeit von 0,7 spec. Gewicht, hört bei +15° C. auf flüssig zu sein und wird gasförmig. Die B. wirkt in Tropfen- und Dunstform im höchsten Grade narkotisch giftig und tödtet plötzlich, wenn sie durch die Venen unmittelbar in das Blut gebracht wird. Als Gegengift wird Salmiakgeist, auch Chlor und schwarzer Kasse angewendet. In der Medizin dient die B. als flüchtig narkotisch wirkendes Heilmittel sowohl für sich als in Verbindung mit anderen Körpern, wie Zink, Eisen, Quecksilber.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 563.
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